Österreich: Der erste Stromanbieter gibt auf – Wie viele werden folgen?

Österreichs Stromanbieter stecken in der Krise: Während manche Energieunternehmen aufgrund fixierter Verträge keine Erlöse mehr erzielen können, haben die anderen mit den Zahlungsproblemen ihrer Kunden zu kämpfen. Der erste Anbieter gab bereits auf, kündigte die Verträge tausender Kunden. Das berichtet exxpress.at.

IMAGO / Eibner Europa
Vom Sturm zerstörte Hochspannungsleitung in der Steiermark, 19.08.2022

Immer mehr kleine Energieunternehmen können durch die stark gestiegenen Preise am Markt keine Erlöse mehr erzielen. Oft sind die Verträge auf eine Dauer von bis zu 24 Monaten gebunden und nicht im Nachhinein veränderbar. Dazu gehört unter anderem „Lidl Energie“. Der Energieanbieter der Schwarz GmbH garantiert auf seiner Homepage einen fixen Energiepreis bis Ende Juni 2023. Da die Schwankungen am Markt so unvorhersehbar sind, haben in solchen Fällen entweder Energieanbieter aufgrund extrem hoher Verluste oder die Kunden aufgrund hoher Nachzahlungen das Nachsehen.

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Zittern müssen auch Kunden, die sogenannte „Floating-Tarife“ abgeschlossen haben. Diese Art von Stromverträgen, bei denen die Marktschwankungen an den Kunden weitergegeben werden, wurde in den vergangenen Jahren zur Goldgrube für kleinere Anbieter. Sie profitierten von den billigen Preisen am Strommarkt und gaben diese mit wenig Aufschlag an die Kunden weiter – damals eine Win-Win-Situation. Vertragsinhaber solcher Tarife sind von den aktuell explodierenden Strompreisen am Markt jedoch besonders stark betroffen.

Die österreichische Arbeiterkammer (AK) berichtet von einem besonders heftigen Fall. So bot der oberösterreichische Stromanbieter „Schlaustrom“ bisher sogenannte „Spot-Tarife“ an, bei denen sich der Strompreis stündlich ändern konnte. Vielen Kunden waren die massiven Auswirkungen einer fehlenden vertraglichen Preis-Obergrenze nicht bewusst – nun wurden ihnen bis zu 1200 Euro pro Monat für Strom in Rechnung gestellt.

„Schlaustrom“ gab jetzt bekannt, die Belieferung aller Kunden mit Gas und Strom ab Ende Oktober einzustellen. Das große Problem: Seit 15 (!) Monaten hätten sich die Zahlungsschwierigkeiten der Kunden so zugespitzt, dass eine finanzielle Lücke entstanden sei. Die finanziellen Verluste könne man in der momentanen Energie- und Wirtschaftskrise nicht mehr ausgleichen.

Zu befürchten ist, dass auch andere Floating-Anbieter wie „Spotty“ oder „Felix Energie“ nun unter die Räder kommen könnten. Die österreichische Energie-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat sich zu diesem akuten Problem am österreichischen Strommarkt noch nicht geäußert.


Dieser Artikel ist zuerst bei exxpress.at erschienen.

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Kommentare ( 15 )

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R.Baehr
1 Jahr her

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht und die Überschrift erst recht nicht. Dann müssen sie halt pleite gehen, wenn sie solche Verträge geschlossen haben, oder dort demonstrieren, die den ganzen Wahnsinn angezettelt und verursacht haben. Warum gibt es überhaupt so viele Kleinunternehmen?? Weil alle geglaubt haben, sich mit Energie dumm und dämlich verdienen zu können zu Lasten der Verbraucher. Kein Mitleid habe ich mit keinem einzigen Stromanbieter. Energie- und Gesundsheitsvorsorge gehören überhaupt verstaatlicht, weil es ist dem Staat seine ureigenste Aufgabe für beides zu sorgen für seine Bürger, und nicht damit auch nicht den großen Reibach zu machen.

November Man
1 Jahr her

Auch in Österreich regieren die Grünen zum Leidwesen des Landes mit.
Nach der Volksabstimmung 1978 gegen die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten Kernkraftwerks Zwentendorf wurde noch im Dezember 1978 ein einfaches Gesetz – das sogenannte „Atomsperrgesetz“ (offiziell Bundesgesetz vom 15. Dezember 1978 über das Verbot der Nutzung der Kernspaltung für die Energieversorgung in Österreich) – beschlossen.
Na dann, Österreich hat allerdings genügend Wasser um Strom zu erzeugen, Deutschland hat das nicht, wir sind auf Atomkraftwerke angewiesen. Nur die deutschen Grünen kapieren das nicht. Also ist Trennung angesagt.

Iso
1 Jahr her

Dass sich ein Lebensmitteldiscounter im Energiemarkt tummelt, ist kompletter Irrsinn. Die sollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und dann ist gut. Ein Autohändler verkauft schließlich auch nicht Milch und Butter. Was spricht eigentlich im Zeitalter der Netzentgelte und digitalen Überwachung dagegen, dass der Verbraucher seine Verträge mit dem Erzeuger direkt macht? Zumal wir doch alle Europäer sind und das so ein tolles Wirtschaftsmodell sein soll. Das gilt wohl nur für die Großen, doch wenn es um Vorteile für den Verbraucher geht, dann ist Schicht im Schacht. Trotzdem möchte ich den Habeck sehen, wenn er seine Holsteiner Windmühle anzapft und tageweise… Mehr

Donostia
1 Jahr her
Antworten an  Iso

Es wird immer vom offen EU Markt gesprochen. Warum darf ich dann keinen Stromvertrag mit zB einer polnischen Firma zu deutlich niedrigen Preisen abschließen? Ach so dann zahlt keiner mehr die Stromsubventionen für den deutschen Flatterstrom. Das geht natürlich nicht sonst würde ja der Markt der sozialistischen Planwirtschaft versagen.

Aboriginal
1 Jahr her

Da wird es heuer aber knapp mit den Liftkapazitäten im Skitourismus.

Protestwaehler
1 Jahr her

Kerzen, Kerzen sind das Geschäft der Zukunft. Jedenfalls dort wo die Klimasekte aktiv Politik gestaltet. Ich bin direkt am überlegen einen Prepper-Shop im Netz zu eröffnen, in den kommenden Monaten und Jahren ein boomender Markt.

alter weisser Mann
1 Jahr her

So lange was zu holen war, Wechselprämien, billiger Strom bzw. Marktanteile und Gewinn, waren die Verträge den Beteiligten recht. Jetzt ist hier die Laufzeit zu lang und dort der Spotmarkt für Zocker teuer und es wird gegreint. Da muss der Lidl-Konzern eben zuschießen oder im anderen Fall die Kundschaft zahlen bzw. irgendwo sonst Neukunde werden. Und greinen können die ja am Stammtisch, wo sie jahrelang erzählt haben, wie clever sie sind.

Last edited 1 Jahr her by alter weisser Mann
Werner Geiselhart
1 Jahr her

Ja die Ösis, auf dem gleichen Anti-Atomtrip wie die Deutschen, bei der Kohle sowieso.
Wenn halt die Pumpspeicher leer sind oder deren Strom teuer an die Deutschen verhökert wurde, wird’s auch knapp.
Die gleichen Trottel an der Regierung, die einzige realistische Partei durch Mafiatricks herausgeekelt, die Bürger gleich unwissend wie der Michel, viele auf dem Ökotrip.
Passt

H. Hoffmeister
1 Jahr her

Durch Putins Krieg erfahren wir nun im Zeitraffer, was für eine gute Idee die Klimahysterie-befeuerte „Energiewende“ ist. Wo bleibt der Trittin, um uns zu erklären, dass sich sein „Kugel Eis“-Gleichnis nicht etwa auf die Monatsstromkosten sondern auf die einzelne kWh bezog. Alles nur ein Missverständnis, der hat gar nichts falsches versprochen.

Hieronymus Bosch
1 Jahr her

Na ja, die österreichische Energie-Ministerin ist auch eine Grüne! Die lässt die Bevölkerung genauso im Regen stehen, wie hierzulande die Günen! Macht mal im Winter ein paar Kerzen an, dann passt’s schon!

Michael M.
1 Jahr her
Antworten an  Hieronymus Bosch

Die Dame gibt doch auch ständig ganz tolle Weisheiten zum Besten. Man soll jetzt z.B. beim Kochen den Topf mit einem Deckel versehen um Energie zu sparen. Ja Wahnsinn, offensichtlich wußte das die Dame bis vor ein paar Wochen noch gar nicht ?.
Das Schlimme daran ist, dass diese Clowns offensichtlich meinen alle anderen wären genauso geistesschlank wie sie selber.

hoho
1 Jahr her

Ich vermute, dass ein Kollaps das einzige ist, das den Rest wecken kann. Das Problem ist leider, dass wenn sie schon wach werden, können sie statt Stopp von Energiewende, von Preiskontrollen und Wiederherstellung der Vertragssicherheit – genau das Gegenteil verlangen also dieselbe Politik nur noch radikaler und noch gnadenloser. In anderen Worten wird „Blackout“ bei Strom oder bei dem Konto zu Heilung oder eher nicht? So wie ich es lese – die meiste, wenn nicht alle Journalisten von TE nur Energiewende schlecht finden – Krieg gegen Russland macht sie aber genauso geil wie die Kollegen in den Hofmedien. Da wird… Mehr

Hausmeister
1 Jahr her
Antworten an  hoho

schade, dass ich nur einen Daumen-hoch geben kann. sehe ich ganz genauso. selbst wenn hier die Lichter ausgehen, werden es die meisten noch nicht begreifen, weil sie so fundamental aufs entsprechende Gleis gesetzt wurden… mehr kann man – auch hier – nicht schreiben, ohne dass einem das BKA nicht wieder die Hütte aufsprengt und man plötzlich Staatsfeind ist. Grüße aus dem Norden