Greta Thunberg: Wo ist der Jugendschutz, wenn er gebraucht wird?

Der Auftritt einer 16-Jährigen vor den Vereinten Nationen offenbart endgültig den Wandel der Ökologie zum kollektiven Wahn. Statt das Kind vor Missbrauch zu schützen, suhlen sich ihre masochistischen Zuhörer in deren Beschimpfungen.

VIEWpress/Getty Images

Die deutschen Jugendämter werden ziemlich schnell aktiv, wenn der Verdacht aufkommt, dass Kinder nicht in guten Händen sind. Es gibt zigtausende Kinder in Deutschland, die ihren leiblichen Eltern weggenommen und Pflegeeltern oder Heimen überantwortet werden, weil ersteren „Erziehungsunfähigkeit“ attestiert wird. Kritiker sprechen in vielen Fällen von „Kinderklau“.

Doch wo ist der Jugendschutz – der schwedische – im Falle der 16-jährigen „Klimaschutzaktivistin“ Greta Thunberg? Spätestens nach deren Auftritt vor dem Weltklimagipfel in New York, müsste eigentlich nicht nur Kinderpsychologen klar geworden sein, dass da ein Mädchen ganz offensichtlich in einen unübersehbaren Wahn geraten ist. Und dies mit Unterstützung nicht nur einer in rasendem Tempo entstandenen PR-Entourage, sondern nicht zuletzt der Eltern des Kindes. 

Majestätsbeleidigung
Macron und Thunberg: Die Geister, die sie riefen ...
Die Szene war gruselig. Da saßen Erwachsene, und zwar durchweg höchst einflussreiche, mächtige Personen und nickten, klatschten, jubelten bei der Rede eines 16-jährigen Mädchens, das unübersehbar zutiefst erschüttert war. Sie hatte Tränen in den Augen, zitterte, schrie mit bebender Stimme, voller Verzweiflung, voller Zorn. Keine psychisch gesunde Teenagerin verhält sich so – schon gar nicht vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit. 

Die Erwachsenen, die in New York neben und vor Greta saßen, müssten sich eigentlich schämen. Menschlich wäre es in einer solchen Situation gewesen, dieses Mädchen vor sich selbst, beziehungsweise ihren Emotionen zu schützen. Eigentlich hätte man die Kameras abschalten müssen. Jemand hätte sie in den Arm nehmen müssen. Nicht jemand, sondern eigentlich ihre Eltern. Weil die das nicht tun, müsste ein staatlicher Jugendschutz Greta aus diesem Wahnsystem derjenigen, die ihre Reden schreiben und ihre Auftritte organisieren, herausnehmen. 

Stattdessen nickten und klatschten all diese mächtigen Angehörigen der internationalen Elite und feuern damit Greta an weiterzumachen. Auch bei ihnen kann man wohl eine kollektive psychische Anomalie feststellen. Nicht nur, weil niemand tat, was eigentlich angemessen wäre im Angesicht eines offenbar psychisch instabilen Kindes. Sondern auch, weil sie ihrer eigenen Beschimpfung durch ebenjenes Kind applaudierten. Greta sagt ja nicht: „Bitte, lasst uns gemeinsam das Richtige tun!“ Sie sagt: „How dare you!“ – „Wie könnt ihr es wagen!“ – und sie nennt die Angesprochenen „evil“ – „böse“. Man kann das wohl als eine Spielart des Masochismus bezeichnen. Offenbar verspüren Gretas mächtige Zuhörer das, was Sigmund Freud „Strafbedürfnis“ nannte. Sie lassen sich von einem 16-jährigen Mädchen sozusagen verbal auspeitschen. Freiwillig und öffentlich. 

Störfall Mensch
Windräder: Wie die Energiewende über die Bürger kommt
Haben sich die Erwachsenen in Gretas Publikum und vor allem in ihrer Entourage einmal überlegt, wie das spätere Leben eines solchen Kindes aussehen kann? Wenn außergewöhnliche Sporttalente die Schule abbrechen, kann das sinnvoll sein: Sie haben dann, wenn alles gut geht, 10 bis 20 Jahre als Profi vor sich, in denen sie viel Ruhm und Geld erwerben. Aber wie soll das bei Greta werden? Wer wird sie in 5 oder 10 oder 20 Jahren sein? Es ist absehbar, dass es ihre jetzige Rolle dann nicht mehr geben wird. Wird sie aber dann ein halbwegs normales Leben führen können? Muss sie angesichts all dessen, was sie jetzt erlebt, nicht fast notwendigerweise – salopp formuliert – „überschnappen“? Auch für viele erwachsene, reife Menschen endet ein Übermaß an öffentlicher Aufmerksamkeit, an hysterischer Verehrung nicht gut. Man denke an Rockstars von Jim Morrison bis Curt Cobain, die den Ruhm nicht verkrafteten. Und die waren immerhin volljährig und glaubten auch meist nicht, dass das Ende der Welt bevorstehe. 

Wie jedem Wahnsystem liegen auch dem von Greta und ihren Anhängern eigentlich nachvollziehbare Erkenntnisse und verständliche Bedürfnisse zugrunde. Zweifelhaft ist nur, ob ausgerechnet die (ewige) Klimaveränderung die schlimmste ökologische Bedrohung ist und noch zweifelhafter ist, ob die angedachten Maßnahmen dagegen nicht höchst unangenehme Nebenfolgen haben werden, die jenen der Klimaveränderung mindestens ebenbürtig sind. Greta beklagt den „Märchenglauben an ewiges Wirtschaftswachstum“ als unsere „Ursünde“. Unzweifelhaft ist, dass Wirtschaftswachstum keine unendliche Geschichte sein kann – sofern man darunter den Anstieg materieller Warenproduktion versteht. Der Wahn beginnt aber, wenn eine 16-Jährige diesen „Märchenglauben“ nun zu einer „Ursünde“ mystifiziert. Damit wird aus vernünftiger Ökologie eine Büßer-Religion. Der Wahn sollte für jeden erwachsenen Menschen eigentlich offensichtlich sein, wenn eine 16-Jährige, statt zur Schule zu gehen, glaubt, im Namen der Wissenschaft sprechen zu müssen und zugleich zur quasi-religiösen Prophetin der Apokalypse wird. Anscheinend glaubt sie wirklich, unser aller Ausrottung stehe kurz bevor. So etwas glauben Kinder aber nur, wenn hoch ideologisierte Erwachsene es ihnen einbläuen. 

Ein zweifellos intelligentes, sprachlich höchst begabtes Mädchen, das ein glückliches Leben führen könnte, wird so zur Züchtigerin eines strafbedürftigen, masochistischen Postbürgertums. In einigen Jahren wird das Schicksal von Greta Thunberg vielleicht einmal als bezeichnend betrachtet werden für das Abgleiten der ökologischen Bewegung in den kollektiven Wahn. Ihr selbst ist das am wenigsten vorzuwerfen. 16-Jährige sind aus gutem Grund noch keine mündigen Bürger. Sie weiß noch nicht ganz, was sie tut. 

Vorzuwerfen ist das gruselige Theater von New York all den Erwachsenen, die für Greta Verantwortung tragen – beginnend bei ihren Eltern – und jenen, die einem Kind eine Bühne errichten, auf der sie vor den Augen der Welt in ihrer altersbedingten Infantilität vorgeführt und missbraucht wird. 

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 133 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

133 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Rosa Kafko
4 Jahre her

Einige „Erwachsene“ verdienen Milliarden. Warum sollten sie „darauf“ verzichten?

Frage an die Redaktion: Könntet ihr mal die Milliarden Soros durchleuchten? Der wird doch sicher, nach entsprechenden Spenden an NGOs, auf fallende „Kohlewerte“ gesetzt haben?

Miri
4 Jahre her

Ich finde, man sollte das Mädchen in Ruhe lassen. Es geht doch nicht um die Greta. Vielmehr geht es um den Hype, der um das Klima gemacht wird. Und dass gestandene Politiker darauf hören und auf die aufmüpfig gewordenen Jugendlichen, die ihren Rattenfängern hinterherlaufen. Wo wird das alles hinführen? Die eigentlichen Katastrophen sind: Die Medien sorgen dafür, dass die Wissenschaftler, die schon längst herausgefunden haben, dass die angeblichen Erkenntnisse einer Klimaerwärmung wegen schuldhaft zu viel ausgestoßenem CO2, einfach nicht stimmen, nicht an die Öffentlichkeit geraten. Die Jugendlichen – unsere ganze nachfolgende Generation – stellt sich arrogant und respektlos gegen die… Mehr

Emma Mathieu
4 Jahre her

Ich habe mir das Video der Rede von Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel angeschaut ohne Ton. Dieses Mädchen gehört in psychische Behandlung wegen ihrem Aspergersyndrom. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

WandererX
4 Jahre her

Da, wo nicht mehr Kultur herrscht, sondern ein Kult, gibt es eben auch Kultpersonen – und dann ist das Alter der Person oder ihr Zustand völlig egal. Ein (weltliches) Rechtsdenken gibt es ja nie im (himmlischen oder rein seelischen) Kult, sondern immer nur in der Kultur, und die ist dann vom Kult eben verschattet schlapp daliegend und sekundär. Jede Menge sogenannte „Liberale“, die meist eher Liberalisten (also Egoisten oder Interessengesteuerte) sind, haben diesen neuen Wahn in Europa und USA mit allen Mitteln befördert, weil ihnen ein Kultleben substanzieller erscheint als ein Kulturleben – und Kultur oft heimtückisch auf Kunst und… Mehr

Steve Acker
4 Jahre her

Meines Wissens ist der Jugendschutz in Schweden noch viel drastischer.
Es wird viel schneller und häufiger das Kind den Eltern weggenommen.

Ralf Poehling
4 Jahre her

Ein Volltreffer. Da wird ein 16 jähriges Mädchen von einer Gruppe Erwachsener, denen es offenkundig an Verantwortungsbewusstsein mangelt, vor aller Welt zwecks propagandistischer Unterstützung der eigenen finanziellen Interessen, vollkommen verheizt.
Greta Thunberg wird bis an ihr Lebensende kein normales Leben mehr führen können.

DELO
4 Jahre her

Absolut treffender Artikel! Getas Eltern sollten wegen Missbrauch des Sorgerechtes hinter Schloß und Riegel landen und das arme Mädchen selbst ** wieder auf Normalkurs geführt werden.
Das Benehmen unser „Eliten“ bei dem Auftritt zeigt eigentlich nur, WAS wir für Eliten haben. Trump war der Einzige, der sich halbwegs normal aufführte, Macron scheint inzwischen zu ahnen, welchem Unsinn auch er selbst verfallen war und Frau Wunderbar führt die Riege der Dummen wieder mal an.

orgonfranz
4 Jahre her

Dem Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Kann mich voll und ganz anschliessen.
Eigentlich sollte man all diejenigen, die Greta eine Bühne bieten, inklusive Papst, anzeigen wegen Beihilfe zum (emotionalen) Kindsmissbrauch. Oh, ich übersah, die Kirche hat ja langjährige Erfahrung mit Missbrauch als Täter und macht jetzt offensichtlich mit emotionalem Missbrauch weiter

Franky
4 Jahre her

Greta : “ Meine Generation startet eine Revolution „…Tut mir Leid,dass ich das so sagen muss,liebe Generation Z,aber ihr seid nicht mal in der Lage einen Rasenmäher zu starten.Aber ihr seid an diesem Umstand am wenigsten schuld.Eine größere Verantwortung trägt unser Bildungssystem und die Medien,welche euch mit perfidem kulturmarxistischen Programmen und Ideen in eure noch zarte DNS defäkieren…Gender Mainstreaming,Frühsexualisierung,Antifa(schissmus)…Marx,Markuse,Horkheimer,Adorno…Frankfurter Schule und Tavistok-Institut lassen grüßen.

Reiner07
4 Jahre her
Antworten an  Franky

Sie haben vollkommen recht. Diese „Generation“ würde ohne Handy und Strom verhungern und verdursten!

Sabine W.
4 Jahre her

Yes, we DARE, kleine Greta!
WIR und unsere Vorväter nämlich waren diejenigen, die dir heute erlauben, Smartphones, Tablets, Laptops und das Internet zu nutzen, ohne die du deine apokalyptischen Visionen gar nicht herausposaunen könntest.
WIR sind diejenigen, denen du zu verdanken hast, dass du in Wärme, Wohlstand und bei guter Ernährung aufgewachsen bist.
WIR sind diejenigen, die dir deine Schulbildung, so wie sie heute ist, ermöglicht haben.
WIR sind diejenigen, denen du Frieden in Europa zu verdanken hast.
Etc.
Yes, we DARE, Kindchen!