Erholung nach dem Bankenbeben, neue Themen im Vordergrund

Nach dem Bankenbeben der vergangenen beiden Wochen rücken wieder andere Themen in den Vordergrund.

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Eines der Themen ist und bleibt die Demographische Entwicklung. Die ist zwar einerseits für die Dotierung der Rentenkassen in Europa ein Riesenproblem, bietet bestimmten Unternehmen aber auch große Chancen. So sind die Konsumausgaben von Europäern im Alter von mehr als 50 Jahren in vergangenen 20 Jahren dreimal so stark gestiegen wie die Konsumausgaben der übrigen Bevölkerung. Auch in den USA besitzt die Babyboomer-Generation, die etwa ein Viertel der Bevölkerung bildet, den grössten Teil der Vermögen der Privathaushalte und trägt am meisten zum Konsum bei. Das macht die „Silver Surfer“, zu einem wirtschaftlichen Machtfaktor.

Gemäss einer Studie der UBS fragen Senioren vor allem Produkte und Dienstleistungen aus den Schwerpunkten Tourismus, Gesundheit/Kosmetik, Senioren-Wohnen und Finanzplanung nach. Christoph Wirtz, Aktienanalyst bei Rothschild & Co. Bank, vor allem bei den Pharma- und Medtech-Branchen Potenzial. Besondere Wachstumsraten verspricht er sich in letzterem Segment von den Märkten für Hörgeräte und Augenoptik. Diese Sektoren profitieren davon, dass sich immer mehr Menschen solche Behandlungen leisten können und wollen, was die Unternehmen auch für Anleger interessant macht.

Der globale Markt für Hörgeräte dürfte laut Wirtz von 10,2 Milliarden Dollar im Jahr 2022 auf 17,7 Milliarden Dollar im Jahr 2029 wachsen. Dies entspräche einer jährlichen Wachstumsrate von 8,1 Prozent. Das Schweizer Unternehmen Sonova gehört hier zu den Weltmarktführern. Auch der globale Optik-Markt dürfte bis 2030 rasant wachsen. Hier mischt das US-schweizerische Unternehmen ganz vorne mit. Aber auch Firmen wie die in Kalifornien angesiedelte Intuitive Surgical, die Roboter-assistierte Operationssysteme herstellt, dürften vor einem kräftigen Wachstum stehen. Unternehmen, die im Bereich altersgerechtes Wohnen tätig sind, dürften aufgrund der alternden Bevölkerung überdurchschnittlich wachsen. Dazu zählen Aufzugshersteller wie Schindler und Otis. Diese sind weltweit führende Unternehmen für die Herstellung, Installation und Wartung von Liften und Rolltreppen.

Beim Thema Anti-Aging und Easy Aging bieten Unternehmen wie Estée Lauder und Unilever verschiedene Produktlinien an. Die Lebensmittelindustrie hat die Babyboomer ebenfalls im Auge. Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé hat in mehreren Ländern das Design von Instantkaffee-Gläsern und Verpackungen für Schokolade so umgestaltet, dass sie sich auch von betagten Menschen problemlos öffnen und halten lassen. Was den Tourismusbereich betrifft, ziehen unter dem Seniorenaspekt insbesondere die Aktien der Kreuzfahrtveranstalter das Interesse der Anleger auf sich.

Zum Ende einer erfreulichen Börsenwoche legten die Kurse an den US-Aktienmärkten nochmals zu. Erleichterung herrschte am Freitag unter Investoren mit Blick auf neue Inflationsdaten. So ist der von der US-Notenbank Fed bevorzugte Preisindex PCE im Februar nicht ganz so stark gestiegen wie von Analysten erwartet. Der Dow Jones Industrial legte um 1,3 Prozent auf 33.274 Punkte zu und überwand erstmals seit drei Wochen wieder die Marke von 33.000 Zählern. Seit Jahresbeginn liegt der Dow nun wieder moderat im Plus. Der marktbreite S&P 500 gewann 1,4 Prozent auf 4.109 Punkte. Das bedeutete den höchsten Stand seit Mitte Februar. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,7 Prozent auf 13.181 Zähler auf den höchsten Stand seit August 2022.

Mit Blick auf die Einzelwerte zogen am Freitag zwei Leichtgewichte das Interesse auf sich. Papiere von Virgin Orbit brachen um mehr als 40 Prozent ein. Nach einem gescheiterten Satellitenstart in diesem Jahr entlässt das Raumfahrtunternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson einen Großteil der Mitarbeiter. Die Aktie fiel Mitte März unter einen US-Dollar und ist somit ein Pennystock. Das Unternehmen ist an der Börse nurmehr knapp 70 Millionen Dollar wert. Anfang 2022 war das Unternehmen noch 3,8 Milliarden Dollar wert.

Aktien von Nikola sackten um mehr als 14 Prozent ab. Der Entwickler von batterie- und wasserstoffbetriebener Nutzfahrzeuge hat das Kapital um 100 Millionen Dollar aufgestockt. Die neuen Aktien wurden mit 1,12 Dollar je Aktie deutlich unter dem Schlusskurs des Vortages von 1,40 Dollar platziert, was am Markt für Enttäuschung sorgte.

Im New Yorker Devisenhandel beendete der Euro die jüngste Aufwärtsbewegung. Zuletzt kostete er 1,0845 US-Dollar. Im Handel mit Staatsanleihen legten die Notierungen vor dem Wochenende zu. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere gab auf 3,48 Prozent nach.

Zuvor hatte der Dax mit drei starken Handelstagen in Folge den März ausklingen lassen. Den Freitag beendete das deutsche Börsenbarometer mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 15.629 Punkte und damit dicht unter seinem Jahreshoch von etwas über 15.700 Punkten. Das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften aus der Bankenbranche beruhigte in den vergangenen Tagen allem Anschein nach die Gemüter. Besser als erwartete Inflationsdaten aus der Euroregion sorgten für weitere Entspannung.

„Die Hoffnungen auf weiter fallende Inflationsraten wurden dank eines deutlichen Rückgangs der Energiepreise in dieser Woche erfüllt“, kommentierte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets. Damit dürften all jene Mut schöpfen, die auf eine künftig weniger harte Gangart der Notenbanken hoffen. Letztlich verbuchte der Dax ein Wochenplus von 4,5 Prozent. Die Verluste seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, die die Bankenprobleme ins Rollen gebracht hatte, sind nahezu wettgemacht. Für das zu Ende gehende Quartal ergibt sich ein Zuwachs von etwas mehr als zwölf Prozent.

Auch in den hinteren Börsenreihen griffen die Anleger vor dem Wochenende weiter zu. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg am Freitag ebenfalls um 0,7 Prozent auf 27.663 Punkte.

Einige Marktbeobachter sehen die Hoffnungen auf ein Ende des aktuellen Zinsanhebungszyklus allerdings kritisch. Für eine „Jubelarie“ ist es den Experten der Bank Metzler zufolge noch viel zu früh, was auch die tags zuvor bereits veröffentlichten hiesigen Inflationszahlen belegten. „Denn ohne den Faktor Energie hat sich der Preisanstieg in Deutsch­land sogar noch verstärkt, was den Druck auf die EZB aufrechterhält.“ In der Eurozone war im ausgehenden Monat die Kernjahresinflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, auf ein Rekordniveau gestiegen.

Die Aktien des Modehändlers Zalando mit plus 2,2 Prozent und die des Sportartikelherstellers Adidas mit plus fünf Prozent legten weiter zu. Sie waren die besten Werte im Dax. Im MDax stiegen die Papiere von Puma um 1,9 Prozent.

Die Anteile von Sartorius sackten am Dax-Ende um 5,5 Prozent ab. Die angekündigte Übernahme des französischen Anbieters von Technologien für Zell- und Gentherapien Polyplus gefällt den Anlegern nicht. Denn womöglich ist sie mit einer Kapitalerhöhung verbunden, was den Wert der Sartorius-Aktien für die bisherigen Anteilseigner schmälern würde.

Schlusslicht im MDAX waren bei extrem hohen Handelsvolumina die Aktien des Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown . Sie sackten vor allem gegen Handelsende ab und schlossen 11,2 Prozent tiefer. Das Handelsvolumen lag bei 204 Millionen, während das Volumen der Deutschen Bank als am stärksten gehandelte Aktie im Dax nur knapp 15 Millionen Stück betrug.

Die Umlaufrendite stieg von 2,33 Prozent am Vortag auf 2,39 Prozent.

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Kommentare ( 3 )

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Nibelung
1 Jahr her

Das Bankenbeben ist noch lange nicht vorbei und da wird im Dunkeln gehoben und geschoben um das schlimmste Szenario zu verhindern, denn die können im Moment alles gebrauchen, nur keinen Bankencrash, wo sie sich vor der Öffentlichkeit bloßstellen mußten und die ganze Ohnmacht zu Tage treten würde. Wer pleite ist, könnte auch dem nahezu schuldenfreien Rußland nicht belegen, daß er der bessere Geldverwalter ist und so drucken sie eben weiter bis am Ende garnichts mehr geht und aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wobei die Rüstungsindustrie derzeit noch eine gute Figur macht, während alles andere den Bach runter geht und auch das… Mehr

BK
1 Jahr her

Das war nur ein Vorbeben und die Credit Swiss der tote Kanarienvogel im Bergbauschacht.

Aegnor
1 Jahr her

Ich seh hier überhaupt keine Entwarnung bei der Inflation. Dass der Basiseffekt genau ein Jahr nach Beginn des Ukrainekrieges zuschlagen wird, war doch abzusehen. Deswegen sind aber die Preise für Energie keinesfalls wieder in Regionen zurückgekehrt, die für Industrie und Verbraucher in Deutschland erträglich wären. Das ist doch ein reiner Taschenspielertrick. Und die Preise für Lebensmittel steigen weiter – die nächsten Preiserhöhungen sind von den Händlern schon angekündigt. Dazu die Zweitrundeneffekte, wo die steigenden Löhne noch gar nicht drin sind in der Rechnung. Die Industrie musste sich hier etwas bescheiden (Chemie 3,3%, Metall 5%), weil sonst die Betriebe endgültig in… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Aegnor