Beispiel Stuttgart – Das grüne Elysium stirbt auf allen Ebenen

Jahrelang gelang es der Politik, die Schäden der grünen Transformation zu verdecken. Nun zeigen sich tiefe Risse in den Kommunalfinanzen im Zuge der schweren Wirtschaftskrise im Land. Städte wie Stuttgart sind Schaufenster für die Zukunft der Republik.

picture alliance / imageBROKER | Arnulf Hettrich
Bauzaun in der Fußgängerzone Königstraße in Stuttgart, 05.08.2025

Der Stuttgarter Stadtkämmerer war lange mehr als nur ein Verwalter solider Zahlen. Er galt als der ungekrönte König der Haushaltspolitik im Ländle – und verfügte über einen Posten, um den ihn viele Kollegen beneideten. Das robuste Fundament der Automobilindustrie und der breit aufgefächerten Zulieferwirtschaft spülte der Stadt über Jahre hinweg üppige Steuereinnahmen in die Kassen, allen voran aus der Gewerbesteuer.

Noch 2023 verbuchte Stuttgart ein Rekordaufkommen von 1,6 Milliarden Euro, das ihm aus der Gewerbesteuer zuströmte. Ein Wert, der der Stadt außergewöhnliche finanzielle Spielräume eröffnete. Sozialprojekte, Infrastrukturmaßnahmen, kommunalpolitische Ambitionen – die Kommunalpolitik konnte aus dem Vollen schöpfen.

Risse im Fundament der Musterkommune

Dann folgte das Jahr 2024. Erste Risse im Fundament der deutschen Ökonomie, die sich über Jahre hinweg angebahnt hatten, wurden nun auch in der Musterkommune Stuttgart sichtbar. Am Ende des Fiskaljahres stand ein Defizit von 6,8 Millionen Euro. Ein erster Warnschuss, dass etwas aus dem Ruder laufen könnte.

Im grün regierten Baden-Württemberg erklärte man den Fehlbetrag jedoch mit Sondereffekten, mit allgemeinen Problemen der deutschen Wirtschaft, die man – so der feste Glaube – im Modus der grünen Transformation Baden-Württembergs schon in den Griff bekommen werde.

Doch dann folgte das Jahr 2025 – und der Schock. Die Gewerbesteuereinnahmen brachen regelrecht ein und dürften im laufenden Jahr nur noch rund 850 Millionen Euro in die Stadtkasse spülen. Unterm Strich, so zeigt es der Nachtragshaushalt, erwartet Stuttgart nun ein Defizit von 890 Millionen Euro. Ein wahrer Fiskalhammer, der einschlug. Ausdruck des massiven Einbruchs der deutschen Kernindustrien rund um Automobilbau, Maschinenbau und Chemie.

Die Stunde der Wahrheit

Landauf, landab zeigt sich dasselbe Bild. Für 2025 prognostiziert der Landkreistag ein kumuliertes kommunales Defizit von rund 35 Milliarden Euro – ein historischer Wert, wie es ihn seit Kriegsende nicht gegeben hat. Und das ausgerechnet beim ehemaligen haushaltspolitischen Musterschüler Deutschland.

Die Stunde der Wahrheit ist da. Die Ideologen haben ausgespielt. Was nun folgt, sind Rückzugsgefechte, hektische Reparaturversuche und der Reflex, die Weichenstellungen der vergangenen Jahre mit immer größeren Schuldenprogrammen künstlich zu stabilisieren. Das Kartenhaus wird höher getürmt, bevor es endgültig zusammenbricht.

Mit den jüngsten Erfahrungen der Berliner Schuldenpolitik lässt sich relativ präzise vorhersagen, wie die nächsten Schritte aussehen werden. Teile des sogenannten Sondervermögens – also neu aufgenommene Schulden des Bundes außerhalb des regulären Haushalts – dürften nun zu kommunalen Paketen geschnürt und zum Stopfen der immer größer werdenden Haushaltslöcher weitergereicht werden.

Verschärft sich die Lage der Kommunalfinanzen weiter, liegt die nächste Eskalationsstufe bereits bereit: eine Konsolidierung der Schulden über die Länder hinweg, flankiert von der Emission sogenannter Sonderanleihen. Zunächst über die Bundesländer, garantiert vom Bund, womöglich unter Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau, etikettiert als Investitionen in die Infrastruktur. Der Fantasie der Politik sind dabei kaum Grenzen gesetzt – zumindest so lange, bis der Anleihemarkt den Daumen senkt und dem Spuk ein abruptes Ende bereitet.

Die Bundesrepublik hat sich infolge anhaltender, fataler politischer Fehlsteuerungen zu einem fiskalischen Parasiten entwickelt. Der Versuch, Kaufkraft von morgen über den Kreditprozess in die Gegenwart zu ziehen, ist ein grundlegend defektes Konzept. Es produziert wachsende Schuldenberge, erzwingt steigende Abgaben und entzieht den Bürgern zeitverzögert, über höhere Inflationsraten, die Kaufkraft.

Erwartbare Reaktion

Die Antwort vieler Kommunen fällt erwartbar aus. Auf breiter Front werden die Gewerbesteuerhebesätze drastisch angehoben. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz etwa erhöhte den Satz von 310 auf 440 Prozent – ein spürbarer Einschnitt für die Unternehmen am Standort. Auch Kommunen wie Wörth mit plus 65 Punkten oder Bad Dürkheim mit einem Aufschlag von 45 Punkten illustrieren die Strategie der Stadtkämmerer: höhere Abgaben bei zugleich nachlassender Wirtschaftsleistung. Eine Todesspirale für die lokale Ökonomie – und mittelfristig auch für das Steueraufkommen selbst.

Parallel dazu werden massive Sparprogramme aufgelegt. Deutschland steht vor einer Neudefinition der öffentlichen Daseinsvorsorge. Kommunal betriebene, defizitäre Schwimmbäder, Sportanlagen, Freizeiteinrichtungen – all das steht nun zur Disposition. Man kann es auch so formulieren: Mit jahrelanger Verspätung präsentiert der manische Kult der grünen Transformation nun seine Rechnung. Und sie fällt für viele Menschen unerwartet hoch aus, weil man den Verheißungen grüner Zentralplaner glaubte, wonach sich das komplexe, fein austarierte Gefüge der heimischen Industrie durch einen zentral geplanten grünen Popanz ersetzen ließe. Ein historischer Irrtum und Rückfall in die fatale Welt sozialistischer Machbarkeitsphantasie.

Grüne Traumwelt wird herbeigelogen

Ein kurzer Blick in die Jubelpresse der öffentlich-rechtlichen Anstalten genügt, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie Politik und staatsaffine Medien versuchen, die Öffentlichkeit über den wahren Zustand der deutschen Wirtschaft hinwegzutäuschen. Es werden einzelne, in aller Regel hoch subventionierte grüne Projekte gefeiert. Während die Wellenschläge des Niedergangs in der echten Welt in diesem Jahr zu etwa 24.000 Firmeninsolvenzen und Hunderttausenden Jobverlusten führen.

Bei der Präsentation der Tagesthemen wird dieser dramatische Verfall systematisch mit anderen Themen überdeckt. Der Medienaufwand, den der grüne Machtkomplex betreibt, um die Illusion des klimasozialistischen Elysiums aufrechtzuerhalten, treibt groteske Blüten.

Ironischerweise erleben wir auf der geopolitischen Ebene mit dem Versuch, die Vermögenswerte der russischen Zentralbank bei Euroclear in ein System von Kreditkollateralen umzuwandeln, exakt denselben Prozess. Im Grunde sind alle pleite und die EU taumelt im Panikmodus einer geopolitischen Katastrophe entgegen.

Jedes neue Defizit – gleich auf welcher Ebene es sich zeigt, ob beim Bund, in den Sozialkassen oder in den Kommunen – vermisst präzise den Wohlstandsverlust eines Landes, das sich nun reflexartig in die Schuldenkrise flüchtet. In Berlin glaubt man allen Ernstes, den Rückgang der Wirtschaftsleistung mit dem Gelddrucker kompensieren zu können. Doch wie heißt es so treffend: Wäre es möglich, Wohlstand per Kredit herbeizudrucken, ließe sich auch ein hoher Bildungsgrad durch die leistungslose Vergabe von Diploma erzwingen.

Deutschland versucht nun, beides simultan zu erzwingen. Am Ende wird das Land sein grünes Wunder erleben.

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Kommentare ( 54 )

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Nibelung
1 Tag her

Stuttgart repräsentiert schon lange nicht mehr schwäbische Traditionen, denn es ist ein Konglomerat der dritten Welt geworden und wenn sie untergehen ist es ihr Problem, denn Dummheit ist unbelehrbar und das im Land der Tüftler, wo man sich nur noch mit Grauen abwenden kann, weil sie unfähig sind, ihren eigenen Status zu verteidigen, der ihnen zusteht, weil es ihre Heimat ist und nicht der Zugereisten, die sich schon in den sechziger Jahren regelmäßig in Scharen im Hauptbahnhof versammelt haben und man den Eindruck hatte, sich auf dem Balkan zu befinden. Schon allein die Tatsache, daß man den eigenen Anspruch aufgibt… Mehr

MeHere
2 Tage her

Die Destabilisierung des Westens auf Anordnung dunkler Menschen im Hintergrund geht lustig weiter …
Beeindruckend wie dumm die Menschheit ist … voll Panne

Evero
2 Tage her

Moderne Staatswirtschaft: Statt Rücklagen für Erneuerung der Infrastruktur aus guten Zeiten zu bilden, macht die Politik verantwortungslos Schulden auf Kosten der kommenden Generationen, die wegen des demographischen Wandels ohnehin schon schwer zi kämpfen haben. Man hätte in lange guten Zeiten schon die Infrastruktur zukunftsfest machen können. Das wzrde bewußt verschleppt, um bei Wahlen falsche Versprechungen machen zu können für Wahlgeschenke an bestimmtes Klientel. Stattdessen haben die regierenden deutschen Volksparteien Christdemokraten und Sozialdemokraten die Steuern jahrzehntelang in aller Welt verteilt und sich als Zahlmeister Europas einen Namen gemacht. Jetzt ist guter Rat teuer, aber selbst der wird in den Wind geschrieben.… Mehr

Jens Frisch
2 Tage her

„Und das ausgerechnet beim ehemaligen haushaltspolitischen Musterschüler Deutschland.“
Das passiert, wenn die „schwäbische Hausfrau“ meint, das Weltklima retten zu können – und nebenbei noch auf relativ preiswerte Kernkraft verzichten zu können.
Ich fürchte, die „schwäbische Hausfrau“ gehört in die Klapse eingeliefert!

Christa Born
2 Tage her

Geduld Leute! Wenn Stuttgart 21 fertig ist, wird alles gut.Dann ist man 10 Minuten schneller in Tübingen. Es müssen aber auch noch mehr Windmühlen und Batteriespeicher auf der Schwäbischen Alb gebaut werden, dann wird es dort noch schöner. Ach ja, Mercedes muss weg und das bestehende Gasleitungsnetz muss unbedingt noch zerstört werden. Das macht dann die CDU mit der SPD.

Evero
2 Tage her
Antworten an  Christa Born

Noch schöner wird es, wenn die ICE-Bahntrasse zwischen Stuttgart und München wegen fehlendem zahlendem Publikum zugewachsen ist. KI ante portas. Das Geld kommt vermutlich künftig auch von KI-Generatoren.

VollbeschaeftigtmitNichtstun
2 Tage her
Antworten an  Christa Born

Mir als Boomer gefällt es, wie sie sich hier und in Europa selbst hinrichten. Sie wollen es in der Mehrheit so, und wir alle werden nichts dagegen ausrichten. Und es wird so kommen, wie es muss. Die einzige Frage, die sich stellt: Wie lange geht das gut? Wann implodiert der Laden? Was bringt ihn hoffentlich zum Einsturz? Eine kluge Entscheidung ist es, etwas Gutes zum Trinken bereitzustellen. Und Stuttgart. Respekt! Das nenne ich gute Regierungsarbeit mit der Betonung auf Gier. Ghettofaust!

joe limburger
2 Tage her

Ja das Ländle, dessen politische, auch ökosozialistisch-kommunistische Führung völlig egal und so unnütz resp. unwichtig war wie ein Furunkel am Arsch, solange Markterfolge technologischer Spitzenprodukte des Maschinenbaus und der Automobilindustrie trotz aller vor Unfähigkeit strotzender politischer Phantasten den Widrigkeiten der ökokommunistischen Spinnereien trotzten.
Da steter Tropfen den härtesten Fels höhlt, glotzen nun die ganzen Hanswursten, Bürobarristas und Drehstuhlpiloten des Verwaltungsmolochs ungläubig auf das vom reissenden Fluß bestenfalls zum Steuerrinnsal verkommene Ergebnis ihrer trotz Unterkomplexität lausig verrichteter Aufgabengebiete.
The Länd am End.

Evero
2 Tage her
Antworten an  joe limburger

Die Schwarzgrünen erleben jetzt ihr Waterloo für ihre sämtlich undurchdachten blauäugigen Ökoprojekte.
Das Ländle ist bald völlig am Arsch.

MeHere
2 Tage her
Antworten an  joe limburger

Das ist alles Absicht dieser Menschen … es geht um Transformation (Vernichtung) und eine neue sozialistische Gesellschaft (nix Umweltschutz)

joly
2 Tage her
Antworten an  joe limburger

Seit Jahren weise ich immer auf die Vita des Landespräsidenten hin. Chef einer der übelsten maoistischen K-Parteien, dem es gelungen ist verbeamtet zu werden und zu bleiben; der Pol Pot den Menschenschlächter gerne ein Glückwunschteleramm schickte usw. Wie kann man solch einen Menschen wählen? Sein aufgestellter Nachfolger war in den 90er Jahren so korrupt, dass nicht mehr tragbar war und nach EU zum Vergessen abgeschoben wurde. Ein günstiger Kredit von 80.000 Mark durch einen Lobbyisten ermöglicht zum Zocken an der Börse. Nie etwas Positives erfolgreich geschaffen außer seinem Schwäbischen Dialekt und seiner Kindergartenausbildung an einer UNI. Das Ergebnis von Grün… Mehr

wegmitdenaltparteien
3 Tage her

Die Kuh die ich melken will darf ich nicht schlachten, ein Sprüchle vom Kölner, das auch im Ländle bekannt ist. Es wird aber nur geliefert wie bestellt und ein Storno steht auch nicht in Aussicht, vielmehr wird im Ländle aus grün/schwarz, schwarz/grün werden. Wetten?

Urbanus
3 Tage her

Der freie Fall Deutschlands begann eigentlich ( fast unbemerkt) im Jahr 1989 (Fall der Mauer). Deutschland wurde nicht mehr „gebraucht“. Das Land ist uninteressant geworden. Die US Karavane ist nach Osteuropa gezogen, mit fatalen Folgen für die Ukraine.

Last edited 3 Tage her by Urbanus
andrea
2 Tage her
Antworten an  Urbanus

Jedenfalls ein bislang wenig beachteter Aspekt. Aber natürlich nicht der einzige Grund. Am schlimmsten ist die Hybris, alles besser zu können und besser zu wissen bei ständig nachlassender Kompetenz und Bildung in der Gesellschaft.

joly
2 Tage her
Antworten an  Urbanus

Wir haben uns das selbst eingebrockt. Auch ohne Karawane.

Amadeus
3 Tage her

Exakte Beschreibung, meine grüne Heimat,- und Beamtenstadt Münster wird folgen, und, mein Mitleid hält sich in Grenzen.

hodams
3 Tage her
Antworten an  Amadeus

Man darf gespannt sein was der neue Bürgermeister in Münster anrichtet .

Christa Born
2 Tage her
Antworten an  hodams

Hoffentlich doch CO2 Freiheit bis 2035! Besser noch früher! Kann es kaum erwarten.

VollbeschaeftigtmitNichtstun
2 Tage her
Antworten an  Amadeus

Die größte Gefahr geht von allen von Steuern Lebenden aus. Dieser Apparat ist der größte Beschäftigungstopf im ganzen Land. Dieses Leute werden den Teufel tun und ihre eigene Arbeitslosigkeit einleuten. Ganz bestimmt nicht. Und deswegen wird das so weitergehen. Münster wie so viele andere Städte wird eine glorreiche Zukunft haben. Ich freu mich für Münster.

Johny
3 Tage her

Sehr gute Analyse von Gegenwart und Zukunft. Ebenfalls schlimm ist die Tatsache, wenn die Industrie weg und der Mittelstand kaputt ist, dann war es das für lange Zeit, die kommen nicht wieder und mit der Leistungsfähigkeit des Nachwuchses im gegenwärtigen Bildungssystems sieht’s ja auch nicht rosig für zukünftige Nobelpreisträger aus. Ein Wiederaufbau bzw Return ist in absehbarer Zeit ausgeschlossen, zumal die verbleibenden Leistungsträger die Fliege machen werden. Der zukünftige Wohlstand wird wohl sehr bescheiden sein, die grünen Khmer und ihre Wähler haben ganze Arbeit geleistet.

Last edited 3 Tage her by Johny