Ampel wirkt: Gastgewerbe bricht im Dezember ein

Die Ampel hat zum Jahreswechsel die Umsatzsteuer in der Gastronomie von 7 auf 19 Prozent erhöht. Das zeigt bereits erste Folgen. Kneipen und Restaurants brechen die Umsätze ein.

IMAGO

Deutschland 2024 heißt: Der „Wirtschaftsminister“ verkündet etwas, das allen Regeln der Experten zuwiderläuft. Staatliche und staatsnahe Medien feiern Robert Habeck (Grüne) dafür als Visionär, der mit alten Regeln bricht und Deutschland mit der „Fortschrittskoalition“ ins Zeitalter der „Transformation“ führt. Dann erscheinen die Bilanzen. Die kommen in besagten Medien deutlich kleiner vor. Denn sie belegen, dass der „Wirtschaftsminister“ doch kein Visionär und Erneuerer ist, der neue Regeln aufstellt – sondern nur ein Stümperer, der die alten Regeln nicht beherrscht und damit erwartbar schlechte Ergebnisse herbeiführt.

Erhöhung Mehrwertsteuer
Den Wirten droht eine Pleitewelle durch die Ampel
Etwa die Bilanz im Gastgewerbe. Die hat das Statistische Bundesamt vorgestellt. In dem Bereich ist der Umsatz im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent gestiegen. Doch wer jetzt Habeck feiern will, sollte noch warten, sonst muss er am Ende wieder kleinlaut werden. Berücksichtigt man die gestiegenen Preise, ist der Umsatz schon nur um 1,1 Prozent über das gesamte Jahr 2023 gestiegen. Und von November auf Dezember ist der preisbereinigte Umsatz bereits um 1,7 Prozent gesunken. Eine Entwicklung, die laut Statistischem Bundesamt für 2023 typisch ist: „Die realen Umsätze entwickelten sich nach hohen Zuwächsen zu Jahresbeginn vor allem in der zweiten Jahreshälfte rückläufig.“

Schon der Blick auf die Gesamtzahlen zeigt Tendenzen auf: Das Gastgewerbe ist stark von dem rasanten allgemeinen Preisanstieg betroffen – deswegen der große Unterschied zwischen nominalem und preisbereinigtem Umsatz. Und die steigenden Preise versauen den Umsatz. Zumindest den Teil des Umsatzes, von dem Wirte und Hoteliers etwas haben. Sie können die höheren Preise nicht an ihre Gäste weitergeben. Tun sie es doch, bleiben die Gäste einfach weg. Denn angesichts der hohen Inflation und der wirtschaftlichen Krisen fehlen immer mehr Bürgern die finanziellen Reserven, um zum Beispiel mal chic essen gehen zu können.

Auch Speisen wird 2024 teuer
Na, schmeckt’s noch? In Restaurants bittet der Staat die Gäste wieder kräftig zur Kasse
Ein Blick auf die Sparten zeigt, dass Deutschland ein Kneipensterben bevorsteht. Und ein Restaurantsterben. Denn, dass im gesamten Gewerbe 2023 ein kleines Plus zustande kam, lag an dem realen Plus von 4,5 Prozent im Bereich Beherbergung. Das wiederum dadurch entsteht, dass die Übernachtungen nach der Coronapolitik wieder zunehmen – aber immer noch nicht das Niveau der Zeit vor der Coronapolitik erreicht haben. Die realen Umsätze liegen im Bereich Beherbergung immer noch um 5,2 Prozent hinter denen von 2019 zurück.

In der Gastronomie sank der reale Umsatz 2023 um 0,9 Prozent. Mit 4,8 Prozent war der Rückgang am stärksten in den Unterbereichen Bars, Kneipen und Diskotheken. Auch hier hat sich die Branche immer noch nicht von der Coronapolitik erholt. In der gesamten Gastronomie liegen die Umsätze um ein Drittel hinter denen vor der Coronapolitik. In diese Situation hinein hat die Ampel die Mehrwertsteuer für die Gastronomie von sieben auf 19 Prozent erhöht. Die einen sehen darin einen visionären Schritt der Transformation, andere die übliche Stümperei der Ampel.

Der November und der Dezember waren von dem Kampf der Gastronomen geprägt, die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu verhindern. TE berichtete. Doch mit dem Karlsruher Urteil, das besagte, der Haushalt der Ampel ist verfassungswidrig und sie hat schlecht gewirtschaftet, war klar: Diese Erhöhung wird politisch nicht abwendbar sein. Die Debatte führte bereits im Dezember zu einer Welle der Preiserhöhungen. Kaum ein Restaurant, das seine Preise seitdem nicht um etwa zehn Prozent angehoben hat. Die Bilanzen dazu stehen noch aus. Experten können sich ihren Inhalt schon vorstellen. Staatliche und staatsnahe Medien werden kleinlauter darüber berichten. Denn diese Bilanzen werden kaum als Anlass dazu taugen, Robert Habeck als Visionär darzustellen.

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Kommentare ( 79 )

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brummibaer_hh
9 Monate her

Nun bin ich doch etwas überrascht. Im Dezember bricht der Umsatz ein, weil einen Monat danach – also nicht davor, sondern danach – eine neue alte Regelung gilt? Schonmal vorsorglich üben weniger auswärts essen zu gehen, wenn es noch nicht teurer ist, damit es dann, wenn es mehr kostet, nicht so weh tut? Sie haben wirklich Phantasie, das muss ich schon sagen. In den Restaurants, in denen ich gerne essen gehe – seit Januar 4 Mal – haben alle die Preise erhöht. Moderat, eben im Rahmen der erhöhten Mehrwertsteuer. 2 davon sogar so, dass sie nun sehr krumme Preise haben.… Mehr

Sabine W.
9 Monate her

Ich hatte mal einen ‚Lieblings-Griechen‘, der typische ‚Grieche um die Ecke‘. Seit 30 Jahren. Immer war der Laden voll bis unters Dach. Vor ein paar Jahren ist der Wirt relativ schnell einer Krebserkrankung erlegen. Seine Frau übernahm das Lokal und führt es seitdem mit gleichem Personal und gleicher Speisekarte weiter. Im Laufe ihrer Restaurantführung (seit ca. 2018) haben sich die Preise zwischen 25 und 33% erhöht (nachvollziehbar dank eines alten Speisekarten-Flyers, den ich noch hatte). Man klagte schon im Herbst 2023 verbittert über Gästemangel. Dann Anfang Dezember 2023 der absolute Paukenschlag: Wieder eine massive Preiserhöhung, auch ohne Veränderung des ‚Niveaus‘.… Mehr

brummibaer_hh
9 Monate her
Antworten an  Sabine W.

Alles klar – aber was bitte hat das mit der „Preiserhöhung“ durch die Ampel ab Januar 2024 zu tun? Ist das nicht eher die Entscheidung des Betreibers gewesen, denn er selbst musste für Dezember noch gar nicht die „erhöhte“ Umsatzsteuer abführen. So machte er einfach ein bisschen mehr Profit in die eigene Kasse. Böse Ampel.

Sabine W.
9 Monate her
Antworten an  brummibaer_hh

Das hat insofern etwas mit den Mehrwertsteuererhöhungen im Gastgewerbe à la Ampel zu tun, als dass bereits erhöhte Preise mit einem Schlag noch einmal pünktlich zur Jahreswende erneut drastisch angezogen haben.
Hängen Sie sich daher bitte nicht an einer ‚Differenzierung‘ von Kleinigkeiten auf, ob es Dezember 2023 oder Januar 2024 war.

Last edited 9 Monate her by Sabine W.
brummibaer_hh
9 Monate her
Antworten an  Sabine W.

Dasselbe Argument hätte man bringen können, wenn schon im Oktober die Preise angezogen hätten. Komisch, in den von mir besuchten Lokalitäten – und ich gehe oft essen – haben alle pünktlich zum 1.1. die Preise erhöht. Das Argument ist also nicht sonderlich stichhaltig.

Derrick
9 Monate her

Ich hatte hier schon etwas zur Umsatzsteuer geschrieben, bitte vorsichtig bei Investitionen agieren, habe heute meine Umsatzsteuer-Erstattung zu einer Investition erhalten, bisher war das spätestens am 17. eines Monats auf dem Konto – nun 4 Tage später – da scheint das Geld knapp zu sein. Bei den Zahlungsterminen wird immer pünktlich abgebucht, spätestens am 15. eines Monats. Alles auf Kante genäht.
Sozialabgaben ist es das Gleiche, da muß man im Voraus als Unternehmer zahlen, bei Neueinstellungen sogar geschätzt und trotzdem bezahlen.

Warte nicht auf bessre zeiten
9 Monate her

Eine Umsatzsteuer von 19% ist einfach absurd. Die muss flächendeckend runter, finanziert nur einen wirtschaftlich und sozial schädlichen Wasserkopf, Sozialausgaben ebenfalls runter. All diese von anderer Leute Geld finanzierten „Rechtsansprüche“ müssen weg. Die Gastronomie ist doch nur ein Nebenkriegsschauplatz. Früher gab es an fast jeder Ecke eine Kneipe. Wie war das möglich, wo doch fast alle so arm waren? Und ganz nebenbei: Ich kenne in einem wohlhabenden Berliner Stadtteil ein kleines gemütliches (Ausflugs-)Lokal, wo man in der Woche jeden Tag ein (süd-)deutsches Mittagsgericht für 6-8 Euro bekommt, und auch die normalen Gerichte sind meist unter 20 Euro. Da versteht einfach… Mehr

Derrick
9 Monate her

19% in Kombination mit allen möglichen Abgaben und Zwangsgebühren vernichten jeden Selbstständigen und jeden Unternehmer.

Paprikakartoffel
9 Monate her

Vermutlich gehören denen die Räume.

giesemann
9 Monate her

Dabei sollten wir alles tun, um das Land attraktiver zu machen für ZAHLENDE Gäste. Die nach Begleichung der Rechnung wieder verschwinden. Mit einem fröhlichen „see yeah next year“.

Winston S.
9 Monate her

Für das Gastgewerbe und den Einzelhandel in Deutschland fehlt mir leider jegliches Mitleid. Ist noch nicht so lange her, daß sie mich nicht als Kunden wollten. „Zutritt nur für Geimpfte“ als neue Form von „Ich muß draußen bleiben“.
Ich habe seither keinen Cent mehr in der deutschen Gastronomie und im Einzelhandel ausgegeben. Amazon, Etsy und andere wissen das. Jetzt gebe ich mein Geld im Ausland aus.
Das wollten die doch, als sie mir sagten, ich muß „draußen“ bleiben.
Ich verstehe nicht, worüber die jetzt jammern. „Damals“ war es doch auch kein Problem, daß deutlich weniger Kunden kamen.

Last edited 9 Monate her by Winston S.
Sonny
9 Monate her

Ein gutes Beispiel ist eine Kugel Eis. Die kostet oft schon 2 Euro oder mehr. Wer kann es sich noch leisten, eine Familie bei einem Einkaufsbummel mit einem Eis auszustatten? Die Kinder kriegen noch eins „auf die Faust“, die Eltern verzichten. Und überhaupt: Wer macht denn noch Einkaufsbummel? Viele Läden geschlossen, keine Nachfolger, Preise zum Abgewöhnen. Und sich zwischendurch gemütlich irgendwo hinsetzen, etwas trinken oder essen, da fliegt das Geld nur so hinweg und am Ende ist noch viel Monat übrig. Schaut man genauer hin, zeichnet sich der totale wirtschaftliche Niedergang schon lange ab. Eine Planwirtschaft ist eben kein Erfolgsmodell… Mehr

Noergel Jo
9 Monate her

„dass der „Wirtschaftsminister“ doch kein Visionär und Erneuerer ist, der neue Regeln aufstellt – sondern nur ein Stümperer, der die alten Regeln nicht beherrscht und damit erwartbar schlechte Ergebnisse herbeiführt.“ Sehr geehrter Herr Thurnes, Ihre Einschätzung, dass Robert Habeck die alten Regeln nicht beherrscht und schlechte Ergebnisse bringt, kann ich so nicht teilen. Ganz im Gegenteil. Ich für meinen Teil finde, dass Robert Habeck die alten Regeln sehr gut kennt und dass er auch sehr gute Ergebnisse liefert. Nur eben aus grüner Sicht gute Ergebnisse. Habeck versteht die Regeln sehr gut, nur wendet er sie anders an, da er andere… Mehr

DDRforever
9 Monate her

Diese Politniks nehmen uns zu guter letzt nun auch noch die Kneipen weg. Sollen wir uns doch auf Demonstrationen rum drücken.

Eingeborener
9 Monate her

Beim Dönermann des geringsten Mißtrauens kostete der (wirklich) große Dönerteller bis Jahresende 9,50€. Habe ich mir ca 2 mal im Monat angetan. Mittlerweile kostet der kleinere Dönerteller 11,50€; ohne das die Kasse „pling“ macht (hat sie vorher übrigens auch nicht) und ich bin nur noch alle 6 Wochen da.