Friedrich Merz macht auf gute Laune – während der Mittelstand stirbt

Der Kanzler wünscht sich nichts sehnlicher als gute Laune über Deutschland. Doch sein Investitionsgipfel ist eine Show, die keiner Nachfrage standhält - und gleichzeitig sterben die mittelständischen Unternehmen. Weil sie keiner übernehmen will.

picture alliance/dpa | Katharina Kausche

Die Stimmung hat sich gedreht. Zum Guten. Diese Botschaft möchte Kanzler Friedrich Merz (CDU) so gerne verbreiten. Doch immer kämpft er gegen die Realität an. Am Freitag, wenn er im Bundestag verkündet, die wirtschaftlichen Daten wendeten sich in seinem Sinne – und gleichzeitig gibt die Stahlbranche zu, dass ihre Produktion massiv eingebrochen ist. Am Montag lädt er zum Investitionsgipfel ein, um die Botschaft zu verkünden, die Investoren stünden in Deutschland förmlich Schlange. Gleichzeitig veröffentlicht die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) das Ergebnis einer Studie: “Noch nie wollten in Deutschland so viele Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber ihr Lebenswerk in andere Hände übergeben oder – falls das nicht gelingt – den Betrieb im Zweifel schließen.”

Die Lücke an fehlenden Nachfolgern ist laut DIHK fast doppelt so groß wie noch 2019, vor der Corona-Pandemie. Mehr als die Hälfte aller nötigen Übergaben könnten scheitern, warnt die Kammer. 9600 fortzuführenden Unternehmen stünden nur 4000 Interessenten gegenüber. Mehr als ein Viertel der betroffenen Unternehmer denke über eine komplette Schließung nach. Rechnet man das hoch, dann stünden in den nächsten zehn Jahren 250.000 Unternehmen auf der Kippe. Besonders betroffen seien die Gastronomie und die Verkehrsbranche. Hier sei das Verhältnis zwischen nötigen Übergaben und Bewerbern vier zu eins. Aber selbst in der IT-Branche sei das Verhältnis noch zwei zu eins.

Betroffen ist also der Mittelstand. Dessen Betriebe übernehmen laut Statistischem Bundesamt 44 Prozent der Bruttoinvestitionen im Land. Doch zum Investitionsgipfel eingeladen hat Merz sie nicht. Der Blackrock-Mann umgibt sich lieber mit den großen Konzernen. Sie sind es auch, die von der 850 Milliarden Euro teuren Schuldenorgie der schwarz-roten Regierung profitieren. Etwa, indem Schwarz-Rot ihnen die Stromsteuer senkt. Die ist nämlich unerträglich hoch. Doch mittelständische Unternehmer und Arbeitnehmer müssen sie weiter in voller Höhe zahlen. Im Gegenzug tun die Vertreter der großen Unternehmen dem Kanzler den Gefallen und gehen mit ihm zum Gute-Laune-Gipfel, um die Einheit von Regierung und Produktion zu dokumentieren.

631 Milliarden Euro werden die Unternehmen investieren. Das wird die größte Investitionswelle aller Zeiten. So die Botschaft des gemeinsamen Gipfels von Regierung und Produktion. Doch das meiste hinter dieser Botschaft ist Luft. Die Investitionen werden auf drei Jahre verteilt. Also 210,3 Milliarden Euro im Jahr. Zur Einordnung: 900 Milliarden Euro investieren deutsche Betriebe ohnehin laut Statistischem Bundesamt jedes Jahr, etwa 400 Milliarden Euro davon der Mittelstand. Also routinemäßig mehr als in der gigantischsten Investitionswelle aller Zeiten – und dennoch ignoriert der Kanzler den Mittelstand. Der Blackrock-Mann Merz zeigt gegenüber dem Herzen der deutschen Wirtschaft die Ignoranz und die Inkompetenz eines Sozialdemokraten.

Selbst die 220,3 Milliarden Euro sind noch aufgeblasen. Nach bisherigen Recherchen sind nur ein Viertel davon tatsächlich neue Investitionen. Der Rest war eh geplant. Bleiben also etwa 55 Milliarden Euro an neuen Investitionen – bei einer jährlichen Investitionssumme von ohnehin 900 Milliarden Euro. Nachfragen waren auf dem “Gipfel” nicht erlaubt. Deutschland steht vor der megagigogagantischsten Investitionswelle aller Zeiten – aber nur, solange keiner nachfragt.

Zu den 61 Unternehmen, die in Deutschland investieren wollen, gehört Rheinmetall. Kein anderes Unternehmen profitiert derart von der 850 Milliarden Euro teuren Schuldenorgie der schwarz-roten Koalition. Laut Merz gibt Deutschland fürs Militär künftig aus “whatever it takes”. Das Unternehmen, das „whatever it takes” an Geld von der Regierung nimmt, stellt sich mit der Regierung auf eine Bühne, um zu verkünden, wie viele Unternehmen dank der Regierung investieren wollen. Das mit dem Begriff Schmierentheater abtun zu wollen, täte vielen Laiendarsteller unrecht.

Doch es geht um mehr als mies inszenierte Staats-PR. Die Regierung Merz ignoriert den Mittelstand und “transformiert” die Wirtschaft – ausschließlich mit Blick auf die Großkonzerne. Eine Billion Euro Staatseinnahmen und 850 Milliarden Euro neuer Schulden sind die Basis für diese Transformation. Am Ende steht die gleiche dysfunktionale Industrie- statt Wirtschaftspolitik, die der DDR das Vertrauen ihrer Bürger gekostet hat.

Der Mittelstand verkümmert derweil. Dass sich kaum noch Nachfolger für Unternehmer finden, hat zum einen mit dem demografischen Faktor zu tun. Also mit dem allgemeinen älter werden der Bevölkerung. Aber auch mit der Last an Kosten und Bürokratie, mit der Deutschland seinen Unternehmern die Rentabilität nimmt – aber auch den Spaß am Unternehmertum. Für viele ist es bequemer und ertragreicher und bequemer, sich einen Job in einer anderen Firma zu suchen, wie der DIHK-Report ergibt.

“Dabei geht es auch um Tausende gesunde, erfolgreiche Unternehmen”, sagt Peter Adrian, Präsident der DIHK. Deutschland drohe damit, die wirtschaftliche Basis wegzubrechen. Mit diesem Mittelstands-Sterben “transformiert” sich die Wirtschaft der BRD in die Wirtschaft der DDR. Mit den entsprechenden gesellschaftlichen Folgen: “Wenn für die Unternehmen keine Nachfolger gefunden werden, gehen die negativen Folgen häufig deutlich über den Betrieb hinaus”, berichtet die DIHK. Verschwinde ein Industriebetrieb mit Spezialangeboten vom Markt, weil kein Nachfolger gefunden wird, könne darunter eine ganze Wertschöpfungskette leiden. Durch ein Sterben von Betrieben in Handel und Gastgewerbe drohen in den Städten zudem Leerstände und verwaiste Lagen in Innenstädten. Wenn ein florierender Gasthof auf dem Land wegfalle, gehe auch ein gutes Stück soziales Leben verloren. “Durch das Wegbrechen solcher Strukturen kann am Ende die Standortqualität einer ganzen Region leiden.” Dann dreht sich die Stimmung im Land tatsächlich – aber nicht zum Guten.

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Kommentare ( 37 )

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Michaelis
4 Monate her

Und was thematisiert der tumbe Mainstream angesichts dieses Photos? Dass fast nur Männer zu sehen seien – wie furchtbar!!! Dass hier – von den Bürgern schwer erarbeitete – Steuermilliarden verschenkt werden, ist diesen Vollidioten offenbar völlig wumpe, UNFASSBAR!!!

Mausi
4 Monate her

Für viele ist es bequemer und ertragreicher und bequemer, sich einen Job in einer anderen Firma zu suchen: Firma suchen aber erst, wenn sie keinen Beamtensessel bekommen haben. Ja, der Mittelstand geht unter. Höre ich auch im Umfeld. Und der Verkauf des Geschäfts war dabei oftmals Teil der Altersversorgung. Jetzt findet sich niemand. Wer will auch ein Geschäft führen, bei dem dem Befolgen von Regeln einen großen Teil der Kosten und der Arbeitszeit ausmacht: z. B. Prüfung von elektrischen Geräten alle 1 bis 2 Jahre, je nach Natur des Geschäfts. Wer will das Risiko tragen, dass die nächste Pandemie den… Mehr

WGreuer
4 Monate her

„Die Regierung Merz ignoriert den Mittelstand und “transformiert” die Wirtschaft – ausschließlich mit Blick auf die Großkonzerne.“  Finanzinvestoren wie Blackrock; Vanguard und Co. investieren nicht in Mittelständler sondern in die Großkonzerne. Die Mittelständler sind für die lästige Konkurrenten, die können und sollen weg. Für die Kontrollfreaks und Bürokraten in der EU und in der Bundesregierung sind die Mittelständler lästig, denn die jammern ob der Bürokratie und der vielen Regelungen, die können und müssen also auch weg. Die braucht eh‘ keiner, so deren Lesart, das Geld kommt von den Großen. Für die linken Kommunisten hingegen sind die kleinen Betriebe ein Quell… Mehr

Teiresias
4 Monate her
Antworten an  WGreuer

Genau.
Merz hat gute Laune, WEIL der Mittelstand stirbt.
Ist Blackrock zufrieden, freut sich der Merz.

Eddy08
4 Monate her

Am Ende sind es die gleichen Gesellen die Habeck und co hofiert haben. Was nun der Waffenlieferant damit zutun hat, ohne Habecks, Baerbocks, A-Strack-Z, Panzertoni’s Bemühungen den Ukrainekonflikt am Leben zu erhalten würde es dem Konzern nicht so gut gehen, könnte er kein Werk in Görlitz für ökologisch, feministisch-diverse Panzer und deren Produktion eröffnen, und Merzel fährt ja weiter diesen Kurs der Eskalation vorgegeben von der heiligsten aller heiligen Friedensmissionarinnen Ursula v.d.L

Hieronymus Bosch
4 Monate her

Merz ist der Sargnagel für die Politik und die Wirtschaft in diesem Land! Danach kommt nichts mehr!

Die Wahrheit
4 Monate her

Wer in Deutschland ein Unternehmen gründet oder übernimmt ist bekloppt. Ich habe mein Lebenswerk freiwillig atomisiert und verlasse die größte Irren Anstalt der Welt. Nicht von mir – sondern von Henryk M. Broder.

Waehler 21
4 Monate her

Ist wohl mehr ein Subventionsgipfel. Da fließt das Beratergeld nur so.

Guzzi_Cali_2
4 Monate her

„Lügen haben kurze Beine“ sagt der Volksmund, daher ist die Halbwertszeit von derlei frisierten Falschmeldungen seitens des Herrn Merz vermutlich recht kurz, zumal es jeder, der nicht mit einer Unmenge Geld und gleichzeitig unfaßbarer Verblendung und/oder Dummheit gesegnet ist, an allen Ecken und Enden merkt. Die Realität holt irgendwann alle ein. Und dann ist das Geschrei groß – das hat ja keiner auch nur ahnen können. Von den ganzen grinsenden Anzugträgern auf dem obigen Bild hätte ich sehr gerne den Namen und die Firma, sodaß ich weiß, bei welcher Firma ich garantiert nie wieder was kaufen werde. Ich weiß nicht… Mehr

Biskaborn
4 Monate her

Wenn es darauf ankommt, ist es dem Mittelstand wichtiger gegen die AfD zu kämpfen und die AfD als Schuldige an der eigenen Misere zu benennen. Das machen sie gerne, um an einige Subventionskrume zu gelangen. Nun werden sie wieder jammern und gleichzeitig geloben für Vielfalt einzutreten, das Klima retten zu wollen und gegen die AfD zu kämpfen! Dieser Mittelstand müsste einem Leid tun, tut er mir aber nicht!

Michaelis
4 Monate her

Geld zu verschenken ist keine Leistung, im Gegenteil!! Dass er da die opportunistischen Abgreifer der Industrie-Bonzen auf seiner Seite hat, wen wunderts?! Dieser Pinocchio ist nur noch peinlich mit seiner Politik auf Kosten auch zukünftiger Generationen.