Was Corona mit Drogen zu tun hat

Selbst die Berliner Grünen können die katastrophalen Zustände im berüchtigten Görlitzer Park nicht mehr leugnen. Dafür haben sie jetzt eine originelle Erklärung für Drogenhandel und Vergewaltigungen gefunden: Das Virus ist schuld.

IMAGO / Rolf Kremming

„Die Lage im Görlitzer Park und in den umgrenzenden Wohngebieten ist prekär.“ So beginnt die Presseerklärung der Grünen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, und man mag seinen Augen kaum trauen:

Sollte die Partei tatsächlich die Realität anerkennen – endlich?

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Der „Görli“ in F’hain-Xberg (so nennen die ganz Hippen ihren Bezirk) ist der unumstrittene Drogen-Hotspot der Hauptstadt und vermutlich auch des ganzen Landes. Auf 14 Hektar kann man hier alle paar Meter ganz offen alles kaufen, was das Süchtigenherz begehrt: Haschisch, Kokain, Speed, Ecstasy…

Etwas versteckter im Gebüsch wechseln auch Crack und Heroin den Besitzer. Die Dealer sind fast ausschließlich junge Männer aus Afrika. Die Polizei teilt diese Erkenntnis immer noch recht offen, die Politik schwurbelt sich drum herum. Es sind halt die falschen Täter, das passt nicht ins Weltbild.

Als Naherholungsgebiet, das der Görlitzer Park einmal war, kann man ihn nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es 711 Strafanzeigen wegen Drogendelikten. Dazu gesellt sich immer öfter offene Gewalt. Im Bereich des Görli wurden zwischen 2018 und Mitte 2023 mehr als 700 Körperverletzungen gemeldet.

Betroffen sind nicht nur, wie seit vielen Jahren schon, rivalisierende Dealer – sondern inzwischen auch völlig unbeteiligte Passanten, vor allem junge Frauen. Nach offiziellen Angaben gab es in den vergangenen fünfeinhalb Jahren 80 schwere Sexualstraftaten – Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen oder sexuelle Übergriffe – und dazu 97 „weitere Sexualdelikte“.

Inzwischen hat der Görlitzer Park es auch international zu trauriger Berühmtheit gebracht. Zeitungen aus der Schweiz, aus den USA und sogar aus Indien schicken immer wieder Reporter, die ihren Lesern mit leicht gruselndem Unterton von den Zuständen in der Berliner Kriminalitätshochburg berichten.

„Die Lage im Görlitzer Park und in den umgrenzenden Wohngebieten ist prekär.“ Der Satz könnte wahrer nicht sein.

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Die Freude über so viel unerwarteten grünen Realitätssinn währt allerdings nicht lange. Denn leider, leider geht die Presseerklärung noch weiter – und zwar so: „Besonders seit Corona haben organisierte Kriminalität und Übergriffe massiv zugenommen.“

Das ist nun eine durchaus überraschende Aussage. Der Zusammenhang zwischen Corona und Drogenhandel bzw. zwischen der Pandemie und Vergewaltigungen im öffentlichen Raum dürfte Polizeiexperten und Kriminologen neu sein. Möglicherweise sind die Grünen F’hain-Xberg hier etwas Großem auf der Spur.

Möglicherweise will die Partei ja aber auch nur Spuren verwischen. Denn es dürfte maßgeblich die grüne Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann sein, die für die Kriminalitätsexplosion im und um den Görli verantwortlich ist. Die Dame tut seit Jahren alles Mögliche, um eine effektive Strafverfolgung in ihrem Bezirk zu behindern.

Und sie tut das sehr offen: 2020 hat sie sich ausdrücklich für den Verbleib der Drogenhändler im Görlitzer Park stark gemacht. Die Dealer gehörten zum Park, erklärte sie: „Keine Gruppe soll ausgeschlossen werden.“ Die Opfer von Körperverletzungen und Vergewaltigungen werden das sicher gerne hören.

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Aber die Grünen wären nicht die Grünen, wenn sie nicht auch wüssten, wie man alles besser machen könnte: nämlich mit einer „umfassenden städtebaulichen Umgestaltung“ des Parks, besserer Beleuchtung, einem Ausbau der Sozialarbeit sowie einem „ausreichenden Angebot an Konsumräumen im Kiez“ (das ist eine Umschreibung für „mehr Orte für organisierten Drogenkonsum“).

Dafür, Überraschung, fordern die Bezirksgrünen mehr Geld von der CDU-geführten Landesregierung.

Natürlich darf ein Hinweis nicht fehlen: „Repressive Maßnahmen allein lösen die vielschichtigen Probleme nicht.“ Also keine Polizei, die „Jagd auf Dealer“ macht (so wird das in der grünen Szene gerne genannt). Drogenhändler als mögliche Ursache des Problems kommen in der Presseerklärung übrigens nicht vor, sie werden kein einziges Mal erwähnt.

Bitte gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

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Auf Twitter (ich bin zu alt für „X“) hat Robert Sutter das alles so schön zusammengefasst, dass ich mir erlaube, ihn hier einfach zu zitieren:

„Wir Grünen sind die Guten; alle anderen sind schuld; wir selbst haben keine Idee, wie wir es besser machen können, brauchen dafür aber mehr Geld; aus ideologischen Gründen lehnen wir wirkungsvolle Maßnahmen ab.“

Oder anders: geliefert wie bestellt.

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Kommentare ( 12 )

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MonacoFranze
6 Monate her

Ich KANN DAS ALLES NICHT MEHR HÖREN – von der grünen Realitätsverweigerung in Dauerschleife „Die Anderen – nicht etwa wir – sind an allem Schuld“ bis zum deprimierend unausweichlichen Fazit „Geliefert wie bestellt“, das auf nahezu jeden Aufreger der Tagespolitik passt. All dies wiederholt sich täglich und wöchentlich in unterschiedlichen Spielarten und Mustern bis zur totalen Erschöpfung des Publikums.
Ein Ende mit Schrecken wäre diesem Schrecken ohne Ende vorzuziehen.

Andreas aus E.
7 Monate her

Corona, Drogenmigrationsdealer und die „Grünen“ sind ganz sicher nicht Ursache für die Misere.
Es ist der Klimawandel, wegen der Extremhitzeereignisse drehen alle durch!!!
😉

greenout
7 Monate her

Wenn Hasch freigegeben wird, bekommen dann die mobilen Apotheker eine Entschädigung vom Staat wegen Umsatzverlust.

Farbauti
7 Monate her

Berichterstattung über die Grünen, über Corona und über Migranten langweilen mich mittlerweile zutiefst. Jedem halbwegs denkenden Menschen sind die Probleme bekannt, das Grüne nun Drogenkonsum und Gewalt irgendwie mit Corona in einen Zusammenhang stellen ist keine Sensation. Ohne Hirnbeteiligung entsteht eben nur Blödsinn. Wie wäre es denn mal mit einer ernsthaften journaistischen Darstellung zum Thema Drogen und Wiedervereinigung, das Schicksal der Wendekinder oder der Durchmarsch von Crystel Meth in Sachsen, Sachsen Anhalt und Thüringen damals und was daraus bis heute geworden ist. Natürlich ohne die Schuld dabei der AfD zu geben (Scherz), eher mit dem Fokus EU und Tschecheins Rolle… Mehr

Jens Frisch
7 Monate her

„Germany is a hippie country led by its emotions.“

– Anthony Glees

Ralph Martin
7 Monate her

Es liegt auf der Hand, dass die Grünen und ihre Spiessgesellen aus der Republik einen grossen Görli machen wollen.
Offen bleibt, warum die Grünen und ihre Spiessgesellen sich diese Mühe machen und nicht in Länder auswandern die ein einziger Görli sind?

pbmuenchen
7 Monate her

Tatsache ist, dass es in einem Land, in dem man gut und unbeschwert leben könnte, wesentlich weniger Drogendelikte geben würde. Folglich lässt sich das gegebene Problem nicht auf die Grünen beschränken, auch wenn diese die Massenmigration Arbeitsunfähiger befürworten, begünstigen und fördern. Anscheinend ist das Leben hier – und insbesondere in Berlin – für viele ohne Drogen nicht mehr erträglich und für andere der Drogenhandel die einzig sich erschließende einträgliche Einkommensquelle. Von nichts kommt nichts.

Paul Brusselmans
7 Monate her

Erfreuen wir uns doch der vergleichsweise idyllischen Situation. Kein Vergleich zu Marseille mit zwei unschuldigen Opfern, die im Auto (11jähriger Junge) oder in der Wohnung (junge Frau) durch verfehlte Geschosse starben. Und einem Dutzend Toten bisher in diesem Jahr durch Kalaschnikows im Rahmen von Marktabgrenzungsinitiativen. Eine deutliche Steigerung gegenüber den 560 Tagen des letzten Jahres.
Und natürlich darf die rassistische Bemerkung nicht fehlen, es handle sich bei den Dealer:Innen zumeist um Afrikanernde. Die Probleme Berlins auf den Görli zu reduzieren halte ich für gewagt. Lenkt nur vom Mangel an Fahrradstrassen und Wohnungen für Geflüchtete ab.

Simon Hornstein
7 Monate her

Nicht mehr lange und der Ruf Berlins färbt auf ganz Deutschland ab international. Meine chinesischen und koreanischen Freunde wollen schon lange nicht mehr nach Europa kommen, einmal Paris und die Vorstellung der romantischen Stadt ist im Eimer. Einmal Berlin und der Ruf Deutschlands ist im Eimer.

Roland Mueller
7 Monate her

Alberne Erklärungen für Missstände und Pleiten haben derzeit Hochkonjunktur. Der britische Militärnachrichtendienst macht zum Beispiel für die gescheiterte ukrainische Gegenoffensive Büsche und Unkraut verantwortlich. In der nächsten Zeit werden wir mit Sicherheit mit noch viel mehr sonderbaren Erklärungen für alles mögliche Gescheiterte beglückt werden.