Mehr Angst vor der Politik als vor verärgerten Kunden

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein und schafft die Brandmauer ab: Prompt beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Die Deutsche Bank fürchtet Reaktionen der Fraktion „Unsere Demokratie“ mehr als die ihrer verärgerten Kunden.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Nun werden auch Die Familienunternehmer, ein bislang hochgeachteter Zusammenschluss von Unternehmenschefs bestraft: Sie werden wegen Kontaktschuld rausgeschmissen. Der Verband hatte den Wirtschaftspolitischen Sprecher der AfD, Leif-Erik Holm, zu seinem Parlamentarischen Abend Ende Oktober eingeladen. Diese Veranstaltung fand bisher immer in Räumlichkeiten der Deutschen Bank in Berlin statt. Vertreter der Deutschen Bank wollten den Vorgang nicht kommentieren. Aus informierten Kreisen heißt es gegenüber TE, dass der Rauswurf mit der Entscheidung, einen AfD-Politiker einzuladen, zusammenhängt. Ähnliches berichtet auch das Handelsblatt.

Es ist wohl die Furcht vor den Reaktionen der übrigen Parteien und NGOs, die die Deutsche Bank zu diesem Schritt verleitet.

Tatsächlich läutet die Einladung Holms einen Strategiewechsel des Verbandes ein, dem Unternehmen angehören, die mindestens zehn Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von einer Million Euro vorweisen können. „Wir verabschieden uns von der Brandmauer“, zitiert der Pioneer den Bundesgeschäftsführer Albrecht von der Hagen. Eine Brandmauer, die es auf Landesebene so oder so nie gegeben hat, wie das Handelsblatt Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann zitiert. Man wolle die AfD aber „auf keinen Fall als Koalitionspartner in einer Regierung sehen“.

Das war vor dem Rausschmiss durch die Deutsche Bank. Von Reue ist aber bei den Familienunternehmern nichts zu spüren. „Die interne Veranstaltungsplanung“ wollte der Verband gegenüber Tichys Einblick „nicht kommentieren“.

Es ist nicht das erste Zeichen, dass die Unternehmensführer des Landes umschwenken. Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft möchte nun auch „Positionen erarbeiten“, wie man mit der AfD umgehen kann. Auf Landesebene werden schon Politiker der Alternative zu Veranstaltungen eingeladen. Derweil warnt der Bundesverband Deutsche Industrie (BDI) weiter vor der AfD, ihre starken Wahlergebnisse seien ein Standortnachteil und würden die Wirtschaft schwächen. Eine gewagte Behauptung, schrumpfte doch die Wirtschaft Deutschlands zuletzt zwei Jahre in Folge. Ganz ohne AfD-Regierungsbeteiligung. Und die Hiobsbotschaften immer neuer Entlassungen deuten an: Auch 2025 geht es mit der Wirtschaft nur weiter bergab. Trotz Brandmauer.

Die Frage, die sich stellt: Schließt die Deutsche Bank nun auch die Geschäftskonten aller Mitglieder des Unternehmerverbandes, in dem unter anderem Henckel, Merck, Rossmann, Miele und Deichmann organisiert sind? Mit deren Vermögen und ihren Konten verdient auch die Deutsche Bank viel Geld. Konsequent wäre eine Kündigung zumindest.

De-Banking, also das gezielte Kündigen von Konten ist ein Instrument, das gezielt gegen kritische Stimmen eingesetzt wird. Der Corona-Kritiker Stefan Homburg verlor Konten, kritische Journalisten wie Aya Velazquez, aber auch AfD-Landes- und Kommunalverbänden wurden Konten kurzfristig und ohne Begründung gekündigt. Doch auf dieses Milliardengeschäft will man bei der Deutschen Bank vermutlich nicht verzichten. Einen Mietvertrag zu kündigen ist da billiger.

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Kommentare ( 77 )

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Sonny
20 Tage her

Wann haben sich Finanzkonzerne und Kirchen jemals auf die Seite des Volkes begeben?
Nie. Sie heulen immer nur im Chor mit denjenigen, die die Macht innehaben.

Ralf Poehling
21 Tage her

Katar hält 10% an der Deutschen Bank. Das sagt wohl alles.
Die Deutsche Bank agiert offenkundig nicht mehr im deutschen Interesse.

Juergen Semmler
21 Tage her

Die ehemalige “ KZ-BAUER-DEUTSCHE BANK “ kann es einfach nicht lassen und macht genau da WIEDER weiter, wo sie SCHON zu … …A D O L F ‚ s ZEITEN…. ..zu großer SPITZEN-FORM … …auflief. EINE KLEINE KOSTPROBE: Die Rolle der Deutschen Bank im Nationalsozialismus war die eines aktiven Teilnehmers und Profiteurs des NS-Systems und seiner Verbrechen, nicht die eines passiven Zuschauers. Die Deutsche Bank spielte während der NS-Zeit eine … …aktive und bedeutende ……………Rolle ….. …bei der Finanzierung der ….Rüstungsindustrie…., …..der „Arisierung“ jüdischer ……Unternehmen ….und der Abwicklung von Geschäften im Zusammenhang mit …. …….Konzentrationslagern !!!!! Zentrale Aspekte der Rolle… Mehr

Michael W.
21 Tage her

Die wollen mit der AfD sprechen.
Wollen die ihr ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen können?
Wollen sie drohen, dass sie ihre im Ausland versteckten Milliarden in D investieren, massenhaft Leute einstellen und die Löhne erhöhen? Das bereits abgewanderte Unternehmen wieder zurückkommen?
Was wollen die sonst machen, damit die AfD nicht mehr gewählt wird?

verblichene Rose
21 Tage her

Too big to fail!
Das haben schon viele Institutionen von sich gedacht. Wenn sich erstmal die KI so richtig durchgesetzt hat, können auch bei der Deutschen Bank nichtmal mehr die Angestellten „Haltung“ zeigen. So ein Wesensmerkmal muß man sich nämlich schlicht auch leisten können!
Also in diesem Sinn freue ich mich schon auf die Zukunft.

Michael W.
21 Tage her

„auf keinen Fall als Koalitionspartner in einer Regierung sehen“

Die Presseerklärung mit diesem dämlichen Satz gibt es hier:
https://www.familienunternehmer.eu/presse-news/pressemitteilungen/detail/familienunternehmer-zum-umgang-mit-der-afd.html
Die wollen die AfD offensichtlich einnorden. Vorführen. Fertig machen.

Deren Wunsch ist, dass der nächste Bundeskanzler mehr Wirtschaftskompetenz hat.
https://www.familienunternehmer.eu/aktionen/wirtschaftskompetenz-waehlen.html
Wer bitte soll das derzeit sein? Ich sehe da bei den Blockflötenparteien keine Wirtschaftskompetenz weit und breit.

Kassandra
21 Tage her
Antworten an  Michael W.

Bei Blau hingegen Massen.
Aber gut. Die hängen dort halt nicht der TransformationsAgenda an. Und unter einer starren Agenda ist eh nicht gewollt, dass da beweglich auf „die Wirtschaft“ zugegangen wird.
Gibt es unter starren Plänen eh Demokratie? Die DDR lässt grüßen – und da war „Planwirtschaft“. mit ruinösem Ausgang!

Rechts_ist_angesagt
20 Tage her
Antworten an  Michael W.

Vielleicht sagen die ja damit, dass die eine Afd-Alleinregierung wollen. 🙂
Vielleicht haben die die Cdu endlich durchschaut. Formal kann man den Satz doch so lesen, oder nicht?

Deutscher
21 Tage her

„Prompt beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Die Deutsche Bank fürchtet Reaktionen der Fraktion „Unsere Demokratie“ mehr als die ihrer verärgerten Kunden.“

Echte Demokraten, halt 😆

jopa
21 Tage her

Da muckt doch tatsächlich einer der Transmissionsriemen der Nationalen Front auf. Dieses aus der Reihe tanzen wird auf keinen Fall toleriert werden. Vermutlivh wird Frau Ostermann freiwillig zurückgetreten werden.

Michael W.
21 Tage her

Man wolle die AfD aber „auf keinen Fall als Koalitionspartner in einer Regierung sehen“.

Sie wollen die AfD also gar nicht. Sie wollen die AfD wohl eher „umdrehen“ und für ihre Zwecke missbrauchen.
Also Vorsicht! Unterwanderungsgefahr! Nicht hingehen! Nicht mit denen sprechen!
Erinnert mich daran, was abläuft, wenn Frauenverbände Männer zu „Diskussionen“ einladen. Da geht es nur um beschuldigen und verächtlich machen.

Rechts_ist_angesagt
20 Tage her
Antworten an  Michael W.

Im Gegenteil. Ich sehe das so, dass die Afd sehr gute Argumente gerade für Unternehmen aufweist. Somit kann vielleicht das Ziel sein, die Afd zu unterwandern, aber, wenn die Gedanken weiter gehen als dass die Afd böse ist, kommt man dann doch in Konfrontation mit den guten Argumenten und ist in der Lage diese sachlicher zu verarbeiten.

November Man
21 Tage her

Nicht nur die Deutsche Bank hat Angst vor dem Zorn und den Repressalien der Linksextremisten, sondern deutsche Unternehmensverbände auch. So geht in Deutschland mittlerweile Bestrafung, Diktat und Erpressung durch die Linksextremisten. Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun.
Alle haben sie Angst vor dem schwarzen, roten und grünen Mann.

Rechts_ist_angesagt
20 Tage her
Antworten an  November Man

Deswegen spricht der Wirtschsftsverband und nicht einzelne Unternehmen. Bitter, aber meines Erachtens wahrscheinlich wahr.