Bei Maischberger: drei Argumentierende gegen vier Aktivisten

Bei Frau Maischberger wurde eindrucksvoll dokumentiert, warum ein Fußballkommentator nur Fußball kommentieren sollte. Aber auch, wie Luxemburgs Außenminister jeder Wirklichkeit trotzt.

Screenprint: ARD/Maischberger

Das brennende „Flüchtlingslager” Moria hat in Deutschland zu einer Debatte über die Aufnahme von Migranten geführt. Zu dieser Thematik wurden der Fußballkommentator Marcel Reif, die Kolumnistin Jagoda Marinić, der Chefredakteur des Cicero Christoph Schwennicke sowie der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn eingeladen. Über Klimaschutz und die CO2-Abgabe diskutierten der Klimaaktivist Jakob Blasel und die Unternehmerin Sarna Röser.

Was macht Marcel Reif da?

Marcel Reif, seines Zeichen Fußballkommentator, der 2013 seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgab, um sich einschweizern zu lassen, kann all die Bilder des „Flüchtlingscamps” nicht mehr ertragen. Nun kann man sich die Frage stellen, warum überhaupt ein Fußballkommentator zu diesem Thema eingeladen wurde. Dazu sei nur gesagt: Reifs Auftritt in der Sendung dokumentierte eindrucksvoll, dass Reif tatsächlich nur Fußball kommentieren sollte.

… und was Jagoda Marinić?

Auch bei der Kolumnistin Jagoda Marinić fragte sich sicher der ein oder andere Zuschauer, was denn die Dame überhaupt für diese Thematik qualifiziere. Frau Marinić weiß jedenfalls: Kroatien gehört zum Ostblock und den Pull-Effekt gibt es gar nicht.

„Deutschland trampelt über die Politik Griechenlands hinweg“

„….und übrigens auch über alle anderen Staaten“, erläuterte die Stimme der Vernunft in Gestalt des Cicero-Chefredakteurs Christoph Schwennicke, der nicht gedacht hätte, dass sich 2015 nochmals wiederholt. Ich auch nicht, lieber Herr Schwennicke, ich auch nicht.

„Barmherzigkeit kann nicht zur Staatsdoktrin werden“

Der Larmoyanz eines Marcel Reif entgegnend, klärte Schwennicke auf, dass Politik auch die Fähigkeit umfassen muss, Dinge auszuhalten: „Barmherzigkeit kann nicht zur Staatsdoktrin werden“. Nein, er könne nicht diese Bilder aushalten, erwiderte Reif und steigerte sein Wehklagen mit der Aussage: „Wir zahlen für die Sünde, die die Nordhalbkugel für den Süden getrieben hat“.

Angesichts so manchen Gastes, verwundert es auch nicht mehr, dass ein kleines Herzogtum im deutschen Fernsehen die Frage beantworten darf „Finden Sie die Aufnahme der 1500 Flüchtlinge in Deutschland gut oder nicht gut?“

„Das kann ja nur gut sein“, antwortete Jean Asselborn, luxemburgischer Außenminister und seit 2014 auch Minister für Immigration und Asyl. Schön, dass wir das geklärt haben.

Auf die Frage, wie viele Migranten denn nun Luxemburg selbst aufnimmt, antwortete Herr Asselborn, dass es 10-15 sein werden. Wenn Herr Asselborn jedes Jahr also 10 Migranten aufnimmt, ist Moria in 1.300 Jahren endlich leer. Immerhin, wobei für Herrn Asselborn Luxemburg – im Vergleich zu Deutschland – sowieso „kein Potential“ habe, um eine kenntliche Anzahl an Migranten aufzunehmen. Dass Luxemburg eines der reichsten Länder der Welt ist – Mon Dieu! Dafür verkündete Herr Asselborn stolz, dass Luxemburg eine Migrantenfamilie aufnimmt. Na dann ist doch alles très chic im Banken- und Versicherungsclub für Superreiche und Großkonzerne, alias Luxemburg, welches 2019 laut Tax Justice Network zu den Top 10 unter den Standorten für Unternehmen zählte, die Steuern vermeiden wollen. So oft wie Herr Asselborn von der europäischen Solidarität redete, konnte man sich daher fragen, ob dies auch für die unzähligen Briefkastenfirmen in Luxemburg gelten soll.

„Österreicher jodeln vielleicht, anstatt Menschen zu retten“.

Asselborn bezeichnete Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz vor wenigen Tagen als „Missetäter, der persönlich für das Elend an den EU-Außengrenzen verantwortlich sei“. Nun beleidigte er gleich noch den Rest der Österreicher „Österreicher jodeln vielleicht, anstatt Menschen zu retten“. Nach dieser – eines Außenministers unwürdigen – Aussage, muss die luxemburgisch-österreichische Freundschaft unter Herrn Asselborn wohl noch ein Weilchen länger warten. Lukas Mandl, Europaabgeordneter aus Österreich (Volkspartei) und zweiter Lichtblick des Abends, der dazugeschaltet wurde, ließ als Antwort in einer erfrischenden Sachlichkeit verlauten, „diese Polemik bitte zu unterlassen. Österreicher jodeln nicht“. Bei so viel Sachlichkeit musste man sich fast fragen, ob der zwangsemotionalisierte deutsche Zuschauer mit so viel Klarheit im Fernsehen überhaupt noch zurechtkommt.

Auch in der Debatte zwischen Asselborn und Mandl wurde die Frage aufgeworfen, wie mit einem Pull-Effekt umzugehen sei. Für Asselborn, der den ganzen Abend mehr mit Emotionen als mit Verstand auffiel, war die Sache klar: Es gebe nur eine Lösung, den Pull-Effekt zu verhindern und das sei die Leute ertrinken zu lassen. Bei so viel Polemik wünschte man sich fast, dass Herr Mandl die Gegenantwort jodele, doch blieb er auch hier ruhig und verwies darauf, dass das Erwecken von falschen Eindrücken bei den Flüchtlingen den Pull-Effekt erzeuge. Insgesamt sei eine langfristige europäische Migrationspolitik anzustreben. Dabei sei es ebenso wichtig, den griechischen Kollegen zuzuhören.

Nachdem Herr Asselborn minutenlang monologisieren durfte, wird dieser mit dem Hinweis verabschiedet, dass ein Kommentieren seiner Aussagen für die anderen nun nicht mehr möglich sei. Die Maischberger-Regel, nicht über jemanden zu reden, der nicht da ist, gilt aber selbstverständlich nicht für die rituelle Kritik an Donald Trump. Gut zu wissen, dass Herr Reif die amerikanischen Medien einer Demokratie unwürdig findet. Da kann man nur hoffen, dass er nicht mal aus Versehen bei einem Sender des ÖRR einschaltet.

Abitur, Praktikum, FridaysForFuture, Bundestag

Die illustre Runde fand ihr Ende im Zusammentreffen zwischen dem Klimaaktivisten Jakob Blasel und Sarna Röser, Bundesvorsitzende von „Die Jungen Unternehmer“. Der FridaysForFuture-Aktivist und rechte Hand von Luisa Neubauer fiel früher mit seiner Forderung auf, die Zucht von Haustieren aufgrund des CO2-Verbauches verbieten lassen zu wollen. Nun möchte er – wie kann es anders sein – für die Grünen in den Bundestag und „Teil einer Regierung werden, welches das Pariser Abkommen umsetzt“. Während er die Geschwindigkeit von PKWs reduzieren lassen möchte, hat er nicht vor, SUVs und Kreuzfahrten zu verbieten. Das wird angesichts seiner langfristigen Forderung, 180 Euro pro Tonne Co2 zu verlangen, auch gar nicht mehr nötig sein.

„Fridays for Future spalten die Gesellschaft“

Rösner, die im elterlichen Betrieb arbeitet, kritisierte eindrücklich die radikalen Forderungen der FridaysForFuture-Aktivisten und warnte vor den wirtschaftlichen Folgen. Sie stehe für wirtschaftliche Freiheit und lehne daher die planwirtschaftlichen Maßnahmen radikaler Umweltaktivisten ab, die auf den Wunsch schließen lassen, das System verändern zu wollen. Rösner bringt Realitätssinn in die Sendung. Dafür lohnt sich das lange Warten auf ihre Beiträge.

In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal. Machen Sie es gut!

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Kommentare ( 104 )

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Brotfresser
3 Jahre her

Kleiner Einschub:
„Müssen wir *Gebührenzahler* und müssen die Österreicher sich solche Unverschämtheiten aus Köln gefallen lassen?“
Antwort: Ich fürchte, ja…

fatherted
3 Jahre her

Frau Maischberger jammert heute im Focus über Anfeindungen beim Gang in die Wäscherei….hmmm……scheinbar muss ein Deutscher „Journalisten Promi“ unbedingt auch angefeindet werden…am besten bedroht….und am Umfang des Polizeischutzes ist dann der Promigrad abzulesen. Wie auch immer….die Dame plant wohl einen eigenen Podcast….man darf gespannt sein. Neue Geschäftsmodelle für kurz vor der Rente stehende….ach nein…Frau Maischberger ist ja Unternehmerin…insofern wird sie uns wohl medial noch lange erhalten bleiben.

Harald Kampffmeyer
3 Jahre her

„….dass das Erwecken von falschen Eindrücken bei den Flüchtlingen den Pull-Effekt erzeuge.“
Mal abgesehen davon, dass es keine „Flüchtlinge“ sondern „Beutesucher“ sind, ist diese Aussage nicht haltbar. Den „Beutesuchern“ können „Eindrücke“ völlig schnurz sein. Sie haben das aus Millionen einzelnen Testläufen gesicherte Wissen, dass Allah ihnen das Schlaraffenland geschaffen habe, für dessen Betrieb die Dhimmis auf allerhöchstem Geheiß zu sorgen haben. Es sind keine „falschen Eindrücke“ sondern bewiesene Tatsachen.

Kristina
3 Jahre her

Macron macht es immer ganz geschickt. Er stimmt unserer Angie erst einmal zu und taucht danach ab. Das wird immer so hingenommen, während man auf die anderen „bösen Buben“ eindrischt.

country boy
3 Jahre her

Was Maischberger, Will und Co abziehen, ist ein klarer Bruch des Staatsvertrags. Wie können wir wieder eine echte Demokratie werden?

Rainer mit ai
3 Jahre her

Österreich jodelt nicht, die Schweiz aber schon! Musste Marcel Reif zum Zwecke seiner Einschweizerung auch das Jodeldiplom bestehen? Das würde seiner Integration in dieses wehrhafte kleine Bergvolk sicher förderlich sein. Ich erinnere mich an Loriot. Mit bestandenem Jodeldiplom hätte er etwas eigenes, nur für sich, auf dem er sich eine eigene Zukunft aufbauen kann. Ich habe Evelyn Hamann noch vor Augen, Sie auch? In Erdkunde hat Herr Reif aber nicht aufgepasst. Syrien und Afghanistan liegen auch auf der Nordhalbkugel. Und auch ich mag die Bilder aus den Camps nicht sehen, besonders keine verängstigten Kleinkinder. Aber er hätte auch die Sünden… Mehr

Linda28
3 Jahre her

Deutschland wird die nächsten Jahre zum Pulverfass Europas. Die energieintensive Industrie verabschiedet sich, die bäuerliche Landwirtschaft und viele der vor- und nachgelagerten Betriebe verschwinden ebenso. Die extremen bürokratischen Hürden mit unsinnigen Vorschriften und dazu noch die höchsten Steuer- und Abgabensätze wird auch das Handwerk in die Knie zwingen. Die Arbeitslosenquote wird die nächsten Jahre explodieren, dazu eine nicht finanzierbare Renten- und vor allem Flüchtlingspolitik. Nebenbei soll noch ganz Südeuropa mitfinanziert werden. Ich kann allen, die hier bleiben nur viel Glück wünschen, sie werden es brauchen! Am Jahresende bin ich mit unserm Familienbetrieb raus aus diesem Land. Mit mir gehen übrigens… Mehr

Kassandra
3 Jahre her

Weshalb recherchiert eigentlich Maischberger so oberflächlich, dass nicht mal klar wird, dass sich dort auf Lesbos vielfach abgelehnte Asylbewerber aufhalten?
Und weshalb wollen Merkel, Asselborn und andere diese abgelehnten Asylbewerber in der EU verteilen, statt alles dafür zu tun, dass die wieder nach Hause gehen? https://www.theeuropean.de/original-quelle/deutsche-politiker-zeichnen-ein-falsches-bild-von-der-lage-in-moria/

Wir brauchen tatsächlich einen alternativen Sender, der solches sammelt und Stunde für Stunde in die Öffentlichkeit bringt.

Dr. Slonina
3 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Wir brauchen vor allem eine andere Regierung. Nämlich eine, die ihrem Amtseid gemäß, Deutschland vor Schaden bewahrt und nicht jeden Tag genau das Gegenteil tut.

country boy
3 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Wenn beim Migrationsthema nicht die Parteien zu Wort kommen dürfen, die klare Positionen speziell in dieser Frage vertreten, nämlich die AfD auf der einen und die Grünen und „die Linke“ auf der anderen Seite, dann ist unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk dysfunktional. Die Standpunkte der Parteien sollen offenbar verschleiert werden. So etwas kann niemals die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein. Die WDR-Sendung Maischberger gehört sofort abgesetzt.

HavemannmitMerkelBesuch
3 Jahre her

Moria – 13000 Flüchtlinge vor – schönem Wetter, Frieden und griechischer Lebensart, für die hunderttausende Touristen aus aller Welt genauso viel bezahlen, wie die angeblichen Flüchtlinge für ihre Schleusung. Nein, wann ist Schluß mit dem elenden Theater angeblicher Not und Verfolgung? Hier wird eine angebliche Tragödie inszeniert damit die Schlepper- und Sozialindustrie zumeist deutsche Steuergelder über die politischen Strohmänner in ihre Taschen umleiten kann um selbst in Saus und Braus zu leben. Mit einem Bruchteil dieser Steuergelder könnte man in den Herkunftsstaaten den ins deutsche Sozialparadies „Fliehenden“ mehr Wohlstand und Heimat aufbauen, als sie je in Deutschland haben werden und… Mehr

Franck Royale
3 Jahre her

Wer Asselborn (sic!) heißt, sollte sich wirklich gut überlegen, ob er Politiker, die ihm intellektuell haushoch überlegen sind, „Missetäter“ schimpft. Aber da niemand unnütz ist, und immer noch als schlechtes Beispiel dienen kann: Asselborn zeigt uns, daß Sozis überall auf der Welt Pech beim Denken haben – nicht nur in Deutschland.