Das Gastgewerbe rutscht tiefer in die Krise: Im ersten Halbjahr 2025 sinkt der Umsatz real um 3,7 Prozent. Während Personalmangel und Inflation die Betriebe weiterhin belasten, lässt sich die Regierung bis 2026 Zeit. Für manche wird das zu spät sein. Von Sophia Juwien
picture alliance / SZ Photo | Johannes Simon
Der Umsatz von Wirten und Hoteliers ist im ersten Halbjahr 2025 um 3,7 Prozent zurückgegangen. Das ist der preisbereinigte Wert. Ohne diese Preisbereinigung beträgt das Minus 0,1 Prozent. Besonders stark betroffen ist die Gastronomie, die im ersten Halbjahr 2025 einen realen Rückgang von 4,1 Prozent erlebte, während der Umsatz in Hotels oder anderen Unterbringungsmöglichkeiten um 2,6 Prozent zurückging.
Nur nominal wurden in der Gastronomie leichte Anstiege von 0,1 Prozent verzeichnet. Ein möglicher Grund könnte die Europameisterschaft sein. Die Fußballer lockten im vergangenen Jahr tausende Besucher nach Deutschland. Entsprechend erklärt ihr Daheimbleiben den Rückgang im Gastgewerbe.
Aber: Auch der Monatsvergleich fällt negativ aus. Laut Statistischem Bundesamt sank im Juni der Umsatz im Gastgewerbe im Vergleich zum Mai um 2,5 Prozent real – ein spürbarer Rückgang mitten in der Hauptreisezeit. Und mit dem Ausbleiben des sportlichen Großereignisses nicht erklärbar. Entsprechend gravierender fällt der Vergleich zum Vorjahr aus: Der Umsatz lag im Juni 2025 real 5,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Auch die Hotelbranche musste kräftige Einbußen hinnehmen mit einem realen Minus von über 5 Prozent gegenüber Juni 2024.
Mehrwertsteuer: erst gesenkt, jetzt wieder erhöht
Während die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants vor der Corona-Krise noch bei 19 Prozent lag, senkte die Bundesregierung noch unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) diese im Juli 2020 zunächst auf fünf, später auf sieben Prozent. Was als schnelle Hilfe angedacht war, wurde schnell zu einer Größe, mit der die Wirte und Hoteliers fest rechneten. Doch Anfang 2024 war damit Schluss: Damals hat die Regierung Olaf Scholz (SPD) entgegen massiven Protests aus der Branche wieder den vollen Steuersatz von 19 Prozent eingeführt.
Nun verspricht die neue Bundesregierung, dass ab dem 1. Januar 2026 die Mehrwertsteuer auf Speisen, nicht etwa auf Getränke, wieder dauerhaft auf 7 Prozent sinken soll. Für viele Betriebe stellt sich die Frage, ob diese Erleichterung nicht schon zu spät kommt. Viele Betriebe kämpfen weiterhin mit Personalmangel, gestiegenen Energie- und Einkaufskosten und nachlassender Konsumbereitschaft. Die Inflation macht sich im Alltag der Verbraucher bemerkbar. Im Zuge dessen wird häufig beim Restaurantbesuch gespart. Lösungen werden jetzt gebraucht und nicht erst 2026.
Sophia Juwien absolviert ein mehrwöchiges Praktikum bei Tichys Einblick.

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Wenn ich schon die Trivago Werbung höre, dass so ein tolles Hotelzimmer 250 Euro die Nacht kosten müsste oder man für 0815 Bratkartoffeln mit TK-Fisch 30 Euro zahlen soll, dann sollte ich schon 7.000 € netto verdienen. Das ist jetzt nicht nur meine persönliche Meinung, sondern von vielen Leuten zu hören, dass sie sich bei diesen Preisen über den Tisch gezogen fühlen. Oft passt dann auch die Qualität nicht zum Preis, was ein weiteres Manko ist.
Wen wundert es?
Unverschämt hohe Preise für mittelmässige bis schlechte Bewirtung.
Fertiggerichte serviert von ahnjngslosem, dafür eingebildetem Personal.
Während der Corona-Schikane wurden die Wirte mit Geld zugeschüttet, Einnahm in dirser Höhe will man weiter.
Für diese Leistungen ist das aber nicht gerechtfertigt.
Wir haben in D. einfach zu viele Gastwirtschaften. Mittlerweile sind etliche der eher schlechten Gastwirtschaften weg; einmal weil kein Nachfolger da ist und zum andern weil die Gäste sich ändern und lieber 5 km fahren anstatt in der Gastwirtschaft um die Ecke zu essen. Die Preiserhöhung um 12 % durch die MwSt. könnte auch eine Rolle spielen. Unsere Lieblingswirtschaft im Umland von Bad Reichenhall hatte Ende 2023 auch geschlossen.
Nicht wegen „Corona“, sondern weil Wirt und Ehefrau über 65 sind und keine Aushilfe mehr finden welche stundenweise helfen möchte. Das hat er mir selbst gesagt.
Warum Preiserhöhung von 12%?
Die MwSt-Senkung wurde doch nirgendwo an den Gast weitergegeben. Sie sollte lediglich dem Wirt eine Kompensation vor den Umsatzverlust während Corona verschaffen. Und bei den 12% ist es ja auch nicht geblieben. Viele Betreiber nutzten diese Gelegenheit, um etwas großzügiger „aufzurunden“.
Leider falsch gedacht. Die MwSt. belastet keinen Unternehmer, weil er diese Kosten mit der selbst bezahlten MwSt. verrechnen kann.
Nicht falsch gedacht und zudem habe ich das auch nicht geschrieben. Also noch einmal: Die MwSt wurde von 19% auf 7% gesenkt. Demnach hätten die Preise für den Gast auch sinken müssen. Das taten diese aber nicht und die Rechnung des Gastes erhielt nach der Senkung bestenfalls den gleichen Betrag wie zuvor. Somit konnte sich der Gastwirt die 12% MwSt-Differenz in die eigene Tasche stecken. Man könnte es auch so ausdrücken: Der Gastronom hat nach der MwSt-Senkung seine Preise um 11,2% erhöht. Beispiel: Rechnungsbetrag Netto: 20€ Mit MwSt 19% ergibt sich ein Zahlbetrag von 23,80€ Mit MwSt 7% ergibt sich… Mehr
Nachlassende „Konsumbereitschaft“?
Ich denke, bei den meisten ist es weniger die „Bereitschaft“ dazu, als die „Fähigkeit“ – neulich war beim Rewe das Kilo Lavazza Kaffee bei €21,49:
Die Inflation frisst das Geld auf.
Warten Sie mal auf die Schokoladenpreise im Winter! Nicht weil die Ernte mies war, sondern wegen der Herkunftsgarantie. Gehen Sie, wenn Sie können, im Ausland einkaufen, da sind die Preise als teilweise deutlich günstiger zu bewerten. Warum wohl?
Mein Mann und ich gehen schon seit Jahren nicht mehr zum Essen. Corona hat uns erstmals den Garaus gemacht. Mittlerweile ist ein Restaurantbesuch für uns nicht mehr leistbar. Rausgeworfenes Geld für zusammengerührte Convenience-Pampe. Horrende Preise für eine einfache Saftschorle. Für das Geld, das uns ein einziger Restaurantbesuch kosten würde (2 x Essen je ca. 25€, 2 Getränke je 5€ und ein Espresso für jeden zum Schluss 4€ = runde 75€ inkl. Trinkgeld) kann ich locker für zwei Wochen Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen. Das ist doch Irrsinn.
Ich habe nicht vergessen, wie ich bei einer Familienfeier trotz negativem Covid-Test an der Gaststättentür abgelehnt wurde, weil ich nicht gespritzt war.
Und davon einmal abgesehen, Restaurants, Hotels, Pensionen – für lächerlich kurze zwei Wochen Urlaubsunterkunft müsste ich den Rest des Jahres sinnbildlich von Wasser und Brot leben.
Es gab auch zur gleichen Zeit Gastwirtschaften die sich um Corona nicht scherten. Da war der Gastwirt selbst ungeimpft.
Das war ja auch eine dieser Idiotien.
Während der Gast gespiked sein musste, konnten Wirt und Personal ungeimpft und ggf. auch leicht hüstelnd durch die Wirtschaft spazieren.
Als gelernter Kaufmann sehe ich hier einen Widerspruch.
„3,7%“ Umsatzrückgang und Personalmangel.
Sicher nicht schön für die Unternehmer aber haben Sie schon einmal davon gehört das Personal auch bezahlt werden muss? 3,7% sind in dieser Branche eine eher moderate Schwankung. DIeser Bericht ist damit Bullshit.
Kommt auf die laufenden Kosten an. Weitere 3,7% Umsatzrückgang können da auch schon mal der Genickbruch sein.
Ich besauf mich lieber zu Hause. Ist billiger und effizienter.
Toi, toi, toi für das Praktikum! Wenn es in Richtung Wirtschaftsjournalismus gehen soll, ist TE aber vermutlich nicht die beste Adresse. Der Zusammenhang von Angebot und Nachfrage ist eigentlich recht simpel. Selbst wenn in der Gastronomie unendlich viele ‚Fachkräfte‘ vorhanden wären und ein unendliches Angebot noch dazu, verkauften die ohne Nachfrage seitens einer Kundschaft genau nichts. Und da die Kundschaft kein Geld übrig hat, geht der Gastronom eben pleite. Aber Nachfrage ist im neoklassischen Glaubensbekenntnis ja voraussetzungslos und beständig vorhanden.
Ja, dieser unerschütterliche Glaube daran, dass das Angebot sich seine Nachfrage schon schaffen wird.
Danach ist ja eine Lohnsenkung bei gleichbleibenden Preisen auch immer gut für das Unternehmen.
Blöd wird’s dann halt nur, wenn diesen Beispiel alle folgen.
Nach meinem Eindruck haben die Gaststätten wie auf Kommando von heute auf morgen die Preise um ein drittel angehoben und die Qualität verschlechtert. Sowas passiert ja nicht unabgesprochen und bei allen gleichzeitig.