Die gescheiterte Flucht aus der Geschichte ins Auenland der Illusionen

Die politischen Eliten in Großbritannien und Deutschland leben mittlerweile in den Trümmern ihrer gescheiterten Zukunftskonzepte. Im Vergleich stehen die Briten aber immer noch besser da.

Sieht man sich die politische Landschaft in Deutschland heute an, dann kann sich auch ganz unabhängig von Corona und den wirtschaftlichen Folgen ein tiefer Pessimismus ausbreiten, namentlich dann, wenn man auf die Personen blickt, deren Aufgabe es vermutlich sein wird, diese Land durch die Krisen des nächsten Jahrzehnts zu führen.

Da ist ein Germanist und mutmaßlich ganz passabler Romanautor, der sich schon ganz als grüner Kanzler sieht und dessen Selbstverliebtheit sich umgekehrt proportional zu seiner Kompetenz etwa in ökonomischen Fragen verhält. Selbst, wenn er nicht ins Kanzleramt einziehen sollte, werden wir ihn vermutlich als Vizekanzler und Minister, womöglich sogar als Finanzminister einer Regierung Laschet bewundern können. Laschet selber, der die perfekte Besetzung für die Rolle eines immer fröhlichen deutschen Duodezherrschers des 18. Jahrhunderts oder noch besser eines Rheinbundfürsten von Napoleons Gnaden in einem gut inszenierten Kostümfilm der 1950er Jahre wäre, ist für Angela Merkel in jeder Hinsicht der ideale Nachfolger. Zum einen, weil er seine Politik in die Tradition ihrer Entscheidungen stellen wird, aber auch, weil man nach nur wenigen Jahren einer Regierung Laschet vermutlich den Eindruck haben wird, dass man zwischen 2005 und 2021 von einem wahren Genie regiert worden sei. Und was kann sich eine Politikerin Besseres wünschen als einen glanzlosen und mutmaßlich glücklosen Nachfolger, der ihre eigene Epoche mit all ihren Defiziten dann immer noch als eine Art Blütezeit wird erscheinen lassen.

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Schon unter Merkel bestand Politik vor allem darin, allen Auseinandersetzungen mit strukturellen Problemen aus dem Wege zu gehen und durch Entscheidungen nur jeweils sicher zu stellen, dass man die aktuelle Krise irgendwie überlebte und die CDU und ihre Kanzlerin an der Macht blieben. Über längerfristige nationale (man muss um Nachsicht für den Gebrauch dieses schrecklichen Wortes ersuchen) Interessen auch nur nachzudenken, war und ist tabuisiert. Das galt und gilt ganz besonders für die Europapolitik. Allerdings setzte Merkel in gewisser Weise damit nur die Linie ihres Vorgängers in der CDU, Kohl, fort.

Es war im Grunde die innere Logik der deutschen Politik insgesamt nach 1949. Nachdem der deutsche Größenwahnsinn der 1930er und frühen 40er Jahre in eine beispiellose Katastrophe geführt hatte, versuchte man sich nun so klein wie möglich zu machen. Es handelte sich um eine Art „national hobbitism“, wenn es gestattet ist, diesen Ausdruck in Anlehnung an Tolkiens Märchenwelt auf Deutschland zu übertragen. Der englisch-griechische Publizist Aris Roussinos hat diesen Begriff als Beschreibung einer möglichen Zukunftsvision für ein in sich gekehrtes, insuläres, aber defensiv agierendes England vorgeschlagen. Auf seine Überlegungen mit Blick auf das Vereinigte Königreich wird zurückzukommen sein, aber das Konzept passt in abgewandelter Form auch und gerade auf Deutschland. 

Was für England außerhalb der EU und nach dem möglichen Ende der Union mit Schottland Zukunft wäre, der Versuch, in einem gut geschützten „Auenland“ fern der Geschichte ein stilles Leben in biederem Wohlstand und ohne große Ambitionen zu führen, war eigentlich die Staatsräson der alten Bundesrepublik vor 1989 – aus historisch sehr gut nachvollziehbaren Gründen. Das Problem ist freilich, dass das wiedervereinigte Deutschland aus dieser Rolle nie herausgefunden hat. Nach Gründung der Bundesrepublik bot die Position als Klientelstaat der USA große Vorteile und wirksamen Schutz, zumal ein freilich recht ungleiches Bündnis mit Frankreich diese Stellung zusätzlich absicherte. Auch die Europapolitik war Teil dieses Konzeptes des „national hobbitism“.

Das Problem war nur: Als die alte, durch den Kalten Krieg geschaffene Ordnung verschwand, war man unfähig, neue Konzepte zu entwickeln. Es gab nur die alten Prinzipien, die Kohl wie kein anderer verkörperte: Bedingungslose Treue zur von Washington aus gelenkten Nato und ebenso bedingungslose Loyalität gegenüber der EU. Das Verhältnis zu Washington ist mittlerweile stark belastet, auch weil die USA das Interesse an Europa immer mehr verlieren und nicht mehr in Russland ihren Hauptgegner sehen, sondern eher in China. Daran wird sich auch unter dem Nachfolger jenes Präsidenten, den viele Europäer als den „hässlichen Amerikaner“ schlechthin sahen, in Wirklichkeit nicht viel ändern.

Gegenüber der EU wäre es eigentlich Zeit, zu überlegen, wie man dem selbstbewussten Egoismus unserer sogenannten Freunde und Partner in der EU Konzepte entgegenstellen kann, die es erlauben, unser wirtschaftliches und finanzielles Überleben – denn darum geht es in Wirklichkeit – sicherzustellen, notfalls eben dadurch, dass man diese ehrenwerten Partner im Schuldenmachen noch überbietet, denn nur das kann sie vielleicht noch zu Zugeständnissen und zur Aufgabe des Versuches, sich auf unsere Kosten zu sanieren, zwingen.

Aber nein, darüber nachzudenken, wäre ja schnöder politischer Realismus und wir wollen ja als Idealisten mit intakten Illusionen zwar verarmt, aber doch glücklich untergehen und sterben.

Dann erhöhen wir hier halt die Lohn- und Einkommensteuer bei uns locker mal um 30 Prozent, damit den Italienern eine Vermögensabgabe zur Sanierung ihrer Staatsfinanzen oder eine Reform ihres Rentensystem im Rahmen der europäischen Solidarität erspart bleibt. Mit anderen Worten: Die politische Hobbit-Philosophie, die nach 1945 für Deutschland ein durchaus erfolgreiches Konzept bot, wird uns jetzt zum Verhängnis, davon wird uns dann auch ein Habeck in der Rolle des Frodo Beutlin nicht retten, im Gegenteil. 

Die EU als Ersatz für das Empire? Der Traum der britischen Konservativen in den 1970er Jahren

In Großbritannien stellt sich die Entwicklung in gewisser Weise spiegelverkehrt zu derjenigen in Deutschland dar. Nach 1945 hielt die politische Elite – soweit es sich um konservative Politiker handelte, waren die Mitglieder dieser Elite damals häufig noch ein Produkt von Eton und Oxford (Institutionen, die versucht hatten, Männer zu formen, die in der Lage waren, ein Weltreich zu führen) – zunächst an der Vorstellung fest, dass das Land die Rolle einer Weltmacht spielen könne oder solle. Spätestens nach der Suez-Krise von 1956 erwiesen sich solche Vorstellungen als Illusion. Jetzt versuchte man, sich dem europäischen Einigungsprozess, den man zunächst skeptisch aus der Distanz beobachtet hatte, verspätet und gegen französische Widerstände anzuschließen. Dabei ging es Großbritannien anders als der Bundesrepublik niemals darum, von der eigenen Geschichte Abschied zu nehmen oder das eigene Land in einem europäischen Staat auf immer aufzulösen, nein es ging darum, die Stellung als größere Macht zweiten Ranges, die man immer noch glaubte, beanspruchen zu können, mit Hilfe der EG und später der EU abzusichern. Die EU sollte gewissermaßen einen Ersatz für das verloren gegangene Empire bieten. 

Ein anderer Blick auf Großbritannien
Ursprünge des Brexit - Wie die Bundesbank 1992 die Briten vergraulte
In Frankreich dürften ähnliche Überlegungen von Bedeutung gewesen sein, nur gehörte Frankreich eben zu den Gründungsländern der EWG und konnte sich überdies auf die Unterstützung Deutschlands verlassen, das froh war, in politisch wichtigen Fragen in den Hintergrund treten zu dürfen. Über solche Vorteile verfügte Großbritannien nicht. Spätestens in den 1990er Jahren wurde deutlich, dass man in Brüssel immer eine Außenseiterposition einnehmen würde. Eigene Fehler, etwa die diversen Fehlkalkulationen Thatchers im Kontext der Wiedervereinigung, verschärften die Lage noch. Die Entscheidung, die EU zu verlassen, kann dann auch als Versuch gesehen werden, Verluste abzuschreiben, da das Bestreben, das Empire durch die EU als Wirkungsraum für die britische Politik zu ersetzen, sichtlich gescheitert war. 

Sicherlich spielte bei dieser Entscheidung bei Teilen der politischen Klasse eine Selbstwahrnehmung eine Rolle, die Großbritannien immer noch als eine Art Großmacht, wenn auch zweiter Ordnung erscheinen ließ, jedenfalls als ein Land, das in einer ganz anderen Liga spielt als etwa Schweden, oder auch Italien und Deutschland, die Verlierer des Zweiten Weltkrieges. 

Jetzt ist der Brexit zumindest politisch vollendet und das Land hat formal seine Souveränität wiedergewonnen. Damit ist zumindest sichergestellt, dass politische Entscheidungen weiter in demokratischen Prozessen getroffen werden, was in Deutschland auf vielen Politikfeldern nicht mehr der Fall ist, weil man Kompetenzen nach Brüssel verlagert hat und der Bürger die dort getroffenen Weichenstellungen nicht mehr wirklich kontrollieren kann. Die Demokratie dürfte damit immer mehr zu einer bloßen Fassade mit abnehmender realer Bedeutung werden, was aus der Sicht der politischen Klasse natürlich auch erhebliche Vorteile mit sich bringt.

Die Sehnsucht vieler konservativer Wähler in England nach einem insulären Auenland

Dieses Schicksal bleibt Großbritannien erspart. Dafür droht jedoch nunmehr der Zerfall des Vereinigten Königreiches, da mittlerweile eine Mehrheit der Schotten und insbesondere der Jüngeren unter ihnen die Union mit England dezidiert ablehnen. Der Brexit, noch dazu in der jetzt absehbaren harten, wenn nicht gar chaotischen Form, und die persönliche Unpopularität Johnsons nördlich des Tweed spielen hier eine Rolle, aber es ist eben auch so, dass die Union funktionierte, solange sie Schottland den Zugang zu einem globalen Empire eröffnete oder Schotten zumindest erlaubte, Bürger eines Landes mit globalem Einfluss zu sein. Diese Vorteile gibt es jetzt nicht mehr. Und offenbar wäre man in Schottland lieber von Brüssel abhängig als vom verhassten Westminster. Schließlich war Frankreich, die eigentliche Hegemonialmacht der EU, von jeher der treueste Verbündete der Schotten im Kampf gegen England.

Eine unabhängiges Schottland stünde natürlich vor erheblichen Problemen. Es wäre von seinem wichtigsten Markt England durch Zollschranken getrennt und gegenüber der EU hätte es zunächst als Beitrittskandidat eine ähnliche Position wie jetzt zum Beispiel Serbien, zumal Spanien vermutlich eine Aufnahme Schottlands in die EU versuchen wird zu verhindern, um die Katalanen nicht zu ermutigen, sich ihrerseits von Spanien abzuspalten. Aber relativ wahrscheinlich ist längerfristig eine Unabhängigkeit Schottlands dennoch. 

Nun stellen die Schotten weniger als 10 Prozent der Bevölkerung des UK und der Anteil am BIP des UK liegt auch nur bei etwa 8 Prozent. Eigentlich könnte England somit eine Sezession Schottlands, an die sich vermutlich eine rasche Wiedervereinigung der sechs britischen Grafschaften Ulsters mit dem Rest Irlands anschließen würde, verschmerzen. Allerdings wäre die symbolische Bedeutung hoch und der britischen Navy sowie der Luftwaffe würden wichtige, schwer ersetzbare Stützpunkte verloren gehen. Faktisch liefe ein Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreiches auf eine Deklassierung des verbleibenden englisch-walisischen Staates hinaus (dass Wales einen ähnlichen Weg beschreiten würde, ist eher unwahrscheinlich). England wäre endgültig ein Land zweiter Klasse ohne nennenswerten globalen Einfluss geworden. Das wäre dann ein ironisches Ergebnis des Brexit-Referendums, denn diejenigen Politiker innerhalb der konservativen Partei, die die Brexit-Kampagne zum Siege führten, träumten zwar sicherlich nicht, wie manche deutsche Beobachter meinen, von einer Rückkehr zu den glorreichen Tagen des Britischen Empire, aber doch von einer neuen globalen Rolle für ihr Land, gestärkt durch die Wiederbelebung der Bindungen zwischen Großbritannien und den alten Siedlerkolonien Kanada, Australien und Neuseeland und abgesichert durch eine enge Partnerschaft mit den USA.

Sackgasse Union
Die Rückkehr der Imperien und die Zukunft Europas 
Auf der Seite der Wähler, die für den Brexit stimmten, sahen die Dinge aber oft anders aus. Dort herrschte oft einfach der Wunsch vor, in Ruhe gelassen zu werden von Brüssel mit seinen immer neuen Auflagen und anmaßenden Interventionen, aber auch von den stets klagenden Schotten mit ihrer insistierenden Opferhaltung und vielen Privilegien. Unter den konservativen, EU-skeptischen Wählern herrscht bei allem Stolz auf den Abwehrkampf im Zweiten Weltkrieg oft eher eine Little-England-Mentalität vor. Nachdem man die Brüsseler Bürokraten und die schottischen Querulanten ebenso wie die Fanatiker beiderlei Konfession in Nordirland glücklich losgeworden ist, will man endlich wieder in Frieden fern der großen historischen Konflikte der Geschichte leben, eine Haltung, die dann in der Tat auch eine Art von Hobbit-Philosophie darstellt, nur mit ganz anderen Konsequenzen als in Deutschland. Um nicht selber nationale Politik in größerem Stil betreiben zu müssen, wünschen viele in Deutschland die Auflösung ihres Landes und sein spurloses Aufgehen in einem europäischen Bundesstaat, die Engländer hoffen der Weltgeschichte eher entfliehen zu können, indem sie sich auf ihre Insel zurückziehen.

Die Zukunftsvisionen der bürgerlichen politischen Eliten sind gescheitert, hier wie dort

In jedem Fall bedeuten die politischen Entwicklungen der letzten Jahre, der Brexit in Verbindung mit den immer stärker werdenden zentrifugalen Kräften im Vereinigten Königreich einerseits, die Umwandlung der Eurozone in eine unbegrenzte Haftungsgemeinschaft und die Befreiung der EZB von jeder wirksamen rechtlichen Bindung an ihre eigenen Statuten auf der anderen Seite, dass die politischen Eliten, oder doch ihre eher bürgerlichen Vertreter in beiden Ländern, in Großbritannien ebenso wie in Deutschland, vor einem Scherbenhaufen stehen. In Großbritannien hatte die konservative Partei seit Thatcher ganz auf die Öffnung der Märkte, eine extrem liberale Wirtschaftspolitik und auf die Wohltaten der Globalisierung gesetzt. Eine solche Politik sollte sicherstellen, dass Großbritannien nicht zuletzt als Finanzzentrum ein „global player“ blieb.

Aber wünschen sich die Wähler, die für den Brexit gestimmt haben, eine solche globale Rolle ihres Landes? Wohl eher nicht, sie wollen sich lieber in ihr gegen die EU gleichermaßen wie gegen die Globalisierung abgeschirmtes Auenland zurückziehen. Dazu kommt, dass Großbritannien (oder England) den Krakenarmen der EU nie entkommen wird. Kommt es in letzter Minute noch zu einem Handelsabkommen mit der EU, wird der europäische Gerichtshof nicht müde werden, den Briten immer neue Vorschriften zu machen; kommt es nicht zu einem Abkommen, wird man dennoch ähnlich wie die Schweiz die zukünftigen Beziehungen in vielen Bereichen im Detail immer neu aushandeln müssen, nur dass es kein Rahmenabkommen geben wird, sondern jedes Problemfeld gesondert behandelt werden wird, von der Fischerei bis hin zur Zulassung pharmazeutischer Produkte. Wie manch ein geschiedenes Ehepaar mit gemeinsamen Kindern werden Großbritannien und die EU nie wirklich von einander loskommen.

In Deutschland liegt das Problem eher auf der europäischen Ebene. Durch Harmlosigkeit und Biederkeit, aber auch durch finanzielle Großzügigkeit hoffte man sich das Wohlwollen der eigenen Nachbarn erkaufen zu können. Über lange Zeit schien dieses Konzept auch aufzugehen. Seit 2008/10 ist aber doch klar: Unsere Partner in der EU oder jedenfalls die meisten werden Deutschland nie als einen „normalen“ Staat betrachten. Zu groß ist unser Land und einstweilen auch noch zu reich. Das weckt Begehrlichkeiten. Dazu ist die Versuchung zu groß, bei jedem Interessenkonflikt auf den Zweiten Weltkrieg und die deutschen Verbrechen zu verweisen, um die Bundesregierung moralisch unter Druck zu setzen, eine Methode, die im Zweifelsfall immer irgendwie funktioniert.

Wir mögen uns noch so sehr wünschen, harmlose Hobbits zu sein und als solche anerkannt zu werden, es wird uns nie gelingen. Dieser Traum ist eher noch unrealistischer als der englische Wunsch, still und friedlich inmitten des atlantischen Ozeans ein Inseldasein zu führen und Brüssel und die europäischen Nachbarn einfach zu ignorieren. Nur einen wesentlichen Unterschied gibt es dennoch zwischen Deutschland und Großbritannien: Die zum Teil freilich wirklich hasserfüllte Diskussion über den Brexit hat in Großbritannien zumindest ein intensives Problembewusstsein geschaffen, dieses fehlt in Deutschland weitgehend. Der umfassende politische Illusionismus, der es nicht wagt, dem Scheitern der eigenen Politik ins Auge zu sehen, und der auch und gerade die heutige CDU kennzeichnet, bereitet den Weg für politische Zauberkünstler, die gar nicht mehr versuchen, eine realistische Politik zu verfolgen.

Wenn es darum geht, Utopisten und Illusionisten zu finden, die zum Beispiel endgültig und für immer jede Kontrolle von Immigration an den Grenzen Europas aufgeben und jedem Immigranten in kürzester Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft verleihen wollen, dann haben die Grünen einfach mehr zu bieten als die CDU. Dazu kommt noch ein anderes. Sollte der frivole Boris Johnson, den selbst viele seiner Anhänger nicht für wirklich seriös halten, am Ende scheitern, steht hinter ihm immerhin ein Rishi Sunak, der Schatzkanzler (wie Johnson ein public school boy, aber Winchester, nicht Eton und ein Politiker von solidem Format). Bei uns steht hinter Merkel nur Laschet. Das wird nicht reichen.

Wenn wir daher im Herbst nächsten Jahres uns doch unter der Regierung eines Kabinetts Habeck wiederfinden sollten, dann haben wir das wesentlich auch der Traumtänzerei bürgerlicher Politiker zu verdanken, für die die Illusion des Erfolges die letzte Zuflucht bleibt, um überhaupt noch durch den Tag zu kommen. 

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Kommentare ( 31 )

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Roland Mueller
3 Jahre her

Was soll immer wieder das üble Gerede über die Italiener. Die Italiener kennen keine Sozialhilfe. Die Sozialhilfe der Italiener ist der familiäre Zusammenhalt und das Bemühen um ein gewisses Vermögen, das durch schlechte Zeiten hilft. Es handelt sich also um ein durchaus vernünftiges Verhalten im Gegensatz zum dummen Deutschen, der die ganze Welt retten will und zum Dank dafür irgendwann anonym verscharrt wird, weil das Geld nicht mehr für einen Grabstein reicht.

giesemann
3 Jahre her

Die Brits haben sich mit dem „Yes“ der Alten ins Knie geschossen – und die Jungen sind nicht zur Abstimmung gegangen, weil sie den Allerwertesten nicht hoch bekamen. Cameron ist daraufhin entgeistert und pfeifend aus Downing 10 entschwunden. Der jetzige Hallodri wird auch verschwinden, die Brits werden wieder kommen, wenn es ihnen so richtig nass reingeht. Spätestens wenn die Alten endlich weg sind, dann werden die Karten neu gemischt. Die Brits sind mir jedenfalls tausendmal lieber als die Südmänner, das walte Hugo, ich schwör’s, by my white shiny ass. TE „Großbritannien …“ 29-11-20
 

Paul Brusselmans
3 Jahre her

Zu den Stichworten Klima inkl Zerstörung der Automobilproduktion und Verteilung Illegaler bin ich mir nicht sicher, ob die Europäische Kommission allein das Wurzel allen Übels ist, trotz Junckertum und Leyenspiel. Ist sie nicht vielleicht Merkels trojanisches Pferd? Eine nationale Gesetzgebung Euro7 hätte sicherlich zu massiven Protesten geführt, so kommt sie aus Brüssel, allerdings durch Parlament mit CduSpd..stimmen und schliesslich von der deutschen Regierung im Rat beschlossen. « Demokratisch » am Bundestag vorbei.

Unsinn aus der Kommission ist zunächst nur ein Vorschlag und noch keine Gesetzgebung, auch wenn er Uschi eingeflüstert wird.

Juergen Schmidt
3 Jahre her

@ Winston S.: kann ich ganz unterschreiben, was Sie sagen. In der Bonner Republik ging es im großen und ganzen nach vorne und aufwärts, stets für das Land und seine Bürger. Es wurde heftig gestritten, ob dieser Weg etwas mehr sozialdemokratisch oder doch mehr konservativ gestaltet werden sollte. Der sozialistische Ungeist aber war auf jeden Fall geächtet, darüber herrschte Konsens. Und haben wir uns klein gemacht? Exportweltmeister (sogar ohne Euro …?), harte D-Mark, hohes Ansehen in der Welt, mit gutem Grund. Wir waren wohl eher friedlich, nicht klein. Von all dem ist nichts übrig geblieben. Seit 1989 geht es bergab,… Mehr

Boudicca
3 Jahre her

Betrachtet man die Klimaweltrettungsphantasien unserer politischen Elite scheint sich ein „national green german hobbitism brain storming“ entwickelt zu haben, deren internationale, vorwiegend europäische Begeisterung, sich mit dem Schwund des deutschen Vermögens auflösen könnte.
Danach ist es wie immer: keiner hat etwas gesagt, keiner hat etwas gehört, keiner hat etwas gesehen und Grün hat es nie gegeben und der richtige Sozialismus war es auch wieder nicht.

Phil
3 Jahre her
Antworten an  Boudicca

Betrachtet man das internationale Parkett (WEF, G8, UN-Klimagipfel, EU, UNO usw.), so scheint der Wunsch nach Eingrenzung der nationalen Souveränität durch dem Staaten übergeordnete, teils globale Gremien und politische Institutionen, zumindest politischer Konsens zu sein. Ich betrachte diese Entwicklung, deren erklärte Gegner vom politischen Mainstream und den Medien massiv angegriffen werden, als sehr besorgniserregend. Der Föderalismus ist der einzig wirksame Schutz der Bürger und einer lebendigen Demokratie gegenüber Willkür, Zwang und Planwirtschaft. Einzige Möglichkeit ist und bleibt, wie die Briten uns dies vorgemacht haben, trotz aller Widerstände die Sezession und eine gefestigte nationale Identität, in welcher marktwirtschaftliche Tatsachen den politischen… Mehr

Strato
3 Jahre her

Ihre Einschätzung teile ich, bis auf ihre Aussagen zu Helmut Kohl. Denn genau jener hat die Weichen falsch gestellt. Die Verträge von Maastricht und die Einführung des Euro waren schwerste strategische Fehler, unter denen wir solange leiden werden bis man sie korrigiert.

D. Ilbert
3 Jahre her
Antworten an  Strato

Im Nachhinein ist man natürlich immer klüger. M.E. war der € der Preis, den Kohl (Deutschland) für die Wiedervereinigung zahlen mußte. Insbesondere GB und F hatten zu jener Zeit noch immer eine Heidenangst vor einem selbsbestimmten, wiedervereinigten und damit wiedererstarkten Deutschland. Diese Selbstbestimmung, diese zu erwartende Stärke, konnte nur durch eine stärkere EU und eine „Währungsunion“ eingeschränkt werden. Insofern scheint mir das für Kohl „alternativlos“ gewesen zu sein. Darüber hinaus denke ich, daß weder der € noch die EU eine „verkehrte“ Idee waren. Die Umsetzung war (ist) halt einfach nur grauenhaft und konterkariert(e) den dahinter stehenden Gedanken. Erst unter Merkel… Mehr

Kaltverformer
3 Jahre her

Wenn ein Habeck tatsächlich ein Ministeramt erreicht, dann ist endgültig der Moment gekommen, wo ich mit den Deutschen kein Mitleid mehr habe, sondern ihnen die Auflösung wünsche, denn sie haben es dann auch nicht anders verdient.

fatherted
3 Jahre her

„Im Vergleich stehen die Briten aber immer noch besser da.“??? Wo und wie stehen die Briten denn besser da? Ich habe in England gearbeitet und gelebt….was viele nicht wissen, die Infrastruktur dort ist nahzu komplett kaputt….ob Straßen, Wasserleitungen, Elektrizität….alles ist marode. Die Kanäle sind zum großen Teil noch aus viktorianischer Zeit….undicht und verstopft….un d nicht nur in London. Dazu die gesellschaftlichen Probleme mit Einwanderern aus ehemaligen Kolonien….das in Britanien sogar die Sharia zum Teil in der (privatrechtlichen) Rechtsprechung anerkannt wird, ist hier wohl nur wenigen bekannt. Das Kinderschänderringe pakistanisch stämmiger Einwanderer dort Jahrelang ein Netz von tausenden mißbrauchten Mädchen aufbauten….von… Mehr

reiner
3 Jahre her
Antworten an  fatherted

stimmt absolut und der neid auf uns geht schon 120 jahre..

Medienfluechtling
3 Jahre her
Antworten an  fatherted

Das dachte ich mir beim letzten Aufenthalt in Manchester auch. Alles erscheint gammelig und marode. Besonders das man in Vororten fast ausschließlich Pakistaner/Inder etc. sieht, gab mir zu denken.
Wenn jetzt ein Rishi Sunak Finanzminister wird, ist das neben den vielen Bürgermeister Positionen von Migranten 2.ter Generation nicht verwunderlich. Das diese sich bei den BLM Protesten nicht schützend vor die Statuen „der schon länger Dalebenden“ stellen auch nicht…
Vielleicht wacht in Großbritanien ja etwas auf, was wieder zusammenschweißt.

werner2k
3 Jahre her

Auf welcher Rechtsbasis will Schottland den Act Of Union von 1707 brechen? Ein Referendum ist dafür nicht ausreichend. Westminster müßte da seine Zustimmung erteilen – sonst ist das ganze nur eine volksbefragung – und es auch als Verbindlich anerkennen – was die nach der Brexit-Befragung mit Sicherheit nicht machen werden. Eine Volksabstimmung ist in der britischen Realverfassung gar nicht vorgesehen. Das ‚Selbstbestimmungsrecht der Völker‘ existiert als kodifiziertes Recht nicht – auch wenn dies immer wieder fälschlich behauptet wird. die Phrase wird eigentlich immer dann hervorgekramt, wenn man irgendeinem Staat Probleme bereiten will – dann singen die Gutmenschen im Chor. Daher… Mehr

bkkopp
3 Jahre her
Antworten an  werner2k

Die Schotten sollten wissen dass sie nach einem Bruch mit England, und dem Zerreißen des Union Jack, als gemeinschaftsunfähiges Querulanten-Völkchen alleine in der Welt stehen. Sie sollten wissen, dass sie unter kein EU-Dach, und auch keinen EU-Subventionstropf flüchten könnten. Es wird keine einstimmige Zustimmung für eine Aufnahme Schottlands in die EU geben.

StefanB
3 Jahre her

Es gibt eine Hoffnung mit Blick auf die latente und virulente (weltweite) Schuldenkrise: Und die liegt darin, dass der Schrecken ohne Ende in ein Ende mit Schrecken umkippt. Es gibt gute Gründe dafür, dass dies eher kurz- bis mittelfristig geschieht, als dass es mit der Verschuldung noch länger so weiter gehen kann.