Berlin: Die grüne Verkehrssenatorin will, dass Pflegekräfte das Pedal treten

Morgens früh zum Dienstbeginn ins Krankenhaus und nachts nach zehn, zwölf Stunden Schicht mit dem Fahrrad wieder zurück nach Hause. So will es die grüne Senatorin: Radelt sie mit?

imago images / Robert Poorten

Sollen sie doch Radfahren! Das empfiehlt Regine Günther den Pflegekräften der Berliner Charité. Die ist grüne Verkehrssenatorin von Berlin und lehnte eine Ausnahmegenehmigung für Pflegekräfte ab. Die beschwerten sich darüber, dass zu wenig Parkplätze zur Verfügung stünden, die zudem recht teuer seien.

Die Pflegekräfte führen vor allem die angespannte Situation aufgrund des Coronavirus an. In der Charité liegen fast alle Berliner Patienten mit Covid-19. Kein anderes Krankenhaus versorge so viel Covid-19 Intensivfälle auf der Intensivstation, sagen die Charité-Beschäftigten. Insgesamt verfügt die Klinik über 400 Plätze in den Intensivabteilungen, die Hälfte ist im Augenblick für Covid-19 Patienten reserviert. Derzeit liegen allerdings nur etwa 100 Patienten mit der Diagnose Covid-19 in der Charité.

Die Antwort von Günther: Man könne lediglich die Parkgebühren für Pflegekräfte etwas reduzieren. Ihr Rat: Busse und Bahnen seien sicher. Das steht im Gegensatz zur Empfehlung von Kanzlerin Merkel, den ÖPNV zu meiden.

Die einstige Aktivistin des WWF Regine Günther ist grün und gegen Autofahren – allerdings nicht, wenn es um sie selbst geht. Der Senat lässt sich mit dicken Dienstwagen in der Stadt herumchauffieren, der besonders gefährdete Regierende Bürgermeister Müller gar in einem gepanzerten Audi A8 und verhagelt die Berliner CO2-Bilanz. Für Aufsehen sorgte eine Besprechung, bei der es um ein Fussgängergesetz und Klimaschutz ging, zu der die Senatoren mit 16 dicken Dienstwagen anrollten.

Günther (»eine Fehlbesetzung«, so der Tagesspiegel einst) will reichlich euphemistisch ausgedrückt die »Parkraumbewirtschaftung« ausweiten; »mehr Kohle her« trifft wohl besser Berliner Zustände.

Radfahren sollen sie also, die Bediensteten der Charité, die teilweise schon sehr früh am Morgen zum Dienstbeginn ins Krankenhaus müssen, und nachts nach zehn, zwölf Stunden Schichten mit dem Fahrrad wieder zurück nach Hause. Durch Nacht und Nebel über Straßen und Wege, die teilweise mit rutschigem Laub bedeckt sind, erhöht den Krankenstand des Personals schnell und zuverlässig.

Freundlicher wirkt Günther, wenn es darum geht, nichtssagende Klimaschutzvereinbarungen mit der Charité zu unterschreiben. Mit der verpflichtet sich die Charité, ihre Kohlendioxidemissionen bis Ende 2028 um mindestens 20 Prozent zu reduzieren.

So sollen mehr als 25.000 Tonnen CO2 eingespart werden und die Welt retten. »Weiterer wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung«, heißt es in einer Meldung der Charité weiter, »ist die Stärkung des Umweltbewusstseins der Beschäftigten und die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Lehre und Ausbildung.«

Nicht mehr mit dem Auto, sondern mit dem Rad zur Morgenschicht – das ist doch mal ein »aktiver Beitrag zur Schonung von Ressourcen und zu nachhaltiger Energieeinsparung«.

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Kommentare ( 67 )

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67 Comments
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Phil
3 Jahre her

Natürlich ist Klimaschutz ungeheuer wichtig, da ist verzichten ein muss für alle, auch für jene die mitten in der Nacht zur Arbeit müssen. Politiker und Klimaschützer gehen mit gutem Beispiel voran und verzichten auf Wohlstand und Mobilität wo sie nur können um unser Klima zu retten……. Jaja, die Damen und Herren Klimaschützer reißen sich persönlich ein Bein aus um die Erde vor dem Hitzetod zu bewahren, sie verzichten wo es nur geht. Ob beim Einkommen oder bei der Mobilität, ihre Lebensführung ist richtig spartanisch, da wird kein Quäntchen Erdöl verjubelt, ihr ganzes Einkommen fließt in den Klimaschutz. Wenn nur der… Mehr

Deutscher
3 Jahre her

„Ihr Rat: Busse und Bahnen seien sicher“.

Manches unsichere Herkunftsland ist sicherer.

bfwied
3 Jahre her

„Wer wählt nur sowas?“ Man kann noch weiterfragen: „Wer glaubt an die Klimabeeinflussung durch Aufbau von Windrotoren?“ „Wer glaubt an ausreichenden und verlässlichen billigen Strom durch diese“? Es geht weiter: „Wer glaubte an den Endsieg?“ „Wer glaubte Hitler und Co bez. der ‚Judenfrage‘?“ Die Masse machte damals letztlich mit. Die Masse macht heute letztlich mit. Die Masse ließ sich das bieten, auch als die Anfänge ganz klar zeigten, wohin dies führen würde. Die Masse lässt sich das bieten und schaufelt mit Jubel am eigenen Grab, an Verarmung, an Bevormundung, sogar durch Versager und Verrückte, am Sozialismus. Die Masse zieht keine… Mehr

hoho
3 Jahre her

meist ist das nur Ignoranz und Inkompetenz die wir Doofen als Zeichen der Verschwörung interpretieren. Da aber Hr Schäuble selber darüber spricht ist das wohl wahr. Ich lese kaum noch Printmedien (wozu auch) schon gar nicht die von Mainstream aber Echo aus Time Magazine hat mich doch erreicht. Es ist natürlich nichts verwerfliches in einem Wunsch eine bessere Welt zu bauen. Wenn aber das durch Wellen der Hysteria getriebene Mob benutzt wird um die Ideen der Ignoranten durchzustetzen wird das nicht gut ausgehen. Die Frage ob eher kleine Umverteilung von unten nach oben (also eigentlich das was man nicht wollte)… Mehr

Micha.hoff
3 Jahre her

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, das gilt sowohl räumlich als auch zeitlich. Sämtlicher Fortschritt beruht im Grunde auf diesem Naturgesetz. Dessen permanente Ignoranz wird zu einem beispiellosen Verlust an Wohlstand und Lebensqualität führen.

K.Behrens
3 Jahre her

verbuchen wir das unter „Humor“, wobei „Tussie Günther “ ja noch schlank und sportlich schwadroniert als „Turnmutter Jahn“. Aber der Blick auf den übrigen Apparat, also wirklich nur fette „Damen“ von „Fegebank“ über „Roth“ bis „Merkel“…Fegebank übrigens in Hamburg „zweite Bürgermeisterin“….dazu diese „Trantüte Harbeck“.

Solange sich die „altdeutschen Weiber“ des deutschen Bundestages nicht um persönliche Gewichtsreduktion kümmern, gibt es keine ersthaften Debatten hinsichtlich „moralisch guter Fortbewegungsmittel “ Die „fette Merkel“ ist nun wirklich ein Beispiel!
Heute in relevanten Unternehmen wird an „Stehtischen“ gearbeitet und nicht wie in Berlin dumm gelangweilt rum gesessen!!!

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  K.Behrens

Herrlicher Kommentar 🙂

U.M.
3 Jahre her

Ich kann mich nur wiederholen: Für euch wurde am offenen Fenster geklatscht. Ihr wurdet zu Helden erkoren. Jetzt könnt ihr noch zu CO2-Einsparhelden erkoren werden. Was wollt ihr mehr? Also ab und in die Pedale treten! Sagte die Ministerin und entschwebte in ihrem Audi A8.

Danny Sofer
3 Jahre her

Unsere 62jährige Nachbarin ist Krankenschwester in der Charité. Um nicht komplett ausgepumpt mit dem Fahrrad zum Dienst um 6 Uhr zu erscheinen, müsste sie ca. 4:45 Uhr losradeln. Die Hälfte des Jahres im Dunkeln. Und dann im Dunkeln zurück. Das wäre vorbildlich, denn der Berliner ÖPNV ist auch außerhalb von Coronazeiten und vor allem abends für ältere Menschen und auch jüngere Frauen nicht wirklich empfehlenswert. Radeln könnte sie auf den sog. PopUp-Radwegen, die haufenweise während des ersten Lockdowns in Berlin entstanden sind. Es wurde dagegen geklagt und gewonnen. Das Gericht ordnete sofortigen Rückbau an, die Anrufung der nächsten Instanz hätte… Mehr

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Danny Sofer

„Der rotrotgrüne Senat steht nun mal über Recht und Gesetz.“

Wie jene muslimische Mehrheiten, die die Scharia über Recht und Gesetz stellen. Brüder im Geiste. Allerdings werden die Rotrotgrünen unter uns die Ersten sein, denen das Lachen vergeht, sollte eines Tages der Islam zur bestimmenden Macht werden.

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
Fussl
3 Jahre her

Man sollte dann halt ein Exempel durchführen und Senatsmitglieder im Bedarfsfall mit der Rikscha holen.Wenn schon gute Umweltpolitik,dann bis zum bitteren Ende ohne zu kneifen.

Riffelblech
3 Jahre her

Na klar — und die Milch im Einkaufsnetz von der Milchtankstelle abholen !
Nichts ist in der Politik so dämlich als das es nicht noch einen Zacken blöder werden kann .
Aber solange Posten nach Parteibuch vergeben werden und nicht nach Qualifikation müssen die Wählerˋinnen der Grünen und Roten das eben hinnehmen . Selber schuld !

christin
3 Jahre her
Antworten an  Riffelblech

„….müssen die Wählerˋinnen der Grünen und Roten das eben hinnehmen . Selber schuld !“
Müssen tun sie nicht, eher wollen sie so, entweder aus Dummheit oder aus Naivität.