Knapp 20 Prozent mehr Firmenpleiten als ein Jahr zuvor

Mitten in der Rezession erhöhte sich im ersten Quartal 2023 die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 18,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dass sich der negative Trend der Firmenpleiten auch im zweiten Quartal 2023 fortsetzen wird, liegt auf der Hand.

IMAGO / Ralph Peters

Europas (noch) größte Volkswirtschaft befindet sich in der sogenannten „technischen Rezession“. Im ersten Quartal 2023 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent und damit bereits das zweite Quartal in Folge geschrumpft. Fakt ist, die heimische Wirtschaft ist belastet von höheren Produktionskosten und steigenden Personalausgaben, von steigenden Zinsen und vor allem den hohen Energiekosten.

Mitten in der Rezession erhöhte sich im ersten Quartal 2023 die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 18,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 4.117. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit.

Dazu kommt: Die vermutlichen Forderungen der Gläubiger aus den angezeigten Unternehmensinsolvenzen legen unverkennbar zu: Laut den Amtsgerichten betragen sie etwa 6,7 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lagen diese Verbindlichkeiten noch bei 3,9 Milliarden Euro.

Der Großteil der Insolvenzen entfiel auf den Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerhaltung, dicht gefolgt vom Abschnitt Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen).

Ablesbar ist die ganze Misere an folgendem: Im Januar 2023 haben die deutschen Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.271 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren 20,2 Prozent mehr als im Januar 2022. Im Dezember 2022 war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bereits um 19,7 Prozent gegenüber Dezember 2021 gestiegen.

Dass sich der negative Trend der Firmenpleiten auch im zweiten Quartal 2023 fortsetzen wird, liegt auf der Hand. Ablesbar ist dies an der Entwicklung der beantragten Regelinsolvenzen. Im Mai nahmen sie um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat zu. Bereits im April hatte es ein Plus von 4,8 Prozent gegeben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Regelinsolvenzen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Tatsächlich liegt der Zeitpunkt des Insolvenzantrags in den meisten Fällen beinahe drei Monate davor. Deshalb bildet die Statistik lediglich Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen – aber nicht jene, die aus anderen Gründen in die Insolvenz rutschen, bzw. vor Eintritt unmittelbarer Zahlungsschwierigkeiten.

Betroffen sind oft stationäre Mode- und Schuhhändler. Es ist nicht nur Galeria Kaufhof. Viele Modehändler befinden sich in einer Dauerkrise. In der Corona-Pandemie brach das Geschäft massiv ein, jetzt sparen die Kunden wegen der Inflation. Auch in diesem Jahr gibt es mit dem Moderiesen Peek & Cloppenburg oder Schuhhändler Reno schon wieder einige prominente Pleitefälle.

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Kommentare ( 13 )

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ImWindevonGerlinde
11 Monate her

Der Sensenmann spricht von der besseren Wiedergeburt und die Engel singen begleitend die Zukunft. Dass der Himmel sich dabei zuzieht, muss wohl andere Gründe haben, im Mix der Kriege und Krisen und Krähen. Privat ist man nur solange Pleite, bis man wieder Geld hat, aber man stirbt nicht gleich daran. Also ist das bei einer Fa. auch so! Ob Habeck überhaupt Wirtschaftsminister richtig schreiben kann? Seltsamerweise geht nach Quelle, Praktiker & Schlecker immer wieder auch der Handel bankrott. Dort liegts nicht am Strompreis allein. Dort scheinen die Geschäftsmodelle am kurzlebigsten zu sein. Null Burggräben. Die nä. Pleite in der nä. Wo.… Mehr

CIVIS
11 Monate her

Viel mehr als z.B. im Bereich „stationäre Mode- und Schuhhändler“ machen mir die Insolvenzen Sorge im „Logistikbereich“, also zum Beispiel im Wirtschaftsbereich „Verkehr und Lagerhaltung“.

Die Ausfälle im Logistikbereich haben ungeahnte Auswirkungen auf die übrigen Wirtschaftsbereiche; …und das gerade jetzt, wo wir die Lieferkettenengpässe etc. doch angeblich (!) hinter uns gelassen haben.

Aber macht ja nichts, …sie haben „nach Habeck“ eben nur vorübergehend aufgehört zu arbeiten !

Gabriele Kremmel
11 Monate her

Im Gegensatz zu unserer Regierung können unwirtschaftliche Filialen in der freien Wirtschaft nicht mit Sondervermögen jonglieren und sich die Bücher schönreden. Das unterscheidet die Wirtschaft vom Wirtschaftsminister.

Howard B.
11 Monate her

Wer erwartet denn etwas anderes? Es bleibt allein die Frage, ob das Ganze ferngesteuert ist oder autonom durch Deutschland wütet.

Last edited 11 Monate her by Howard B.
roffmann
11 Monate her

Modeläden , die kaum Einkaufsmacht haben schleppen sich jahrelang mit dem Prinzip Hoffnung hin. Meist von Inhaberinnen geführt, die sich sebstverwirklichen wollten. Mit den neuen Kollektionen mit Mondpreisen starten und nach 2 Wochen mit Sonderkonditionen von mindestens 25% den Verkauf anregen. Irgendwann ist das Hobby Selbstverwirklichung vorbei und die liegengebliebene Ware muß zum Kilopreis verflüssigt werden.

Hundefan
11 Monate her

Und wieviele von den 20% haben einfach nur „aufgehört zu arbeiten“, Hr. Habeck?

ketzerlehrling
11 Monate her

Sehr gut. Und nun noch die lächerlichen Hitze-Lockdowns vom Herrn Lauterbach.

alter weisser Mann
11 Monate her

„Deshalb bildet die Statistik lediglich Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen – aber nicht jene, die aus anderen Gründen in die Insolvenz rutschen, bzw. vor Eintritt unmittelbarer Zahlungsschwierigkeiten.“ Insolvenz ist Insolvenz, auch die wegen drohender Zahlungsunfähigkeit oder warum auch immer beantragt. Was die Statistik abbildet sind nicht die Geschäftsaufgaben, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, sondern die, bei denen ein Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet wird. Die zwar beantragten Verfahren, deren Eröffnung vom Amtsgericht aber wegen fehlender/ungenügender Insolvenzmasse, das vorhandene Vermögen muss zur Deckung der Verfahrenskosten (Gericht und Insolvenzverwalter) ausreichen, abgelehnt werden, die fließen nicht ein. Das ist insbesonderes bei… Mehr

Donostia
11 Monate her

Ist dies das angekündigte Wirtschaftswunder von Olaf?

Luke
11 Monate her
Antworten an  Donostia

Ja, es werden sich in Zukunft noch so einige wundern, wo die Wirtschaft denn hin ist.

H. Hoffmeister
11 Monate her

Ist kein Problem: die freigesetzten Mitarbeiter müssen nur eine der unzähligen unbesetzten Stellen im öffentlichen Dienst annehmen. Die Politik benötigt für die ganzen neuen Behörden zur Gängelung von Volk und Industrie haufenweise gut bezahlte Bürokraten. Bezahlen tut das die ständig schrumpfende Zahl der Nettowertschöpfer oder – wenn der letzte von denen im öffentlichen Dienst angelangt ist oder Bürgergeld bezieht – die Gelddruckmaschine. So einfach geht die grüne Marktwirtschaft.

wat nu
11 Monate her
Antworten an  H. Hoffmeister

Ziel der ganzen Chose ist die Einführung des Zentralbankgeldes. Jeder hat nur ein Konto, gezahlt wird per App/Scann. Wehe da kauft jemand Fleisch! Das gibt Abzug bei dem tollen Bonussystem, (haben Sie Kauflandkarte?) alle sind schon daran gewöhnt und freuen sich auf das verbilligte Topfset 🥴. Und bei der nächsten Plandemie gibt es ohne (Datenzusammenführung macht es möglich) Impfpass auf demselben Barcode (führerschein/ausweis/Impfpass) eben erst gar keinen Einlass in den Laden. (Siehe Aldi in London)
Ihr werdet nichts besitzen aber glücklich sein.

Last edited 11 Monate her by wat nu