Das Tempolimit: Grüne Ideologie mit null Nutzen

Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen soll nun also die Energiekrise lösen. Für Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., ist das ein „Kuhhandel“ zwischen Union und Rot-Grün. Der Deal ist: Tempolimit gegen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke.

imago/photothek

Hitzige Diskussionen enden meist in der Suche nach einem Sündenbock. Bei Themen aller Art ist es in Deutschland vorwiegend dasselbe: das Tempolimit. Ob Energie, Umwelt oder einfach nur aus Langeweile: Die Lösung für alles soll die maximale Geschwindigkeit von 100 km/h oder 130 km/h auf Autobahnen sein. So wundert es nicht, dass auch die Energiekrise wieder einmal mit dem Tempolimit gelöst werden soll. Für die Politik soll ein Kuhhandel die ideale Lösung sein. Der Deal beinhaltet, dass die Union ein Tempolimit von 130 mitträgt und SPD und Grüne im Gegenzug die Atomkraftwerke weiterlaufen lassen müssten. Blöd nur, dass ein Tempolimit null Nutzen für das Gasdilemma hätte. Auch null Nutzen für eine CO2 Einsparung. Also Gesamtnutzen: NULL. Nur die Ideologie, die wäre voll erfüllt. Grüne Ideologie mit null Nutzen.

Sendung 9. Juni 2022
Tichys Ausblick Talk: „Auto weg, alle in den Zug?“
Die Wunschvorstellung der Grünen, ein Tempolimit könnte all unsere Probleme im Land lösen, ist völlig überzogen und grenzt mittlerweile an Lächerlichkeit. Zumal eigentlich die Bundestagswahl im September 2021 das Thema bereits vom Tisch brachte und sich Bundeskanzler Olaf Scholz erst kürzlich klar dagegen aussprach. Wenn man einmal die befragt, die es tatsächlich betrifft, ist die Sache auch eindeutig: Mobil in Deutschland e.V. ließ knapp 80.000 Autofahrer bei einer Online-Umfrage teilnehmen und siehe da, ganze 69,4 Prozent sind gegen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Das ist ein eindeutiges Ergebnis. Die Gründe dagegen verstärken diese Meinung umso mehr.

Vereine wie die DUH, Gewerkschaften, die evangelische Kirche und sogar Automobilclubs wie der ACE und VCD werden dennoch nicht müde, die Diskussion immer wieder anzufachen. Nicht nur, dass die CO2-Einsparung nichtig ist: Im Jahr 2021 sind in Deutschland 2.562 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Damit erreichte die Zahl der Verkehrstoten den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren. Niedrigstrekord. Unsere Straßen entsprechen den höchsten Sicherheitsstandards, sodass auch gut und gerne mit hohen Geschwindigkeiten darauf gefahren werden soll und kann.

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Deutschland ist ein „Auto-Land“. Hier haben wir die sichersten Fahrzeuge mit den erfahrensten Autofahrern und den besten Straßen. Das wissen wir und das weiß die ganze Welt, denn das Tempolimit gehört einfach zur Kultur. Um eine Energiekrise zu bewältigen, brauchen wir kein Tempolimit. Wir brauchen Strom und einen Weiterbetrieb von Kernkraftwerken. Ganz einfach. Das muss auch die Politik endlich verstehen. Dasselbe ist bei der Frage zu beobachten, ob der Verbrenner abgeschafft werden soll. Der engstirnige Fokus auf eine einzige Technologie kann nicht die Lösung sein. Und die Leute werden auch nicht folgen. Wie immer im Leben gibt es verschiedene Geschmäcker. Es gilt: Innovation und Technikoffenheit. Im Land der Dichter und Denker.

Wer langsamer auf Autobahn und Landstraßen fahren möchte, der darf das gerne. Jeder darf schon heute 120 km/h fahren und sich das selbst als Maximallimit setzten. Unvorstellbar. Ansonsten gilt das Prinzip der Richtgeschwindigkeit. Es ist eine reine Empfehlung und keine Verpflichtung: ein Stück Freiheit, ein Stück Eigenverantwortlichkeit, das es zu bewahren gilt. Das hat sich über Jahrzehnte bewährt und macht unsere Autobahnen zu dem, was sie sind. Die wichtigste Verkehrsader für das wichtigste Verkehrsmittel in Deutschland: das Auto.

Deutschland ist ein Autoland. Die Autoindustrie Nr. 1 Industrie. Rund 5 Millionen Arbeitsplätze hängen am Auto. Das Auto ist Verkehrsmittel Nr. 1 in Deutschland und wird das auf absehbare Zeit auch bleiben. Ein unsittlicher Kuhhandel kommt daher überhaupt nicht in Frage. Wir sind nicht im Mittelalter, wo um ein paar Rindviecher geschachert wird. Wir sind eine der modernsten Industrienationen, wo es darum geht, die Grundversorgung der ganzen Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Und dieser „Kuhhandel“ ist nur der klägliche Versuch das Thema Tempolimit wieder auf den Tisch zu bringen. Ernsthaft, liebe Politiker? Ihr solltet die Zeit besser nutzen, um Deutschland und seine Haushalte vor einem kalten Winter zu bewahren! Amtseid! Remember?

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Kommentare ( 143 )

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143 Comments
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November Man
1 Jahr her

Mir sind immer noch keine wissenschaftliche, glaubhafte, nachvollziehbare und unzweifelhafte Beweise bekannt warum Co2 für das Klima schädlich sein soll und weshalb wir das für uns alle lebensnotwendig CO2 einsparen sollen.
Außerdem passieren die meisten schweren Verkehrsunfälle mit den meisten Toten auf den Landstraßen und nicht auf den Autobahnen.
Freie Bürger, freie Fahrt. Die Grünen können ja zu Fuß gehen wenn sie das unbedingt wollen. 

Wolfgang M
1 Jahr her
Antworten an  November Man

Auf einem Autobahnabschnitt hat man als Versuch längere Zeit das erlaubte Tempo auf 130 km/h beschränkt. Die Unfallzahlen sind zurückgegangen. Das interessiert aber keinen Deutschen. Japaner reisen extra nach Deutschland und mieten sich einen Porsche, um mal richtig aufs Gas treten zu können.
Anderes Beispiel: Auf Dänemarks Autobahnen gibt es ein Tempolimit. Die Fahrt dort ist völlig stressfrei. Dann fährt man über die deutsche Grenze und das Hauen und Stechen fängt an. Kurz hinter der Grenze kommen noch die Sylt-Urlauber dazu und dann geht es nur noch um Gewinnen oder Verlieren.

Deutscher
1 Jahr her

Wenn grüne Ideologie Ursache der Probleme ist, kann sie nicht die Lösung sein.

Ich persönlich kann mit Tempo 130 leben – weil es einen stressfreien Verkehr bedeutet. Aber als Weg aus der Krise hilft nur, die Ampel auf Tempo 0 herunterzubremsen.

Beat.Buenzli
1 Jahr her

Wenn ich morgens von Kronberg nach Frankfurt runter rolle, dann brauch ich 5,8l, abends 6,5 ohne Klimaanlage, Durchschnittstempo ca. 90km/h. Bei 130 auf der Autobahn ca. 6,3 – 7,0. Was wollen wir da einsparen bei einem Leergewicht von 1.650 kg. Würden wir die Autos von den vielen, vollkommen unnützen EU-Auflagen befreien und das Gewicht auf 650kg reduzieren, dann könnten wir Sprit sparen, aber erst in 10 Jahren, so lange dauert die Entwicklung. Eine Tempolimit hat ausschließlich den Vorteil, dass der Gewschindigkeitsunterschied zwischen PKW und LKW reduziert wird. Wichtiger wäre es die Baustellen endlich zu beenden und die Engstellen aufzuheben, das… Mehr

nolimit
1 Jahr her

Zur Statistik mit den Verkehrstoten:
Als „Verkehrstoter“ zählt nur, wer innerhalb von hundert Tagen seinen Verletzungen erliegt. Vor allem durch Weiterentwicklung lebensverlängernder Maßnahmen überleben immer mehr Schwerverletzte diese Frist und sind raus aus der Statistik…
Und wenn es nur fünfzig Toter weniger gäbe durch eine moderate Geschwindigkeitsbegrenzung, wäre das doch schon Argument genug!
Im Übrigen kann man in ganz Europa beobachten, wie deutlich homogener der Verkehrsfluss auf Autobahnen ist. Viel weniger Staus durch weniger Unfälle und unterschiedliche Geschwindigkeiten. Man ist mit Tempolimit also unterm Strich schneller unterwegs als ohne…

Axel Fachtan
1 Jahr her

Deal hin oder her. Alle außer Deutschland haben ein Tempolimit.
Und wenn Sie die Wahl haben, entweder autofreier Tag oder Tempolimit, wofür entscheiden Sie sich ?
Tempo 130 spart Energie. Und es spart tödliche Unfälle.
Den Weg zurück wird es nicht geben. Einmal 130 immer 130. Wer schneller will, kann sich ja auf der Rennbahn einmieten.
Das Geschäftsmodell Deutschland wird aber nicht durch das Tempolimit in Frage gestellt.
Sondern durch die drohende Abschaffung der Automobilindustrie insgesamt.

Heinrich Wolter
1 Jahr her

Ein Gutes hat das Tempolimit für die grüne Ideologie: Bei 160 reduziert sich die Reichweite/Akkuladung dramatisch. Bei fossilen Autos steigt der Durst bei hohen Geschwindigkeiten bei weitem nicht so dramatisch, und tanken geht viel schneller als laden.

zweisteinke
1 Jahr her

Das hätte ich dann doch gerne belegt! Es würde ja bedeuten, daß die Länder mit Tempolimit in der Unfallstatistik weit vor uns rangieren müssten. Doch siehe da, genau das Gegenteil ist der Fall.

Last edited 1 Jahr her by zweisteinke
Britsch
1 Jahr her

Die mittlere Spur auf Autobahnen ist hauptsächlich deshalb „dichter“ geworden weil die Meisten die „entspannt“ fähren wollen, vielfach gleich zu setzen mit unaufmerksamd, as dauerhafte Befahren als am bequemsten anschauen und am „lockersten“. Braucht man am wenigsten aufpassen und wird in der „Entspanntheit“ nicht mit Spurwechseln belästigt. Andere die ein bischen schneller fahren wollen sollen gefälligst auf die linke Spur ausweichen und schnellere blockieren. Wenn die rechte Spur frei ist fahre ich normalerweise rechts, dies oft recht lange an einem Stück, dann kommt nicht selten vor daß auf der Mittelspur einer langsamer fährt. Um mich vorschriftsmäßig zu verhalten muß ich… Mehr

Corvus
1 Jahr her

Was mich bei der ganzen Diskussion innerhalb der Politik wundert, warum dürfen globale, oder deutsche, Autobauer überhaupt noch Pkw`s bauen, die so viel PS haben, um die 130 Km/h reißen zu können? Man könnte auch Flugzeuge bauen, die nicht schneller als 30 Km/h fliegen. Die Eisenbahn genauso! Lasst uns langsam ans Ziel kommen!!! Man wird doch automatisch zum „ZEN – Mönch“ und hat eine absolute CO2 freie Ruhe, die uns alle ans gewünschte Klimaziel führen. Ja, denke das ist ganz toll und ich wähle jetzt nur noch ungelernte, grüne „Spitzenkräfte“, die von der Grundschule, direkt in den Bundestag landen! So… Mehr

Steffchen
1 Jahr her

Die Fortschrittskoaliton, will den Fortschritt zurück zu Pferd und Kutsche. Allerdings werden Pferde verboten. Das sind riesen Fortschritte.