Hiobsbotschaften für Tesla-Chef Elon Musk – Umbruch in der Antriebstechnologie

Der Niedergang Teslas auf allen großen Automobilmärkten hat sich 2025 fortgesetzt, in Europa sogar beschleunigt. Im ersten Quartal 2025 musste der US-Konzern einen Gewinneinbruch von 13 Prozent melden. Für deutsche Hersteller bedeutet das keine Entwarnung. Denn jetzt rollt die chinesische Auto-Offensive an.

IMAGO
In China gingen Teslas Produktions- und Verkaufszahlen in den ersten Monaten des Jahres um 22 Prozent gegenüber 2024 zurück. In Europa verkaufte Tesla im April 2025 laut Branchenverbands ACEA nur noch 5475 Einheiten, über die Hälfte weniger als ein Jahr zuvor: gerade mal eine Wochenproduktion der Musk-Gigafactory in Grünheide. Insgesamt ging im ersten Quartal 2025 der Tesla-Absatz um 46,1 Prozent auf 41.677 Fahrzeuge zurück.
Selbst die erst am Anfang stehende Konkurrenz aus China verkauft in Europa inzwischen  mehr E-Autos als der vormalige Weltmarktführer Tesla. Der einstige Spitzenreiter wurde nach Angaben des Analyseunternehmens Jato Dynamics im April von zehn Konkurrenten überholt, darunter Volkswagen, BMW, Renault und sogar von der chinesischen Aufsteigermarke BYD. Teslas Model Y als langjähriger Marktführer landete in der Zulassungsstatistik bei E-Autos inzwischen auf Platz 9.
Tesla steigt ab
Gerade bei den großen Baureihen, der einstigen  Domäne von Tesla, zeigt sich ein dramatischer Rückgang. Von den drei Baureihen Model S, Model X und Cybertruck zusammen wurden im ersten Quartal 2025 global nur 12.881 Exemplare an Kunden ausgeliefert, das sind 24,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Gegenüber dem letzten Quartal 2024 beträgt der Rückgang sogar 45,5 Prozent.
Bereits in 2024 wurde das Tesla Model Y als beliebtestes Auto in Europa wieder vom Golf abgelöst. Inzwischen ziehen alle europäischen Platzhirsche an Elon Musks Konzern vorbei. Und der krisengeschüttelte VW-Konzern konnte seine führende Marktposition in Europa trotz aller Turbulenzen im Mutterhaus sogar ausbauen.
Wie kann ein solcher Niedergang so rasch geschehen? Medien und Öffentlichkeit neigen dazu, die Probleme von Tesla ausschließlich in der Person Elon Musks zu verorten. Denn ohne Zweifel ist das Image der Automarke Tesla ist untrennbar mit dem Image ihres Schöpfers verbunden. Das rächt sich jetzt, zumindest in Europa.
Musk polarisiert – das schadet der Marke
In der Tat haben das umstrittene politische Verhalten des Tesla-CEO und die Nähe zum Feindbild Donald Trump Wirkungen gezeigt. So kam es zu Protesten und teilweise zu Gewaltausbrüchen gegenüber Tesla-Niederlassungen sowie gegenüber Tesla- Autos auf offener Straße.
Seit seinem Siegeszug vor 15 Jahren stand Elon Musk für Tesla, und Tesla stand für Elon Musk. Damals, in der Sturm- und Drang-Phase des Aufbaus seiner neuen Elektromarke, schlief Musk sogar zeitweilig in den Rohbauten seiner im Bau befindlichen Fabriken. Heute, knapp 2 Millionen Jahresabsatz später, schläft Musk wieder in seinen Fabriken. Nur diesmal aus anderen Gründen: Die Bänder laufen nicht mehr, alles stockt, die Gewinne, Produktion, Absatz brechen ein. Seine Tätigkeit in der US-Administration (DOGE) hat er inzwischen aufgegeben– planmäßig, wie es hieß, um sich nur noch um Tesla zu kümmern, denn da brennt es lichterloh.
Wenn nicht alle Erfahrungen eines langen Lebens als Automobilmarktkenner täuschen, kommt diese Kehrtwende vermutlich zu spät. Marktexperten zweifeln am Erfolg und halten es eher mit der Erfahrung aus dem Boxsport mit entthronten Champions im Schwergewicht: „They never come back!“
Auf den europäischen Automobilmärkten spielt Tesla bei den Kunden von Elektroautos keine Rolle mehr, mutierte zum Nischenanbieter. Die Marktanteile von Billigmarken wie Suzuki und Dacia sind inzwischen größer als die der Elektropionier-Marke aus den USA.
Bei Tesla hat die Politisierung bei vielen potenziellen Kunden zur Kaufzurückhaltung geführt, aber auch die mutwillige Sachbeschädigung und Zerstörung von Autos durch Musk-Gegner hat sicherlich Einschüchterungspotenzial und mag vom Kauf abhalten. Kein Wunder, dass selbst Amerikaner ihre Teslas vorsorglich mit Aufklebern versehen, die da lauten: “I bought this bevor Elon went crazy“ – „Ich habe dieses Auto gekauft, bevor Elon verrückt wurde“.
Der Markt verändert sich strukturell – zum Nachteil von Tesla
Und dennoch: der Niedergang der Marke Tesla ist nicht allein Elon Musk zuzuschreiben! Das wäre zu einfach und ließe sich vermutlich durch Ablösung des Manns an der Spitze korrigieren. Die Ursachen liegen tiefer.
Tesla kämpft mit vielen Problemen: Das Modellprogramm ist veraltet, der Mangel an zündenden Innovationen wird immer deutlicher, die  Prestige-Baureihen Model S und Model X haben keinen Erfolg mehr beim Kunden. Der monströse Cybertruck weist erhebliche Qualitätsmängel auf und füllt die Presse trotz präsidialer „Bewerbung“ mit Negativ-Meldungen. Letztlich ein Flop. Spektakuläre Unfälle bei autonom fahrenden Teslas, die unstete Preispolitik und das immerwährende Nichteinhalten von Modell- und Produktinnovationen kommen hinzu.
Am schwersten aber wiegt, dass die Konkurrenz sowohl in China wie in Europa technologisch aufgeholt hat, und deren Elektroautos, wie jene der deutschen Premiumanbietern BMW und Mercedes, als Auto mehr zu bieten haben als Tesla. Immer drückender wird der Nachteil, dass Elon Musk keine Verbrenner im Programm hat, gleich in welcher Variation, ob als Hybride, Plug-In-Hybride oder als Range Extender (EREV) bieten kann.
Doch ein Signal der Entwarnung ist das für die deutschen Hersteller nicht. An die Stelle von Ex-Hauptkonkurrent Tesla treten die chinesischen Autohersteller. Kurz:
China rollt an. Die Zulassungszahlen der ersten vier Monate 2025 in Europa – der US-Markt ist administrativ geschlossen – sprechen Bände.
Auf den ersten Blick würde man das nicht vermuten, denn der europäische Markt als Ganzes stagniert mit 3,64 Millionen Neuzulassungen und einem begrenzten Schrumpfen von 1,2 Prozent weitgehend auf Vorjahresniveau.
Doch das Bild täuscht.  Hinter der Marktflaute verbergen sich gewaltige zukunftsrelevante Strukturveränderungen einerseits in der Antriebstechnologie, andererseits in der Struktur des Wettbewerbs.
Der Markt für herkömmliche Verbrennerautos schrumpft deutlich, der Markt für Autos mit Elektroantrieb, seien es reine Elektroautos (BEV), Voll-Hybride (HEV) , Plug-In-Hybride (PHEV) oder Elektroautos mit sog. Range Extendern (EREV) wächst kräftig:
Die Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen stiegen um 28 Prozent, die von Vollhybridfahrzeugen um 16 Prozent und die von Plug-in-Hybridfahrzeugen um zwölf Prozent. Das geht auf Kosten der Verbrenner: Der Absatz von Benzinern schrumpfte um 7,2 Prozent, von Diesel sogar um 19 Prozent. Elektroautos mit Range Extendern, d.h. Reichweiten-Verlängerern (EREV) werden in der KBA-Statistik nicht gesondert ausgewiesen sondern unter PHEV  gebucht.
Als EREV, Extended Range Electric Vehicle, werden Elektrofahrzeuge bezeichnet, die mit einem zusätzlichen, kleinen Verbrennungsmotor, dem „Range Extender“, ausgestattet sind, der ihre Reichweite verlängert. Dieser Verbrennermotor treibt das Fahrzeug nicht direkt an, sondern dient  ausschließlich dazu, Strom für den Elektromotor als Hauptaggregat zu  erzeugen.
Nutznießer des trendmäßigen Rückgangs der Autos mit CO2-Auspuff waren nicht vornehmlich Batterie-Elektroautos (BEV), die die EU als alleiniges umweltfreundliches Fortbewegungsmittel der Zukunft auserkoren hat. Sondern vor allem Hybride jeglicher Ausführung. Die EU wird beim Verbrennerverbot 2035 umdenken müssen.
Reine E-Autos kein Erfolgsmodell
Als beliebteste Antriebsart der Europäer etabliert sich immer mehr die Hybridtechnik ohne Stecker (HEV). In den ersten vier Monaten lag ihr Marktanteil bei 35,3 Prozent. Danach folgten Benziner mit 28,6 und Batterie-Elektroautos (BEV) mit 15,3 Prozent. PHEV brachten es auf einen Anteil von 7,9 Prozent. In Summe bedeutet das, dass in Europa im Frühjahr 2025 bereits zwei Drittel aller Neuzulassungen voll- oder partiell elektrisch angetrieben werden.
Diese Entwicklung muss berücksichtigt werden, wenn man verstehen will, warum Tesla bislang der größte Marktverlierer in 2025 ist. Die Automobilwoche sieht das als „die nächste Abreibung für Tesla.“
Großer Gewinner in den ersten Monaten 2025 ist hingegen die chinesische Autoindustrie, genauer: sind ausgewählte chinesische Autohersteller. Ihr Vordringen ist die zweite massive Strukturveränderung innerhalb des stagnierenden europäischen Gesamtmarktes. Das geht auf Kosten der etablierten Hersteller, auch der ausländischen aus Japan und Südkorea.
Die Expansion der chinesischen Autoindustrie wird nur von einigen wenigen Herstellern voran getrieben, so von Chery, BYD, sowie SAIC mit der Marke MG. Alle mit hohen zweistelligen Zuwachsraten. Geely ist in dieser Aufzählung nicht berücksichtigt, weil deren europäische Hauptmarke Volvo nicht als chinesische Marke zählt, und der Ableger Polestar ein Flop ist.
Dabei befinden sich die chinesischen Hersteller erst im Anfangsstadium der Eroberung des europäischen Marktes. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: „Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt“.

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Kommentare ( 3 )

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3 Comments
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Nibelung
8 Tage her

Hybrid-Fahrzeuge sind eine reine Nullnummer und nur aus der Not geboren worden um den Vorschriften noch einigermaßen gerecht zu werden und selbst wenn Musk seine Autosparte still legt oder veräußert bleibt er immer noch der reichste Mann der Welt und die Schadenfreude der anderen ist nur von kurzer Dauer, denn das übernehmen die Chinesen und damit werden alle anderen nicht konkurrenzfähig bleiben, weil die Zeiten vorbei sind, wo sie noch irgendwelche Vorsprünge hatten und wenn jemand auf der Strecke bleibt sind es die europäischen Autobauer, weil sie nur noch beschränkte Märkte haben und an den Absatzzahlen und den Gewinneinbrüchen sieht… Mehr

Uferlos
10 Tage her

Als beliebteste Antriebsart der Europäer etabliert sich immer mehr die Hybridtechnik ohne Stecker (HEV).

Ich denke nicht, dass Beliebtheit die Ursache für die steigenden Zulassungszahlen von Hybridantrieben verantwortlich sind, sondern Ermangelung anderer Angebote.
Schauen Sie sich doch mal auf den Seiten der Hersteller um, es gibt einfach immer weniger Modelle als reine Verbrenner. Ab der Kompaktwagen Klasse bekommen Sie kaum noch reine Verbrenner angeboten.

Teiresias
11 Tage her

Die EU bekämpft das Auto an sich.
Der Durchschnittseuropäer SOLL in der Zukunft gar kein Auto haben.
Ob man kein europäisches oder chinesisches Auto hat, ist egal.
Deshalb macht man sich in Brüssel keine Sorgen um den Automarkt, weil sie immer noch an ihre grüne zero-emission-Zukunft glauben.
Hält sich die Zukunft nicht an die EU-Pläne (UdSSR und DDR hatten da gewisse Erfahrungen gemacht), ist das natürlich die Schuld der Rechten, der Russen und der Klimaerwärmung.

Merke:

Die Politik ist richtig, die Realität ist falsch.