Bayern rodelt sich frei und die Presse bricht den Stab nicht über den „Lockdownbrechern“

Die Website "Skigebiete-Test" berichtet zwar über die angebliche Schließung einiger Österreichischer Skigebiete, schweigt sich aber zu Bayern aus. Ebenso wie der "Münchner Merkur", der nur in die Alpenrepublik blickt.

picture alliance/dpa | Annette Reuther
Rodler und Wanderer sind im Skigebiet Spitzingsee unterwegs. Da die Lifte im Lockdown stillstehen, hieß es: Zu Fuß auf den Berg.

Kurz nach Weihnachten lassen sich die Wintersportler und Spaßrutscher das Vergnügen vom Virus nicht verderben und stürmen zu Tausenden die glücklicherweise bereits im Hinblick auf eine mögliche Lockerung im Januar gut präparierten Pisten und fahren Schlitten mit den Pandemieregeln. Offizielle Stellen nehmen es cool oder sind „im Weihnachtsschlaf“.

Allen Aufrufen zum „Daheimbleiben“, zur „Schließung der europäischen Skigebiete“ (Angela Merkel Anfang Dezember) sowie den Beschränkungren der Einreise nach Österreich und in die Schweiz (Rückkehrer müssen in Quarantäne) zum Trotze drängt es Viele auf die heimischen Bretter und zur Rutschpartie in Bayern.

Der ADAC fasst zusammen: „Freizeiteinrichtungen, zu denen auch Bergbahnen zählen, müssen geschlossen bleiben. Touristische Reisen sind zwar nicht verboten, aber ausdrücklich … nicht erwünscht“.

Obwohl die Frankenpost (dpa-Meldung) mit erfreutem Unterton feststellt, dass es Ausflügler nach den Feiertagen nun doch in die bayerischen Skigebiete ziehe, widerspricht sie sich gleich selbst, denn trotzdem bleibe es auf den Straßen „…ungewöhnlich ruhig“ … ein nicht näher genannter Polizeisprecher vermute „eine gewisse „Weihnachtsschläfrigkeit“.

Das, was sich nach Weihnachten in den Skigebieten Bayerns abspielt, von Garmisch bis zur Gegend um den Schliersee und in den Bayerischen Wald, und was die Frankenpost am 26.12. noch verharmlosend mit einer einsam mit Enkelin rodelnden Großmutter auf einer scheinbar menschenleeren Piste (am Ochsenkopf) dargestellt hat, gerät zur Massenbewegung.

Tatsächlich besinnen sich nach dem weißen Pulver Süchtige der Rutsch-Traditionen ihrer Großeltern und pfeifen dabei oft auf Ausgangsbeschränkungen und stillgelegte Liftanlagen.

Schon am 27.12. hätten dann „in Bayern die Menschen umso mehr den Schnee an den künstlich beschneiten Hängen genossen…. denn die Betreiber haben trotz des ruhenden Liftbetriebs die Schneekanonen laufen lassen – mit Blick auf einen eventuellen Start nach dem 10. Januar.“

Die Website „Skigebiete-Test“ berichtet zwar über die angebliche Schließung einiger Österreichischer Skigebiete, schweigt sich aber zu Bayern aus. Ebenso wie der „Münchner Merkur“, der nur in die Alpenrepublik blickt: Dabei gäbe es durchaus Berichtenswertes.

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Eine Momentaufnahme aus einem repräsentativen Skigebiet im Bayerischen Wald zeigt: Die Pisten und Rampenfans lassen sich von geschlossenen Hütten, Bars und Liften nicht abschrecken und stürmen einfach die bestens beschneiten Hänge zu Fuß. Im Schweiße des eigenen Angesichts erlangte Abfahrten scheinen genau soviel Spaß zu machen, wie die vom Skilift aus Gestarteten. Abseits der präparierten Pisten drängt man sich wie sonst nur vor der Apotheke vor den besten Rodel- und Idiotenhügeln und frönt anschließend dem Geschwindigkeitsrausch mit eiskalt-gedämpfter Landung. Die Schlangen daneben am Straßenrand abgestellter Autos werden länger. Der Anblick regt zur Nachahmung an, und die Schlupflöcher hin zur „Bewegung an der frischen Luft trotz Ausgangssperre“ werden offenbar immer großzügiger genutzt.

Die Website „nordbayern.de“, der Onlinedienst der Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung zeigt zwar verführerisch das Bild einer Winterwanderung auf einer fränkischen Obstwiese – „aber wo genau, das verrate man nicht.“ Schließlich solle man Menschenansammlungen vermeiden.

Das scheint nicht mehr zu verfangen. Sonnenschein über weiten Teilen des Bayernlandes, der in höheren Lagen auf der weißen Pracht glitzert, lockt eine ganz neue Art des Skitouristen an.

Rosenheim 24 sieht die Pandemieregeln als „Turbobeschleuniger“ für eine Rückkehr zu den Skigepflogenheiten der 60er Jahre, „wie es in den Alpen vor der Ära des Massentourismus vielerorts bis in die 1960er Jahre üblich war – ohne Lift und ohne Gondeln. Um mit Ski bergauf gehen zu können, müssen Felle auf die Lauffläche geklebt werden, die das Zurückrutschen verhindern. Vor der Abfahrt werden die Felle im Rucksack verstaut.“

„Die Tendenz sei schon in den Vorjahren dahin gegangen … das sei im Skigebiet von Garmisch-Partenkirchen bereits zu beobachten … wo sich am vergangenen Wochenende Tausende auf den Pisten getummelt hätten…“

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Kommentare ( 27 )

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moorwald
3 Jahre her

Ja, passiver Widerstand ist wohl das einzige, was dem Untertan bleibt. Soviel Polizei kann es gar nicht geben, um alle und alles zu kontrollieren.
Man muß die Tyrannen austricksen. Partisan sein.

RA.Dobke
3 Jahre her

Stimmt einfach !!!

cmh ungefragt
3 Jahre her

Und was haben wir gelacht, als in Kalifornien ein Standuppaddler während des Lockdowns von den Sheriffs abgeholt wurde!

Hegauhenne
3 Jahre her

Ich finde das Klasse, das Volk lässt sich nicht länger einsperren. Es vergnügt sich. UNERHÖRT!!! Im Sauerland, im Harz, im Schwarzwald, überall sind die Leute auf den Pisten, ob mit oder ohne Schnee. Hier am See rollen die Omas ihren AOK-Shopper durch den Stadtpark oder gehen eingehängt zwischen zwei Enkeln ohne Merkellappen! und freuen sich des Lebens. Auch, wenn Merkel sich das ausdrücklich nicht wünscht, während ihre „Follower“, unsere „Noch-Regierenden“ ihre feuchten Träume vom ever-closer-Lockdown offenbaren. Geht’s eigentlich noch? Der Impfzirkus wird nicht funktionieren. Erstmal haben wir ja viel, viel zu wenig für alle. Dann ist das Handling scheinbar kompliziert,… Mehr

moorwald
3 Jahre her
Antworten an  Hegauhenne

Genau! Es ist dieses „Trotzdem!“ und „Nun erst recht!“ – was hoffen läßt.
Nicht die große politische Aktion (die wird folgen), der kleine Alltag, die kleinen Freuden.
Und vor allem: die menschliche Nähe.
Besonders die rüstigen Alten sind gefragt – sie wissen, was wirklich zählt im Leben. Haben nichts mehr zu verlieren, aber jeden kostbaren Tag zu gewinnen.
Das Prinzip „Erfahrung“ gibt Stärke und Gelassenheit.

Maja Schneider
3 Jahre her
Antworten an  Hegauhenne

Einverstanden! Vielleicht ist ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass die Menschen es nun langsam leid sind, diesen ganzen Wahnsinn immer noch und auch in verschärfter Form aushalten zu müssen, und sie stellen endlich fest, dass man ihnen, und zwar sowohl den Jungen als auch den Alten, Lebenszeit und Lebensfreude nimmt, beides ist bei den Alten allerdings begrenzt ist, und das ist für sie eine nicht gerade erfreuliche Tatsache.

moorwald
3 Jahre her
Antworten an  Maja Schneider

Was man die „Natur“ des Menschen nennt, setzt sich auf die Dauer immer durch. Allerdings oft unterOpfern.

moorwald
3 Jahre her

Neuerdings kommt es ja in Mode, daß Politiker sich „entschuldigen“ oder um Verzeihung bitten Laschet, Spahn…
Da bleibt ein tiefes Unbehagen. Man erwartet von führenden Politikern vor allem, daß sie nach bestem Wissen und Gewissen ihre Pflicht tun, Fehler eingestehen und – daraus lernen.
Um Entschuldigung bitten kann man nur in persönlichen Beziehungen. Mit Poltikern bestehen diese eben gerade nicht.
Als Amtsinhaber haben sie lediglich Verantwortung zu übernehmen, evtl. zurückzutreten. Die Trennung von Amt und Person ist eine der großen Errungenschaften des modernen Staates.
Auf die „Tyrannei der Intimität“ (R.Sennett) kann ich verzichten.

cmh ungefragt
3 Jahre her
Antworten an  moorwald

Das was aus Japan kommt und mit „Entschuldigung“ tituliert wird ist eigentlich ein nichtfinales Seppuku.
Und nicht einmal das bringen die zusammen!

RA.Dobke
3 Jahre her
Antworten an  moorwald

Und die Ehre eines Politikers wurde gewahrt, wenn er einen Fehler eingestand, die Konsequenzen zog unhd sein Amt zur Verfügung stellte! So wurde und so wird ein Schuh draus, nicht anders!

Sonny
3 Jahre her

Es gab früher mal so ´nen Slogan:
„Stell´ dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.“
Bravo Leute, weiter so!
Diesen Krieg, der von unserer Politik ausgeht, den machen wir einfach nicht mehr mit!

Altchemnitzer
3 Jahre her
Antworten an  Sonny

Der Spruch ist aber noch nicht zu Ende. Leider!

November Man
3 Jahre her

Es braucht nur jemand behaupten, er hätte irgendeinen einen Querdenker, Andersdenkenden oder einen AfDler beim Skifahren in Fellhorn/Kanzelwand, Spitzingsee- Tegernsee, am Feldberg oder sonst wo gesehen.
Und schon würde sich die deutsche L-Presse mit all ihrem linken Hass ins Zeug legen, dann wäre aber was los in Deutschland.
Ganz nach dem Motto der linksgrünen Baumbewohner – Auf sie mit Gebrüll.

cmh ungefragt
3 Jahre her
Antworten an  November Man

Ich habe die Saskia gesehen und die Annalena …

RA.Dobke
3 Jahre her
Antworten an  November Man

Na ja, in Wintersport- bzw. SkiKLAMOTTEN läßt sich eine politische Haltung des Trägers kaum erkennen. Dann kann man den Wintersportfreunden aber auch nicht vorwerfen, dass sie sich mit der rechten Szene gemein machen. Schon gefährlich diese Linksgrünen.Und dann wohnen die noch in Baumhäusern ohne Baugenehmigng und gefährden sich und andere und die Natur! Warum? Na – wegen fehlenden Brandschutzes!

Frank_ie
3 Jahre her

Seitdem der österreichische Kanzler Sebastian Kurz Frau Merkel und ihren Helfershelfer Söder in der Migrantenfrage die kalte Schulter gezeigt hat wird man das Gefühl nicht los, die deutsche Außenpolitik orientiere sich da und dort an den späten 1930er-Jahren…

Max Anders
3 Jahre her

In Sachsen ist die Presse noch mehr auf Haltung bedacht und prangert die Schneehungrigen im Erzgebirge an, welche unerhörterweise die Skihänge mit ihren Schlitten bevölkerten. Immerhin, an den Weihnachtsfeiertagen volle Parkplätze und vergnügte Rodler und Sonderschichten für die Polizei. Lockdown ist ein bissel wie Räuber und Gendarm Spielen.
Verbot von Wintersport, Bewegung an frischer Luft und wenn, dann mit Maullappen… hat denen mal jemand gesagt, daß die so mörderisch einen an der Klatsche haben?

Sani58
3 Jahre her
Antworten an  Max Anders

Da wird fleißig kassiert. Fein, die es bisher noch nicht waren,da in Sachsen, werden Wähler….der Alternative. Ein Jedes hat 2 Seiten.

Gerro Medicus
3 Jahre her
Antworten an  Sani58

Wenn es nur so einfach wäre! Auch in Sachsen gibt es jede Menge Unbelehrbare, die Kretschmer und seine Corona-Maßnahmen nicht nur gut finden, sondern sogar noch härteres Vorgehen wollen. Das kenne ich aus dem eigenen weiteren Bekanntenkreis. Die würden sich lieber komplett einsperren lassen als auch nur daran zu denken, die Alternative zu wählen. Bei denen hat sich der 40jährige DDR-Obrigkeitsstaat tief ins Denken und Fühlen eingegraben und da ist wohl auch nichts mehr zu retten. Früher sagte man, der Kluge würde aus der Erfahrung anderer lernen, der Dumme müsste all seine Erfahrungen selber machen. Was dabei vergessen wurde ist,… Mehr

Max Anders
3 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Und das ist genau der Irrglaube. Die Generation, welche aktiv die DDR miterlebt hat, meutert und opponiert überproportional, eben WEIL die aktuellen Mechanismen ihr DejaVu sind. Problematisch sind unter den Alten eher die ewigen Mitläufer und leider Gottes ein Großteil der Stadtjugend. In den ländlichen Regionen zieht ohehin jeder seinen Stiefel durch. Gerade zur Weihnachtszeit hat der zahlreich vertretene „Westbesuch“ wieder bestätigt, daß es bei den Sachsen noch am Normalsten zugeht. Und daß dies der Auslöser für das Hotspot-Flächenland Sachsen ist, wird lediglich durch selektive und Negativstatistik untersetzt, damit man „die Schuldigen“ besser markieren kann. In der Jahresendabrechnung wird das… Mehr

Sani58
3 Jahre her
Antworten an  Max Anders

Kann Ich genau so bestätigen.

Lara
3 Jahre her

Von den Menschen zu erwarten das sie sich in ihrem Urlaub selbst zu Hause einzusperren ist ja auch absurd und zudem in keinster Weise nötig, selbst dann nicht, wenn man Corona für eine extrem gefährliche Krankheit hält. Ich bin auch regelmäßig mit meinen Langlaufski unterwegs. Durch Ski und Stöcke hat man automatisch einen Abstand selbst wenn man mal jemand begegnet. Außerdem geht in der Höhe meist ein Wind und wenn man flott fährt produziert man Fahrtwind. Die Chance auf Ansteckung geht doch absolut gegen 0. Bei den Familien mit Kindern die Schlitten fahren sitzt auch keiner auf dem Schlitten, der… Mehr