Grüne Kandidatin zur IT-Referentin gewählt – trotz Kritik an Qualifikation

Wie erwartet hob die rot-grüne Koalition in München eine Politikerin auf den städtischen Posten. Ihr Gegenkandidat, ein parteiloser Ex-Siemens-Manager, blieb chancenlos.

picture alliance/dpa | Annette Riedl
Laura Sophie Dornheim (Bündnis 90/ Die Grünen) spricht beim Abschluss der Landesdelegiertenkonferenz, 21.03.2021

Am Ende war die Abstimmung eine Formsache: Die Mehrheitskoalition aus SPD, Grünen und der Kleinpartei Volt im Münchner Stadtrat wählte die grüne Politikerin Laura Dornheim (38) am Mittwochnachmittag mit 44 Stimmen zur neuen IT-Referentin der Landeshauptstadt. Ihr Gegenkandidat, der langjährige IT-Manager von Siemens Harald Hoefler (61), bekam 32 Stimmen.

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Zwar handelte es sich bei der Besetzung des mit 10.000 Euro Monatsgehalt dotierten Postens an der Spitze des städtischen IT-Referats um eine Ausschreibung mit mehreren Bewerbern und einer Vorstellungsrunde. Allerdings liegt das Vorschlagsrecht für die Stelle bei der Fraktion der Grünen. Und die hatte sich von vornherein auf Laura Dornheim festgelegt – ein Parteimitglied, das 2021 in einem Berliner Wahlkreis für den Bundestag kandidiert hatte, allerdings erfolglos. Die Koalitionsabsprache im Stadtrat wiederum sieht vor, dass SPD und Grüne die Personalvorschläge der jeweils anderen Fraktion mittragen. CSU-Stadtrat Leo Agerer kritisierte das Verfahren deshalb als „Scheinausschreibung“.

Kritik an Nominierung und Wahl Dornheims gab es aus mehreren Gründen. Erstens zeigten sich Unstimmigkeiten in ihrem Lebenslauf: Sie hatte zu ihrer Tätigkeit für eine Unternehmensberatung eine Beschäftigungsdauer von sechs Jahren angegeben. Wie sich dann herausstellte, arbeitete sie davon allerdings mehrere Jahre in Teilzeit – was die faktischen Berufsjahre deutlich reduzierte. Den Hinweis auf die Teilzeitbeschäftigung hatte sie in ihrer Bewerbung weggelassen. Aus Dornheims Vita ergab sich auch nicht, wo sie schon einmal selbstständig ein IT-Projekt verwirklicht und Verantwortung für eine große Unternehmenseinheit und ein umfangreiches Budget getragen hatte. Als IT-Referentin Münchens soll sie ab 1. September 1.100 Mitarbeiter führen und ein Budget von 300 Millionen Euro verwalten. Dornheim hatte Wirtschaftsinformatik studiert, dann in Gender Studies promoviert, arbeitete für mehrere Unternehmen und gründete auch eine Firma, die ihren Geschäftsbetrieb allerdings nach einigen Jahren einstellte.

Konkurrenz unerwünscht
Wie grüne Kandidatinnen auf Posten kommen – trotz Zweifeln an der Qualifikation
Ihr Konkurrent Harald Hoefler hätte als ehemaliger Verantwortlicher für die Koordination der IT aller weltweiter Siemens-Niederlassungen aus Sicht von CSU und Freien Wählern sowohl Erfahrungen für die Leitung einer großen Zahl von Beschäftigten als auch für die Realisierung eines komplexen IT-Projekts mitgebracht. „Sie haben noch nie eine IT-Einheit geführt, Sie haben keine Verwaltungserfahrung“, meinte CSU-Stadtrat Agerer in der Debatte am Mittwoch in Dornheims Richtung. Die Oppositionsfraktion im Rathaus kritisierte, von den insgesamt acht Bewerbern um den Posten sei Dornheim die am wenigsten qualifizierte Kandidatin gewesen.

Auf dem Portal „Hallo München“ hatte sie vor ihrer Wahl erklärt, warum sie sich trotzdem für das beste Angebot hält. „Dass die CSU meine Eignung angezweifelt hat“, so Dornheim, „kann ich nicht nachvollziehen. Das IT-Referat ist dazu da, viele neue und innovative Ideen umzusetzen. Warum soll jemand mit jahrzehntelanger Erfahrung in einem Konzern dafür besser geeignet sein als jemand, der wie ich aus der Startup-Branche kommt?“ Außerdem meinte sie auf dem gleichen Portal: „Ich unterstütze eine Frauenquote zu 100 Prozent. Sie ist eine Brechstange, aber sie hilft nachweislich.“

Öffentlich fiel Dornheim in der letzten Zeit auch durch ihre Twitter-Äußerungen auf, die das Klischee der begeisterten grünen Gerechtigkeitskämpferin bedienen. Ihren Sohn lobte sie beispielsweise auf Twitter (und sich selbst für ihre gute Erziehungsarbeit) dafür, dass er einen Geldautomaten erfinden will, an dem arme Leute Geld geschenkt bekommen.

Bedenklicher scheint dagegen die Haltung der künftigen Referentin gegenüber dem Teil der Medien, der sie und ihre Partei eher kritisch sieht. Einen Tweet, der fordert: „BILD muss weg“, versah Dornheim kürzlich mit einem: „gefällt mir“.

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Kommentare ( 111 )

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Stefferl
1 Jahr her

In großen Firmen ist es ein offenes Geheimnis, daß man seine Bewerbung auf einen Posten sofort zurückziehen kann, wenn sich eine Frau auf eine Stelle bewirbt. Gegen das Merkmal Frau kommt halt kein Mann an. Qualifikationen sind da nicht wichtig.

voll wach
1 Jahr her

Unglaublich mit welcher Chuzpe diese Rot-Grünen sich immer wieder auf ihren Wirt (Staatskörper) stürzen oder dort gezielt angesetzt werden, um den Bürgern ihren geballten ideologischen Unsinn als innovativ oder originell zu verkaufen. Es reicht mir schon, daß mein Kind, der mittlerweile in der Mehrheit rot-grün durchfärbten Lehrerschaft, indoktrinär ausgesetzt ist. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich…

h.milde
1 Jahr her

-> Danisch, in -> Kenly, North Carolina hat das gesamte(!) Police Department wegen einer neuen „Townmanagerin“ gekündigt, ua. wegen „hostile working enviroment“.Oha.
Möglicherweise ein Vorbild für befähigte und engagierte ITler und Stadtangestellte in Bayerns größtem Dorf, oder für auch andere eidgetreue Beamte in anderen Ländern und Städten?

Last edited 1 Jahr her by h.milde
IJ
1 Jahr her

So sind sie halt, die grün-linken Öko-Sozialisten: Gesinnung geht stets vor Qualifikation. Was dann passiert, wenn alle einflussreichen Managementpositionen schlussendlich mit Gesinnungsgenossen statt mit Bestqualifizierten besetzt wurden, kann man in allen totalitären Regimes – von Kuba bis Nordkorea – beobachten: unumkehrbarer wirtschaftlicher Niedergang bis zur Transformation des gesamten Landes in ein Massengefängnis.

Klaus Kabel
1 Jahr her

Gerade WEIL sie KEINE Qualifikation hat, ist sie qualifiziert. Das ist Grüne Logik.

jboese2
1 Jahr her

Das schlimmste Handycap das man heutzutage bei der Besetzung öffentlicher Posten haben kann ist Erfahrung. Das Narrativ, der Glaube und das richtige Parteibuch schlägt alles.

Ingolf
1 Jahr her

Grün, „Feministin“, aufgehübschte „ich kann alles“-Vita -> bestbezahlte Führungsposition und Vollversorgung durch den Steuerzahler.
Brecht hat in seinem „Kälbermarsch“ die künftige Entwicklung vorhergesehen, als er schrieb, „Hinter der Trommel her trotten die Kälber. Das Fell für die Trommel liefern sie selber„.
Ich denke, Brecht hat die Entourage der Grünen damit treffend charakterisiert.                    

Christian K.
1 Jahr her

Dornheim ist lt. eig. Angaben studierte Wirtschaftsinformatikerinkeine IT Fachkraft. Den Dr.-Titel hat sie im Gender Gaga erworben. Bezüglich ihrer Arbeitsinhalte sagt sie wenig bis nichts, lässt offen über welches Wissen sie verfügt.
Für mich ist es offene Korruption, eine immens wichtige Stelle eine für mich wenig geeigneten Person gegenüber eine gestandenen IT-Führungskraft mit Nachweisen vorzuziehen.
Die ganze Soße ist kriminell, korrupt.

daniela kirnes
1 Jahr her

So ist das bei Deutschen Politikern immer schon gewesen vor allem in jüngster Vergangenheit. Qualifikation ist kein KriteriumHauptsache das Partei Buch stimmt. Diese Republik wird meist von Dilettanten geleitet, die viele Milliarden für Berater ausgeben müssen. Wie gesagt…jeder der einen Beruf ergreift muss in vorher erlernen, nur der Politiker braucht das nicht. Darum steht Deutschland da wo es jetzt ist. Am Abgrund.

H. Heinz
1 Jahr her

Frau, Grüne…, keine weiteren Fragen