Wie der NDR die Bauern zu einer rechtsradikalen Minderheit machen will

Den ARD-Anstalten ist inzwischen offenbar nichts mehr schmutzig genug, zweiter Teil: Der NDR lässt eine Forschungsassistentin erst die Bauernproteste kleinreden – und dann eine seriöse Organisation übel verunglimpfen. Die Schamlosigkeit der zwangsgebührenfinanzierten Propagandisten ist atemberaubend.

IMAGO

Es gibt so Einstiegssätze, nach denen möchte eigentlich niemand mehr einen Text noch weiterlesen. Zum Beispiel: „Janna Luisa Pieper ist Agrarsoziologin an der Uni Göttingen.“ Erfahrungsgemäß ist einfach die Wahrscheinlichkeit hoch, dass alles, was nach so einem Einstiegssatz noch kommen kann, dem Publikum den Tag versaut. Der Autor dieses Textes (also ich) versteht das und verspricht hiermit feierlich, dem geneigten Leser (also Ihnen) den Tag nicht zu versauen. Nun denn:

Janna Luisa Pieper ist Agrarsoziologin an der Uni Göttingen. Dort wird sie als Forschungsassistentin geführt. Die Dame ist Anfang 30 und hat ausweislich ihres Lebenslaufs noch nie in einem wertschöpfenden Betrieb ernsthaft gearbeitet, dafür aber immerhin schon als Praktikantin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Einen Doktortitel hat sie auch nicht, strebt ihn aber nach eigenen Angaben wohl an.

Als Hauptinteressengebiet gibt sie „Gender in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum“ an. Derzeit ist sie in einem vom Landwirtschaftsministerium finanzierten Forschungsprojekt tätig, das den schönen Titel trägt: “Die Lebensumstände von Frauen auf Bauernhöfen im ländlichen Raum in Deutschland – eine sozio-ökonomische Analyse“.

Eine echte Fachfrau also, was die Sorgen und Nöte der deutschen Landwirte und deren politische Interessenvertretung angeht.

Es ist bezeichnend, dass der Norddeutsche Rundfunk NDR nicht etwa einen ausgewachsenen Wissenschaftler mit ausgewiesener Expertise – einen Professor oder zumindest einen Doktor – zum Thema der Bauernproteste befragt, sondern eine noch nicht einmal halbfertige Nachwuchsforscherin mit eindeutig wertschöpfungsfernen Interessen. Denn für die Art von – man kann es nicht anders nennen – Kampagnen-Propaganda, auf die sich der NDR mittlerweile verlegt hat, ist echte Expertise am Ende nur hinderlich.

Was es da braucht, ist die richtige Gesinnung.

Im NDR-Medienmagazin „Zapp“ stellt das linke Sturmgeschütz Kathrin Drehkopf die Frage: „Bauernproteste gegen Habeck: medial überzogen?“. In der Sendung vom 17. Januar 2024 wird sofort klar, dass es sich beim Fragezeichen am Ende des Titels um einen Schreibfehler handelt: Denn jede Sendesekunde wird dazu genutzt, um die um ihre Existenz fürchtenden Landwirte als rechtsradikale Minderheit zu diffamieren.

Frau Pieper ist dabei nur allzu gerne behilflich und bringt erkennbar die passende Gesinnung mit. Dass sie als Agrarsoziologin in einem Medienmagazin ein eher exotischer Gast ist, von dem man auch nicht so recht weiß, wie er bei der konkreten Fragestellung zum Erkenntnisgewinn beitragen könnte: Das stört weder Frau Pieper selbst noch die Moderatorin noch die „Zapp“-Redaktion.

Wie es sich für einen Gender-Profi gehört, spricht Frau Pieper mit beharrlicher Boshaftigkeit von „Landwirt:innen“. Das macht es schon formal schwer, ihren Ausführungen zu folgen. Der Inhalt macht es nicht besser: Die Gefühlslage der Bauern mache diese sehr empfänglich für populistische Erklärungsmuster und für Feindbilder wie „den Medien“ oder „der Politik“. Auf die Idee, dass Deutschlands Bauern nicht nur gefühlte, sondern ganz praktische und sehr reale Probleme mit den Medien und der Politik haben könnten, kommt Frau Pieper leider nicht.

Aber sie beklagt sich: In Chatgruppen von Landwirten habe sie den Teilnehmern vorgehalten, „rechtspopulistische Narrative“ zu teilen – zum Beispiel Aussagen der AfD. Darauf, sagt Frau Pieper traurig, hätten die Bauern leider „nicht konstruktiv“ reagiert. Dann gibt sie Beispiele dafür, was ihrer Ansicht nach „nicht konstruktiv“ ist: Manche hätten gar nicht reagiert. Manche hätten sie geblockt. Und manche hätten ihr schlicht widersprochen.

Früher nannte man das: Meinungsverschiedenheit.

Für die Linken von heute, vor allem die jüngeren, ist eine abweichende Meinung aber nun „nicht konstruktiv“. Frau Pieper ist darüber „bestürzt“. Mit dieser ihrer Bestürzung geht sie nun so um, dass sie ein paar Tage nach der „Zapp“-Sendung wieder beim NDR aufschlägt – diesmal im Regionalmagazin „Hallo Niedersachsen“. Auch hier verzichtet die Redaktion auf einen wirklichen Experten als Gesprächspartner und recycelt stattdessen lieber die Nachwuchskraft mit der richtigen Gesinnung.

Und Frau Pieper liefert wie bestellt: Erst stellt sie die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL) auf eine Stufe mit den „Freien Bauern“ und dem Verein „Land schafft Verbindung“ (LsV) in Niederrsachsen. Für Eingeweihte ist das geradezu putzig:

– Die AbL wurde 1980 als grüne Gegenorganisation zum konservativen Landvolk gegründet, war aber vom Start weg eine Totgeburt und blieb das auch. In Niedersachsen hat sie ganze 400 Mitglieder.

– Die Freien Bauern verstehen sich seit 2020 als Sprachrohr der bäuerlichen Familienbetriebe. Sie haben in Niedersachsen etwa 300 Mitglieder.

– Der LsV e. V. entstand überhaupt erst 2021 aus einer Facebook-Gruppe. Er bringt es aber nach nur gut zwei Jahren in Niedersachsen schon auf 30.000 Mitglieder.

Da gab es diese Sache mit den Äpfeln und den Birnen, aber von der hat Frau Pieper erkennbar noch nichts gehört.

Das freilich lässt die feine Dame kalt. Ungerührt macht sie weiter mit ihrer Agenda – konkret: Sie behauptet, dass Freie Bauern und LsV „bis hin zu rechtsextremen Positionen vertreten“ würden. Sie beschuldigt den führenden LsV-Kopf Anthony Lee, er sei in der Vergangenheit „mit rechtsextremen Aussagen aufgefallen“. Sie spricht von „Verknüpfungen der AfD mit der Landwirtschaft“.

An dieser Stelle nun zeigt sich, dass wir Zeugen einer Kampagne gegen die deutschen Bauern sind. Denn Frau Pieper liefert für ihre Behauptungen, es gebe rechtsextreme Tendenzen in der Landwirtschaft, keinen Beleg. Noch einmal: keinen. Zur Klarstellung: nicht einen einzigen. Und der Moderator fragt auch nicht etwa nach. Er fordert keine Beweise ein, noch nicht einmal Indizien. Er nickt nur wohlwollend und vielsagend, wie es sich für einen öffentlich-rechtlichen Propagandisten gehört.

Es ist, mit Verlaub, entsetzlich.

Nun sind Diffamierungen für den LsV-Sprecher Anthony Lee nichts neues. Die „Taz“ hat ihm einst vorgeworfen, rechtsradikal zu reden – weil er auf einer Kundgebung diesen Satz sagte: „Glücklicherweise haben wir Menschen wie Viktor Orbán, die sagen: ‚Nein‘ zu Vorschlägen der EU-Kommission, den Anteil der Biolandwirtschaft stark zu erhöhen.“ Über Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) meinte Lee: „Frau Schulze ist dumm wie Brot. Die hat keine Ahnung. Aber davon hat sie eine ganze Menge.“ Und über die Schulstreiker von „Fridays for Future“ witzelte er: „Die können, glaube ich, noch nicht einmal ein Weizenkorn von einer Banane unterscheiden. Es gab noch nie eine Jugend, die so satt war und nur fordert.“

Früher war „rechtsradikal“ noch ein ernstes Wort mit echter Bedeutung. Heute ist man für die grün-linke Blase schon rechtsradikal, wenn man den Bildungsstand wohlstandsverwahrloster Kinder bemitleidet. O tempora mutantur.

Der LsV hat angekündigt, mit allen verfügbaren juristischen Mitteln seine Reputation – und die der gesamten landwirtschaftlichen Branche – gegen die Verleumdungen und die rufschädigenden Äußerungen von NDR und von Frau Pieper zu verteidigen. Es gibt also noch Bürger und Organisationen, die sich vom Kartell grün-linker Ideologen und grün-linker Medien einfach nicht alles gefallen lassen wollen.

Das ist zum Schluss doch eine wirklich gute Nachricht. Die sollte dafür sorgen, dass dieser Text dem geneigten Leser den Tag nicht versaut. War ja so versprochen.

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Kommentare ( 45 )

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45 Comments
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Michael W.
2 Monate her

Heute haben wir einen Landwirtschaftminister, der es schafft, drei Cannabispflanzen auf seinem Balkon zu kultivieren. Früher hatten wir Landwirte als Landwirtschaftsminister. Den letzten Landwirt als Landwirtschaftsminister gab es unter Kohl, ab Schröder waren es nur Geschwätz“wissenschaftler“ (außer Ilse Aigner, die ist Elektrotechnikerin und auch wirklich als solche gearbeitet, ganz sicher auch im Blaumann!). Damals gab es aber auch keine Agrarsoziologen! Ignaz Kiechle (Landwirtschaftsminister unter Kohl und genaus dick) hätte Hackfleisch aus der gemacht: „Es müssen Bauern und ihre Familien sein, die das Gesicht der Länder und Regionen Europas prägen, erhalten und Nahrungsmittel in jeglicher Form wachsen lassen, nicht reine Produzenten“.… Mehr

Michael W.
2 Monate her

Ich weiß nicht, was sie haben.
Wozu brauchen wir Bauern? Brot kommt vom Bäcker, Fleisch kommt vom Metzger. Oder aus dem Supermarkt, genau wie Käse, Milch, Obst und Gemüse.
Vegane Schlagsahne und veganes Fleisch wird von der chemischen Industrie geliefert. Aber nicht mehr lange, die geht gerade den Bach runter. Da werden die Veganer noch laut maulen, wenn sie plötzlich Gemüse essen müssen statt Schnitzel.
Geld kommt aus dem Automaten, Strom aus der Steckdose. Alles andere von Amazon.
Und Kühe sind lila.

Nachhaltiger Energie und Klimawandler
2 Monate her

Es hat sich nichts geändert. Vor 50 Jahren gab es an unserer Technischen Hochschule im Sommersemester noch Vorlesungen und am Ende des Semesters Prüfungen, auch bei 40 Grad im Schatten. Den Soziologen war es damals schon zu heiss. Sie zogen es vor den Sommer an den umliegenden Baggerseen zu verbringen.

Jogibaer
2 Monate her

Die Mehrheit der Deutschen will die Ampel Regierung nicht und auch kein Schwarz Grün im Anschluss.
Die Grün linken und die Erste und Zweite Armee selbiger, feuern jetzt aus allen Rohren auf ihre Gegner und drehen auch beim Tempo der Gesellschaftswende weiter auf. Sie treiben ihre Anhängerschaft für Demonstrationen gegen ihre politischen Gegner auf die Straßen und diffamieren alles was rechts von ihnen steht.
Ob sich Deutschland von Merkel und ihren Erben erholt? Wir werden diese Jahre als Gesellschaft und auch wirtschaftlich teuer bezahlen.

mac4ever
2 Monate her

Ganze gesellschaftliche Gruppen medial nach rechts zu stellen, ist der sichere Weg, sie wirklich „rechts“ zu machen. Die Medien graben sich damit ihr eigenes Grab. Beifall dürften sie nur noch von dezidiert linken Konsumenten bekommen. Die Bauern reiben sich jetzt verwundert die Augen, und etliche werden denken: Genau das, was uns jetzt passiert, ist wahrscheinlich der AfD passiert. Ja, so war es. Und dann werden sich noch ein paar mehr mit der AfD tatsächlich anhand ihrer eigenen Aussagen, und nicht von Medienberichten, auseinandersetzen. Und das ist gut. Am Ende siegt immer die Wahrheit. Nur, das hat die DDR gezeigt, es… Mehr

Last edited 2 Monate her by mac4ever
Manfred_Hbg
2 Monate her

Zitat: „Aber sie beklagt sich: In Chatgruppen von Landwirten habe sie den Teilnehmern vorgehalten, „rechtspopulistische Narrative“ zu teilen – zum Beispiel Aussagen der AfD“ > Mal abgesehen davon, dass gleiche mediale Vorgehensweisen und geladene „Experten“ so auch auf den anderen Sendern zu sehen und so auch zu anderen Themen zu hören sind, so kann es doch nun auch wirklich nicht angehen, dass wenn z.Bsp. die AfD bei einen Thema mit ihrer Meinung richtig liegt, dass dann der AfD von den „Qualitätsexperten und -moderatoren“ zugestimmt werden kann. Denn weil es sich doch um die AfD handelt und weil es auch hier… Mehr

Mikmi
2 Monate her

Heute wurde der Axel Springer Verlag von den Bauern blockiert, die forderten die Politik und die Polizei auf, alle Rechtsstaatlichen Mittel gegen die Bauern auszuschöpfen. Wären es Klima Radikale gewesen, wir sehen von einer Anzeige ab und wollen uns solidarisieren.
Ist die Bildzeitung noch Deutsch? Oder schon Grün mit einer Amerikanischen Flagge?

WandererX
2 Monate her

Vermutich ist ihre erste Qualifikation aber immer noch, Frau zu sein: und dass frau gendert, gilt in weiblichen jungen Akademikerkreisen als ziemlich natürlich: Da ist eben Identitätspolitik angesagt. Der Fehler der dieser Art gegenüber kritischen Medienleuten ist aber, dies als irgendwie links und progressiv einzusortieren oder diese raffinierten Selbsteinordnung Glauben zu schenken: das sind einfach neuartige Eliten- Kreise, die sich gegenseitig die Früchte zuweisen. Das hat mit klassisch links nichts zu tun. Mit dem links-rechts- Schema kommen wir nicht mehr weiter: es müssen neue Zuordnungen entwickelt werden, die besser greifen. Links griff in West- D.- gerade mal bis 1982! In… Mehr

Michaelis
2 Monate her
Antworten an  WandererX

Völlig richtig, mit dem Links-Rechts-Schema kommt man nicht mehr weiter. Schlimmer noch: man bedient damit die Stigmatisierung zum angeblich „Rechten“ oder „Rechtsextremen“. Es kann auch nicht mehr nur um ein vernünftiges Zurechtrücken von „Wahrnehmungsankern“ oder „Referenzpunkten“ gehen (gewiss auch wichtig) – es müssen neue Begrifflichkeiten und Bewertungskategorien her. Weil „links“ tatsächlich nicht mehr links, und „rechts“ tatsächlich nicht mehr rechts ist.

Michaelis
2 Monate her
Antworten an  WandererX

Ich erinnere mich noch an die Zeit, ich glaube es war Mitte/Ende der 1980er Jahre, als in den USA diese politisch-korrekte Bewegung aufkam. Mein spontanes Gefühl war tatsächlich, dass sich hier eine Art neuer „Faschismus“ etablierte, eine extrem intolerante Meinungsdiktatur, zugleich aber mit dem Anspruch und der Selbstdarstellung, furchtbare gesellschaftliche „Diskriminierungen“ und „Ungerechtigkeiten“ zu bekämpfen. Letzteres wurde dann hergenommen, um sich als angeblich „links“ zu qualifizieren – und Andersdenkende (die nichtfanatische Mitte sozusagen) zunächst als „reaktionär“ usw. zu diskreditieren, mittlerweile sogar als „rechtsextrem“.

Landdrost
2 Monate her

Meine Güte, ich musste erstmal gucken, was man als „Agrarsoziologe“ überhaupt macht.
Der inflationäre Gebrauch von „rechtsextrem“ wird dazu verhören, dass es seine Bedeutung verliert, so dass tatsächliche Rechtsextreme gesellschaftsfähig werden. Ist bei den ganzen Linksextremisten ja nicht anders. Mal schauen wer schlußendlich gewinnen wird.

Helfried Petersen
2 Monate her

Wenige Tage, nachdem die Landwirte das Funkhaus des NDR blockiert hatten, um endlich direkte Gespräche MIT den verantwortlichen Medienvertretern zu führen, damit die sachlich richtigen Fakten im NDR verbreitet werden, kommt nun die Retourkutsche von ganz oben im NDR. Während der Gespräche wurde den Landwirten zugesichert, dass ihr Anliegen und ihre Argumente im NDR künftig berücksichtigt und Gehör finden würden, indem der direkte Dialog mit Landwirten geführt wird. Soviel zur Glaubwürdigkeit des NDR.