Lockdown und Dieselfahrverbote haben keinen Einfluss auf Werte der Messstationen

Lockdown in Stuttgart – weniger Autos, weniger Luftschadstoffe, sollte man annehmen. Doch weit gefehlt: Die Luftmesswerte zeigen sich vom deutlich verminderten Verkehrsaufkommen unbeeindruckt.

picture alliance/dpa | Marijan Murat
Die Dieselfahrverbote und der durch den Lockdown bedingt geringere Autoverkehr zeigen keine Auswirkungen auf die Werte, die die Luft-Messstationen liefern.
Die Diagramme der vergangenen Tage zeigen für Stickstoffdioxid ein Pendeln um Werte zwischen 40 und 50 µg/m3. Deutschlands berühmteste Messstation Stuttgarter Tal Am Neckartor wies am 21.12. um 10 Uhr eine Stickstoffkonzentration von 44 µg/m3 aus.

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Ebenso schwankten die NO2-Immissionen an der Hintergrundmessstelle in Bad Cannstatt um 40 µg/m3. Der 12-Monats-Mittelwert wird dort übrigens mit 23 µg/m3 angegeben, also deutlich unter den geltenden Grenzwerten. Die liegen für das Jahresmittel bei 40µg/m3, für Innenräume bei 80 µg/m3 und am Arbeitsplatz sogar bei 950 µg/m3. In den Vereinigten Staaten liegt er mit 100 µg/m3 sogar mehr als doppelt so hoch wie auf deutschen Straßen.

Zu diesem Ergebnis kommt auch Messspezialist Martin Schraag, der den Werten auch den gesunkenen Verkehrsfluss gegenüber gestellt hat, wie er bei Tomtom zu sehen ist. Sein Resumee: „Das tägliche Muster der Verkehrs-Messstellen Am Neckartor und Pragstraße hat sich praktisch ab dem Lockdown nicht geändert. An der Pragstraße, einer langen Steigung vom Neckar zum Pragsattel, lag der Spitzenwert am 18.12. um 17 Uhr nach dem Lockdown. Ansonsten sehen wir auch hier um 40 µg/m³ schwankende Werte, mit typischen Maxima um 17 Uhr.“

Er weist auf die überdies geltenden weitreichenden Fahrverbote in Stuttgart hin: „Es ist unwahrscheinlich, dass diese Werte von Diesel-Pkw verursacht werden. Selbst Euro 5 Diesel sind seit Monaten aus der kleinen Umweltzone Stuttgart verbannt! Beim Lockdown im April waren Euro 5 Diesel nur an Einzelstrecken verbannt, die Kontrolle war noch lax.“

Denn zusätzlich zum Lockdown gibt es in Stuttgart die wohl weitgehendsten Fahrverbote deutscher Städte: Dieselfahrzeuge der Euro 3 und 4 Norm dürfen seit 1. Januar 2019 nicht mehr in die Landeshauptstadt Baden-Württembergs fahren. Betroffen von dem Fahrverbot sind nicht nur einige besonders frequentierte Straßen der Innenstadt wie in anderen Städten, die Fahrverbotszone reicht bis nach Kornwestheim, Gerlingen und gilt bis in die Vororte, die droben auf den Fildern liegen – eher ländliche Gebiete mit lockerer Bebauung als in der Innenstadt. Selbst neue Euro-5 Diesel sind seit 1. Juli 2020 aus der Stuttgarter Innenstadt verbannt.

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Die Begründung meinte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne), dass die zugrundeliegenden Rechenmodelle sehr gut seien. Er nahm außerdem die mit alten Passivsammlern – eine reguläre Messstation existiert dort erst seit Oktober – gewonnenen nicht sonderlich genauen Messwerte an der Pragstraße und eine Hochrechnung für das Jahr 2021 als Begründung dafür, den Euro-5 Diesel aus Stuttgart auszusperren. Er unterschlug dabei, dass der neue Rosensteintunnel ab 2021 erhebliche Verkehrsströme unter die Erde verlegt und wesentlich zur Entlastung der Pragstraße beiträgt. Das hat aber die Stadt Stuttgart in ihrem Luftreinhalteplan schon vor längerem beschrieben.

Der Chef des Vereins „Deutsche Umwelthilfe e.V.“, Vielflieger Jürgen Resch, überzieht wie viele andere Städte auch Stuttgart mit Klagen wegen Überschreitungen der extrem niedrigen Grenzwerte. Nur Fahrverbote für Dieselfahrzeuge könnten die Werte senken und Menschenleben retten, argumentierte er. Drunter ging es nicht. Die Verwaltungsrichter winken solche Klagen durch, während das Bundesverwaltungsgericht Leipzig einst noch hinzugefügt hatte, Fahrverbote müssten auch verhältnismäßig sein. Herrmann meinte seinerzeit, der Begriff „verhältnismässig“ beziehe sich auf die Übergangsfristen und nicht auf die Fahrverbote.

Die wirtschaftlichen Folgen in der Stadt sind dramatisch. Autobesitzer mussten neuwertige drei, vier Jahre alte Autos verramschen, die heute häufig in Ländern in Osteuropa fahren. Nach diesem fundamentalen Kampf gegen den Diesel in der Stadt, in der das Auto erfunden wurde, sollte man aufgrund des Lockdowns und des drastisch gesunkenen Autoverkehrs erwarten, dass die Luftwerte in der Stadt sich deutlich verändert haben.

Der Großtest „Corona-Autolockdown“ zeigt: Der Diesel kann es nicht sein. Die Diesel-Lüge geht also weiter.


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Kommentare ( 105 )

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105 Comments
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Holger Douglas
3 Jahre her

Für einen Teil lohnt sie sich prächtig

Herbert Rehm
3 Jahre her

Herr Douglas, ich verstehe Sie nicht. Sie setzen auf Daten, Fakten und Zahlen. Darum jedoch geht es nun wirklich nicht. Es geht in erster Linie um Haltung. Da stören wissenschaftliche Ergebnisse nur. Es geht nicht darum, was ist, sondern was sein soll. Wie wollen Sie die ungelernten Studienabbrecher in all den Regierungen dazu bringen, ohne Ideologie Entscheidungen zu treffen. Da bräche ja das gesamte links – grüne Weltbild zusammen und damit natürlich auch ihre Existenzberechtigung.

Holger Douglas
3 Jahre her
Antworten an  Herbert Rehm

Sorry, das sind noch die alten letzten Reflexe aus früheren Zeiten, ich weiss: ziemlich aus der Zeit gefallen.

Lesterkwelle
3 Jahre her

Da können noch so viel sachkundige Autoren auf TE ihre überzeugenden Artikel veröffentlichen, da können noch so viel kluge Kommentaren ihre Beiträge posten, das interessiert die herrschende Klasse überhaupt nicht. Es gilt, mit aller Macht, die Ideologie landesweit zu verankern und wie man an den Zustimmungsraten sieht, die Indoktrinierung, die bereits in der Schule beginnt, wirkt.Was hier veröffentlicht wird, erreicht eine verschwindende Minderheit. Und wie Juncker vorausschauend sagte „…wir machen weiter, bis es kein Zurück mehr gibt.“ Und diesen Punkt haben wir bereits erreicht. Was hilft dem Einzelnen? Auswandern mit allen Konsequenzen, sofern man es sich leisten kann. Es ist… Mehr

Enrico
3 Jahre her
Antworten an  Lesterkwelle

Dem kann ich leider nur zustimmen. Ich weiß auch nicht ob ich es mir nochmals antue (wahrscheinlich nicht!), mir für diese untertänigste Gesellschaft sieben mal an sieben Samstagen die Beine in den Bauch zu stehen so wie in Stgt. am Neckartor und/oder Wilhelmsplatz bei den Anti-Dieselverbots-Demos in den Anfangsmonaten in 2019. Es ist wirklich (nahezu) sinnlos… Resignation macht sich schon längst breit bei mir.

macrotrader
3 Jahre her

Irgendwie ist das der gleiche Plot wie jetzt mit Corona. Die Zahlen sagen was anderes, aber das Narrativ lebt weiter.

Das macht klar, dass die sog. Krisenthemen immer für andere übergeordnete Zwecke instrumentalisiert werden. Im Verlauf wird ein so großes Gebäude damit errichtet, dass man es nicht mehr abreißen kann, weil sonst dem Letzten klar wäre, wie absurd alles ist.

Wolfsohn
3 Jahre her

Nachdem es jetzt ja nachweisbar ist, dass die vielen Diesel kaum Einfluss auf die NOx-Werte haben, wäre es doch an der Zeit, dass alle die, die die DUH und insbesondere Resch abgemahnt und zur Kasse gebeten haben, gegen diesen „Verein“ Schadensersatzklage erheben.

November Man
3 Jahre her

Allgemeinen Feinstaub – zum Beispiel durch normale Arbeiten oder durch Gummiabrieb der Reifen gibt es in der Luft überall. Es wäre aber kein Problem in ein normale Kraftfahrzeug einen oder mehrere geeigneten zusätzlichen spezielle Feinstaubfilter einzubauen. Die dann bei jeder Fahrt die Luft reinigen und immer mal wieder ausgetauscht werden. Ähnlich dem eh schon vorhandenen Luftfilter für den Motor. Dann wäre unsere Luft, auch in den großen Innenstädten, aber ganz schnell Feinstaub frei und ein weiteres Argument der Grünen gegen uns Autofahrer erledigt. Wiederverwendbar Luftreinigungssysteme mit Feinstaubfilter in Autos und LKW das wäre doch was. Aber diese Regierung und die… Mehr

Britsch
3 Jahre her
Antworten an  November Man

Feinstaub kommt in der Natur auch ganz natürlich vor, ohne Zutun von Autos oder und andere Arten durch den Menschen.
In Thüringen in einem weiten wald ganz abgelegen von jeder Zivilisation auf einer Bergkuppe wurden einmal die u,a, die Feinstaubwerte gemessen. Sie waren der Zeit an dem Ort höher als die erlaubten Werte.

K. Sander
3 Jahre her

Stickoxide werden statistisch nur so aus Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid zusammengefasst. Ein Dieselauto stößt nur Stickstoffmonoxid aus. Die Natur erzeugt danach daraus Stickstoffdioxid. Hybridantriebe mit Wasserstoff erzeugen noch viel mehr Stickoxide. Aber das ist mir alles egal. Stickstoffmonoxid wird in der Medizin z.B. bei Herz- und Lungenerkrankungen benutzt. Seit es auch für Neugeborene zugelassen ist, ist die Sterberate bei Babies gesunken. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich ganz schnell auf die Straße renne, wenn ich mal Herzinfarkt habe. Ich suche mir ein Dieselauto und sage dem Fahrer „Gib mal Gas, aber fahre nicht weg.“ Dann halte ich meinen Mund an… Mehr

Holger Douglas
3 Jahre her
Antworten an  K. Sander

Vielen Dank für Ihren Hinweis, wir haben das schon einmal ausführlich in den Zusammenhang gestellt:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/lichtblicke-kolumnen/um-diesel-ging-es-gar-nicht/

giesemann
3 Jahre her

Wenn man uns, die Hypofertilen weiterhin so zwickt – kein Fleisch, kein Auto, kein Flug, kein Heizen – dann erreicht man nur eines: Die Hyperfertilen werden sich nur noch schneller vermehren und ausbreiten können. Dann sind wir die Gezwickten, die aber die Ge..ickten. Denn die wollen (Hammel)fleisch und Boliden, doch nicht Soya und Lastenfahrrad. Deshalb kommen sie ja zu uns, weil sie wollen es gleich, für lau. Und die legen um bis zu eine Milliarde zu pro Jahrzehnt – das können wir gar nicht wegatmen. No way.

fatherted
3 Jahre her

Als nächstes sind die Öl-Heizungen dran….Diesel verboten….jetzt die Öl-Heizung. In Stuttgart werden die dann nächstes Jahr per Gerichtsbeschluss stillgelegt…die Leute können ja mit E-Öfchen Wärme und warmes Wasser machen. Wenn das nicht hilft…kommt Gas dran….und dann….na….die DUH wird schon noch was finden.

Albert Pflueger
3 Jahre her

Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber in diesem Alter würde ich eine Lungenentzündung für eine normale, natürliche Todesursache halten. Wozu impfen? Ihren Versacht halte ich für unbegründet, da das „Versuchsergebnis“ wohl kaum einen Erkenntnisgewinn verspräche. Vermutlich würde die Impfung keine Immunisierung bewirken, für den Fall, daß Ihre Mutter in zeitlichem Zusammenhang versterben würde, könnte man eine Kausalität kaum herstellen.