Entspannung im Handelsstreit, Facebook und Twitter unter Druck

Breiter Markt im Aufwind, Öl-Multis mit gemischtem Erfolg, Kreditvergabe deutscher Banken kräftig gestiegen, Afrika vor Comeback.

BRYAN R. SMITH/AFP/Getty Images

Enttäuschende Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten haben die Wall Street am Freitag teils deutlich belastet. Der Dow Jones Industrial fiel nach einem verhaltenen Start um 0,3 Prozent auf 25.451 Punkte. Auf Wochensicht gewann der US-Leitindex aber immer noch 1,57 Prozent. Jüngst hatte vor allem die Entspannung im amerikanisch-europäischen Handelsstreit für gute Laune gesorgt.

Der technologielastige NASDAQ 100 knüpfte an seine Talfahrt vom Vortag an und sackte um 1,4 Prozent auf 7.297 Punkte ab. Die Nasdaq hatte am Donnerstag unter dem Kurssturz des Schwergewichts Facebook gelitten, nachdem das Online-Netzwerk die Anleger im vergangenen Quartal mit gesunkenen Nutzerzahlen enttäuscht hatte.

Ein ähnliches Schicksal ereilte den Kurznachrichtendienst Twitter, dem in den vergangenen Monaten ebenfalls Nutzer abhanden gekommen waren: Die Aktien rauschten um 20,5 Prozent in die Tiefe und landeten abgeschlagen auf dem letzten Platz des S&P 500. Damit lösten sich die Erholungsgewinne seit Anfang Juni in Luft auf. Mit dem Kursabsturz büßte Twitter an einem Tag fast sieben Milliarden US-Dollar an Marktwert ein.

Twitter hatte – wie schon Facebook – als Grund für den Nutzerrückgang die neuen Datenschutzregeln in der EU angeführt. Dazu kämen die Bemühungen, die Plattform aufzuräumen. Das Unternehmen versucht schon länger, härter gegen gefälschte Profile durchzugreifen, über die auch Spam und politische Propaganda verbreitet werden. Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst gesperrte Accounts von den Abonnenten-Zahlen abgezogen, wodurch viele Nutzer Follower verloren.

Beim Chip-Riesen Intel stellten sowohl der überraschend stark gestiegene, bereinigte Gewinn je Aktie als auch das Umsatzwachstum die Investoren nicht zufrieden: Die Papiere knickten als klares Schlusslicht in Dow um 8,6 Prozent ein. Händler führten dies darauf zurück, dass der Umsatz mit Chips für große Rechenzentren nicht so stark gestiegen sei wie erhofft. Der Bereich soll deutlich ausgebaut werden, um nicht mehr so abhängig vom zuletzt eher schwachen PC-Geschäft zu sein.

Auch der Ölkonzern ExxonMobil konnte nicht überzeugen: Die Anteilscheine sanken um 2,8 Prozent, obwohl der Gewinn im Zuge höherer Ölpreise kräftig angesprungen war. Laut Analyst Neil Mehta von der US-Bank Goldman Sachs enttäuschte der Gewinn je Aktie dennoch. Der Exxon-Wettbewerber Chevron verfehlte zwar ebenfalls die Erwartungen, kündigte aber Aktienrückkäufe im Volumen von rund drei Milliarden Dollar pro Jahr an. Chevron-Anteilscheine gewannen an der Dow-Spitze 1,6 Prozent.

Der Onlinehändler Amazon hatte mit seinem Milliardengewinn positiv überrascht, so dass die Aktien zu Handelsbeginn auf ein Rekordhoch gestiegen waren. Am Ende aber schmolz das Plus auf 0,51 Prozent zusammen.

Die Berichtssaison läuft also; die Ergebnisse sind in der Mehrheit erfreulich, bis auf Ausnahmen wie Daimler oder die oben genannten US-Technologiewerte. Knapp die Hälfte der Unternehmen aus dem US-Index S & P 500 hat berichtet, so weit läuft die Quartalssaison in den USA hervorragend. Rund 84 Prozent der Unternehmen haben die Gewinnerwartungen laut Daten des Finanzinformations-Dienstes Thomson Reuters übertroffen, bei 73 Prozent war dies beim Umsatz der Fall — das ist überdurchschnittlich gut. Mit einem Umsatzplus von im Schnitt neun und einem Gewinnplus von im Schnitt gut 22 Prozent kann man von einem Gewinnsprung auf breiter Basis sprechen. Er geht auch auf die Steuerreform von Präsident Trump zurück. Legt man die Daten von Thomson Reuters zugrunde, dann steigt das Gewinnwachstum im dritten Quartal noch einen Tick, dann lässt es wieder etwas nach. Die Aussichten auf Kursgewinne an der Leitbörse Wall Street, und damit auch im DAX, bleiben also gut. Die Saisonalität geht in eine andere Richtung: Der August naht, und damit einer der schlechteren Börsenmonate des Jahres — statistisch gesehen. Ausnahmen bestätigen die Regel.​

Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen gilt als verlässlicher Konjunkturindikator. Je offensiver Banken Darlehen vergeben, desto stärker ist die Erwartung einer guten wirtschaftlichen Entwicklung. Demnach scheint es um die Wirtschaft in Deutschland nicht schlecht bestellt zu sein. Denn das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen in Deutschland hat im ersten Quartal 2018 weiter schwungvoll zugelegt, so Daten der die Deutschen Bank. Das ausstehende Kreditvolumen stieg in den ersten drei Monaten um 22,9 Milliarden Euro und lag damit um 4,3 Prozent höher als vor einem Jahr. Das war der beste Wert seit der Finanzkrise und außerdem bereits das 13. Quartalsplus in Folge. Leidtragender des starken Kreditgeschäfts sind Bond-Käufer: Deutsche Unternehmen begeben immer weniger Anleihen zur Finanzierung.

An sich heißt es, dass Handelskonflikte nur Verlierer kennen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn während weltweit operierende Großkonzerne unter wachsendem Protektionismus stark leiden, sind kleinere, auf den Heimatmarkt konzentrierte Firmen erst einmal nicht betroffen. Sie können sogar profitieren, da die ausländische Konkurrenz durch höhere Zölle ferngehalten wird. Es überrascht daher nicht, dass sich in Zeiten der Trump’schen Handels-politik immer mehr Investoren auf Aktien kleinerer Firmen (Small Caps) konzentrieren. So ist die Spanne zwischen den globalen ETF-Kapitalflüssen von Small Caps gegenüber denen von Large Caps im zweiten Quartal 2018 mit 9,1 Milliarden US-Dollaram stärksten gewachsen und erreichte laut ETF-Anbieter Wisdom Tree ihren höchsten Stand seit über vier Jahren.

Auf dem Weg zum Gipfel der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) in Johannesburg machten sowohl Indiens Premier Modi als auch Chinas erster Mann Xi Jinping Stopp bei Ruandas Präsident Paul Kagame, verantwortlich bei der Afrikanischen Union für die Kooperation zwischen China und Afrika. Das ist nur eines von vielen Zeichen, dass die beiden asiatischen Wirtschaftsnationen den Handel mit dem rohstoffreichen Schwarzafrika weiter intensivieren wollen. Knapp 160 Milliarden US-Dollar betrug 2017 das Handelsvolumen beider Länder mit den Subsaharastaaten, ein Plus von knapp 100 Prozent zu 2007. Da die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen weiter steigt, „sehen wir Afrika mit seinen riesigen natürlichen Ressourcen in einer beneidenswerten Position“, meint Bassel Khatoun, Schwellenländeraktien-Experte bei Franklin Templeton. Viele afrikanische Märkte verfügen nicht nur über erhebliche Öl- und Gasvorräte und andere Rohstoffe, sondern auch über die Mittel, um die Erzeugung von Agrarrohstoffen zu steigern, so Khatoun. Doch Vorsicht: Das wirtschaftliche Comeback des südlichen Afrikas wurde im vergangenen Jahrzehnt schon mehrmals ausgerufen. Allerdings gab es angesichts politischer und wirtschaftlicher Probleme immer wieder herbe Rückschläge. Zuletzt drückte die Risikoaversion der Investoren auf die Stimmung an Afrikas Märkten.


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Nibelung
5 Jahre her

Das sind aber gewagte Thesen, was den schwarzen Kontinent anbelangt und Urlauber im Südspanien können ja derzeit am Strand miterleben, wie die Schwarzen die Grenzen in Eigenermächtigung überschreiten und das nicht nur weil sie hier ein kostenloses Leben erwarten, sondern weil in ihren Heimatländern z. T. katastrophale Verhältnisse existieren und das hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen etwas mit ihrer eigenen Mentalität zu tun und die werden noch lange üben müssen, bis sie einigermaßen geordnete Verhältnisse schaffen, denn deren Regierungen gehen eben aus den einzelnen Stämmen hervor und da werden nach alter Väter Sitte die eigenen Taschen zuerst vollgestopft und die… Mehr