Abstandsgebot in der Bundesversammlung? Fehlanzeige!

Eigentlich hatte die Bundesversammlung das Paul-Löbe-Haus als Ort der Bundespräsidentenwahl auserkoren, um den Corona-Abstand zu wahren. Nur für den Bürger inszeniert? Denn die Delegierten gingen auf Tuchfühlung, als hätten wir wieder 2019.

IMAGO / photothek

In der Bundesversammlung gelten bereits jetzt keine Corona-Regeln mehr. Das zumindest kann man denken, wenn man sich die Bilder vor der Wahl anschaut. Im Paul-Löbe-Haus gab es zwar Stühle, die nach Abstandsregeln getrennt waren. Das hinderte jedoch die Delegierten für die Bundespräsidentenwahl nicht daran, sich vor dem Wahlgang zu treffen, zu beratschlagen, auszutauschen, ohne Rücksicht auf das Abstandsmandat. Ganz in bester Tradition, als sei die Pandemie bereits beendet.

Die offiziellen Bilder suggerierten demnach einen disziplinierten Wahlvorgang, der aber in dieser Weise gar nicht stattfand. Hohn für den eigentlichen Souverän, der sich derzeit durch 2G- und 2G-Plus-Regeln kämpfen muss und den das Personal ermahnt, wenn er mal über die Stränge schlägt. Und während die Schulen Kinder konditionieren, als hinge an ihnen das Wohl und Wehe der Pandemie, hält man bei der Bundesversammlung ein lockeres Pläuschchen.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass im Paul-Löbe-Haus die Regeln für Abgeordnete offenbar nicht gelten: Beim Foto der SPD-Fraktion standen die Bundestagsabgeordneten dicht an dicht und ohne Maske nebeneinander. Einzige Ausnahme: Karl Lauterbach. Auch bei Abstimmungen im Bundestag sickerten im letzten Jahr Videos in die Öffentlichkeit, die die Abgeordneten eng an eng zeigten.

In den sozialen Netzwerken sorgte das für Ärger. User beklagten sich über das Zweiklassensystem, in dem für Politiker Ausnahmeregeln gelten. Weiterer Höhepunkt der Heuchelei: Für großzügige Gespräche untereinander reichte es, aber das Singen des Deutschlandliedes war verboten. Aus Sicherheitsgründen.

Anzeige

Unterstützung
oder