Skalpell unter dem Regenbogenmantel – Und wo bleibt das Kindeswohl?

Die Ampelkoalition will das 40 Jahre alte sogenannte Transsexuellengesetz durch ein neues „Selbstbestimmungsgesetz“ ersetzen. Die Eckpunkte wollen Familien- und Justizministerium noch vor der Sommerpause vorlegen. Auf das Kindeswohl scheint man dabei nicht zu achten.

IMAGO / Westend61

Ein großes Motto: „Mehr Fortschritt wagen“ steht über dem Vertrag der Ampelkoalition. Doch dieser Tage zerstreut sich auch die letzte Hoffnung, dass mit diesem Fortschritt Dinge wie moderne Industrie gemeint sein könnten. Es geht um einen Gesellschaftsumbau, der gern mit lustigen Sprüchen und Regenbogen-Ästhetik verniedlicht wird, aber – gerade wenn es um Kinder geht – verheerende Folgen haben wird.

Um endlich die ach so verhassten patriarchalischen Strukturen und die veralteten Familien- und Rollenbilder zu überwinden, treibt die Ampel ein Gesetz voran, das es selbst 14-Jährigen ermöglichen wird, je nach Stimmung ihr Geschlecht ändern zu lassen. Unter dem Deckmantel der „Selbstbestimmung“ liefert die Politik Kinder und Jugendliche damit im wahrsten Sinn des Wortes ans Messer.

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Bereits seit einigen Jahren steigt die Zahl jener Jugendlichen stetig, die plötzlich und unvermittelt ihr Geschlecht wechseln wollen. Was früher nur seltene Einzelfälle waren, ist inzwischen ein beachtliches Phänomen geworden, bei dem es nicht nur um ein paar Hundert verirrte Geister geht, sondern um Tausende Kinder und Jugendliche. Insbesondere junge Mädchen tendieren zur Flucht vor ihrer eigenen Identität und ihrem Geschlecht.

Ärzte erklären sich dieses Phänomen mit den enormen körperlichen und psychischen Unsicherheiten, denen gerade junge Mädchen im Verlauf ihrer Pubertät ausgesetzt sind: Eben war man noch Kind, und plötzlich wachsen Brüste, Po und Achselhaare. Alles ist ein bisschen schief und krumm. Man bekommt zum ersten Mal seine Tage, hat Schmerzen und wird von Männern oder Jungs dann auch noch anders angeguckt als früher. Das war für Mädchen schon immer eine schwierige Zeit, heute wird der Druck durch Internet und Social Media vervielfacht.

Falsche Vorbilder im Internet

Auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook können sich schon kleine Kinder die perfekten Gesichter und Körper von Influencern anschauen – ohne zu verstehen, dass kein normaler Mensch je so aussieht, dass Filter, Photoshop oder plastische Operationen hinter den vermeintlich makellosen Gestalten stecken. Das erzeugt bei vielen Mädchen, und auch bei einigen Jungen, einen enormen psychischen Druck und führt nicht selten zu Selbstwertproblemen und Ängsten, nicht gut genug zu sein.

Und genau für solche Kinder bietet Social Media dann auch gleich eine Lösung: Gender-Influencer, die lächelnd verkünden, dass ein Geschlechtswechsel die Lösung aller ihre Probleme sei. Ein paar Hormone hier, ein paar Schnitte dort, und schon werde man wieder glücklich.

Vor diesem Hintergrund kritisiert auch Alice Schwarzer, Deutschlands wohl bekannteste Feministin, das geplante Selbstbestimmungsgesetz – und fängt sich damit reichlich Ärger ein. Schwarzer wird nicht nur von Genderaktivisten attackiert, sondern auch vom Queer-Beauftragten der Bundesregierung. Nach der Logik von Sven Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist jeder, der das Gesetz in Frage stellt, homo-, trans- oder queerphob.

Kinderschutz
Die verhängnisvolle Trans-Mode – Alice Schwarzer rechnet ab
Lehmann befürwortet vehement das Gesetz, durch das in Zukunft selbst 14-Jährige gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern ihren Personenstand ändern können. Bisher ging das nur, wenn man sich aufgrund seiner transsexuellen Prägung mehr als drei Jahre und voraussichtlich dauerhaft nicht mit dem eigentlichen Geschlecht identifizierte und zwei Begutachtungen vornehmen ließ. Künftig reicht eine einfache Selbsterklärung vor dem Standesamt.

Aber das ist nicht alles. Im Koalitionsvertrag steht, dass die Kosten der einschlägigen Operationen künftig von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden sollen; es werden also die letzten Hürden abgeschafft, die einen Menschen von der irreversiblen und lebensverändernden Entscheidung abbringen könnten.

Bislang übernahm die Krankenkasse die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung nur, wenn sich der Betroffene mindestens sechs Monate lang psychotherapeutisch behandeln ließ. Nur wenn der Leidensdruck auch durch die Therapie nicht gelindert und ein entsprechendes Gutachten vorgelegt werden konnte, wurden die Kosten übernommen.

Dabei war die Arbeit der Therapeuten zumindest bei jungen Menschen sowieso schon enorm eingeschränkt, weil jede Infragestellung der Transidentität als transphob oder – noch schlimmer – als sogenannte Konversionstherapie ausgelegt werden konnte. Gemeint ist die Behandlung von Homosexualität oder Geschlechtsidentität, was seit Mitte 2020 für unter 18-Jährige verboten ist. Jeder Therapeut, der den Wunsch seines kleinen Patienten kritisch hin- terfragt, gefährdet also nicht nur sei- nen Job und seine Zulassung, er steht sogar mit einem Bein im Knast.

Hürden werden niedergerissen

In Zukunft wird es aller Voraussicht nach also kaum noch bis gar keine Hürden mehr geben, um sein Geschlecht zu ändern – bürokratisch, therapeutisch oder mit dem Skalpell. Dabei versuchen die meisten Menschen – allen voran Kin- der und Jugendliche mit vermeintlicher Transidentität – in Wirklichkeit wohl nur verzweifelt, einen Ausweg aus ihren psychischen Problemen zu finden.

Vermeintliche Selbstbestimmungs-Ideologie
Transsexuellengesetz: Wie die Ampel die Gesundheit von Kindern aufs Spiel setzt
Davon bin ich nicht nur aufgrund persönlicher Erfahrung mit Betroffenen überzeugt, die erfolglos versuchten, mit einem Geschlechtswechsel ihren Selbsthass zu lindern, darauf weisen auch Untersuchungen an amerikanischen Jugendlichen mit Transwunsch hin. Die Ärztin Lisa Littmann stellte bei über 62 Prozent ihrer jungen Patienten eine oder mehrere psychische Erkrankungen fest. Sie stellte die These auf, dass der Geschlechtswechsel eine Coping-Strategie sei, also ein Bewältigungsversuch, um psychischen Leiden oder schlicht den pubertätstypischen Altersrollenkonflikten zu entkommen.

Gleichwohl wird im Namen von Gleichberechtigung und Toleranz überall in Politik und Medien Transsexualität propagiert – in Disney-Filmen, in der „Sendung mit der Maus“, selbst in der Grundschule ist kein Kind mehr davor sicher. Wer vor dem gefähr- lichen Trend warnt, dank dem sich kleine Mädchen Brüste, Gebärmutter und Eierstöcke entfernen und Jungen sich Hoden und Schwellkörper amputieren lassen, wird mundtot gemacht.

Der Ampel geht es nicht um das Wohl der Kinder, sondern um die Durchsetzung ihrer Diversitätsagenda. Dass diese in Kindeswohlgefährdung mündet, scheint niemanden zu kümmern. Und ganz nebenbei werden noch die Rechte der Eltern beschnitten und auf den Staat übertragen.


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Kommentare ( 8 )

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Richy
1 Jahr her

Wir gehen schon merkwürdig mit unseren Kindern und Jugendlichen um. Wenn es z. B. um den Führerschein (Auto) oder bei Jagd und Sportschießen um scharfe Waffen geht, dann muss man 18 Jahre alt sein. Begründung u. a. dafür, dass Kinder und Jugendliche i. d. R. körperlich und geistig nicht reif genug sind, mit einem doch recht gefährlichen Gegenstand auf die Bevölkerung losgelassen zu werden. Wenn ein unter 18jähriger einen Mord begeht, dann kann er max. mit bis zu 10 Jahren bestraft werden. Bei bis zu 21jährigen wird in einer hohen 90er-Prozentzahl dass Jugendstrafrecht herangezogen, so dass auch diese Personen dann… Mehr

EinBuerger
1 Jahr her

Über Twitter habe ich durch Anton Rainer, der scheinbar Redakteur beim SPIEGEL ist, erfahren, dass die WELT ihre Artikelüberschrift geändert hat.
Von „Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen“ zu „Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren“.
Mal sehen, ob es den Artikel morgen überhaut noch gibt. Und ob nicht eine Entschuldigung aus dem Hause Springer erfolgt.
Ich sag ja: „Konservative“ kämpfen für uns. Bis sie von Linken dafür als Rechts angeprangert werden. Dann geht es natürlich nicht mehr. Kann ich verstehen.

Rene Meyer
1 Jahr her

Dieses „Selbstbestimmungsgesetz“ (mit seinen vielen Facetten) ist eines der vielen, zunehmend deutlich zu sehenden Beispiele für die satanische Um-/Verkehrung (nach C.S. Lewis): Im Namen der Menschlichkeit wird letztlich zutiefst Unmenschliches hervorgebracht. Und das Ganze schleichend, in Salamitaktik.

Hans Nase
1 Jahr her

Die Sachlage ist eindeutig: Es gibt keine vollständige Geschlechtsumwandlung. Man wird nie als umgewandelter Mann Kinder zeugen können, noch wird man als umgewandelte Frau Kinder austragen können. Damit fällt man für den Großteil der potentiellen Geschlechtspartner aus, da die Möglichkeit einer klassischen Familiengründung entfällt. Sprich: Mit einer Umwandlung läuft man mit hoher Wahrscheinlichkeit in neue, halt andere Probleme hinein. Nur, daß diese sich vielleicht erst mit Ende 20 oder später manifestieren, wenn die biologische Uhr das ticken anfängt.Daher erfordert eine Umwandlung eine realistische Chancen/Risiken-Betrachtung. Jugendliche können das gar nicht Überblicken – gerade nicht in der Pubertät. Die aktuellen Hürden, welche… Mehr

Teiresias
1 Jahr her

Wie ginge wohl eine Volksabstimmung aus?

Wieso halten die Medien das Thema so klein, daß weite Teile der Bevölkerung gar nicht merken, was da gerade beschlossen wird?

Wieso marschiert die westliche Welt in der Frage derartig im Gleichschritt?

Wer dirigiert dieses Orchester und warum?

Klar ist nur, es handelt sich um Machtpolitik zu Lasten der Bürger und vor allem auf Kosten der Kinder, eine Kriegshandlung gegen das Volk. Die Regierung exekutiert diesen Exzess der Menschenfeindlichkeit nur, die Frage bleibt:

Für wessen Interessen, cui bono?

Last edited 1 Jahr her by Teiresias
Ananda
1 Jahr her

Sollte sich ein Mädchen in einen Jungen „umwandeln“ lassen wird u. A. folgendes umgesetzt
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation
Dieses ist eine äußerst komplikationsträchtige Methode, oft stirbt die Penisplastik teilweise oder gänzlich ab. Die Sensibilität kann nach einigen Jahren teilweise wiederhergestellt sein. Die Größe beträgt üblicherweise bis 12 cm, gelegentlich auch mehr. Mit einem Versteifungsimplantat ist Geschlechtsverkehr möglich.
Welchem pubertierendem Kind möchte man das antun?

Homer J. Simpson
1 Jahr her

Ich hatte hier zu dem Thema ein interessantes Gespräch mit unserer Schulpsychologin, mit der ich (Elternbeirat, drei Kinder, Mädchen) mal einig war: Es gab bei unserer Großen in der 9. Klasse Realschule ein paar Lehrer, die den Kindern ernsthaft alle 329 (wieviel genau es gibt, wusste man danach auch nicht) Geschlechter als „gleichwertig“ und „existent“ vermittelten und darüber auch eine Klassenarbeit in Ethik schrieben, die krachend vergeigt wurde. Jetzt hätte man sagen können „Ist doch nur Ethik, also Schwamm drüber!“ Doch mir ging es ums Prinzip und so legte ich mich – auch in meiner Funktion als Elternbeiratsvorsitzender – im… Mehr

tsundoku
1 Jahr her

Ich empfehle in diesem Zusammenhang die ergänzende Lektüre des Artikels „Die Abschaffung der Seele“ von Julia Weiss, der auf multipolar.de erschienen ist – und damit die dringende Hinterfragung, welche – längerfristigen – Ziele eigentlich mit der Diversitätsagenda noch so verfolgt werden.