Bei Lanz: Schlagabtausch der Nahost-Experten

Nahost-Krieg-Diskussion bei Lanz: Die Fronten prallen aufeinander. Zwei Chefredakteure liefern sich einen offenen Schlagabtausch. Norbert Röttgen scheitert derweil an einer Frau, die leider vieles besser weiß. Von Brunhilde Plog

Screenprint: ZDF/Markus Lanz

Es dauert 35 Minuten und 30 Sekunden, bis Norbert Röttgen an diesem Abend erstmals den Mund aufmacht. Und es wäre wohl nicht viel verloren gegangen, hätte es noch ein bisschen länger gedauert. Der CDU-Fraktionsvize bezeichnet die Nahost-Politik der Bundesrepublik wie so oft als „komplett gescheitert“, hat aber selbst nur wenig neue Ideen einzubringen. Deutschland müsse beispielsweise versuchen, nicht länger der größte Handelspartner des Iran zu sein, ist so eine Idee. Damit kommt er nicht weit.

„Deutschland ist natürlich nicht der größte Handelspartner des Iran. Das ist China“, sagt Azadeh Zamirirad. Die Iran-Expertin bringt mehrmals an diesem Abend ganze Salven von Korrekturen an, wenn Röttgen den Mund aufgemacht hat.

Der Iran und seine mögliche Fähigkeit, Atombomben herzustellen, sei eine Bedrohung für die ganze Welt, sagt Röttgen. Hierin stimmt ihm Philipp Peyman Engel zu. Der Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“ bezeichnet den Iran als „dasjenige Regime, das den Weltfrieden gefährdet“. Die Regierung wolle „die Auslöschung des israelischen Staates“, weshalb eines ganz klar sei: „Es darf keinen Iran geben mit Atombomben“. Und es gebe ja auch „überhaupt keinen Zweifel“, dass der Iran die Atombombe will, sagt Röttgen. „Das bestreiten unter anderem amerikanische Geheimdienste“, wendet Zamirirad ein, wie u.a. Artikel der Berliner Zeitung kolportieren. Und auch die IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation) würde dem in ihrem jüngsten Bericht widersprechen. Zamirirad ist überzeugt davon, dass Iran lediglich „ein nuklearer Schwellenstaat bleiben möchte“. So, so. Mit der Fähigkeit, Atomwaffen bauen zu können, ohne sie zu bauen.

Engel bezeichnet die Angriffe Israels als sehr gezielt. Sie würden auch nur militärische Ziele betreffen. Er bestreitet, dass es im Iran zivile Opfer gebe, und wenn, dann höchstens die Familienangehörigen der Militärs. Eine Aussage, die für einige Empörung bei den übrigen Gästen sorgt. Engel: „Die Iraner sind das personifizierte Böse. Ich präzisiere oder korrigiere: das iranische Regime, nicht die iranische Bevölkerung.“

Mit Daniel Gerlach gerät Engel offen aneinander. Der Chefredakteur des Nahost-Magazins „zenith“ sieht für den israelischen Angriff neben strategischen auch innenpolitische Gründe. Der Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe so viel Krieg geführt, „dass er glaubt, er ist der Erlöser seines Landes“. Engel findet solche Aussagen „unerträglich“ und fügt an: „Währenddessen diskutieren wir darüber, ob die Pistole, die Jerusalem auf die Brust gesetzt wird, in drei Tagen losgeht, in fünf Tagen oder in sieben Tagen.“

Warum Israel im Iran so präzise zuschlagen könne, aber nicht in Gaza, will Lanz wissen. Das sei dort „ein asynchroner Krieg“, sagt Engel. Und dennoch gehe Israel auch dort sehr gezielt vor: „Die Quote zwischen getöteten Terroristen ins Gaza-Streifen auf der einen Seite und getöteten Zivilisten auf der anderen Seite, die hat es so in modernen Kriegen noch nie gegeben.“ zenith-Gerlach: „Das ist völliger Unsinn.“ Es entsteht ein Wortgefecht: „Der Krieg wäre sofort vorbei, wenn die Hamas die Geiseln freilassen würde, wenn die Hamas die Waffen niederlegen würde. Das ist leider nicht der Fall“, sagt Engel.

Fast vergessen: Auch ZDF-Washington-Korrespondent Elvar Theveßen war dabei, zugeschaltet aus Kanada vom G7-Gipfel. Was genau er dort vor Ort herausgefunden hat, wird nicht ganz klar, denn seine dünnen Redebeiträge könnte er sicher genauso gut aus 06868 Bergluft, 87719 Wolkenkuckucksheim oder 95145 Obermotzkau heraus senden. Heute spekuliert Theveßen mal wieder, dass Donald Trump wohl auf den Friedensnobelpreis aus ist.

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Kommentare ( 48 )

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Anglesachse
22 Tage her

Interessant waren wirklich nur die Beiträge von Herrn Peymann-Engel, die zwar altbekannte Fakten aufzählten, jedoch immer wieder (auch aktuell!) angezweifelt werden.
Der abschliessende HIT der Veranstaltung war Lanz, der tatsächlich behauptete, Herr Nethanjau hätte NIE gesagt, dass Israel den Gaza-Konflikt beenden würde, wenn ALLE Geiseln wieder frei sind…
mal in den vergangen offiz.Nachrichten reingucken Herr Lanz!

Deutscher
22 Tage her

Mal ehrlich: Irgendwelche Leute quatschen irgendwas. Ihre Meinung ist so persönlich und daher so relevant wie die jedes anderen. Wie kann man sich ernsthaft dafür interessieren, was ein Röttgen so meint? Hat er in seiner Politkarriere irgendeine nennenswerte Leistung erbracht? Mir fällt keine ein. Bemerkenswert an ihm ist eigentlich nur, dass er irgendwie aussieht, als wäre er aus einem Hollywoodfilm (s/w) der 40er/50er Jahre entlaufen.

Last edited 22 Tage her by Deutscher
Nibelung
21 Tage her
Antworten an  Deutscher

Wenn man die Zusammensetzung betrachtet sitzt dort die unterentwickelte deutsche Hautevollee, mit einem Sozialisten schwarzer Prägung garniert, dann der Vertreter der jüdischen Allgemeinen, dessen Meinung zu diesem Thema gerade zu ein Selbstläufer ist und die beiden anderen Figuren vermag ich im Moment nicht zu identifizieren und der stromlinige Lanz trägt sein übriges dazu bei, daß es ein israelischer Erfolg wird und vergleichbar ist mit der Ukraine, wo es nur Sieger auf der gerechten Seite gibt und der Russe einen Bösewicht darstellt und wir die Heiligen sind, als schönes Ammenmärchen, wie man dabei die Zuschauer über den Tisch ziehen kann und… Mehr

Spyderco
22 Tage her

,,Der CDU-Fraktionsvize bezeichnet die Nahost-Politik der Bundesrepublik wie so oft als „komplett gescheitert“,“

Auf welches Politikfeld trifft das nicht zu?

Migration?Energiepolitik?Wirtschaft?Rente?Gesundheit?Innere Sicherheit?

Christa Born
22 Tage her

Das hat man jetzt davon, wenn man die einzige deutsche Expertin für Völkerrecht ins Ausland schickt.

November Man
22 Tage her

„Und es gebe ja auch „überhaupt keinen Zweifel“, dass der Iran die Atombombe will, sagt Röttgen.“ Auch einem Herrn Röttgen steht es frei seine Behauptung zweifelsfrei zu belegen. Er kann es aber nicht. Von dem Röttgen ich ich noch nie ein wahres Wort gehört. Es wäre besser er würde endlich schweigen. Selbst sogar die oberste Chefin der US-Geheimdienste Gabbard sagte noch im März 2025 im Geheimdienstausschuss des US-Senats, es gebe keinen einzigen Beleg für den Bau einer iranischen Atombombe. Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei habe dem seit 2003 ausgesetzten Programm bislang keine neue Genehmigung erteilt. Trump sagt, das sei… Mehr

Laurenz
22 Tage her

Warum schickt die Union den Röttgen nicht zur Raumpflege ins Konrad-Adenauer-Haus? Wer braucht schon solch einen Amateur bei Lanz?

Last edited 22 Tage her by Laurenz
Dellson
22 Tage her

Miosga bekam am Sonntag per Souffleuse in ihr Hörgerät geflüstert, „Trump will Putin als Friedensvermittler,“ Hihihaha, nachgelegt! War das schon die so tolle KI? Und warum braucht es Miosga dann noch? Bei Lanz spielte Roetgen seine Lieblingsrolle. Das George Clooney Double in der politischen soap opera, emergency room, als Monument Men! Immer auf der Suche nach dem politischen Bernsteinzimmer der absoluten Weisheit, bei gleichzeitig völliger eigener Beteiligungs-Bedeutungslosigkeit bei den eigentlichen Protagonisten. Der politische Edgar Briggs, das As der Abwehr, von zielführenden praktischen Lösungen. „Fantastisch Briggs!“ „Danke, Commander Kommandant!“ Analog zur AfD, das neue Bernsteinzimmer von Politik und Medien. Alle wissen… Mehr

rolandino
22 Tage her

Der Röttgen versinkt in politischer Drittklassigkeit. Jetzt hat er neben dem Russland-Ukraine-Konflikt ein neues Spielfeld gefunden. Wenn man dann seine einfachen Deutungen hört („Deutschland der größte Handelspartner des Iran“ oder „überhaupt keinen Zweifel, dass der Iran die Atombombe will“.
Er bewegt sich auf dem Niveau unserer Dame vom Völkerrecht.
Hoffentlich werden wir zukünftig diese Art von „Experten“ nicht mehr ertragen müssen.

P. Pauquet
22 Tage her

Die Experten und Fachleute! … Wer Nix zu sagen hat, ist selber Schuld!

Wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen wie mit Anwälten. Gefühlt zwei Anwällte auf einen Bürger.

Die Qualität und Kompetenz beider Berufsstände bleibt naturgemäß dann auf der Strecke.

Der Bürger in der Folge auch.

Peter Gramm
22 Tage her

Es ist schon erschreckend was da im Zwangsgebührenfunk und seinen Günstlingen dem geneigten Publikum vorgesetzt wird.Man ist sich nicht zu blöd einen derartigen Medienkäse dem Publikum vorzuführen. Für Geld macht der Mensch wohl immer alles. In Amerika wackeln die Schuldentürme bedrohlich. Das ist auch der Grund warum man durch seine Proxys rohstoffreiche Länder überfällt um sich deren Rohstoffquellen anzueignen. Der Irak läßt grüßen. Die Zionisten verstehen es hervorragend von den eigenen Schandtaten abzulenken und unsere Zwangsgebührenfunker helfen dabei kräftig mit. Die Allzweckwaffe Thevesen (Biden ist topfit) darf natürlich nicht fehlen. Bessere Experten hat man nicht. Natanjahu läuft vor dem Staatsanwalt… Mehr