Drei Viertel der Deutschen wollen Atom- statt Kohlestrom

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Greta Thunberg spricht nur aus, was eine große Mehrheit der Bürger schon lange wünscht.

IMAGO - Collage: TE

Die Erregung war groß, als die schwedische Aktivistin Greta Thunberg sich kürzlich im deutschen Fernsehen dafür aussprach, lieber die drei verbliebenen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen, als zusätzliche Kohlekraftwerke ans Netz zu bringen, wie es Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) derzeit praktiziert. Vor allem Grünen-Politiker und Anhänger auf Twitter kommentierten, wenn jetzt viele Thunbergs Forderung zustimmten, die ihre Thesen sonst ablehnen, sei das Heuchelei. Eine neue Umfrage von Civey zeigt allerdings in Verbindung mit früheren Meinungsumfragen, dass es sich eher umgekehrt verhält: Thunberg sagt nur das, was schon spätestens seit Mitte 2022 regelmäßig zwei Drittel bis drei Viertel der Deutschen wünschen: die Kernkraftwerke sollten länger laufen. 

In einer Online-Umfrage vom 14. bis 15. Oktober fragte Civey: „Inwiefern stimmen Sie Klimaaktivistin Greta Thunberg zu, dass in der Energiekrise her länger auf Atomkraft als auf Kohlekraft gesetzt werden sollte?“

Eindeutig richtig hielten 58,8 Prozent der Befragten die Forderung, eher richtig weitere 17,7 Prozent. Nur 10,3 Prozent stimmten eindeutig, weitere 5,6 Prozent eher nicht zu. Der Rest blieb unentschieden. 

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Damit sprechen sich insgesamt drei Viertel der Befragten dafür aus, die Kernkraft in Deutschland länger zu nutzen – und zwar ohne zeitliche Begrenzung. In ähnlichen Umfragen – von Civey, aber auch von anderen Instituten – lag die Mehrheit bei dieser Frage schon in den vergangenen Monaten immer wieder zwischen 65 und 75 Prozent. 

Doch weder dieses eindeutige Stimmungsbild noch die Aussage der bisher von den Grünen als unbezweifelbare Instanz gelobten Thunberg scheint die Grünen zu beeindrucken. Auf ihrem Parteitag beschlossen die Delegierten, höchsten zwei der Kraftwerke im Streckbetrieb bis maximal Mitte April 2023 betreiben zu lassen. Die Beschaffung neuer Brennstäbe – Voraussetzung für einen längeren Betrieb – erklärte Grünen-Chefin Ricarda lang zur „roten Linie“ für ihre Partei. 

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Kommentare ( 46 )

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46 Comments
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Christian H.
1 Jahr her

Fällt das eigentlich nur mir auf? Die Grünen bezeichnen es als Heuchelei, wenn jetzt Thunberg zugestimmt wird. Das ist eine urgrüne Einstellung. Ich habe noch gelernt, dass der Wert des Arguments zählt, und zwar unabhängig vom Ansehen der Person. Und ich versuche mich auch im Leben danach zu richten. Das bedeutet für die Grünen, dass sie wirklich durch und durch ihrer Haltung anhängen. Ich dachte immer, dass wäre nur ein perfides Machtinstrument, aber scheinbar sind die wirklich so beschränkt…

Ulrich
1 Jahr her

Interessant in diesem Zusammenhang ist aber auch der Bau eines schwimmenden LNG-Terminals bei Wilhelmshaven, dass Ende 2022 in Betrieb gehen soll. Möglich ist das nur, weil das dafür notwendige Schiff, die „Höegh Esperanza“, von Australien als LNG-Terminal wegen gravierender Umweltmängel (zu hoher Chlor-Ausstoß) abgelehnt wurde. Bei Wilhelmshaven fängt zwar gleich das Wattenmeer an, aber das interessiert weder die Grünen auf ihrem Parteitag noch ihre mitregierenden Minister auf Landes- oder Bundesebene. Lieber das Wattenmeer als Ökosystem geopfert als 3 sichere Kernkraftwerke am Netz gelassen. Grüne als Umweltpartei – ein Narrativ in etwa so glaubhaft wie viel Eisen im Spinat. Zum Nachlesen:… Mehr

mlw_reloaded
1 Jahr her

Die Ironie ist, dass die Grünen nichts mehr zusammenschweißt als die Angst vor dem GAU – und nun sind sie die Verursacher eines solchen.

Nanunana
1 Jahr her

Wenn bei einer Umfrage 20 Leute gefragt werden, ob sie Atomkraft für richtig halten in der derzeitigen Zeit, und 15 Leute mit „eindeutig ja“ oder „einigermaßen ja“ antworten – das ist dann repräsentativ für „drei Viertel aller Deutschen“??

Wie viele Leute wurden befragt? Wie alt waren die? Wurden diese vorher bereits mit den Vorzügen der Atomenergie verbal „auf Linie“ gebracht, bevor sie ihre Meinung äußerten?
Wenn ich eines gelernt habe in meinem Leben: Traue keiner Statistik/Umfrage, die du nicht selber gefälscht hast. Schönen Sonntag noch.

Michael Palusch
1 Jahr her
Antworten an  Nanunana

Sicher haben Sie recht, wenn Sie den Aussagewert von Umfragen, zumal von solchen wie diese mittels Online-Befragung, in anzweifeln, aber hier liegt der Fall etwas anders als bei der Frage „Welches Eis essen Sie lieber, Schoko oder Erdbeer?“. Die Leute wissen, Gas ist nicht genügend da, die Preise explodieren und die Sparappelle werden immer penetranter. Wenn die Alternativen „dunkle und kalte Wohnung“ vs. „Kernkraft“ direkt im Raum stehen, tritt bei den Leuten aus gutem Grund die woke Heuchelei eben hinter die konkreten Bedürfnisse, und das ganz von allein, ohne das da jemand zuvor „auf Linie“ gebracht werden müsste. Natürlich ist… Mehr

Fieselsteinchen
1 Jahr her

Frau Bärbock hat doch das ausgesprochen, was die Grünen und die meisten sonstigen Ampel-Politiker denken: der Wählerwille sei ihnen egal! Das Land kollabiert, aber wenigstens haben sich die Grünen als absolute Minderheit durchgesetzt. Es geht ausschließlich um ein kindisches „Recht haben“ mit dem Ideologie durchgepeitscht wird. Willkommen im Kommunismus! Übrigens hat Thunberg (nicht als repäsentativ zu betrachten) bereits vor Monaten/letztes Jahr (?) gesagt, womit sie tatsächlich Recht hat, dass mit Kernkraft CO2-neutral Energie günstig erzeugt werden kann. Also die Grundidee ist durchaus nicht neu bei ihr. Ein weiterer ebenso interessanter Satz dieses Interviews wird aber wohlweislich unter den Tisch gekehrt:… Mehr

Mausi
1 Jahr her

Nie waren Umfragen so wertvoll wie heute… Die letzte „Umfrage“ in Niedersachsen – die nun wirklich zu Ergebnissen führt – ergab etwas anderes.

Richard28
1 Jahr her

Die Frage lautet also:
Warum wählen die Wahlberechtigten nicht in ausreichendem Maß die AFD ?
Weil die Mainstremmedien ( ARD und ZDF besonders) die absolute beeinflussende Größe sind.
Ihnen vertrauen die meisten.
Die MSM sind die Unterstützung der Grünen.

Boris G
1 Jahr her

Aus der Schweiz gibt es gute empirische Studien, die belegen, dass Volkes Meinung weiser ist, als die Eskapaden des politisch-medialen Komplexes. Leider kann nur das Schweizer Wahlvolk seine Eliten per Volksabstimmung regelmäßig ausbremsen, dem deutschen Wähler trauen seine Repräsentanten nicht über den Weg.

elly
1 Jahr her

und noch a bisserl mehr Geschichte „Gefälschte Beweise, inszenierte Bilder – Die Bilanz der KriegslügenZwei Monate nach dem Irakkrieg stehen die Sieger als Lügner da: George W. Bush und Tony Blair …“ https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2003/Gefaelschte-Beweise-inszenierte-Bilder-Die-Bilanz-der-Kriegsluegen,erste8192.html

elly
1 Jahr her

In Niedersachsen belohnten die Wähler, überwiegend Wählerinnen, dass Robert Habeck nur 2 AKWs im Süden weiter laufen lassen will und das in Niedersachsen abschaltet. Soviel zu den Ergebnissen von Umfragen oder aber zum Zustand der Gesellschaft.

Boris G
1 Jahr her
Antworten an  elly

In Niedersachsen erreichten die Grünen 14,7%, nimmt man Kernkraftgegner aus der SPD dazu, so landet man in etwa bei 25% Verwirrten, die aus Angst vor Isotopen lieber frieren. Das entspricht ziemlich genau dem Ergebnis der Meinungsumfragen. Warum sich die 25% Verwirrten politisch durchsetzen, steht auf einem anderen Blatt.