Lockdown „light“: Fußgängerströme halbiert, Handel stirbt

Seit Beginn des Lock-Down im November haben sich in den großen Einkaufsstraßen die Fußgängerströme fast halbiert, ermittelte ein Marktforschungsinstitut. Besonders betroffen: München mit einem Rückgang von 56 %.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann

Berlin. Die Schließung von Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen sowie die Maskenpflicht in Fußgängerzonen hat im November die Besucherströme in den Innenstädten einbrechen lassen. Unter den zehn besucherstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands sind die Kaufingerstraße und die Neuhauser Straße in München mit einem Minus von jeweils 56 Prozent im Vergleich zum November 2019 am stärksten betroffen. Das geht aus einer Analyse des Marktforschungsinstituts Hystreet hervor, aus der das Magazin Tichys Einblick zitiert. Damit leidet der Handel in München deutlich stärker unter dem Teil-Lockdown als die Geschäftswelt in anderen Städten Deutschlands.

Nach München sind die Kundenströme am stärksten in der Kettwiger Straße in Essen mit minus 48 Prozent zurückgegangen. Es folgen der Jungfernstieg in Hamburg (-47 %), die Georgstraße in Hannover (-45 %), die Zeil in Frankfurt (-44 %) und die Schildergasse in Köln (-42 %). Den geringsten Rückgang der Kundenfrequenz unter den deutschen Top 10 meldet die Königstraße in Stuttgart mit minus 38 Prozent. Der Grund für den Rückgang: 45 Prozent der Besucher fühlen sich „unwohl“, ergab eine Kundenbefragung durch Hystreet.

Im Schnitt sind die Besucherströme in den beliebtesten 40 Einkaufsstraßen in 21 Städten um knapp 44 Prozent gesunken. Laut Hystreet sank die Zahl der Passanten in den untersuchten Geschäftsstraßen von 32,5 Millionen im November 2019 auf 18,3 Millionen in diesem November, meldet heute das Institut der Deutschen Wirtschaft. In einer heute veröffentlichten Studie geht das IW von einem Umsatzrückgang des Einzelhandels in Deutschland von bis zu 7,6 Milliarden Euro (ohne Mehrwertsteuer) im November aus. Im Dezember hält das IW sogar ein Minus von bis zu 9,3 Milliarden Euro für möglich. Aus dem „Black Friday wurde ein Schwarzer November“, faßt Lewin Berner, Eigentümer des Schuhproduzenten „Sioux“ die Lage des Handels zusammen: Auch hohe Rabatte konnten die Kundenfrequenz nicht steigern. Offensichtlich fürchten mittlerweile viele Handelshäuser eine weitere Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns. Rabatte sind ein Mittel, um Lager zu räumen und Liquidität zu beschaffen. Fachleute fürchten, dass 40 % und mehr des Handels das Frühjahr nicht erleben werden.

Weniger stark betroffen sind offensichtlich Händler in Stadtrandlagen und Kleinstädten. Offensichtlich meiden Kunden die Anfahrt in die Innenstädte, die zudem durch die Schließung der Gastronomie besonders unwirtlich geworden sind.

Eine Analyse der wirtschaftlichen Folgen lesen Sie im aktuellen Magazin.

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Kommentare ( 53 )

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Fussl
3 Jahre her

Logisch und Gerechtfertigt ,da muss man nicht lange die Ursache suchen.Maske in freier Natur,was für ein Blödsinn!Parkplätze immer weniger vorhanden und immer teurer.Kaffee to Go,keine Chance wegen Gefahr eines Gefängnisaufenthaltes ,Ordnungsamtmitarbeiter führen sich als Blockwarte auf,Weihnachtsmarkt Fehlanzeige,usw.Wer dann noch Lust auf Innenstadt hat,hat kein Auto oder kein Internet.

Silverager
3 Jahre her

In Münchens Innenstadt ist es normalerweise sehr schön zum Einkaufen (wenn man nicht gerade am Samstag kommt). Aber seit die Menschen dort mit dem Lappen vorm Gesicht rumlaufen müssen, bringen mich keine 10 Pferde in die Fußgängerzone. Um die Einzelhändler tut es mir leid, aber die können sich ja bei Merkel und Söder bedanken. Wenn ich etwas außer Lebensmitteln braucht: Amazon bringt’s am nächsten Tag ins Haus. Der sogenannte Lockdown Light ist ein Riesen-Subventionsprogramm der Regierung für Amazon und ein Vernichtungsprogramm für den Mittelstand. Die Auswirkungen des Lockdowns Light auf Corona: nicht messbar !!! Logische Folge: das Gift wirkt und… Mehr

AnSi
3 Jahre her

Ehrlich gesagt, bin ich ein Innenstadtverweigerer. Das kommt daher, weil wir hier a) eine total unattraktive Innenstadt haben, b) die Innenstädtler hier auf der Kulturwolke schweben und lieber die Innenstadt mit irgendwelchen Sozialprojekten vollpflastern, c) die Autos nicht in die Stadt dürfen und der eigentlich wichtigtste Punkt für mich d) die Einzelhändler diesen ganzen Quatsch klaglos mitmachen. Ich bin sicher, hätten mehr Einzelhändler den Mut gehabt, maskenfreies Einkaufen zu ermöglichen, wäre der Spuk auch schnell vorbei gewesen. Überhaupt: wenn kein Mensch mit Maske herum laufen würde, wäre die Pflicht längst kein Thema mehr. Was hätten die denn tun wollen? So… Mehr

Timur Andre
3 Jahre her

Rückgang beim Einzelhandel, Gaststätten, Freiberufler, ganze Industrien darben. Die Steuereinnahmen werden massiv zurückgehen und das auf viele Jahre. Gleichzeitig ist die Regierung sehr großzügig bei anderen Ländern. Der ganze Spaß wird also nicht mehr zu finanzieren sein. Selbst in den Steuerhochzeiten hieß es „ab 2030 wissen wir gar nicht mehr wie die Renten bezahlt werden sollen, ab 2025 wird es schon eng“ Eng ist vorbei, 2030 gibt es keine Rente mehr. Auch, wenn die Staatsverschuldung massiv ansteigen muss. Es gibt auch Licht am Ende des Tunnels, spätestens 2025 wird der Michel anders wählen (Kurzarbeitergeld über Bundestagswahlen 2021 hinaus, unlauterer Wettbewerb?)… Mehr

Julius Schulze-Heggenbrecht
3 Jahre her

Ich hatte heute das Missvergnügen, in einer norddeutschen mittelgroßen Stadt die Fußgängerzone durchqueren zu müssen. Wo sich sonst um diese Jahreszeit ungeheure Ströme von Kaufwütigen aus dem Umland vorüberwälzen, herrschte heute beinahe gähnende Leere. Vor etlichen Geschäften (bspw. Hugendubel) hatten sich lange Schlangen gebildet, da nur eine begrenzte Anzahl von Kunden eingelassen wurde. Ich muss neuerdings in der Innenstadt im Freien (!) und bei starkem Wind (!) diesen Mund-Nasen-Lappen tragen, der gegen Viren ungefähr so nützlich ist wie ein Maschendrahtzaun gegen Mücken – und soll mich dann auch noch in einer langen Schlange anstellen, um einen Laden überhaupt betreten zu… Mehr

NighthawkBoris
3 Jahre her

Als Kind habe ich mich immer gefragt, warum die Deutschen mehrheitlich einem Führer in ihr Verderben gefolgt sind. Mittlerweile darf ich gegen meinen Willen im System Merkel live erleben, wie das möglich ist. Das erklärt letztendlich auch, warum die Deutschen ohne rechtliche Konsequenzen als Köterrasse bezeichnet werden dürfen.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Das ist ein überaus interessantes Phänomen. Augenscheinlich scheint die Abnahme der Kundenströme je nach Stadt bzw. Bundesland zu variieren. In Münsters Innenstadt sieht man trotz Maskenpflicht im gesamten Innenstadtbereich immer noch sehr viele Menschen. Eigentlich kaum weniger als sonst. Am Black Friday war die Innenstadt und auch die Läden selbst so voll, dass man den Eindruck bekam, es wäre Maskenball und kein Ausnahmezustand. Was aber dennoch auffällt, wenn man mit den Menschen redet, ist das im Artikel genannte „Unwohlsein“. Maskenverweigerer werden seltener und auch diejenigen, die bewusst auf Konfrontationskurs gehen, nehmen in ihrer Anzahl ab. Im Gegenzug nimmt die gegenseitige… Mehr

AnSi
3 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Münster ist ein schlechtes Beispiel. Diese Stadt ist so grün und links geprägt, da wundert mich die Hörigkeit kein bisschen! Zudem haben die meisten der dort lebenden Studenten und L(e)ehrkräfte nicht genügend Verstand, die Situation zu hinterfragen, was wiederum Punkt 1 erklärt. Die sind doch gegen den Online-Handel wegen dem bösen CO2 und rennen genau deswegen alle in die Innenstadt! Bei den Demos in MS werden die Teilnehmer regelmäßig angefeindet als Maskenverweigerer. Und wenn man dort fragt, ob die den totalen Lockdown für immer wollen und die Impfung im 1-Monats-Rhythmus, dann schreien die alle laut „JAAA!“ Nee, Münster ist voll… Mehr

Ralf Poehling
3 Jahre her
Antworten an  AnSi

In der Tendenz liegen Sie richtig, aber bei der Maskenpflicht in der Innenstadt und den vollen Läden greift das nicht ganz. Die Laufkundschaft in Münster besteht im großen ganzen eher nicht aus Studenten bzw. pseudo-grünen Ökos jungen Alters, denn die bestellen ihr Zeugs bereits seit Ewigkeiten im Internet. Der Trick bei der grünen Jugend ist ja genau der, selbst andauernd das Gegenteil von dem zu tun, was man von anderen fordert. Was da an Laufkundschaft zu sehen ist, sind in erster Linie Touristen, die klassischen Westfalen, die da schon ihr ganzes Leben lang wohnen und ja, massenhaft Migranten. Insbesondere seit… Mehr

Ali
3 Jahre her

„Lockdown „light“: Fußgängerströme halbiert, Handel stirbt.“

Bestellt wie geliefert, besser „moralisch erhaben“ die Existenz zu verlieren als eine Alternative zu wählen.

Alles was nun die Abwicklung Deutschlands unter dem Vorwand einer Pandemeie überleben wird, dürfte spätestens nach der bevorstehenden Pseudowahl von Schwarz(eigentlich längst rot) und Grün (also tiefrot) auch noch den Garaus gemacht bekommen.

Hoffentlich geht es das nächste Mal nicht so friedlich für die Verantwortlichen aus wie 1989, das war ein schwerer Fehler. Die Franzosen waren da zweihundert Jahre vorher deutlich gründlicher!

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Ali

Die Franzosen gründlicher – naja. Den späteren Völkermörder Napoleon hatten sie nicht im Visier, aber die Marie Antoinette (die, die schlicht Vernünftiges empfohlen hatte, nämlich den „Kuchen“ selbst zu essen, statt ihn ans Vieh zu Verfüttern, „Kuchen“ ist nämlich keine Feinkost, sondern schlicht Kleie, Treber usw.) abzumurksen – für mich kein Vorbild.

josefine
3 Jahre her

War es bisher nicht so, dass viele, viele Künstler – vor allem aus der Unterhaltungsbranche – immer wieder voll des Lobes für Frau Merkel waren und ihre Politik vertreten haben?

Ostfale
3 Jahre her
Antworten an  josefine

So ist es. Und auch die „Himmelskomiker der christlichen Kirchen“ waren ob der Leistungen dieser Dame völlig verblendet und des Lobes voll.

So sagte z.B. Kardinal Reinhard Marx 2015 zur Migrationspolitik der Kanzlerin: „Ich habe ihr dafür öffentlich gedankt. Sie hat sich sogar über das Gesetz hinweggesetzt. Das gehört auch zur politischen Führung!“

Maja Schneider
3 Jahre her

Auch in Kleinstädten ist der Einzelhandel massiv betroffen, einige Händler sind gerade dabei sich etwas zu berappeln, wenngleich der Umsatz den Äußerungeder Betroffenen nach 40% unter dem des Vorjahres liegt. Der erneute Lockdown aber wird etliche sehr hart treffen, und wir werden die Zentren auch der Kleinstädte nicht mehr wieder erkennen mit Leerständen und dem starkem Rückgang der Gastronomie. Das Bummeln, womöglich immer noch mit Maske, wird dann völlig unattraktiv, und die Städte bluten noch mehr aus, das gewohnte Leben dort findet doch jetzt schon nicht mehr statt.

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Maja Schneider

Hier „E.“ mit so bummelig 50.000 Ew. ist zwar keine Kleinstadt, aber Innenstadt krepiert seit Jahren, lange vor Corona. Die interessanten Fachgeschäfte (Zoo, Angeln, Sport, Elektro, Spielzeug etc.) verschwanden nach und nach, dafür sprießten Fachmärkte auf ehemals grüner Wiese, autogerecht. Dann bzw. parallel die Filialisierung in der Einkaufsmeile: Fast nur noch Modeshops, Handyläden. Dazu dann noch die Kalkuttisierung, besonders seit 2015. Da geht man allenfalls noch an Markttagen mal eben durch, früh am Morgen noch erträglich. Aber beim Italiener noch gemütlich einen Cappuccino tanken und anderen Leuten beim Shoppen zugucken (und Bekannte treffen)? Kann man vergessen, es sei denn man… Mehr

Marlies K.
3 Jahre her
Antworten an  Maja Schneider

Frau Schneider, Corona kam dieses Jahr, unser Städtchen veränderte sich schon vorher.

Maja Schneider
3 Jahre her
Antworten an  Marlies K.

Sie haben Recht, die Entwicklung in den Städten hat durchaus schon vorher eingesetzt, aber den Rest haben die Corona-Maßnahmen geschafft, so mein Eindruck nach vielen Gesprächen mit Einzelhändlern und Gastronomen.