Tesla fährt weiter auf der Achterbahn

Nach Tesla-Sturz wieder langsamer Aufstieg, Silber wackelt nach fehlerhaftem Trade, was Fed-Protokolle verraten und Warnung vor "Kohlenstoffblase" durch Blubber.

© Spencer Platt/Getty Images

Die Wall Street hat sich am Freitag nach einem positiven Arbeitsmarktbericht von ihrer freundlichen Seite gezeigt. Überschwängliche Kauflaune wollte unter den Anlegern allerdings nicht aufkommen, wie der Anstieg des Dow Jones Industrial um letztlich 0,44 Prozent auf 21 414,34 Punkte zeigte. Damit brachte der Leitindex im Wochenvergleich einen kleinen Zugewinn von 0,3 Prozent über die Ziellinie. Die Experten der Helaba sprachen von einem robusten Bild am US-Arbeitsmarkt: Die Beschäftigtenzahl war im vergangenen Monat deutlich stärker als erwartet gestiegen und der Stellenzuwachs in den beiden Vormonaten wurde nach oben korrigiert. Weil sich die Stundenlöhne nur schwächer als erwartet erhöhten, wertete die Landesbank den Lohndruck aber nur als moderat. Die US-Notenbank Fed beobachtet diesen genau, weil er eine Voraussetzung für die Inflation und damit auch den Zinsspielraum ist.

In den Schatten gestellt wurde der Dow von den Technologiewerten an der Nasdaq, die einen weiteren Erholungsversuch unternahmen: Ihr Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,05 Prozent auf 5656,47 Zähler vor. Der marktbreit gefasste S&P-500-Index stieg außerdem um 0,64 Prozent auf 2425,18 Punkte. Inmitten der Aufwärtsbewegung an der Nasdaq waren vor allem Werte aus den Sektoren IT und Halbleiter gefragt: Microsoft gehörten mit 1,30 Prozent zu den Gewinnern. Im Chipbereich rückten die Aktien von AMD um 2,61 Prozent vor, während jene des Konkurrenten Intel um 0,74 Prozent zulegten.

Im Fokus standen unter den Tech-Werten die rund ein Prozent festeren Aktien von Qualcomm, weil der Patentstreit mit Apple in eine neue Runde geht. Der Hersteller von Funkverbindungschips will nun die Einfuhr einiger iPhone-Modelle in die USA verbieten lassen. Apple legten davon unbeeindruckt aber in ähnlichem Maße zu. Weit hinten im Leitindex waren dagegen die 0,6 Prozent leichteren Aktien von General Electric zu finden. Schwäche zeigten außerdem einige Werte aus dem Ölsektor: Chevron etwa gaben am Ende um 0,32 Prozent nach. Grund dafür war einmal mehr die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt, wo die Preise am Freitag wieder sanken.

Wie schon an den vergangenen Tagen blieben die Blicke auch auf die Tesla-Aktie gerichtet. Nach ihrem freien Fall um fast 15 Prozent seit vergangenem Freitag starteten sie einen ersten Erholungsversuch: Am Ende kletterten sie um fast 1,5 Prozent. Für den Elektroautobauer beginnt nun mit der Serienproduktion des Model 3 seine Bewährungsprobe am Massenmarkt.

Der Eurokurs hat sich am Freitag nur wenig von der Stelle bewegt. Beim Stand von zuletzt 1,1404 US-Dollar behauptete sich die Gemeinschaftswährung knapp über der Marke von 1,14 Dollar.

Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Tagen hat am Freitag ein plötzlicher Kurssturz bei Edelmetallen Anleger verschreckt. Der Preis für Silber sackte kurz nach Mitternacht innerhalb weniger Sekunden um sieben Prozent auf ein 15-Monats-Tief von 14,86 Dollar ab, erholte sich aber rasch wieder. Am Nachmittag kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber mit 15,82 Dollar noch rund ein Prozent weniger.
 

Ein Blick in das Protokoll der -letzten Sitzung der US-Notenbank verschafft Anlegern 
mehr Klarheit, welche geldpolitische -Stimmung unter den Fed-Mitgliedern herrscht und wie das weitere Vorgehen aussehen könnte. So gab das vergangenen Mittwoch veröffentlichte Protokoll preis, dass die Spannungen im Gremium zunehmen. Während eine Mehrheit unter Fed-Chefin Janet Yellen eine Zinserhöhung in diesem und mehrere weitere im kommenden Jahr erwartet, warnt eine Minderheit der Mitglieder vor einem zu forschen, eine andere vor einem zu weichen Vorgehen. Unter Experten gilt aber nun der September 2017 als wahrscheinlichster Startpunkt für den langsamen Abbau der riesigen Bilanzsumme der Fed, im Dezember dürfte dann der dritte Zinsschritt des Jahres erfolgen.

Das Säbelrasseln des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un verunsichert die politische Weltgemeinschaft seit Monaten, die Anleger bleiben entgegen anderslautenden Aussagen aber eher gelassen. So eilt die süd-koreanische Börse trotz atomarer Bedrohung aus dem nördlich gelegenen Nachbarstaat von einem Hoch zum nächsten. In den vergangenen zwölf Monaten legte der Leitindex Kospi um 22 Prozent zu. Während die Angst vor einem militärischen Konflikt noch gering ist, wächst gleichzeitig die Hoffnung auf starke Gewinne mit südkoreanischen Aktien. Ein Treiber der Rally ist die Aussicht, dass es nach der Wahl von Moon Jae-in an die Spitze der südkoreanischen Regierung auch zu einer politischen und wirtschaftlichen Erneuerung des Landes kommt. Insbesondere ein Ende der intransparenten Strukturen südkoreanischer Unternehmens-konglomerate („Jaebol“) beflügelt die Fantasie der Anleger. So sind süd-koreanische Titel trotz der wirtschaftlichen Stärke des Landes wegen ihrer schwachen Unternehmensführung in Schwellenländerindizes gelistet und damit tabu für viele institutionelle Anleger, die sich auf die Titel aus Industriestaaten konzentrieren. Dementsprechend niedrig sind die Bewertungen südkoreanischer Werte im Vergleich zu Aktien anderer Industriestaaten — und dementsprechend hoch ist das Aufholpotenzial.

Großdemos und Polizeieinsatz prägten das Vorfeld des G 20-Gipfels in Hamburg. Anleger sollten sich aber stärker auf eines der dort behandelten Themen, den Klimawandel, konzentrieren. Denn die sogenannte Kohlenstoffblase könnte zur großen Gefahr für viele Portfolios in den kommenden Jahren werden. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürften laut Pariser Klimaabkommen bis 2050 maximal 565 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) emittiert werden, hat Steffen Merker, Fondsmanager des LBBW Nachhaltigkeit Aktien, ermittelt. Würden jedoch alle bekannten Ressourcen an Öl, Gas und Kohle verbrannt, kämen 2795 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre. „Aufgrund des reduzierten CO2-Budgets könnten bestimmte Unternehmen falsch bewertet sein“, so Merker. „Im Extremfall müssten Investments in Förderunternehmen und CO2-intensive Industriefirmen ganz abgeschrieben werden.“ Was der kluge Mann aber übersieht ist die geringe Verbindlichkeit des Abkommens – und wenn Europa oder Deutschland nicht verbrennt, machen es eben andere. Es ist also die übliche Blase heißer Worte, die allerdings schon dadurch Wirkung erzeugen, dass sie ständig wiederholt werden.

Weitere Meldungen und Kommentare zu Wirtschaft und Börse lesen Sie bei unserer Partner-Site www.boerse-online.de

Unterstützung
oder

Kommentare ( 2 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

2 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Dr. Schulz
6 Jahre her

Wer die Zahlen der US-Regierung über den Arbeitsmarkt glaubt, glaubt an den
Weihnachtsmann.

Marc Hofmann
6 Jahre her

Tesla schreibt Rote Zahlen und wird weiter Rote Zahlen schreiben. Tesla ist die nächste Insolvenz-Aktie….Prokon, Solarworld und die gesamte sog. Erneuerbare Energie-Subventionsbranche lässt grüßen.