„Der Staat biedert sich den Vertretern des politischen Islam in dieser Konferenz an“

Mit deutlichen Worten an Innenminister Seehofer begründet Hamed Abdel-Samad seinen Abschied aus der Islamkonferenz. Die staatliche Unterstützung des politischen Islam sei eine "Gefahr für die Innere Sicherheit".

© imago/Sven Simon

Dass der prominente Islamkritiker Hamed Abdel-Samad mit den Antworten des Staates und der Öffentlichkeit auf die islamische Herausforderung zutiefst unzufrieden ist, wissen die Leser seiner Bücher schon länger. Nun hat er unter Protest die Deutsche Islamkonferenz verlassen, in der der deutsche Staat, vertreten durch den Bundesinnenminister, mit den in Deutschland lebenden Muslimen seit 2006 einen Dialog führen will. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht Abdel-Samad eine an den Innenminister gerichtete Erklärung, in der er dem Staat vorwirft, den politischen Islam und erdoganhörige Organisationen zu unterstützen:

„Sehr geehrter Herr Innenminister Horst Seehofer,

hiermit trete ich aus der deutschen Islamkonferenz (DIK) zurück. Als ich vor 10 Jahren in dieses Forum eingeladen wurde, hatte ich die Hoffnung, Teil eines ehrlichen Dialogs über den Islam in Deutschland zu werden. Doch seit dieser Zeit konnten die Islamverbände alle kritischen Themen, die die kritischen Stimmen auf den Tisch gebracht haben, wie etwa das Thema Radikalisierung von jungen Muslimen oder die Stellung der Frau, aus der Tagesordnung verbannen. Am Ende blieben nur die Themen, die für die orthodoxen Verbände, nicht für die Gesamtgesellschaft, von Relevanz sind, wie Imamausbildung, Islamunterricht und muslimische Seelsorge. Mir wurde klar, dass die Verbände nur Geld vom Staat wollten, und dass der Staat nicht einmal wusste, was er von den Verbänden will!

Ich stellte fest, dass die staatlichen Vertreter ebenfalls keine kritischen Stimmen wirklich hören wollen. Man hat uns eingeladen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass alle Stimmen im Forum vorhanden sind. Doch die Realität ist: Der Staat biedert sich an den Vertretern des politischen Islam in dieser Konferenz an und ignoriert alle Warnungen und Vorschlägen der kritischen Stimmen. Bei der letzten öffentlichen Sitzung erklärte der DITIB-Chef, dass er Absolventen der Fakultäten für islamische Theologie der deutschen Universitäten nicht als Imame einstellen würde, weil diese die DITIB-Standards nicht erfüllen würden. Ich habe danach erwartet, dass die anwesenden Vertreter des Staates sich über diese Arroganz empören, doch dies ist nicht passiert. Stattdessen unterstützt der Staat nun, dass die DITIB und andere Vereine selbst ihre Imame ausbilden und zwar auf Kosten der Steuerzahler.

Nein, ich mache nicht mehr mit. Denn die DITIB-Standards sind: Loyalität zu Erdogan und zum türkischen Nationalismus.

Ja, lieber Herr Innenminister, ich mache auch die Islamkonferenz für die politische Aufwertung von DITIB und dem Zentralrat der Muslime verantwortlich, und somit für den Aufbau von Erdogan-Kult und die Stärkung des politischen Islam mitverantwortlich! Und ich halte die Unterstützung dieser Vereine nicht nur für Veruntreuung von Staatsgeldern, sondern auch für eine Gefahr für die Innere Sicherheit.

Deshalb nehme ich weder an der heutigen Sitzung noch an zukünftigen Sitzungen der Islamkonferenz teil und ziehe mich endgültig zurück.

Wir haben Sie oft gewarnt, unsere Warnung wurde nicht gehört. Nun tragen Sie die ganze Verantwortung alleine!“


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Kommentare ( 57 )

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Deutscher
3 Jahre her

Islamkonferenz. Hätten wir die heutige Regierung 1977 gehabt, hätte es wohl eine RAF-Konferenz gegeben mit Baader, Ensslin und Raspe als Konferenzleitung.

RS
3 Jahre her

Die schiere Existenz einer „Islamkonferenz“ zeigt doch schon das ganze Ausmaß des Problems.

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her

Meint Herr Abdel-Samad, dass er nach seinem Abschied aus der Konferenz mehr erreichen kann?

Wünsche und Forderungen lassen sich leicht aussprechen. Viel schwerer und zäher ist es, einen komplexeren Weg zu gehen, wobei diejenigen, die etwas ändern sollen, dafür gewonnen werden müssen.

Wer dabei als Fordernder von seiner früheren „schlechten“ Radikalität in eine „gute“ wechselte, hat zwar seine Paradigmen ausgetauscht, ist aber immer noch radikal und ungeduldig. Ein wahrlich großes Rad, dass hier zu drehen ist, ist kein flotter Ferrari, mit dem man mal eben um die Ecke brausen kann.

Klaus Weber
3 Jahre her

Das wahrlich große Rad, das hier zu drehen ist, dreht sich aber nur, wenn die Kräfte, die es nach vorne bewegen sollen, stärker sind als jene, die es bremsen wollen! Deshalb ist Konsequenz und Geradlinigkeit wichtiger als Nachgiebigkeit und Geduld.

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Mhh, stellt sich hier aber die Frage, wie und wann vielleicht 5-6 Leutchen gegen den großen Rest der Alkah-Fanatiker etwas ausrichten soll? Und das hinzu, wo sich – wie im Artikel geschildert wird, schon seit 10 Jahre nix getan hat UND selbst auch unsere gewahlten Volksbertreter der linksgrünen Regierung den islam. Verbänden die Stiefel lecken?? ICH zumindest kann Abdel-Samad mit Blick auf seine Zeilen und nach 10 Jahre Erfolglosigkeit völlig verstehen und denke auch, dass er auch mit Blick auf seine persönlichen Einschränkungen(zB durch Personenschutz u. dauerhafte Wohnungswechsel) für dieses Deutschland und den etwa 80% übersättigten und vom Blöd-TV vernebelten… Mehr

imapact
3 Jahre her

Herr Abdel-Samad war 10 Jahre Mitglied der Islamkonferenz und es steht sicher außer Frage, daß er in dieser Zeit alles getan hat, um „das Rad zu drehen“. Aber die Machtkonstellationen in Deutschland sind so, daß der Islam(ismus) von von der Regierung über die Medien bis hin zu diversen Organisationen mit allen Mittel gefördert und gepusht wird, auch wenn man in Sonntagsreden oder nach Anschlägen das Gegenteil behauptet. Es kann irgendwann auch der Punkt erreicht sein, wo eine aufrechte Persönlichkeit sich dieser fortgesetzten Heuchelei verweigert und durch seinen Austritt ein Zeichen setzt – wobei zu vermuten steht, daß die Qualitätsmedien, die… Mehr

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her

Es kommt nicht darauf an, ob man dabei war, sondern was man gemacht hat und wie. Man kann in einem Land mit Religionsfreiheit und wo Freiheit an sich ein „Wert“ ist, nicht einfach die eigenen Paradigmen überstülpen oder auch nur bestimmte Dinge fordern, wenn es nicht gerade um Verbrechen geht. Für Letzteres bräuchte man sowieso keine Konferenz. Wenn China die Geistlichkeit des tibetischen Buddhismus bestimmen will, haben wir eine Menge dagegen. Wenn Deutschland etwas Vergleichbares auf den Weg bringt, soll es OK sein. Zweierlei Maß. Hat wohl noch keiner gemerkt. „Geradlinigkeit“ würde ich das nicht nennen. Abdel-Samad hat wohl verstanden,… Mehr

Kaltverformer
3 Jahre her

Sie dürften ein ziemlich vaterlandsloser Geselle sein, denn sie begreifen nicht, dass Gleichwertigkeit von Seiten des Islams nicht erwünscht ist.
Diese Gleichwertigkeit wird nur von den Deutschen geliefert, wohingegen der Islam auf Verdrängung aus ist.

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her
Antworten an  Kaltverformer

Mit der Beachtung von „Gleichwertigkeit“ haben sich traditionell insbesondere rechte Kreise kein Ruhmesblatt erworben. Deswegen prallen sie auch als erste mit dem Islam zusammen.

IJ
3 Jahre her

Schade. Da ist der Falsche zurückgetreten aus dieser „illustren Runde“. Aber die Zeiten ändern sich – zumindest schon mal optisch/akustisch. Die jahrelangen Aufrufe an die GroKo, doch endlich etwas gegen den Islamismus zu tun, wurden jahrelang verweigert und quittiert mit dem „Kampf gegen Rechts“ bzw. einer gebetsmühlenartigen Beschimpfung aller Warnenden als Nazis, Rassisten, Ausländerfeinde, Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Verfassungsfeinde, Undemokraten und Islamophobe. Und jetzt kommen mal eben Macron und Kurz um die Ecke und wollen EU-weit etwas gegen den Islamismus tun. Und siehe da, was sagt unsere Kanzlerin: „Ähm …. O.K. … bin dabei … kein Problem … bin ja europäisch-solidarisch.“. Was… Mehr

kuester
3 Jahre her
Antworten an  IJ

Es ist sehr zu befürchten, dass Herr Samad auch hier recht hat: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent.“ Nein, man hat bisher NICHTS aus all den gesellschaftlichen Katastrophen gelernt, die uns die ungebremste Zuwanderung aus vorwiegend patriarchalisch, muslimischen Ländern eingebracht hat. Vielmehr geht es nach der Devise weiter: Es wird schon alles gut gehen….. Herr Seehofer begreift in diesem Leben nichts mehr und die Kanzlerin??? Viel zu selbstverliebt und von sich eingenommen, die „mächtigste Frau der Welt.“ So haben sie doch alle getitelt, und das ist noch nicht so lange her. Gesagt hat die Kanzlerin schon viel; so wie bei dem Rest… Mehr

Achso
3 Jahre her

Hier wird ja schon in der Überschrift des Artikels der Islam als der brave/vernünftige Teil hingestellt und so getan, als ob der böse ,der politische . Islam gesondert zu betrachten wäre. Eigentlich hat es sich doch herumgesprochen,daß der Islam nur politisch zu betrachten ist.Alles am Islam ist Politik und feindlich gegen alles was nicht an den Islam glaubt. Das es auch friedlich Mohamedaner gibt ist bekannt. Das Köpfe abschneiden von Christen im Islam völlig o.k.ist kapieren sogar die rotrotgrünen langsam,sehr langsam. Ob die notwendigen Konsequenzen darauf folgen ist trotzdem unwahrscheinlich. Nicht zu vergessen, daß die einzigen jungen Männer die sich… Mehr

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Zitat 1 „Als ich vor 10 Jahren in dieses Forum eingeladen wurde, (……..) konnten die Islamverbände alle kritischen Themen, die die kritischen Stimmen auf den Tisch gebracht haben, wie etwa das Thema Radikalisierung von jungen Muslimen oder die Stellung der Frau, aus der Tagesordnung verbannen. Am Ende blieben nur die Themen (….) für die orthodoxen Verbände“ > Ähm, aber NEIN, eine Islamisierung findet auch in diesem Land -hinzu auf Kosten der Steuerzahler- so gar nicht stat. Ganz ganz wirklich nicht. (Zynism/Iro/Sark off) WARUM überrascht mich das mal so gar nicht was (auch) in dieser Islamkonferenz statt findet. Als Deutscher kann… Mehr

Christa Wallau
3 Jahre her

Man kann ein Land auch im tiefsten Frieden total ruinieren … Unsere Kanzlerin und ihr Kabinett sowie die meisten Parlamentarier setzen alles daran, daß ihnen dies gelingt. Fast alle deutschen Politiker besitzen keinen gesunden Menschenverstand mehr, sondern agieren in einem Wahn aus Hochmut, der aus grenzenloser Dummheit bzw. Naivität erwächsen ist, so, als könnten sie mit ihrem guten Willen und ihrem freundlichen Entgegenkommen die Welt verändern – zur Freude aller, die sich hier bei uns genüßlich breit machen, wie z. B. die Islamisten. Alle Verbrecher (z. B. Mafiosi u. Geldwäscher aus aller Welt) lachen sich schon lange ins Fäustchen, weil… Mehr

Manfred_Hbg
3 Jahre her
Antworten an  Christa Wallau

Zitat: „Fast alle deutschen Politiker besitzen keinen gesunden Menschenverstand mehr“

> Mhh, ich denke schon das viele von denen einen „gesunden Menschenverstand“ haben und das die eher menschlich und politisch rückgradlos sind, Feiglinge sind und das es denen nicht um das Land & Volk geht für das sie bei Amtsantritt einen Eid abgelegt haben, sondern das es denen einzig nur um deren so schon eingesessene und gemütliche Stühle geht auf denen sie mit ihren faulen Ärschen sitzen.

Philokteta
3 Jahre her

Sehr guter Brief an den Innenminister, Herr Hamed Abdel-Samad, der die Dinge darlegt, wie sie sind.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Ganz großen Respekt und einen ganz großen Dank für ihren Schritt, Herr Abdel-Samad. Ich hoffe, es werden ihnen möglichst viele Muslime in Deutschland folgen. Zitat:“Ja, lieber Herr Innenminister, ich mache auch die Islamkonferenz für die politische Aufwertung von DITIB und dem Zentralrat der Muslime verantwortlich, und somit für den Aufbau von Erdogan-Kult und die Stärkung des politischen Islam mitverantwortlich! Und ich halte die Unterstützung dieser Vereine nicht nur für Veruntreuung von Staatsgeldern, sondern auch für eine Gefahr für die Innere Sicherheit.“ Das ist zu hundert Prozent korrekt. Und das von mir Fett hervorgehobene ist das Endresultat. Unser eigener Staatsapparat kriecht… Mehr