Verzögerte das RKI die Veröffentlichung von Daten, die gegen die Impfpflicht sprechen?

Eine neue RKI-Untersuchung kommt zu Ergebnissen, die für die Abstimmung über die Impfpflicht ab 60-Jahren relevant gewesen wären. Doch obwohl die Ergebnisse seit Januar vorlagen, wurden sie erst eine Woche nach der Bundestagssitzung veröffentlicht.

IMAGO / Rainer Unkel

Die Impfquote in Deutschland ist bis heute ein Rätsel: Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) werden immer wieder bezweifelt, da sie sich nicht mit repräsentativen Umfragen in der Bevölkerung decken. Das RKI selbst will sein Impfmonitoring ohnehin als „Mindest-Impfquoten“ verstanden wissen und scheint eher darin interessiert, relativ niedrige Impfquoten anzunehmen. Je höher die Impfquote, desto geringer wäre angesichts hoher Fallzahlen ja auch die Wirkung der Impfung.

Regelmäßig veröffentlicht das RKI aber mittlerweile zusätzlich die sogenannten COVIMO-Reports, die Informationen zur Impfquote anhand von Umfragen sammeln – immer mit verschiedenen Schwerpunkten, etwa sozialem Milieu etc..

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Der neueste dieser Reports erschien am 14. April und sorgte für Schlagzeilen. Denn er sammelt Informationen über die Impfquoten nach Altersgruppen. Das Ergebnis: 95,8 Prozent der über 60-Jährigen sollen mindestens einmal geimpft sein. Nach der Logik des Gesundheitsministers müsste das eigentlich als Riesen-Erfolg gelten – denn 90 Prozent der Todesfälle sollen diese Altersgruppe betreffen. Eine so hohe Impfquote in der Altersklasse wäre doch – bei einer angeblich so gut schützenden Impfung – eigentlich der berüchtigte „Gamechanger“, sollte man meinen. Der Wert der Daten ist zwar fraglich, da die Umfragen einigen Limitationen unterliegen – das gilt bei Corona-Daten aber grundsätzlich. Trotzdem ist man bei dieser Information ausgesprochen zurückhaltend.

Eine Woche vor dem 14. April, am 7. April, wurde im Bundestag über die Impfpflicht ab 60 Jahren abgestimmt. Gerade dafür wären die neuen RKI-Daten hoch relevant gewesen – und hätten vermutlich vorsichtigen Impfpflicht-Kritikern von Grünen, SPD und Union ein gutes Argument geliefert. Nach dem Motto: Die Impfpflicht ist obsolet, weil sowieso schon genug geimpft sind. Für die Unterstützer des Antrages – u.a. Gesundheitsminister Karl Lauterbach – hingegen wären diese Daten wohl wenig willkommen gewesen. Dass sie erst eine Woche nach der Abstimmung öffentlich gemacht wurden, könnte also einen gewissen Verdacht nähren.

Tatsächlich fand die Erhebung der Daten des am 14. April veröffentlichten RKI-Berichts nämlich deutlich früher, bereits vom 10. bis zum 27. Januar statt – sie waren also bereits fast drei Monate vor der Abstimmung zumindest vorhanden. 77 Tage zwischen Erhebung und Veröffentlichung – solch ein langer zeitlicher Abstand ist keineswegs üblich. Denn bei den neun vom RKI zuvor veröffentlichten COVIMO-Berichten betrug die durchschnittliche Differenz zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung lediglich rund 28 Tage, also weniger als die Hälfte. Und während bei diesem Bericht nur gut 1005 Personen befragt wurden, waren es bei den vorherigen teils über 3000.

Auf TE-Anfrage wie diese lange Zeitspanne zu erklären sei, meint das RKI: „Die Auswertung der Datenerhebungen beanspruchen je nach Umfang der Befragung und nach Interpretation der Daten mehrere Wochen Bearbeitungszeit. Hinzu kommen weitere Vorhaben und Abwesenheit etwa aufgrund von Urlaub oder Krankheit.“ Wortgleich antwortet uns auch das Bundesgesundheitsministerium.

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Das klingt allerdings wenig plausibel – denn dieser Bericht ist keinesfalls außergewöhnlich komplex. Der diesem Bericht vorangegangene neunte COVIMO-Report ist etwa deutlich umfangreicher und befasste sich mit dem sicherlich komplexeren Thema der Impfquoten nach Migrationsmilieu. Und obwohl die Erhebung erst am 18.12. endete, wurde der Bericht bereits am 12. Februar veröffentlicht – trotz Weihnachtsfeiertagen und des Jahreswechsels, sowie dem Höhepunkt der Delta-Welle und einem neuen Minister.

Doch wer wusste alles vor der Abstimmung im Bundestag vor der Veröffentlichung? Das RKI antwortet auf TE-Anfrage nach langem hin und her und internem Abstimmungsprozessen: „Zu solchen Behördeninterna nehmen wir nicht Stellung.“ Das Bundesgesundeheitsministerium räumt schließlich gegenüber TE ein, dass zumindest das Ministerium selbst „im Vorfeld“ über die Daten unterrichtet worden sei.  Am 11. April habe eine Unterrichtung auf Fachebene stattgefunden.

RKI-Präsident Wieler dürfte nach den üblichen Dienstabläufen mindestens vorher informiert gewesen sein – und in so einer entscheidenden Frage ist es naheliegend, dass die Information auch zum Bundesminister vordrang.

Dass RKI und BMG alle weiteren auch sehr einfachen Informationen verweigern und Anfragen abblocken, ist bemerkenswert. Es bleibt der Eindruck einer für den Gesundheitsminister und seine politischen Ziele äußerst günstigen Terminsetzung durch das weisungsgebundene Robert-Koch-Institut. Dass die Corona-Daten im wesentlichen vom RKI erstellt werden und diese immer stärker zum politischen Werkzeug der Agenda des Ministeriums werden, zeichnet sich ohnehin seit längerem ab.

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Kommentare ( 36 )

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mega2xbass
2 Jahre her

sehr geehrte Redaktion, ich werde von Bekannten eher als vertrauensselig beschrieben. Ich gebe zunächst jedem einen Vertrauensvorschuß, den er oder sie verspielen oder vergrößern kann. Ist der Vorschuß erst einmal weg, war es das dann in der Regel. Nicht nur Hr. Lauterbach und andere Minister sind betroffen, sondern auch die Riege der Zuarbeiter in den darunterliegenden Hierachie-Ebenen. Diese Leute sind für mich das wirkliche Problem. Die ernannten Minister (zum Teil ohne Berufsabschluss) hängen auf Gedeih und Verderb von diesen Leuten ab. Sie führen mit Ihrer „Zuarbeit“ die Minister wie Marionetten an unsichtbaren Fäden. Auch hier gilt: Folge dem Geld. Wie… Mehr

Rene Meyer
2 Jahre her

Danke für diesen Beitrag! Es sind genau solche „Vorkommnisse“, die mich skeptisch machen und das anhaltende Gefühl hinterlassen, nach Strich und Faden belogen und betrogen zu werden. Wer das Gespür dafür noch nicht verloren hat, möge der untrüglichen und erhellenden Spur der Wahrheit und Klarheit folgen.

Robert Ballhaus
2 Jahre her

Ich kann bis heute nicht verstehen, dass niemand fragt: Warum? Warum will die Politik unbedingt ihren Untertanen diesen sog. Impfstoff in die Arme jagen? Wirklich nur deshalb, weil die Dosen sonst verfallen? Das ist doch blanker Unsinn – es muss um mehr gehen, denn es gibt die große Impfagenda der EU schon vor Covid. Und warum werden noch immer Unmengen von Impfdosen bestellt? Meine These ist, dass die Verbrecher ihre Vorhaben in der Öffentlichkeit ankündigen. So teilte Gates im Mai 2020 der verblüfften deutschen Öffentlichkeit mit, dass ‚man letzten Endes sieben Milliarden Menschen impfen‘ werde. Die Reaktion des Redakteurs Zamparoni?… Mehr

Rob Roy
2 Jahre her
Antworten an  Robert Ballhaus

Es gibt eine einzige echte Verschwörung zum Thema Impfstoff: Die Verschwörung des Geldes.
Der Corona-Impfstoff ist der Blockbuster, auf den die Pharmaindustrie seit Viagra gewartet hat.
Und mit den gentherapeutischen Arzneimitteln für die Behandlung aller möglichen Krankheiten sind den Gewinnmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Dazu muss man natürlich die Regierungen aller Länder „vom Nutzen überzeugen“, so dass diese die zwangweise Verabreichung jener Medikamente in Gesetzesform gießen.
Dabei hat sich Deutschland besonders hervorgetan.
Und: sie arbeiten immer noch daran. Garantiert kommt das alles im Herbst wieder auf den Tisch.

ersieesmussweg
2 Jahre her

Angefangen hat es mit Zahlen der Johns Hopkins Universität.
Wer hier noch einen Rest Glaubwürdigkeit findet kann ihn gerne behalten.

Auswanderer
2 Jahre her

Das RKI sollte abgewickelt werden. Zahlen schätzen kann ja Lauterbach und er nimmt dazu ja noch nicht mal vorliegende Zahlen. Ausserdem ist Corona ein politisches Virus! Mit den Massnahmen und dem Tanz um das goldene Kalb wurden Milliarden Euro an Steuergeld verbrannt und das Land an vielen Stellen stark geschädigt! Ich bezweifle, dass wir das noch mal in die richtige Richtung bekommen. Es sind zu viele Schäden verursacht worden und die da etwas machen sollen um die Probleme zu lösen sind unfähig! Die Regierung erinnert an einen Praktikanten-Stadl! Dann ist da jetzt noch der Fall Ukraine hinzu gekommen. Für die… Mehr

Stuttgarterin
2 Jahre her

Sehr gute Recherche – sie wird aber von den meinungsdominanten Medien nicht aufgegriffen werden. Die Impfung bleibt die heilige Kuh. Dennoch wundern sich immer mehr, wie viele Impfdurchbrüche es gibt :-)))

Robert Ballhaus
2 Jahre her
Antworten an  Stuttgarterin

Sie müssen sich davon befreien, zu denken, dass die kriminellen Politiker Ihr Bestes wollen (ja, man will Ihr Geld) oder dass jemand an Ihrer Gesundheit Interesse hätte. Man will Sie kontrollieren und beherrschen, das sind die eigentlichen Ziele. Krankheit ist ein Geschäft, ein sehr gutes.

Birgit
2 Jahre her

Alle Regierungspolitiker, … die direkt oder indirekt die experimentelle, nur bedingt zugelassene C-Impfung als ‚wirksam und unbedenklich‘ (erwiesen verfälschend) bewerben oder sogar berufsbedingt erzwingen wollen, sind potenzielle Mörder. Das behaupte nicht ich als wissenschaftlicher Laie, sondern das sagen und begründen (!) die juristischen Vollprofis bei KRiStA (Netzwerk Kritische Richter und Staatsanwälte) in ihrem Click ► ‚Offenen Brief‚. — Das bedeutet ganz real: An jedem Tag, an dem dieses Teufelszeugs unter Angabe falscher Tatsachen an vertrauensvolle Schäfchen-Bürger (auch weiterhin) ‚verimpft‘ wird, werden weitere tausende, z. T. lebenslange Impfopfer oder sogar Tote wissentlich und natürlich gesetzwidrig ‚produziert‘. Wohlgemerkt OHNE evidenzbasierten Grund. Und:… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Birgit
Karl Schmidt
2 Jahre her

Schämen sich die Mitarbeiter des RKI gar nicht? Wieso solche Informationen nicht aus der Behörde? Wissen diese Leute wer sie bezahlt – Lauterbach jedenfalls nicht – und für wen sie arbeiten?

Helfen.heilen.80
2 Jahre her

Also ich bin in einem anderen Deutschland aufgewachsen. Obwohl ich so alt nicht bin. Als Kind habe ich noch Kinkel, Genscher, Vogel, Weigel, Stoiber gesehen, hatte noch das Gefühl dass Kontrolle herrscht, eine gewisse Haltung und systemtragende Ernsthaftigkeit im Amt. Ich erkenne dieses Land nicht mehr, wir haben Zustände wie in einem postsowietischen failed-state. Wir stehen hier vor Risikolagen, Widersprüchlichkeiten, einer beunruhigenden Unstetigkeit und ungekannten Beliebigkeit von angeblich wissenschaftlichen Zielsetzungen – das wäre zu BRD-Zeiten undenkbar gewesen. Manche Deutsche Bundesminister machen fachliche Zukunftsprognosen, die ähneln dem Geschwafel einer Hellseherin auf einem tunesischen Touristenmarkt. Dieser Rocky-Horror-Trip ruinierte uns jetzt innerhalb von… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Helfen.heilen.80
Maja Schneider
2 Jahre her

Dieser Regierung glaube ich schon sehr lange gar nichts mehr, und im Hinblick auf das Corona-Regime reiht sich ein Fehlverhalten an das nächste. Fakten, Studien, Untersuchungen, pathologische Befunde, Kohortenuntersuchungen etc. auch aus dem Ausland, deren Ergebnisse alle an die Regierung und insbes. an das Gesundheitsministerium geschickt wurden,- Mahnungen international geachteter Wissenschaftler werden und wurden bewusst ignoriert – Menschen sterben an dem nur bedingt zugelassenen „Impfstoff“ oder leiden ihr Leben lang, das alles und mehr interessiert Herrn Lauterbach nicht, er ,und nicht nur er, will medial dauerpräsent sein und endlich die der Pharmaindustrie zugesagten Genmanipulationen an alle Bürger des Landes verimpfen,… Mehr