Rückgang der Baukredite: Der Immobilienmarkt bricht ein

Die Nachfrage für Baukredite sinkt stark: Die Sparkassen verzeichnen den ersten Rückgang von Kreditvergaben seit elf Jahren. Experten sprechen von einem „Umbruch“ des Immobilienmarktes.

IMAGO / Winfried Rothermel
Neubau in Merdingen am Kaiserstuhl, Mai 2023

Banken beklagen sich: Der Bestand an Baufinanzierungen (Baufi) geht nicht nur zurück, er schrumpft sogar. Das zeigt eine Grafik des Finanzdienst-Leisters „Barkow Consulting“, in denen der Baufi-Kreditbestand abgebildet wird. Demnach ist das Wachstum sowohl bei Sparkassen als auch bei Volksbanken seit drei Quartalen rückläufig. Doch es kommt noch dramatischer: In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist der Baufi-Bestand der Sparkassen sogar um 0,8 Milliarden Euro geschrumpft. Das sei der erste Rückgang seit 2012 und der stärkste seit 2009, wie aus der Grafik von Barkow Consulting deutlich wird.

Barkow Consulting

Ähnliches berichtet der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), in dem die führenden Kapitalgeber für den Wohnungs- und Gewerbebau zusammengeschlossen sind: Demnach haben diese Kapitalgeber zwischen Januar und März insgesamt 25,6 Milliarden Euro vergeben. Das ist nur knapp die Hälfte der Summe, die sie im Vorjahreszeitraum vergaben. In diesem habe das Finanzierungsgeschäft ein „Rekordergebnis“ hingelegt, weil Bauunternehmer steigende Zinsen erwartet und daher Bauprojekte vorgezogen haben, heißt es vom VDP.

Dieses „Rekordergebnis“ sei dann aber eingebrochen. Als Grund gibt der VDP die „veränderten Rahmenbedingungen“ an: Inflation, Zinsanstieg, Krieg in der Ukraine. Dies habe bereits während des letzten Jahres zu geringerer Dynamik im Immobilienmarkt geführt, wie der VDP in einer Pressemitteilung erklärt. Das schlage sich folglich auch im Finanzierungsgeschäft nieder. So sei die Baufi im Vergleich zum Zeitraum Oktober bis Dezember zwar um 3,2 Prozent angestiegen.

Auf einem längerfristigen Vergleich bewege sich die Nachfrage nach Baufi allerdings weiter auf einem niedrigen Niveau, beklagt der VDP. „So lange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über die weitere Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben“, prognostizierte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Er hebt hervor: „Der gesamte Immobilienmarkt befindet sich seit Mitte 2022 im Umbruch. Das zeigt sich vor allem bei den Immobilienpreisen.“ Denn die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern müssten an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden, das sei aber noch nicht abgeschlossen. Als Folge gibt es laut Tolckmitt weniger Transaktionen und damit auch ein zu geringes Neugeschäft bei der Immobilienfinanzierung.

Die Banken beklagen in erster Linie, dass sie keine Kredite vergeben. Aber in einer größeren, politischen Perspektive bedeutet das, dass weniger gebaut und die Wohnungsnot angesichts fortschreitender Zuwanderung weiter steigen wird.

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Kommentare ( 27 )

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Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Alles kein Problem. Uns wird nur der von der Geldpolitik als Illusion gedruckte Scheinwohlstand weggenommen, der in Wirklichkeit nie Substanz hatte. Ohne Zinsdrückung kann der Markt wieder eher wirken.

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: wir verarmen, weil wir zu wenige Kinder bekommen und (ökonomisch betrachtet) die falschen Zuwanderer ins Land lassen und zu viele gute Leute aus dem Land lassen. Und das können wir inzwischen an den Darlehen messen.

Tesla
1 Jahr her

Das ist kein Wunder. Während der Nullzinspolitik waren die Kredite billig, die steigende Nachfrage nach Baukrediten ließ auch die Immobilienpreise steigen. Nun werden die Kredite wieder teurer, aber die Immobilienpreise sinken nicht, sondern steigen eher noch angesichts der Inflation. Dazu kommt nun auch die Unsicherheit wegen Habecks Wärmpumpenwahn noch obendrauf – und die Neubewertung der Grundsteuern lässt auch nichts gutes erwarten, weil der Staat immer mehr Geld will. Für wen ist denn da Bauen noch attraktiv?

Nibelung
1 Jahr her

Es gibt genügend Bausubstanz wo man noch Zwangseinquartieren kann, aber bis es soweit ist, ist die deutsche Wirtschaft am Boden zerstört und was dann kommen könnte, wäre eine Revolution der Massen und das würde das Land engültig zerreißen, weil ein Bürgerkrieg im Gegensatz zum Krieg nach außen unüberbrückbare Kluften schafft, die viele Jahrzehnte nachhallen werden und wer dabei mitwirkt wird sich nicht mehr sehen lassen können, denn er wird dabei der Hauptschuldige sein und die Mitläufer ebenso, die dann alle zusammen nicht zu beneiden wären.

Innere Unruhe
1 Jahr her

„Die Banken beklagen in erster Linie, dass sie keine Kredite vergeben. Aber in einer größeren, politischen Perspektive bedeutet das, dass weniger gebaut und die Wohnungsnot angesichts fortschreitender Zuwanderung weiter steigen wird.“
Absolut richig. So lernt die Jugend, wie Wirtschaft funktionienrt: Lande viele Kostgänger ein und erzeuge Wohnungsnot, ohne eine Chance, ein Haus zu kaufen.
Das muss die Jugend verstehen und ihr Kreuz überlegt setzen.
Wer Grün wählt, braucht auch kein eigenes Haus.

Schwabenwilli
1 Jahr her
Antworten an  Innere Unruhe

„Wer Grün wählt, braucht auch kein eigenes Haus.“

Oder hat schon eines.

dibo
1 Jahr her

Was mich am allermeisten ärgert ist, dass das U-Boot aus der DDR Erfolg melden kann, bei Erich und Konsorten, und dass die Westdeutschen einfach viel zu dumm waren, ihn zu verhindern.

Schande über uns.

haseha1
1 Jahr her
Antworten an  dibo

Diesen Unsinn haben die Menschen primär im Westen gewählt. Nirgendwo bekommen die Grünen weniger Stimmen und die AfD mehr Stimmen. Diesen sozialistischen Schwachsinn wollte im Osten niemand zurück, die gegenwärtige Situation ergibt sich aus den Mehrheiten in West-Deutschland.

Last edited 1 Jahr her by haseha1
Gernoht
1 Jahr her

Weitere aktuelle Meldung: Deutschland befindet sich offiziell in einer Rezession. – Die Kette guter Nachrichten reißt nicht ab.

Schoenberg
1 Jahr her

Ich würde darauf wetten, dass Finanzprofis klammheimlich bereits viel Geld für den Crash des deutschen Immobilienmarktes in Stellung bringen. Um Pleiteprojekte billig einzukaufen, aber auch für Credit Default Swaps (CDS), die 2007 die Finanzkrise mit ausgelöst haben. Ist ja auch nur logisch: was unsere Öko-Regierung beschließt ist für die Krise am Immobilienmarkt ein Brandbeschleuniger nach dem anderen. Irgendwann gibt es eine kritische Masse an Hausbesitzern, die ihre Hypotheken oder Kredite nicht mehr bedienen können, dann sind die ersten Banken rechnerisch pleite. Das funktioniert mit der Präzision einer mathematischen Formel. Also genau wie 2007 in den USA – diesmal nur noch… Mehr

Krixus
1 Jahr her

Herrschaften – bereits Ende 2020 als alle Medienkanäle urplötzlich von Anzeigen für Bewertung, Verkauf und „Verflüssigung“ etc. von Immobilien geflutet wurden, habe ich in meinem Umfeld gesagt: Meine Lieben, es ist etwas im Busch was einer Generalattacke auf unsere Häuser und Wohnungen gleichkommt, von dem wir noch nichts ahnen, von dem die Immobilienhaie aber schon heute genau wissen (sonst würden sie keine Millionen in diese penetranten Werbungen stecken)! Und dann kam das sogenannt „grüne“ Heizungsgesetz, welches, man mag es drehen und wenden wie man will, schon in der ersten Angriffswelle wohl mehr als 40 % der „normalen“ Haus- und Wohnungsbesitzer ihrer… Mehr

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her

Neubauten, die nicht schon heute den Passivhausstandard erfüllen, sind nach den Plänen der EU ab 2033 sehr wahrscheinlich Sanierungsfälle. Habeck & Co. trauen sich bisher noch nicht einmal die neuen Energieeffizenzklassen festzulegen. Wüssten die Menschen, was nach dem GEG noch auf sie zukommt, wären die Grünen ganz schnell einstellig. Ich würde momentan ganz sicher nicht bauen.

NochNicht2022
1 Jahr her

Keine Überraschung. Es wird noch mehr einbrechen. – Aber: Damit trägt die „Bauschrumpfung“ dazu bei, daß man nicht mehr von dem tagtäglichen Geschwätz des Fachkräftemangels mehr hören wird. Die Leute müßten diesbezgl. einfach pro Woche 2-3 Stunden mehr arbeiten und das bis zum 70. Lebensjahr, dazu könnten auch 2-3 Feiertage (Dänemark hat es jüngst kappiert) gestrichen werden …