Hackerangriff auf ÖVP?

Sollte sich zeitnah herausstellen, wer den Server der ÖVP hacken ließ, könnte das als Granate im Wahlkampf explodieren. Kommt der Auftraggeber gar aus Politik oder Medien, gibt es einen Superknall.

Omer Messinger/Getty Images

Den Wahlkampf zur österreichischen Nationalratswahl am 29. September beherrscht zur Zeit neben der üblichen TV-Duell-Serie jeder Spitzenkandidat gegen jeden Spitzenkandidaten ein Hackerangriff auf die Neue Volkspartei von Sebastian Kurz. Ähnlich wie die anderen Medien berichtet die Tiroler Tageszeitung auf tt.com:

»Die Information in der Sache überließ Sebastian Kurz dem … angeheuerten Sicherheitsexperten Avi Kravitz. Dieser berichtete, dass sich seit Ende Juli Hacker in den IT-Systemen der ÖVP breitgemacht hätten. Schließlich hätten sie sogar über einen „goldenen Schlüssel“ in Form eines Administrator-Accounts verfügt und hätten so die Möglichkeit gehabt, Daten zu kopieren, zu verfälschen oder neu zu platzieren. Am Dienstag sei es gelungen, „den Stecker zu ziehen“ und der Sache ein Ende zu bereiten. Da seien aber schon Daten in großem Ausmaß abgesaugt gewesen.

Die Täter? Vorerst unbekannt. Sie hätten sich über das auch als „Darknet“ bekannte „Tor“-Netzwerk eingeschleust und so ihre Herkunft verwischt. Klar sei, dass es sich um Profis gehandelt habe, die „gefinkelt“ und „gezielt“ vorgegangen seien. Einen ausländischen Geheimdienst als Urheber können die Experten nicht ausschließen. Kurz wollte über mögliche Urheber nicht spekulieren.« („gefinkelt“: schlau, raffiniert)

Der Standard und der Falter hatten unter Berufung von Informationen aus der türkisen Volkspartei von einer mutmaßlich doppelten Buchführung der ÖVP berichtet, um die wahren Kosten für den diesjährigen Wahlkampf zu verschleiern. Die ÖVP hat deshalb den Falter verklagt. Dem war die Verdächtigung vorausgegangen, Kurz hätte einen Mitarbeiter im Kanzleramt Festplatten schreddern lassen, die im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video stünden. Diesen Verdacht hat die Staatsanwaltschaft inzwischen als nicht zutreffend beerdigt.

oe24.at meldet: »Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen des Verdachts des widerrechtlichen Zugriffs auf ein Computersystem (§118a StGB) sowie der Datenbeschädigung (§126a StGB). Letzteres, weil die ÖVP behauptet, dass auch Daten manipuliert worden sein sollen. Details dazu hat die Partei bisher nicht bekannt gegeben. Der „Falter“, der einen Teil der Unterlagen veröffentlicht hat, hat zuletzt ausgeschlossen, dass die im zugespielten Unterlagen zuvor manipuliert worden sein könnten.«

kurier.at: »Nach der mutmaßlichen Hacker-Attacke auf die ÖVP-Parteinzentrale wurden nun der Verfassungsschutz (BVT) und das Bundeskriminalamt (BK) mit Ermittlungen betraut. Das teilte das Innenministerium auf Anfrage des KURIER mit.«

Sollte sich zeitnah herausstellen, wer den Server der ÖVP hacken ließ, könnte das als Granate im Wahlkampf explodieren. Kommt der Auftraggeber gar aus Politik oder Medien, gibt es einen Superknall.

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Kommentare ( 16 )

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osthollandia
4 Jahre her

So so, ein böser Hacker und ein „golden Ticket“ – Himmel hilf! KRBTGT –> der Kerberos Account, der für die Authentifizierung der einzelnen Benutzer zuständig ist und der eben KEIN aktiver, von Menschen genutzter Admin-Account ist, sondern vielmehr ein Dienst-Account. Man muss möglichst alle 30 Tage an zwei Tagen hintereinander das Passwort von dem Account ändern, was man sogar automatisieren kann – weil ansonsten ein Fake-Account mit dem Hash-Wert des Passworts des KRBTGT genügt, um volle Admin-Rechte über eine Domäne zu bekommen. Das ist bekannt, auch wie man sowas macht, und die Maßnahme dagegen ist SO einfach, aber Security braucht… Mehr

Britsch
4 Jahre her

oder man versucht, wer auch immer, zu Implizierern, daß vieles im Angen liegt, bei denen, wo man mit allen Mitteln verhindern will, daß sie wieder an die Macht kommen, vom Bürger autorisiert werden.
Haben die EU Oberen nicht z.B. Italien Versprechungen gemacht wenn sie Salvini beseitigen?
Hat nicht speziell Merkel im Falle einer Beseitigung Salvinis, Italien „finanzielle Hilfen“ durch Deutschland versprochen? Oder war das ganz einfach und treffend ausgedrückt Bestechung?

elly
4 Jahre her

„Schließlich hätten sie sogar über einen „goldenen Schlüssel“ in Form eines Administrator-Accounts verfügt “ wenn das möglich war, dann sollte die ÖVP mal Spezialisten zum Betrieb der IT Infrastruktur beschäftigen, vor allen Dingen aber das Sicherheitskonzept überarbeiten, sofern es eines geben sollte.

mmn
4 Jahre her

Parallelen zur Strache-Affäre würden einen jedenfalls nicht überraschen. Und was die Macht der Medien betrifft, Politikern aus dem gegnerischen Lager zu schaden, liegen die links-grünen Medien vorne (Reichweite, Personalkapazität für Recherchen usw., Skrupellosigkeit, politisches Sendungsbewußtsein der „Journalisten“, Unterstützung durch Politik und breite Öffentlichkeit), in Deutschland sogar weit vorne.

Protestwaehler
4 Jahre her

Das ist doch alles inszeniert um sich im Wahlkampf als Opfer generieren zu können.
Auf >PULS 24Wahlarena< ebenfalls diskutiert u. spekuliert, das ein solcher "Angriff" wahrscheinlich nie stattgefunden hat und frei erfunden scheint… wohl auch nicht zum ersten mal.

Thomas Holzer
4 Jahre her

Bei der ÖVP sollte man vorsichtig sein:
Immerhin stellten sich vor ein paar Wochen die Herren Kurz und Nehammer der Presse mit der Behauptung, daß Unbekannte gefälschte e-mails via/von Servern der ÖVP versendet hätten; jedoch wurden niemandem diese e-mails gezeigt, noch wurde, wie versprochen, die Öffentlichkeit über weitere Details informiert.

Alles sehr eigenartig

Evelyn Beatrice Hall
4 Jahre her

Die kleine Alpenrepublik mit ihren freundlichen Menschen – aber in puncto politische Intrigen ganz vorn an der Weltspitze. Das kann ja heiter werden.

Britsch
4 Jahre her
Antworten an  Evelyn Beatrice Hall

Vielleicht sind diese Intrigen ja auch von au0en iniziiert,
weil man in österreich eine Regierung wie die letzte um jeden Preis verhindern will.
In welchem Land wurde das Strache Video nochmal veröffentlicht?
Wer hat da bereits vorher etwas in der Öffentlichkeit verlautbaren lassen, wußte vorher davon, Böhmermann? Für wen arbeitet Böhmermann, wo ist der z.B. engagiert?

Michael Theren
4 Jahre her

cui bono, derzeit Sebastian Kurz, welch ein Sumpf in und um die Hofburg, manches ändert sich wohl nie….

Jan Meier
4 Jahre her

Nachdem wir gehört haben, dass AM sich in die italienische Innenpolitik eingemischt hat, würde ich auch in diesem Fall nichts ausschließen.

Max Media
4 Jahre her
Antworten an  Jan Meier

Nein. Da liegen sie falsch.
Die Deutschen haben damit nichts zu tun.

Nicht weil es der A.M. nicht zuzutrauen wäre,
sonder schlicht und einfach weil die Fähigkeiten dazu fehlen.
Das Land hat fertig und sein Geheimdienst auch.

Ivan Ivanov
4 Jahre her
Antworten an  Max Media

Die Fähigkeiten dazu fehlen, aber das Geld, um ausländische IT-Spezialisten zu beauftragen, fehlt noch nicht.

osthollandia
4 Jahre her
Antworten an  Ivan Ivanov

Die Fähigkeiten fehlen nicht. Ein solcher Angriff zeigt nur die absolute Unfähigkeit und den Unwillen, seine Server nach dem Standard sicher zu machen.

osthollandia
4 Jahre her
Antworten an  Max Media

Nein, das ist grober Unfug. JEDER kann mit Mimikatz so einen Angriff ausführen. Da gibt es Anleitungen auf Youtube

Petra Horn
4 Jahre her

Ich denke, daß vom Ibiza-Skandal noch viel zu viel unter der Decke gehalten wird.
Insbesondere auf der Ermittlungsseite. Solange dieser Skandal nicht gründlich aufgeklärt ist, habe ich noch keine Denkkapazitäten für einen neuen Skandal.

Britsch
4 Jahre her
Antworten an  Petra Horn

Das wird wie Anderes nie ganz aufgedeckt werden.
Wenn es entsprechende Ermittlungsergebnisse gibt wird man Wege finden, diese bzw. zumindest einen Teil verschwinden zu lassen, welche die tatsächlichen Drahtzieher entlarven könnten.