Börsenwoche: Trump gibt Gas, Börsen starten durch

Nach der jüngsten Gewinnserie haben die US-Aktienmärkte am Freitag etwas auf die Bremse getreten. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 44.424 Punkten, nachdem er tags zuvor um knapp ein Prozent zugelegt hatte. Daraus resultierte für den US-Leitindex ein Wochengewinn von mehr als zwei Prozent.

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Als Donald Trump nach den US-Präsidentschaftswahlen schnell als Sieger feststand, jubelten die Börsen. Bis kurz vor Weihnachten stiegen die Kurse. Als die Fed dann andeutete, die Aussichten für weitere Zinssenkungen seien an den Märkten wohl etwas übertrieben, legten sie für einige Wochen erst den Rückwärts-, dann den Seitwärtsgang ein. Mit Trumps Amtsübernahme am vergangenen Montag und den entschlossen durchgeführten ersten Umsetzungen seines Programms wiederholte sich das Bild aus dem November. Nach der jüngsten Gewinnserie haben die US-Aktienmärkte dann am Freitag allerdings etwas auf die Bremse getreten. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 44.424 Punkten, nachdem er tags zuvor um knapp ein Prozent zugelegt hatte. Daraus resultierte für den US-Leitindex ein Wochengewinn von mehr als zwei Prozent. Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag um 0,3 Prozent auf 6.101 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,6 Prozent auf 21.774 Punkte abwärts. Auf Wochensicht steht damit für den technologielastigen Index ein Plus von gut anderthalb Prozent zu Buche.

Die Quartalszahlen einiger großer US-Unternehmen sowie Zoll-Aussagen von Präsident Donald Trump in Richtung China standen im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Trump bezeichnete Zölle als großes Machtinstrument gegenüber China: „Sie wollen sie nicht, und ich würde sie lieber nicht einsetzen müssen.“ Marktteilnehmer werteten dies als Hoffnungsschimmer, dass Trump womöglich von Zöllen ablassen könnte. Gegenzölle durch China würden dann wohl auch ausbleiben. Von beiden Volkswirtschaften würde Schaden abgewendet.

Die Aktien von Boeing reagierten mit minus 1,4 Prozent auf die Nachricht, dass der Flugzeugbauer im vierten Quartal erneut tief in die roten Zahlen abgerutscht ist. 2024 war damit das sechste Verlustjahr in Folge. Ein wochenlanger Streik, höhere Kosten durch den neuen Tarifvertrag sowie die Probleme bei einem neuen Tank-Flugzeug und der nächsten Air Force One belasteten.

Der Halbleiterkonzern Texas Instruments enttäuschte mit seinem Gewinnausblick auf das laufende Quartal. Als Belastungsfaktoren wurden eine noch immer schleppende Nachfrage nach Chips und höhere Fertigungskosten genannt. Das Kursminus betrug 7,5 Prozent.

Der Kreditkartenanbieter American Express legte 2024 ein Rekordjahr hin. Erträge und Gewinn kletterten in bisher unerreichte Höhen. Dessen ungeachtet ging es für die Aktien um 1,4 Prozent abwärts. Allerdings haben sie seit November 2023 um mehr als das Doppelte zugelegt.

Der Telekomkonzern Verizon hatte im vierten Quartal so viele Vertragskunden hinzugewonnen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Die Papiere gewannen 0,9 Prozent.

Der Euro konnte im US-Handel die Marke von 1,05 US-Dollar nicht halten. Im europäischen Geschäft war die Gemeinschaftswährung erstmals seit Mitte Dezember über diese Hürde gesprungen. Zuletzt kostete er dann 1,0494 Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten zu. Die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel auf 4,62 Prozent.

Zuvor hatte der Dax mit über 21.500 Punkten einen neuen Rekord aufgestellt. Der deutsche Leitindex profitierte von Aussagen von US-Präsident Donald Trump, der vage Hoffnungen auf eine weniger strenge Zollpolitik Nahrung gab. Branchen, die stark von diesem Land abhängig sind, kam dies zugute. Dazu zählt auch der Automobilsektor. Die gute Stimmung ließ aber vor allem am Nachmittag nach, so dass der Dax sein Rekordniveau nicht halten konnte. Zum Handelsschluss verlor der Dax gegenüber dem Vortag 0,1 Prozent auf 21.395 Punkte. Die Wochenbilanz für den Dax fällt mit einem Zuwachs von 2,4 Prozent gleichwohl sehr stark aus. Im noch jungen Aktienjahr 2025 steht für Anleger bereits ein Zuwachs von 7,5 Prozent auf dem Konto.

Der MDax stellte den Dax am Freitag mit einem Anstieg um 0,6 Prozent auf 26.108 Zähler etwas in den Schatten. Anleger sehen hier Nachholbedarf. Der Index mit den mittelgroßen deutschen Werten hatte die Dax-Rally im vergangenen Jahr nicht mitgemacht und hinkt dem Leitindex auch 2025 wieder hinterher.
Mit Blick auf den Dax stellt sich nun die Frage, wie lange die Hausse noch trägt. Investoren seien sich darüber bewusst, dass der hervorragende Jahresstart nicht mit der gleichen Dynamik fortgesetzt werden könne, sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow. „Die Frage nach dem Auslöser einer potenziellen Kurskonsolidierung kann derzeit leider nicht beantwortet werden.“ Noch spielten die Quartalsberichte der Unternehmen mit und auch in der makroökonomischen Berichterstattung mehrten sich die positiven Zeichen.

Im Dax waren die Autobauer gefragt, die aufgrund der Zoll-Hoffnung einen weiteren Erholungsversuch starteten. Die Titel der Porsche AG gewannen 2,7 Prozent, BMW und Mercedes-Benz legten um bis zu 1,9 Prozent zu. Auch in anderen klassischen Industriesparten zogen die Kurse an. So ging es für die Papiere des Chemiekonzerns BASF um 2,8 Prozent hinauf.

Am Dax-Ende landeten dagegen mit einem Minus von 6,5 Prozent die Anteile des Triebwerkherstellers MTU . Noch am Vortag auf Rekordhoch, löste ein angekündigter Wechsel auf dem Posten des Finanzchefs Gewinnmitnahmen aus. Im Chipsektor gaben Infineon um 0,5 Prozent nach. Ein enttäuschender Gewinnausblick des US-Halbleiterkonzerns Texas Instruments drückte hier etwas auf die Stimmung.
Im MDax setzten Carl Zeiss Meditec ihre Erholung schwungvoll fort, mit plus sechs Prozent. Für die Aktien des Medizintechnik-Konzerns mehren sich die Kaufempfehlungen von Analysten in Erwartung einer Besserung im Jahr 2025.

Am deutschen Anleihemarkt gaben die Kurse nach. Die Umlaufrendite stieg von 2,46 Prozent auf 2,50 Prozent.

Da im Moment alle Augen auf die nächsten Schritte von Donald Trump gerichtet sind, gehen andere Entwicklungen ein bisschen unter. So nahm die Welt kaum Notiz von der Entscheidung der japanischen Zentralbank, am Freitag den Leitzins auf 0,5 Prozent zu verdoppeln. Dies ist die dritte Zinserhöhung, seit die Bank of Japan (BoJ) im März 2024 ihren Negativzins aufgegeben hat. Auf diesem Niveau lag der Leitzins zuletzt vor 17 Jahren. Der geldpolitische Kurs der BoJ weicht damit diametral von dem der Amerikaner, Europäer, Briten und Schweizer ab.

So deutete Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank, gerade am Weltwirtschaftsforum in Davos niedrigere Zinsen an.

Tatsächlich zieht die Inflation in Japan etwas an. Im Dezember stieg die Kerninflationsrate auf drei Prozent. Das Inflationsziel der Bank of Japan liegt bei zwei Prozent. Zudem rechnet die BoJ weiterhin mit einem moderaten Wirtschaftswachstum von rund ein Prozent – und erneut mit Lohnerhöhungen, die in großen Unternehmen über der Inflationsrate liegen könnten. Notenbankchef Ueda hat wiederholt die steigenden Reallöhne als entscheidenden Faktor für seine Zinspolitik genannt. Die Notenbank hofft auf eine positive Lohn-Preis-Spirale, bei der die Löhne schneller steigen als die Preise.
Der Yen nähert sich derweil historischen Tiefstständen, was die Importpreise, insbesondere für Öl, Kohle, Gas und digitale Dienstleistungen, in die Höhe treibt. Bleiben die Zinsen unverändert, besteht die Gefahr, dass der Yen noch schwächer wird und die Kaufkraft der Haushalte und Unternehmen über die Inflation sinkt. Steigende Zinsen hingegen dürften kreditabhängige kleine und mittlere Unternehmen sowie Haushalte mit Hypotheken in Mitleidenschaft ziehen.

Takeshi Yamaguchi, Volkswirt bei Deutsche Securities in Tokio, prognostiziert Zinserhöhungen im Sechsmonatsrhythmus. Seine Kollegin Devalier von der Bank of America stimmt ihm zu. Sie glaubt aber, dass die Notenbank bei ein Prozent pausieren wird. Das entspräche dem unteren Ende des sogenannten neutralen Zinssatzes, bei dem der Zins das Wachstum weder stark fördert noch bremst. Nach Schätzungen der Zentralbank liegt dieser neutrale Zins irgendwo zwischen ein und 2,5 Prozent.

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