Die Pariser stimmen für das Verbot der E-Tretroller

Elektrische Mietroller wird es in Paris bald nicht mehr geben. Die Anbieter fürchten bereits ähnliche Entscheidungen in anderen europäischen Städten. Die Gefährte sind in Verruf geraten.

IMAGO / IP3press
E-Tretroller in Paris

Die Bürger von Paris haben bei einer Befragung am Sonntag zu 89 Prozent für das Verbot des E-Tretroller-Verleihs in der französischen Hauptstadt gestimmt. Allerdings beteiligten sich nur 7,46 Prozent der rund 1,3 Millionen in die Wählerlisten eingetragenen Einwohner an der Abstimmung. Dennoch betrachtet die Stadtverwaltung das Ergebnis als bindend. „Die Bürger haben sich klar gegen die E-Scooter ausgesprochen“, sagte Bürgermeisterin Anne Hidalgo am Sonntagabend im Rathaus. „Ab dem 1. September gibt es keine Leihroller mehr in Paris. Dies ist ein Sieg der lokalen Demokratie.“ Hidalgo hatte schon im Vorfeld sehr deutlich gemacht, dass sie auch für ein Verbot ist.

Die Roller, die seit 2019 in vielen Städten europäischer Länder spontan über Mobilfunk mietbar sind, geraten immer mehr in die Kritik: Laut Untersuchungen veranlassen sie nur wenige Menschen, ihr Auto stehen zu lassen. Ob sie zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen ist auch zweifelhaft, da sie kaum einen Mobilitätsvorteil gegenüber einem Fahrrad bieten, aber energieaufwendig in der Produktion (nicht zuletzt der Batterie) sind. Dazu kommt: Wie auch großstädtische Fahrräder landen E-Tretroller häufig aus diversen Gründen auf dem Grund öffentlicher Gewässer. Während Fahrräder dort aber „nur“ rosten und räumlich stören, entweichen den Batterien der Roller unter Wasser Säuren und andere Schadstoffe, die die Gewässer verseuchen. Viele Passanten sehen sie vor allem wegen der Unfallgefahr kritisch. Wie die Zeitung „Le Monde“ berichtete, gab es im vergangenen Jahr 408 Unfälle mit E-Scootern in Paris mit drei Toten und 459 Verletzten.

Private E-Roller werden in Paris auch weiterhin erlaubt bleiben. Bei der Abstimmung ging es nur um Mietangebote. Deren Lizenzen in Paris laufen bis Ende August.

Das Aus für die Mietroller in Paris dürften die Anbieter nicht widerstandslos hinnehmen. Mit gerichtlichen Verfahren ist daher zu rechnen. Schließlich steht für die Unternehmen ihre Existenz auf dem Spiel, wenn Paris mit der aktuellen Entscheidung zum Vorbild für weitere europäische Städte werden sollte.

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Kommentare ( 32 )

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Jens Kirschbaum
11 Monate her

Wie bei so ziemlich allen Dingen gibt es bestimmt eine Nische, in der E-Roller sinnvoll angewendet werden können.
Ich habe allerdings noch nie verstanden, warum es „die Welt retten“ wird, wenn Jugendliche statt sich mit eigener Muskelkraft zu bewegen sich von einem mit — oft genug von „pöhser“ fossiler Energie erzeugtem — Strom betriebenen Apparat durch die Gegend fahren lassen.
Beim sich-selbst-Bewegen schlägt man doch zwei Fliegen mit einer Klappe: kein Verbrauch von externer Energie und gleichzeitig tut man etwas für seine Gesundheit.

Wilhelm Roepke
11 Monate her

Sehr gut. Endlich ist Schluss damit, dass sich Betrunkene spontan das Taxi sparen und halsbrecherisch die Straßen unsicher machen. Das war der einzige Zweck für diese Dinger.

c0benzl
11 Monate her

Diese Sharing-Idee scheitert klar an den Kunden. Mit ein bisserl Ruecksicht kann man die kleinen Dinger ja auch vernuenftig abstellen und Fussgaenger muss man auch nicht terrorisieren. Klappt halt nicht in Paris.

Vom Konzept ist der Elektroantrieb bei Kleinfahrzeugen durchaus sinnvoll. Beim Auto sehe ich hingegen gewisse Grenzen.

Turnvater
11 Monate her
Antworten an  c0benzl

Diese Sharing-Idee scheitert klar an den Kunden.“

JEDE Sharing-Idee scheitert an der Natur der Sache – was einem nicht selbst gehört, wird entsprechend behandelt.

wachschaf
11 Monate her
Antworten an  c0benzl

Klappt auch sonst nirgendwo mit diesen Elektrodingern. Liegen wochenlang im Gebüsch mit leerem Akku, bis sich jemand erbarmt und sie einsammelt. Spassmobile für die Jugend, sonst nichts !

Berlindiesel
11 Monate her

Was lese ich aus diesem Beitrag heraus? 1) Sogenannte „direkte“ Demokratie funktioniert nicht – nicht, wenn nicht hohe Quoren eingebaut werden, die es radikalen und gut organisierten kleinen Minderheiten unmöglich machen, der Gesamtheit Dinge aufzuzwingen, die diese nicht will. Genau das aber ist hier passiert. 8 % haben abgestimmt – 92 aber nicht. Werden die Quoren aber so hoch, wird keine Volksabstimmung mehr ein Erfolg im Sinne ihrer Organisatoren. Denn niemals repräsentiert sie ein Mehrheitsbedürfnis. Auch hier in Berlin, wo es dieses Instrument gibt, haben bisher alle Volksabstimmungen nur radikalen Minderheiten den Steigbügel gereicht. Bestes Beispiel ist die Fläche des… Mehr

Alexis de Tocqueville
11 Monate her
Antworten an  Berlindiesel

„Gegner der E-Roller sind meistens nicht „normale“ Menschen, sondern Fahrradspießer, die schlechtgelaunt den Hügel hochkraxeln, während der Rollerfahrer grinsend vorbeizieht, oder die Klientel der Falschparkeranzeiger.“ Ich mag Fahrräder nicht, auch wenn ich dem sportlichen Aspekt was abgewinnen kann, weswegen ich sicher nicht schlechtgelaunt den Hügel hochkraxele und schon gar nicht die Schlappschwänze auf E-Bikes oder E-Rollern beneide. Ich hab auch noch nie einen Falschparker angezeigt und werde es auch nie, es sei denn, er parkt ohne Not mein Hoftor zu – hier ist genug Platz. Und ich finde diese blöden Roller trotzdem Kacke. Stehen bzw. liegen immer im Weg rum,… Mehr

Last edited 11 Monate her by Alexis de Tocqueville
Der Ingenieur
11 Monate her

Die Mietroller sind eine Katastrophe für die Umwelt und die Sicherheit Ein führender Mitarbeiter eines Verleihers plauderte mal aus dem Nähkästchen: Die durchschnittliche Lebensdauer eines Mietrollers beträgt gerade mal 3 Monate! Was für eine Verschwendung von Resourcen, was für ein Berg an Sondermüll, der sich da im Laufe der Jahre bereits angesammelt hat. Allein der Verleiher „Tier“ hat nach eigenen Angaben permanent 160.000 E-Fahrzeuge (Roller und E-Fahrräder) europaweit im Bestand. Wenn davon 100.000 Roller sind, dann entsteht allein bei diesem Anbieter jährlich ein Müllberg von 400.000 Rollern. Darüber hinaus werden die Roller zum Aufladen nachts per Transporter eingesammelt und anschließend… Mehr

StefanB
11 Monate her

Die Verteilung und das anschließende Wiedereinsammeln dieser Teile sind doch eine einzige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für zugewanderte „Fachkräfte“. Bei uns im Viertel stehen die Dinger auch überall herum – kaum einer benutzt sie, schon gar nicht im Winter (nicht mal die Studenten). Gefrustete E-Tretroller-Kritiker wie ich, treten die Dinger regelmäßig um, weil sie sich davon gestört fühlen, wenn sie quer auf dem Bürgersteig oder an der Straßenkreuzung im Weg stehen. Ich frage mich im Übrigen, wie die Anbieter damit überhaupt Geld verdienen können – die müssen doch schwer subventioniert sein.

Last edited 11 Monate her by StefanB
RMPetersen
11 Monate her

Ah … Bei wichtigen Fragen dürfen Franzosen mitbestimmen.

Turnvater
11 Monate her

„Schließlich steht für die Unternehmen ihre Existenz auf dem Spiel, wenn Paris mit der aktuellen Entscheidung zum Vorbild für weitere europäische Städte werden sollte.“

Diese Unternehmen existieren wie ALLE aus dem „grünen“ Bereich nur aus zwei Gründen:

  1. Weil sie politisch gewollt sind
  2. Weil sie staatlich subventioniert werden

Alles andere ist Augenwischerei.

Max Anders
11 Monate her

Eine sehr vernünftige Entscheidung. Und vor allem ein Beweis, daß sogenanntes Sharing nicht nachhaltig funktionieren kann. Die achtlos stehengelassenen (oder in Paris in der Seine versenkten) Roller beweisen, daß Verantwortung nur durch Eigentum entsteht. Wer würde sein Rad, seinen Roller, sein Moped oder was auch immer irgendwo an einer Ecke stehen lassen, malträtieren, vorsätzlich beschädigen oder achtlos wegwerfen. Bei den Rollern hatte ich ohnehin nie das gefühl, daß sich deren Nutzer irgendwie als verkehrsteilnehmer fühlen.

Maunzz
11 Monate her
Antworten an  Max Anders

„Die achtlos stehengelassenen… Roller beweisen…“ – Sie irren. Die Roller werden zeitlich gemietet. Ist die Zeit abgelaufen oder das Ziel erreicht, wird der Roller an Ort und Stelle stehen gelassen (funktioniert nicht mehr). Das ist wie mit Sharing-Autos, die haben keine festen Stellplätze. Diese Form der Fahrzeugmiete wird über GPS-Suche in der Mietapp des Kunden realisiert. Ob die Nutzer die E-Roller beschädigen oder ins Wasser werfen, ist nur eine amateurige Vermutung.

Max Anders
11 Monate her
Antworten an  Maunzz

Das Prinzip ist mir wohlbekannt. Aber die Dinger mitten auf dem Fußweg, irgendwo am Straßenrand oder im Gebüsch oder im Fluß „steheelassen“ zeigt die Wertigkeit und Nachhaltigkeit dieses „sharings“.
Die Leute bekommen es mehrheitlich gebacken, einen Einkaufswagen wegen dem PfandChip (oder Euro) am Supermarkt an Ort und Stelle zurückzubringen, bei den Rollern reichts noch nichtmal für ein behinderungsfreies Abstellen.

Fulbert
11 Monate her

Richtig. Eine Landplage sind diese Dinger, aber offensichtlich kein Thema für die grünen Weltretter.
Und danach eine eingebaute Geschwindigkeitsbegrenzung für E-Fahrräder. Es ist nicht einzusehen, warum Tattergreise mit offensichtlich starken Einschränkungen an trainierten Rennradfahrern vorbeiziehen müssen. Mit 20 kmh kommt man gut überall hin.

Andreas aus E.
11 Monate her
Antworten an  Fulbert

Mit meinem sportlich ausgelegten Fahrrad „knacke“ ich mühelos jede Tempo-30-Begrenzung, dabei ist das nicht Mal ein Rennrad. Aber dann weiß ich wenigstens so in etwa, was ich tu, und weil ich selbstredend jegliche Panzerung verschmähe, also Helm, Knieschutz, Handschuhe, passe ich natürlich auf. Etwa der Klassiker: In Sichtweite parkt ein PKW ein – was wird wohl gleich passieren? Klar wie Kloßbrühe, es wird sogleich eine Tür geöffnet werden. Rumms, klatsch, pardautz, aua… Oder Kinder nach Schulschluß. Da nimmt man sich als sportlich ambitionierter Radler etwas zurück. Oder Omi und Opi mit Rollator – da ist doch erwartbar, daß die etwas… Mehr