Teile der SPD fordern öffentlich eine Annäherung an Russland. Verteidigungsminister Pistorius kritisiert seine Parteifreunde scharf. Und natürlich kommt auch der Talk an diesem Abend nicht an Donald Trump vorbei. Von Fabian Kramer

Der Krieg in der Ukraine ist das sicherheitspolitische Dauerthema der letzten Jahre. Auf dem Territorium der Ukraine tobt seit Jahren ein brutaler Abnutzungskrieg, der tausende Opfer fordert. Eine schnelle Lösung und ein rasches Ende des Gemetzels sind leider nicht in greifbarer Nähe. Weder militärisch noch diplomatisch gibt es große Veränderungen. Trotzdem wird wöchentlich in diversen öffentlich-rechtlichen Talkshows über den Krieg berichtet. Jede klitzekleine neue Wasserstandsmeldung wird breitgetreten und debattiert. Wobei der Krieg fast schon eine Nebensache in den Debatten ist. Hauptsächlich geht es nämlich um Donald Trump und was dieser tut, tun könnte oder schon getan hat.
Jedes Wort des Präsidenten wird seziert und durchleuchtet. Auch an diesem Abend wird bei Illner über Donald Trump und den Krieg in der Ukraine debattiert. Da es so gut wie keinen neueren Entwicklungen gibt, kaut die Runde der immer gleichen Politiker und Experten nochmal auf den alten Knochen herum. Es stellt sich die Frage, welches Ziel die Talks mit dem ewig gleichen Thema haben? Soll die Bevölkerung auf einen Krieg vorbereitet werden? Gibt es sonst keine anderen Themen? Über den Krieg in Gaza beispielsweise wird erstaunlich wenig in Talkshows gesprochen. Für den Zuseher ist die Sendung schlicht und ergreifend vertane Zeit.
Genossen senden Liebesgrüße nach Moskau
Die Koalition ist erst ein paar Wochen alt, da gibt es schon die ersten Absetzbewegungen vom politischen Kurs. Teile der SPD proben den Aufstand und schreiben ein Manifest, was an die Entspannungspolitik zu Zeiten des Kalten Krieges anknüpfen soll. Die Genossen um Ralf Stegner fallen damit ihrem eigenen Verteidigungsminister Boris Pistorius und ihrem Parteivorsitzenden Lars Klingbeil in den Rücken. Verteidigungsminister Pistorius ist an diesem Abend zugeschaltet und bezieht dazu Stellung. Auf die Frage von Illner, ob das Papier ein Affront gegen seine Person sei, antwortet Pistorius diplomatisch: „Ich nehme es nicht persönlich.“ Insgeheim dürfte sich der Niedersachse sehr geärgert haben. Stegner und andere Genossen gehen in ihrem Papier auf Abstand zur Politik von Pistorius.
Wenn selbst die Amerikaner, die den Russen sehr viel mehr zu bieten haben als die Europäer, mit ihren Bemühungen scheitern, dann sind die Russen nicht an einer diplomatischen Lösung interessiert. Wenn die Unterzeichner jetzt mehr Diplomatie fordern, sollten sie auch konkret ausbuchstabieren, was sie sich darunter vorstellen. Boris Pistorius hält seinen Genossen genau diesen Punkt vor. „Die Realität zu leugnen, ist nicht die Lösung“, meint er. Im Sinne von Stegner und Co. ist hingegen die Haltung von Pistorius zum Thema Taurus. „Es gibt keinen neuen Sachstand“, berichtet Pistorius. Damit ist klar, dass die Bundesregierung vorerst keinen Taurus an die Ukraine liefern wird. Es bleibt abzuwarten, ob sich die kritischen Stimmen innerhalb der SPD dadurch besänftigen lassen.
Alle Augen auf Donald Trump
Die Fixierung der deutschen medialen Öffentlichkeit auf Donald Trump ist fast schon pathologisch. Natürlich kommt der Talk an diesem Abend nicht an Donald Trump vorbei. Der Militärhistoriker und Talkshow-Dauergast Carlo Masala vermutet schon das Schlimmste. „Es wird einen Truppenabzug der Amerikaner aus Europa geben“, spekuliert er. Für Masala ist klar, dass der amerikanische Präsident aus Europa fort möchte. Ein kompletter Truppenabzug der Amerikaner aus Europa ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Die US-Truppen sind neben Deutschland auch in weiten Teilen Osteuropas stationiert. Dort sind die Regierungen weniger kritisch gegenüber Trump und gehen auf viele Wünsche ein. Hinzu kommt, dass es im amerikanischen Kongress eine breite Mehrheit für eine Stationierung von US-Truppen in Europa gibt.
Nächstes Jahr wird in den Staaten schon wieder gewählt und Trump könnte seine Mehrheit im Kongress verlieren und hätte keine Unterstützung mehr für einen Truppenabzug. Der CNN-Journalist Frederik Pleitgen glaubt indes, dass die Amerikaner die Russen zurück in die Gemeinschaft der G7 holen möchten. Für Pleitgen ist klar: „Trump hat Putin unterschätzt.“ Es ist aus der Ferne nur schwer abzuschätzen, ob Donald Trump sich von Putin über den Tisch ziehen lässt. Einen großen Einfluss auf den russischen Präsidenten hat der amerikanische Präsident eher nicht. „Man gibt Trump Brotkrumen“, erklärt Carlo Masala die Strategie des Kreml. Er glaubt, dass die amerikanische Regierung an einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland arbeite.
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter plädiert deshalb für mehr europäische Eigenständigkeit in der Verteidigungspolitik. „Es kommt auf die Konsequenz an“, sagt er. Kiesewetter befürwortet außerdem eine Ausweitung der Sanktionen gegenüber Russland. Sanktionen und Ultimaten müssten umgesetzt werden, so Kiesewetter. Dass die Sanktionen der russischen Wirtschaft ernsthaften Schaden zugefügt hätten, davon kann nun wahrlich keine Rede sein. Die russische Wirtschaft wächst und die russische Bevölkerung verzeichnet eine Kaufkraftsteigerung. Putin hat sein Land mit großem Erfolg auf die Kriegswirtschaft umgestellt. Über die Sanktionen der EU kann der Kreml-Despot nur müde lächeln. Alles in allem ist der Talk Ausdruck der Hilflosigkeit der deutschen Politik. Die Berliner Blase dreht sich weitgehend orientierungslos im Kreis um sich selbst. Große Stringenz sieht anders aus.
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Den Stegner zu mögen dazu gehört schon außerordentlich viel Kraft. Aber hier und seine Genossen liegen sie nicht verkehrt. Putin hin oder her, aber jede diplomatische Bemühung ist es wert, unternommen zu werden. Russland als Feind möchten wir nicht haben , das kann für uns nur in der Katastrophe enden. Pistorius und Kiesewetter scheinen nicht in der Lage, soweit zu denken!
Stegner kann sein wie er will, aber hier hat er die richtige Richtung erwischt. Im Gegensatz zu Merz, Kiesewetter und Masala. Dem eingemeindeten. Das sind die, die nochmals eifriger das Lied vom Brot, dess ich ess, singt. Meine Überzeugung lautet : man hat von russischer Seite Klartext mit den Kampfhunden geredet. Deutschland weiß, was es zu erwarten hat, fällt auch nur eine Taurus auf russische Erde. Schrobenhausen liegt idyllisch in einem landwirtschaftlichen sehr intensiv genutzten Teil Bayerns. Wer’s nicht glaubt, wird’s spätestens nach der Oreschnik gut mit alten Bildern vergleichen können. Kurz, die militärpolitische Großmannssucht hat ihre Grenzen gefunden und… Mehr
Na, jetzt wissen sie auch in Kiew, was von Merz zu halten ist.
Kleiner Tipp, lieber Volodomyr: Die besseren Freunde sind meist die, die gleich reinen Wein einschenken, auch wenn’s weh tut.
„Wenn selbst die Amerikaner, die den Russen sehr viel mehr zu bieten haben als die Europäer, mit ihren Bemühungen scheitern“ Das liegt halt daran, dass auch Trump bisher nicht bereit (oder in der Lage) war, den Russen das zu geben, was sie wollen. Die Krim und kein Nato-Beitritt der Ukraine hatten die Russen schon 2022 mehr oder weniger im Sack. Jetzt wo sie nach über drei Jahren Krieg mit entsprechenden Verlusten auf dem Weg zum militärischen Sieg sind, muss man ihnen schon ein bisschen mehr anbieten: Teilung der Ukraine entlang der ethnisch-kulturellen Grenzen (Dnepjr + plus Odessa und Landbrücke nach… Mehr
Der Nazi-Pöbler Roderich Kiesewetter
(https://m.bild.de/regional/stuttgart/stuttgart-aktuell/cdu-politiker-kiesewetter-schlimmer-nazi-vergleich-auf-volksfest-85158652.bildMobile.html?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F)
sollte besser ganz ruhig sein. Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, beweist sein Sohn
(https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/ju-kollegen-erschrocken-ueber-kiesewetter-738070)
Dass Kiesewetter von Illner überhaupt eingeladen wird, zeigt die Niveaulosigkeit dieses Formats.
Stegner hat mich in der Vergangenheit auch nicht überzeugt, aber hier liegt er, im Gegensatz zum „kriegstüchtigen“ Pistorius, richtig.
Der Wahnsinn muss endlich beendet werden.
Interessant bei der Familie K. ist, wie sie das represäntieren, was sie zu bekämpfen vorgeben. Eine geschickte Strategie die zeigt, wie die eine alte Ideologie überwintert.
„Der aus einer Soldaten- und Offizierfamilie stammende[1] Kiesewetter… schreibt wiki. Also wahrscheinlich auch Nachfahr von welchen, die schon damals dabei waren?
Gibt es eigentlich Listen, wie viele MdBs oder MdLs, gar Mitglieder der Regierungen derart betroffen sind?
Dann mal los! Schreiben Sie Putin schnell einen Brief, er müsse den Wahnsinn beenden. Funktioniert bestimmt.
Das herrschende EU-Establishment tut sich sehr schwer damit, die Kontraproduktivität der Sanktionspolitik und erst recht die absehbare Niederlage in diesem ukrainischen Stellvertreterkrieg gegen Russland vor ihren Bevölkerungen einzugestehen. Dann haben sie nämlich ein riesen Problem und das möchten weder eine vdL noch Merz, Macron und Starmer. Den Bürgern erklären, daß alles umsonst war, all die Milliarden an Steuergeld, all die Waffen, all die Toten? Sie sind in einer Sackgasse und propagieren ein „Weiter so“, was den Offenbarungseid freilich nur auf Kosten von Bürgern und Soldaten hinauszögert. Bei der Regierung Trump sieht das anders aus, sie kann diesen Krieg und die… Mehr
Immer dieselben Köpfe deren Meinung man ja schon zur Genüge kennt. Dieser ganze Zwangsgebührenapparat ist zum fremdschämen. Dieser ganze, sinnlose und teure Kokolores muß weg. Dringend.
Manche berichten, es wird nicht einmal mehr gemahnt, wenn man Widerspruch wegen Rundfunkstaatsvertrag §11 einlegt und die Gebühr einbehält, bis die wieder auf die Grundlagen der Gesetze zurück kommen.
„…sind die Russen nicht an einer diplomatischen Lösung interessiert“ – jetzt nicht mehr. Die Forderungen der Russen lagen mehrmals auf dem Tisch, erstmalig Ende Februar 22. Ernsthaft darauf eingegangen ist der Westen darauf nicht. Und mal ehrlich: Wenn die Ukrainer als Verhandlungsmitgift die atomare Zweitschlagfähigkeit Rußlands torpedieren, dürfen wir froh sein, daß Putin und nicht Medwedew den Atomkoffer neben sich hat. Aber Selenski wird es schon noch schaffen, das Feuer anzuzünden.
Alle 90 Tage muss dort das Kriegsrecht neu bestimmt werden – und letztes Mal war es schon arg knapp. Eine Wahl würde er wohl nicht mehr gewinnen.
Zumal ihm das „Menschenmaterial“ für die Front ausgeht.
Das letzte Mal berichteten sie über die Abstimmung am 16.04. – also noch gut 1 Monat hin bis zum nächsten Mal.
Ach Selenskyj zündet das Feuer an und die armen, friedlichen Russen werden damit gezwungen den Atomkoffer zu öffnen? Erstaunlich wie hier die Tatsachen verdreht werden.
„Für den Zuseher ist die Sendung schlicht und ergreifend vertane Zeit.“
Danke – das wissen Ihre Leser und sind deshalb hier bei TE.
„kaut die Runde der immer gleichen Politiker und Experten nochmal auf den alten Knochen herum,
Also, wie gehabt: „Im Westen nichts Neues.“ Es sind ja auch die Knochen der Anderen da irgendwo im Osten nicht die eigenen … Fanfare !!!!.
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