In Thüringen demonstrierten zehntausende Menschen gegen Energiepolitik

Am Tag der Deutschen Einheit mobilisierte sich erneut in vielen ostdeutschen Städten der Protest gegen die Energie- und Corona-Politik der Bundesregierung. Den Menschen geht es um ihr Leben, ihre Selbstbestimmung und das wirtschaftliche Überleben.

Der Protest gegen die aktuelle Politik aus Berlin wächst – zumal im Osten. Immer mehr Menschen schließen sich den Demonstrationen gegen die Energie-, Russland- und Ukraine-Politik der Bundesregierung an. Außerdem sind sie noch immer uneins mit den verlängerten Corona-Maßnahmen, befürchten teils den Verlust ihrer Existenzen durch die kommenden wirtschaftlichen und finanziellen Belastungen. Der Westen – Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main – demonstriert derweil eher gegen das Mullah-Regime im Iran, wenn auch in kleineren Zahlen.

In Thüringen kam es zu zahlreichen Demonstrationen gegen die Regierungspolitik, mit insgesamt 36.000 Teilnehmern nur in dem Bundesland. In Altenburg gab es eine unangemeldete Versammlung mit etwa 3.800 Teilnehmern, die laut Polizei störungsfrei verlief. Weitere Versammlungen fanden in Weimar und im Weimarer Land (4.200 Teilnehmer), in Eisenach (2.500 Teilnehmer), Sonneberg (2.400), Suhl, Sömmerda und noch vielen kleineren Städten statt.

Schon vor einer Woche gab es eine große Demonstration mit tausenden Teilnehmern im Zentrum von Gera. Am Tag der Deutschen Einheit waren es dann laut Polizeiangaben rund 10.000 Menschen, die zusammengekommen waren, um gegen die Politik der Bundesregierung, gegen Preissteigerungen und den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Auch ein Ende der Sanktionen gegen Russland wurde gefordert.

Der Protestmarsch am Abend stand unter dem Motto „Wende 2.0 – Wenn nicht heute, wann dann?“, natürlich eine Anspielung auf die Wende von 1989 und ein Wahlspruch, der vor allem in Ostdeutschland verstanden wird. Die Teilnehmer kamen laut Presseberichten aus ganz Thüringen und Sachsen. Die Stadt Gera hatte sich schon im Voraus von der Demonstration distanziert: Man verfolge „den Neutralitätsgrundsatz“ und distanziere sich daher „deutlich von der Suggestion jeglicher Art eigener politischer Beteiligung an Versammlungen am 3. Oktober“. Aber tatsächlich geht der politische Diskurs schon heute darum, was unter der Deutschen Einheit und diesem 3. Oktober eigentlich zu verstehen ist.

Am Marsch durch die Geraer Altstadt nahm auch der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke teil, der ankündigte, bei den nächsten Landtagswahlen im Herbst 2024 mithilfe seiner Wähler die „Machtfrage“ stellen zu wollen. Auch der Gründungsvorsitzende der „Freien Sachsen“ sprach zu den Demonstranten und betonte die Einheit mit der Gruppe „Freies Thüringen“. Die Kleinstpartei „Freie Sachsen“ wird vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Die thüringische AfD wird wegen rechtsextremer Tendenzen beobachtet.

Angemeldet waren laut Polizei noch drei weitere Versammlungen mit weniger Teilnehmern. 370 Gegendemonstranten hatten sich am Nachmittag unter dem Motto „Den Rechten die Einheit vermiesen“ auf dem Vorplatz des Theaters eingefunden.

Vor allem im Osten artikuliert sich die Kritik

Auch sonst zeigte sich am Tag der Einheit ein uneinheitliches Bild: Vor allem im Osten artikuliert sich deutliche Kritik an der Regierungspolitik auf verschiedenen Feldern und so vereinen sich auch verschiedene Protest-Ströme. Auffällig ist auch die starke Mobilisierung in der Fläche, also vor allem in mittelgroßen und kleineren Städten. In Brandenburg gab es 35 Demonstrationen in verschiedenen Städten mit insgesamt mehr als 10.000 Teilnehmern. In Mecklenburg-Vorpommern sollen am Einheitstag mehr als 7.000 Demonstranten in 15 Städten zusammengekommen sein.

In Magdeburg, Leipzig, in Cottbus und Frankfurt/Oder gingen jeweils Tausende auf die Straße, um gegen die aktuelle Politik auf vielen Feldern zu protestieren. „Jetzt Nord Stream reparieren“ oder schlichtweg „Frieden“ stand auf einigen Transparenten.

Die Landespolizei Sachsen berichtete von einem „teilweise dynamischen, aber grundsätzlich friedlichen Einsatz“ rund um die Leipziger Demonstration unter dem Motto „Für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“. Von einer Gegendemonstration der Antifa, die in Leipzig-Connewitz startete, gingen Angriffe mit Reizgas auf die Beamten aus. Aufgrund von Blockaden der linksradikalen Protest-Gegner musste die anlassgebende Demonstration umgeleitet werden. Insgesamt waren so rund tausend Polizisten, teils aus anderen Bundesländern, in Leipzig im Einsatz.

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Kommentare ( 9 )

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Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Gegen eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz ist nichts einzuwenden. Wie bei der Antifa links und bei den Islamisten auf der religiösen Seite gibt es auch ein paar echte Rechtsextreme. Nur ist friedliche Kritik an der Energiepolitik der Regierung kein Rechtsextremismus. Hinzu kommt: Verfassungsschützer sind Landes- oder Bundesbeamte, in der Regel in den Besoldungsgruppen A5 bis A 16. Bei 10 % Inflationsrate sollten sie sich sehr gut überlegen, wie viel Kaufkraft ihr persönliches Gehalt und vor allem ihr Pensionsanspruch noch haben werden, wenn die Protestierenden verlieren. Richtig, verdammt wenig. Schon im eigenen Interesse sollten sie über ihre persönliche Zukunft nachdenken. Ein… Mehr

Protestwaehler
1 Jahr her

Weil leider immer wieder der Eindruch erweckt wird, dieser Protest sei ein reines Ostphänomen…
MÜNCHEN LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=gpZTpjsLXzw
LÜBECK LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=OoSioHw_duk
COBURG LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=IMEfge6OWhc
KÖLN LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=WBe_G9qsTNI
RHEINE LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=yTemNBar934&t=18s
PFORZHEIM LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=LqkS8r4IjKk
NÜRNBERG LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=NagWP9b18oY
HEIDENHEIM LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=YNRl8y_JrdQ
DÜSSELDORT LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=U549RHerx4Y
REUTLINGEN LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=WOC870x9Jlc
BIELEFELD LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=LfrCCiWccUY
MÜNSTER LÄUFT: https://www.youtube.com/watch?v=RY74oU_4nGU
um nur mal eine kleine Auswahl zu zeigen.
Hier finden sich Beiträge zu vielen weiteren Westdeutschen Städten:
https://www.youtube.com/user/JoeCalioTV/videos

Sonny
1 Jahr her
Antworten an  Protestwaehler

Danke für die Ergänzung!
Es gibt auch im Westen genügend Protest, den es öffentlich zu machen gilt, besonders wenn er durch die MS-Medien verschwiegen oder „verbogen“ wird.

Karsten Maltinger
1 Jahr her

Ach, die „Freien Sachsen“ und die AfD werden von „Verfassungsschutz“ beobachtet.
Gut, Herr Nikolaidis, daß diese wichtige Information in Ihrem Artikel Erwähnung findet!
Ansonsten hätte ich direkt etwas vermißt.

Biskaborn
1 Jahr her

Deutschland ist längst nicht eins, im Gegenteil offensichtlich! Die eher satten Westdeutschen fühlen sich unter Rot und Grün scheinbar immer noch Pudelwohl. Fragt sich, wie lange noch. Vielleicht, die Hoffnung stirbt zuletzt, geht es ihnen auch noch ans Geld und sie erwachen aus ihren Sozialismusträumen der aktuell noch ! angereichert ist mit Champagner und edlen Speisen!

Fischers Fritze
1 Jahr her
Antworten an  Biskaborn

Die „satten Westdeutschen“ haben 32 Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung immer noch nicht gerafft, dass die BRD nicht mehr existiert.

Fieselsteinchen
1 Jahr her

Der Osten demonstriert und der Westen scheint mit der politischen Lage zufrieden zu sein. So gehört sich das, fein gespalten, eine Freude für unsere Politdarsteller in Berlin. Hier demonstriert niemand, „alle“ waren am Wochenende zum Food Truck – Event, man hat ca. 23 Euro für einen Burger mit Pommes hingeblättert. Nach der alten Umrechnung wären das fast 50 DM! Na, hier scheint alles in Butter. Mir bleibt nur ein Schulterzucken übrig! Gleiches Spiel mit der FDP2-Maske, in den Supermärkten werden es schon wieder mehr und das verstärkte Vegan-Angebot ist auffällig, schön gemischt im Kühlregal, man muss bei der Auswahl höllisch… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Fieselsteinchen

Das ist so nicht ganz. Denn natürlich gibt es auch im Westen Demos – nur in die Medien zu kommen, scheint dort noch weniger zu gelingen. Einige derer, die stattfinden hier: https://terminkalender.top/pc.php
Wenn man sucht, findet man dann das, u.a. vom Chiemsee und aus Nürnberg, Bayreuth, Rosenheim, Köln, Herxheim, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg: https://twitter.com/hashtag/heisserherbst?src=hashtag_click
Dabei auch, wie Baerbock in Hannover mit einem „hau ab“ von der Wahlkampfveranstaltung verabschiedet wird – und wie viele Polizisten dort Dienst tun mussten, um die grünen zu schützen.

Iso
1 Jahr her
Antworten an  Fieselsteinchen

Gönnen Sie sich was und zeigen es Ihren Nachbarn richtig. Hissen Sie im Garten die Fahne des nächsten Erstligavereins und machen ordentlich Party, wenn der Konkurrenz eingeschenkt wird. Die Welt ist in Ordnung, die Stadien sind voll und das Leben ist schön. Was sind schon 100.000 Demonstranten im Osten gegen die Begeisterung einer ausverkauften Fußballarena? Fahren Sie zu Auswärtsspielen, laden Sie Ihre Nachbarn ein und buchen Sie die Übernachtung im Hilton gleich mit. Zahlen Sie nicht bar, das lenkt nur vom Wesentlichen ab und gehen Sie ans Limit der Kreditkarte. Mit dieser Einstellung kommen Sie durch jede Krise und schließlich… Mehr