NDR – #Panoramagate

Zeitgeschichtliche Parallelen drängen sich auf. Zwischen 1933 und 1945 hieß es denunziatorisch: „Franz Meier hat BBC gehört.“ 1949 bis 1989 hieß es in der DDR: „Konrad Müller hat Westfernsehen geguckt“. 2020 heißt es, Marcel B. habe eine rechte Seite geliked.

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Dass das NDR-Magazin Panorama immer vorne dran ist, wenn es darum geht, eine
Antifa-Kampagne zu starten, ist bekannt. Nun meinen die NDR-Leute, wieder einmal einen Mann mit „rechten“ Kontakten ausgemacht zu haben. Dass es ein Oberstleutnant namens Marcel B. aus dem Verteidigungsministerium ist, passt den Hamburgern gut in Konzept. Erst wirft man ihm vor, er sei auf Instagram mit einem Rechtsradikalen der Identitären Bewegung (IB) vernetzt gewesen, hieß es in einem Beitrag des ARD-Magazins Panorama. Siehe hier und hier.

Miserable Recherche
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Dann, als der Mann deswegen von seinen Vorgesetzten bereits übereilt von seinen ministerialen Aufgaben entbunden worden war, legte Panorama mit neuen Schnüffelprodukten nach. Der Oberstleutnant habe in der stramm konservativen Münchner Burschenschaft „Cimbria“ und in der konservativen Denkfabrik „Studienzentrum Weikersheim“ je einen Vortrag gehalten. (Die Leser sollten wissen, welche renommierten Redner schon in Weikersheim aufgetreten sind: Norbert Blüm, Joachim Gauck, Gesine Schwan, Gerhard Schröder als Juso-Vorsitzender, Rita Süssmuth, Bernhard Vogel, Wolfgang Schäuble u.v.a.m.).

„Panorama“ scheint bei der Stasi in die Lehre gegangen zu sein und die Methoden operativer Zersetzungsarbeit gelernt zu haben. Ohne Rücksicht auf zu klärende Fakten, ohne Unschuldsvermutung und ohne Rücksicht auf die Zukunft dieses 41-jährigern Vollblutsoldaten: Hauptsache man hat etwas, um der Polizei oder in diesem Fall der Bundeswehr ans Bein zu pinkeln. Das scheint Volkssport geworden zu sein. Auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und die WELT kritisieren dieses Vorgehen. Aber nach dem alten lateinischen Grundsatz „semper aliquid haeret“ („Es bleibt schon immer etwas hängen.“) waren die Magazinmacher schon mal erfolgreich. Klar, dass auch der Spiegel die Sache ein zu eins breittritt.

Parallelen?

Zeitgeschichtliche Parallelen drängen sich auf. Zwischen 1933 und 1945 hieß es denunziatorisch: „Franz Meier hat BBC gehört.“ 1949 bis 1989 hieß es in der DDR: „Konrad Müller hat Westfernsehen geguckt“. 2020 heißt es, Marcel B. habe eine rechte Seite verlinkt oder geliked.

Apropos „Denunziation“: Es sich zwar kaum bestätigen lassen, aber auszuschließen ist nicht, dass die „Informationen“ über Oberstleutnant Marcel B. von „Kameraden“ durchgestochen wurden. (Siehe unten den Tweet, den Panorama-Redakteurin Caroline Walter veröffentlichte.) Denn es gibt nicht nur Gesinnungsjournalisten, sondern auch Gesinnungssoldaten, denen ein aufstrebender Generalstabsoffizier auf der eigenen Karriereleiter im Wege ist. Der Oberstleutnant ist ein fähiger, und nicht zuletzt ein mutiger Mann. Nicht gerade zur Freude seiner Vorgesetzten hat er zum Beispiel nach eigenen Auslandseinsätzen 2017 ein Buch geschrieben („Innere Führung auf dem Prüfstand“), in dem er das Prinzip der „Inneren Führung“ bzw. des „Staatsbürgers in Uniform“ bei kriegerischen Auslandseinsätzen für nur begrenzt tauglich erklärt hat. Zurecht, denn wenn es vor Ort um einen Kampf etwa gegen Taliban geht, kann das militärische Vorgehen nicht erst endlos diskutiert, gewerkschaftlich ausgehandelt und pseudodemokratisch entschieden werden.

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Es wird Zeit, dass sich nicht nur die politische Leitung des Ministeriums vor, hinter und an die Seite dieses aufrechten Offiziers stellt, zumal er in einer Stellungnahme gegenüber Bild keinen Zweifel an seiner Verfassungstreue hat aufkommen lassen. Es wäre sehr zu wünschen, dass auch in der Bundeswehr eine möglichst breite Welle der Solidarität für Marcel B. entsteht. Dass es in den „sozialen Medien“ „Solidaritätsbekundungen“ auch von Leuten in Uniform gibt, ist ein gutes Zeichen, aber es muss mehr werden.

Der Verein „Deutscher.Soldat“ schreibt auf Facebook: „Wir wenden uns klar gegen eine Vorverurteilung von Marcel Bohnert, der uns lange und persönlich bekannt ist. Wir fänden es gegen sämtliche Prinzipien der Bundeswehr, wenn ein verdienter Offizier auf einen tendenziösen und belegfreien Bericht hin um seine Karriere zu fürchten hätte. Die Vorwürfe müssen sauber aufgearbeitet werden und mit dem Instrumentarium, dass es dafür gibt geahndet werden, wenn sie sich erhärten. Wir hoffen, dass sich das Bundesministerium der Verteidigung und die Ministerin nicht von der effekthascherischen Berichterstattung von Panorama dazu treiben lassen, das Leben und die Karriere eines verdienten Offiziers zum Spielball politischer Kommunikation zu machen.“

Weitere Facebook-Einträge in Auswahl: „Die Berichterstattung zu diesem Fall ist unter aller Kanone. Viel schlimmer aber ist die Reaktion des BMVGs, von gegenseitiger Treuepflicht sehe ich hier weit und breit nichts.“ „Man muss sich mittlerweile schämen diesem Land 18 Monate seines Lebens als Wehrpflichtiger gedient zu haben.“ „Wir stehen hinter Euch und viele durchschauen diese links/grüne Kampagne gegen Euch und die Polizei!“ „Öffentlich-Rechtlicher-Rundfunk in Deutschland ist einfach nur noch beschämend. Und wenn man in der DDR aufwuchs erkennt man die Parallelen zum DDR-Staatsrundfunk sehr deutlich.

Ein Lehrgangskamerad, der Marcel B. seit vielen Jahren kennt, äußerte sich gegenüber TE wie folgt: „Man kann ihm nur alles Gute und viel Kraft wünschen in dieser für ihn und die Bundeswehr so schwierigen Zeit. Er ist ein guter Kamerad, er ist kein Nazi, er hat das Herz am richtigen Fleck.“

Nachtrag zu Panorama

Die Panorama-Redaktion bezeichnete alle Kritik an ihr „als schräge Vorwürfe gegen Panorama“. Panorama-Mitarbeiterin Caroline Walter meint sogar zu wissen, dass es „viele Soldaten gebe, die es so sehen wie wir und solche Kameraden nicht in den eigenen Reihen wollen.“ Und als Beleg für ihre eigene Verirrung nennt Caroline Walter, dass Marcel B. im April das im Antaios Verlag erschienene Buch des renommierten französischen Schriftstellers Jean Raspail (1925 – 2020) mit dem Titel „Der letzte Franzose“ geliked habe. Es sei dies, so C.W., ein „Kultbuch der Rechten“. Aber nicht einmal hier arbeitet C.W. sauber: Sie schreibt bei Wikipedia ab, wo als „Kultbuch der Rechten“ allerdings Raspails höchst lesenswertes Buch „Das Heerlager der Heiligen“ aus dem Jahr 1973 bezeichnet wird. Übrigens konnte Panorama-Mitarbeiterin C.W. nachgewiesen werden, dass sie über „soziale Medien“ in Verbindung steht mit den „Rigaer94“-Häuserbesetzern.

Noch Fragen, Kienzle? Von daher weht der Wind. Aber welche Rolle spielt das!? Hauptsache, es geht gegen rechts oder was für rechts gehalten wird. Wenn aber etwa die Mitgründerin einer linksextremen Gruppe, die Mauerbau und DDR schönredet, in Mecklenburg-Vorpommern Verfassungsrichterin wird, gibt es keinerlei Reaktion bei ARD/NDR und Co. Für diese Art von Volkserziehung zahlen wir pro Jahr neun Milliarden Euro Zwangsgebühren.

— Don Alphonso (@_donalphonso) July 26, 2020

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