Bei Maischberger: Zoff um Blockade des Wachstumschancen-Gesetzes

Die Union blockiert das Wachstumschancen-Gesetz der Ampel. Markus Blume und Malu Dreyer bleiben wirtschaftspolitisch unkonkret. Und kommt mit einem Präsidenten Donald Trump der Nato-Austritt der USA? Von Fabian Kramer

Screenprint ARD
Die deutsche Ökonomie hängt in den Seilen. Selbst der Wirtschaftsbericht der Bundesregierung zeichnet ein pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Da wäre etwas wirtschaftspolitische Stimulation von außen durchaus nicht unangebracht. Allerdings ist von der Ampel eher wenig zu erwarten. Soziale Wohltaten will man nicht kürzen und das bisher einzige, was man als Entlastung zu bieten hat, wird von der Union im Bundesrat blockiert.

Das Wachstumschancen-Gesetz liegt im Moment im Vermittlungsausschuss und wartet auf eine neue Abstimmung im Bundesrat. In der Sendung sprechen an diesem Abend der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume von der CSU und die pfälzische SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer über die Wirtschaftspolitik in Deutschland. Auch wenn beide häufig anderer Meinung sind, eint sie, dass beide kein konkretes Konzept für einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Hand haben. Es wird sich gegenseitig beschuldigt, aber ein tragbares Konzept wird dem Zuseher verweigert.

Ist die Union-Blockade Erpressung?

Einst waren satte sieben Milliarden Euro für das Wachstumschancen-Gesetz zur Entlastung der Wirtschaft von der Bundesregierung vorgesehen. Mittlerweile ist der Betrag auf lumpige drei Milliarden zusammengeschrumpft. Um es in Olaf Scholz’ Sprache zu sagen: Mini-Wumms statt Doppel-Wumms. Wobei Experten bezweifeln, ob die „Mini-Summe“ überhaupt etwas bringt. Das von der Ampel gewollte Gesetz wird von der Union blockiert. Deshalb ist die SPD sauer. In der Sendung greift Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihr CSU-Gegenüber Blume scharf an. „Sie erpressen die Regierung mit ihrer Blockade“, giftet sie in Richtung Blume. „Wer sich hierhin setzt und ausschließlich die Ampel kritisiert, handelt unredlich“, schiebt sie hinterher. Die Union hat gleich mehrere Gründe, wieso sie blockiert.

Zum einen möchte sie sich als Rächer der Landwirte inszenieren und die Kürzung der Agrardiesel-Subventionen verhindern. Auf der anderen Seite würde man selber gern mit einer großangelegten Entlastungs-Offensive glänzen, die man im Moment wohl noch nicht ausgearbeitet hat. Deshalb wird die Ampel erstmal ausgebremst. Für Markus Blume ist es wichtig zu betonen, dass im Kern eine Unternehmenssteuerreform von Nöten sei. „Leistung muss sich lohnen“, sagt der Bayer. Gern würde die CSU beim Bürgergeld kürzen. Dieses sei in seiner jetzigen Höhe ohnehin ein Hindernis für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, meint Blume. Wie immer kommt die Union in der Öffentlichkeit damit durch, dass sie eigentlich gegen das Bürgergeld sei. Maischberger versäumt wieder nachzuhaken, wie die Union der Bürgergeld-Erhöhung dann zustimmen konnte?

Fast alle wichtigen Ampel-Ausgaben, die im Moment den deutschen Haushalt belasten, sind von der Union größtenteils mitgetragen worden. Nur will die Union nichts mehr davon wissen. Sie teilt lieber gegen die Regierung aus, die im Kern die Politik der Merkel-CDU fortführt. „Die Ampel fungiert als Abrissbirne“, beklagt Blume. Seiner Meinung nach sei die Wirtschaftspolitik der Ampel ein Standortrisiko für die deutsche Wirtschaft. Schön und gut, dass er damit recht hat. Aber wo bleibt der Masterplan der CDU? Der Bürger bekommt von der Partei kein innovatives Konzept präsentiert, stattdessen schlägt man verbal auf das halbtote Pferd namens Ampel. Und wenn die Union einen Vorschlag macht, geht es meistens um die Rückabwicklung der eigenen Politik.

Man bleibt im Vagen

Der Zuschauer bekommt in dieser Sendung wenig inhaltlich Konkretes zu hören. Vielmehr ergehen sich Blume und Dreyer mit der Zeit darin, vage Forderungen zu artikulieren, ohne diese inhaltlich zu untermauern. Von Maischberger kommt kein tiefergehendes journalistisches Nachbohren. Es ist nicht viel mehr als ein Kratzen an der Oberfläche. Beispielsweise fordert Markus Blume in der Sendung häufig ein Entfesselungsprogramm für die Unternehmen. Da wäre es interessant gewesen, was sich Minister Blume unter Entfesselung vorstellt.

Doch die Entfesselung wird nur als leere Worthülse in den Raum gestellt und nicht mit Leben gefüllt. An anderer Stelle fordert Malu Dreyer: „Wir müssen die Energiepreise senken.“ Sie möchte dafür einen Industriestrompreis durchsetzen. Eine Finanzierung liefert Dreyer nicht mit. Man kann nur vermuten, dass sie es über Schulden finanzieren möchte.

Die Union möchte für neues Wachstum keine Schulden machen. „Schulden tun dem Land nicht gut“, meint Blume. Wo die Union das Geld für Wachstum hernehmen will, sagt Blume aber nicht. Alles in allem ergibt sich durch die Sendung kein neuer Erkenntnisgewinn für den Bürger. Vielmehr kann man den Eindruck gewinnen, dass die Politik mit Durchhalteparolen und markigen Phrasen die Wirtschaft stimulieren möchte. Der Erfolg darf angezweifelt werden.

Tritt Trump als nächster US-Präsident aus der Nato aus?

Die wahrscheinlich wichtigste Wahl in diesem Jahr findet im November in den USA statt. Der Ausgang dort entscheidet vermutlich, ob die USA Bündnispartner in der Nato bleiben oder mit großem Getöse austreten. Das vermeintliche Schreckgespenst einer zweiten Präsidentschaft Donald Trumps spukt durch die deutsche Öffentlichkeit. In der Sendung ist Trumps ehemaliger Sicherheitsberater und republikanisches Urgestein John Bolton zu Gast. Vor dem knorrigen Mann soll sogar Putin Respekt haben. Bolton zeichnet ein düsteres Szenario einer erneuten Trump-Präsidentschaft. „Er würde die Nato verlassen“, vermutet Bolton. Für die deutsche Sicherheit wäre dies keine gute Nachricht. Der Atomschild der Weltmacht USA ist deutsche Sicherheitsgarantie. Müssen wir am Ende selbst zu Waffen greifen?

Uns Europäer mag „The Donald“ scheinbar nicht allzu sehr: „Trump mag keine Europäer“, berichtet Bolton. Für ihn sei die internationale Politik von seiner Vorstellung des „Deal-Making“ geprägt. „Trump versteht die internationalen Beziehungen nicht“, schildert der ehemalige Sicherheitsberater. Und der wahrscheinliche Kandidat der Republikaner fürs Amt im Weißen Haus habe auch keinen Plan, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden könne. „Es wäre ein schlechtes Ergebnis für die Ukraine“, meint er über die möglichen Verhandlungen zwischen Donald Trump und Putin.

Insgesamt betrachtet liefert Bolton die gewünschten Anti-Trump-Thesen und gibt dem Affen Zucker. Sachliche Einwände, es habe in der ersten Präsidentschaft Trumps keinen Ukraine-Krieg gegeben und Trump habe die Nato trotz seiner Drohungen auch nicht verlassen, kommen nicht vor. Bolton soll die vorherrschende Phobie vor Trump verstärken. Es ist schade, dass in den öffentlich-rechtlichen Talkshows nur Kritiker Trumps zu Wort kommen, die im Groll mit ihm auseinandergegangen sind. Eine objektive Betrachtung unterbleibt dadurch. Sie ist wahrscheinlich aber auch nicht gewünscht.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 32 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

32 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Dellson
1 Monat her

Aus dem Beitrag. Die deutsche Ökonomie hängt in den Seilen. Selbst der Wirtschaftsbericht der Bundesregierung zeichnet ein pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Gesamtsituation.
Das scheint Frau Dreyer aber nicht zu jucken. Denn im Ahrtal geht es nach ihrer Aussage ja sowas von voran. Da geht der Aufbau nach der Flut schon nach all den Jahren durch die nasse Decke!
Mister Bolton hat pflichtgemäß nach ÖR Tradition vergessen zu erwähnen, Trump hat „Highway“ gesagt!

Klaus D
1 Monat her

Und kommt mit einem Präsidenten Donald Trump der Nato-Austritt der USA?…..das glaube ich nicht denn Trump ist zu 99% ein geschäftsmann und er kennt die zahlen sprich was die USA an der nato bzw deren ländern verdient. Warum sollten europäische staaten noch militärische güter aus den USA kaufen wollen wenn die USA aus der nato aussteigt. Warum hätten wir die F35 kaufen sollen wenn wir dann eh keine us atombomben mehr hätten bzw die USA sich aus deutschland nach nato austritt zurückziehen würden/müßte. Warum macht Trump denn druck auf die nato länder = sie sollen mehr militär beitragen und WO… Mehr

Deutscher
1 Monat her

Nunja, Trump wird mit den USA natürlich nicht aus der NATO austreten, genauso wenig, wie Putin irgendwann NATO-Gebiet angreifen wird. Dass solch kindische Fragen ernsthaft diskutiert werden, sagt aber viel über die politische geistige Reife im deutschen Volk aus. Die Frage ist, ob die Medienmacher das nur ausnutzen, oder ob sie selber solche Einfaltspinsel sind.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Deutscher

Weder noch. Ich schätze sie als „Mitmacher“ wie Propagandisten vorgegebener Inhalte. MSM wie örr in der seit Jahren uns einseitig beeinflussenden Form müssen weg. Und dafür kann ein jeder das Seine dazu tun. Jakob Augstein, 22. Juli 2010, hinsichtlich der „4. Gewalt“ und deren Dienlichkeit in der Politik in einer Serie der SZ, die insgesamt aufschlussreich hindessen sein könnte: „Wie Mitarbeiter des Kanzleramts Was Angela Merkel da gesagt hat, war nur scheinbar von ergreifender sprachlicher und gedanklicher Schlichtheit. Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner. Merkel hat zu den Journalisten geredet… Mehr

JamesBond
1 Monat her

Zahle DummMichel, Zahle: „Zwar geht aus Datenanalysen der DRV hervor, dass Ende 2022 rund 658.000 Menschen jenseits der Regelaltersgrenze Leistungen der Grundsicherung im Alter bezogen haben – und damit etwa 69.000 oder rund 10,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ursache des Anstieges seien aber vor allem „ältere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die diese Leistung seit dem 1. Juni 2022 erhalten können”, heißt es seitens der DRV. „Unzutreffend ist, dass alle diese Personen neben der Grundsicherung auch Rente beziehen.” Es handele sich zwar um Personen im Rentenalter, „aber eben nur zum Teil um Rentnerinnen oder Rentner“.“

Waehler 21
1 Monat her

Die Bürger werden von „Notwendigkeiten“ erpresst, die durch falsche politische Ziele und Weichenstellungen entstanden sind.
Zudem glaube ich Frau Malu Dreyer nach der Flutkatastrophe gar nichts mehr.
Selbst wenn sie die Wahrheit sprechen sollte ohne böse Absichten.

Last edited 1 Monat her by Waehler 21
Roland Mueller
1 Monat her

Wie sollen sie auch ein tragbares Konzept haben, wenn sie doch ebenso wie der „Wirtschaftsminister“ von Wirtschaft und Wirtschaftspolitik keine Ahnung haben. Die Sendung war überflüssig wie ein Kropf.

Michael Palusch
1 Monat her

Was war denn nun schon wieder falsch? Die in meinem Kommentar genannten Zahlen? Wie viele Ausländer beziehen Bürgergeld?Von den knapp 5,5 Millionen Bürgergeld-Beziehern sind fast 2,9 Millionen deutsche Staatsbürger, umgerechnet also etwas mehr als die Hälfte, 52,7 Prozent. Die restlichen 47,3 Prozent sind keine deutschen Staatsbürger. Woher kommen diese Menschen zum Großteil?Die meisten stammen aus der Ukraine, 703.933 ukrainische Staatsbürger beziehen Bürgergeld. https://www.suedkurier.de/ueberregional/wirtschaft/geld-finanzen/buergergeld-statistik-wer-bezieht-es-28-2-24;art1373668,11757767 Das Zitat? …sondern weil wir auch Menschen hier brauchen, die in unserem Sozialsystem zu Hause sind, und die sich hier auch zu Hause fühlen können? https://www.spiegel.de/politik/deutschland/katrin-goering-eckardt-als-nebenkanzlerin-die-pastoralisierung-der-politik-kolumne-a-1174803.html Das im ÖRR wieder einmal so getan wird, als würde in… Mehr

Last edited 1 Monat her by Michael Palusch
Deutscher
1 Monat her
Antworten an  Michael Palusch

Richtig! So wird ein Schuh draus!

Kassandra
1 Monat her

Kann Susanne Heger Auskunft geben, wie dieser John Bolton von den Amerikanern bzw. in den USA gesehen wird?

MariaundJosef
1 Monat her

Ich bin immer wieder erstaunt, was diese Leute so alles von sich geben. Diesen Amerikaner meine ich. Lächerlich. Wie groß muss die Angst vor einem starken D. Trump sein, der aller Erfahrung nach..“ mit Präsident Putin kann“, um es mal salopp auszudrücken. Frage: Wer war die Dame mit den übergeschlagenen Beinen und High Heels in der Mitte?

EinBuerger
1 Monat her

Der Ausgang dort entscheidet vermutlich, ob die USA Bündnispartner in der Nato bleiben oder mit großem Getöse austreten. „:
Ernsthaft?
Trump macht viel Getöse, aber real.
Die USA wenden sich sicherlich dem Pazifik zu. Aber noch ist Europa eine zu fette Beute, um sie einem anderen zu überlassen.
Sollten sich die USA ernsthaft aus Europa zurückziehen, schnappen sich andere Teile Europas. (Europa und ganz speziell die BRD kann sich nicht verteidigen.) Und damit würden die stärker werden.
Solange die USA eine Großmacht bleiben wollen, können sie das nie zulassen.