Facebook-Konzern Meta trudelt abwärts in Umsätzen und Gewinn

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat die digitale Zukunft fest im Auge und investiert – doch die Gegenwart scheint ihm wegzubrechen. Die Zahlen der Facebook-Mutter „Meta“ brechen ein – genau wie deren Aktie.

IMAGO / NurPhoto

Es waren fröhliche Tage. Naive Tage. Das erste Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende: Tempo, Reichweite und Angebote des Internets nahmen zu und die Menschen erhofften sich einen Schub für die Demokratie, für ein freieres und offeneres Zusammenleben. Tausende Menschen legten sich einen Facebook-Account zu, um an dieser Welt teilzuhaben. Dann Millionen. Verganges Jahr waren laut Statistischem Bundesamt weltweit zwei Milliarden Nutzer täglich auf und mit Facebook unterwegs. Eine Erfolgsgeschichte.

Eine Erfolgsgeschichte? Der Optimismus ist längst verflogen. Soziale Netzwerke sind nicht nur ein Marktplatz der Ideen, der ideale Ort für eine digitale Demokratie. Sie haben längst auch ihre hässliche Seite gezeigt. Allen voran das Unrechtsregime in China machte in der Pandemie vor, wie soziale Netzwerke zum Sklavenaufseher der Menschheit werden können: Sprang die App der Menschen in Shanghai auf Rot, kamen sie in keinen Bus oder Supermarkt mehr rein – ja nicht einmal mehr in die eigene Wohnung.

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Zu diesem verflogenen Optimismus in Sachen soziale Netzwerke passen die Zahlen, die der Konzern Meta – die Mutter von Facebook und Instagram – nun veröffentlicht hat. Der weltweite Gewinn ging auf 4,4 Milliarden US-Dollar zurück – das schlechteste Ergebnis seit 2019, der vierte Rückgang in Folge. Die Aktionäre reagierten entsprechend: Die Aktie brach zwischenzeitlich um bis 20 Prozent ein. Obwohl der Konzern mit der Veröffentlichung der Zahlen wohlweislich gewartet hatte, bis in den USA die Börsen schlossen.

Bei Meta steigen die Ausgaben: von 4,5 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2021 auf 9,5 Milliarden Dollar im zurückliegenden Quartal. Gleichzeitig sinken die Umsätze: von 29 Milliarden Dollar in den ersten drei Quartalen 2021 auf 27,7 Milliarden Dollar in den zurückliegenden drei Quartalen. Würde diese Tendenz ungebremst anhalten, wäre Meta nächstes Jahr in den roten Zahlen. Überproportional stark hat Meta in Europa verloren: von 7 Milliarden Dollar auf 5,8 Milliarden Dollar im Vergleich der Quartale. Der Umsatzverlust in Europa war fast doppelt so hoch wie in Nordamerika, obwohl dort der Umsatz in totalen Zahlen wiederum mehr als doppelt so hoch ist wie in Europa. Ein Grund für die Schwäche des europäischen Meta-Marktes ist die Stärke des Dollars. Die lässt die Umsätze in Euro schwinden, wenn sie in die amerikanische Gesamtbilanz einfließen.

Ein anderer Grund für die Meta-Probleme ist aber das Nutzerumfeld: namentlich die EU. Deren Kommissions-Chefin Ursula von der Leyen (CDU) hat angekündigt, eigene, europäische Angebote entwickeln zu wollen. Das ist aber für die Facebook-Mutter nicht das Problem. Wenn Brüsseler Bürokraten über moderne Web-Angebote beraten, klingt das nicht nur danach, als ob dabei nichts rauskäme. Was tatsächlich ein Problem für Facebook ist, ist hingegen die Regulierungswut der EU. Die wirkt sich vor allem auf den Werbemarkt aus.

Und dann ist da noch die Konkurrenz für Facebook. Nicht die europäische – die Brüsseler Arbeitskreise tagen noch –, sondern die chinesische: TikTok hat Facebook bei den Unter-30-Jährigen fast eingeholt, haben ARD und ZDF bereits mit ihrer „Onlinestudie 2021“ festgestellt. Zwar ist demnach die andere Meta-Tochter Instagram deutlich stärker als TikTok. Aber dort ist der Werbemarkt nicht so günstig für den Konzern wie auf Facebook.

Facebook wiederum kommt 2022 inhaltlich in einem bedauerlichen Zustand daher: Viele junge Menschen haben das Netzwerk verlassen oder nie betreten, weil sich die ältere Generation dort breitgemacht hat – und sie deren soziale Kontrolle meiden. Dann hat sich Facebook selbst zur Meta-Nanny aufgebaut: immer mehr Themen, zu denen das Netzwerk seine kleinen Nutzer auffordert, sich zuerst schön brav die Internetseiten der Regierungen anzusehen, bevor sie zu dem Thema mitreden. Aus den einstigen digitalen Revolutionären sind auf die Weise Spießer geworden, die an der virtuellen Fensterbank stehen und die Kinderchen auffordern, nicht so laut zu spielen. Allerdings setzt Facebook damit wiederum nur die übergriffigen Gesetze der EU und ihres Mitgliedsstaates Deutschland um.

Auswertung der Nutzerdaten
In der Nutzung der Medien findet eine Wachablösung statt
Obendrauf kommt das Spam-Problem bei Facebook. Viele Accounts sind nicht echt. Nachdem man eine Anfrage angenommen hat, überziehen die Nutzer dahinter einen mit Angeboten für Kredite und Sex-Seiten oder wollen die Daten des echten Nutzers abziehen. Mit ähnlichen Offerten mischen sie sich auch in öffentlich zugängliche Debatten. Auch kann jeder Nutzer gerne einen Selbstest versuchen: einen abwegigen Begriff wie etwa „Gitarrensaite“ in einen Post einbauen und in den nächsten Tagen zählen, wie viele dazu passende Werbeangebote man im Netz erhält.

Der hohe Anstieg in den Meta-Ausgaben kommt durch Zuckerbergs Traum zustande, eine zweite digitale Revolution starten zu wollen. Dieses Mal im Bereich der virtuellen Phantasie. In diese will Meta nach eigenen Angaben weiter verstärkt investieren. So arbeitet der Konzern an der Einführung einer Brille, die einen die von Meta angebotenen Phantasien optisch real erleben lassen. Doch nach den Erfahrungen der Menschen in Shanghai ist die Begeisterung dafür abgeflaut, sich künstliche Welten in den Kopf setzen zu lassen.

Auch und gerade nicht von einem Konzern, der sich allzu willig auf staatliche Vorgaben einlässt und in Sachen Corona zur Wahrheitsfindung auf die Daten des deutschen Gesundheitsministerium verweist. Ein Haus, das schon öfters danebengelegen hat als nahezu jeder Verschwörungstheoretiker. Das den Lockdown im März 2020 noch als „Fake News“ bekämpfen wollte.

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Kommentare ( 11 )

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Prometheus
1 Jahr her

Das Grundproblem ist die Zensur. Die EU ist da ideologisch mit Meta auf einer Wellenlänge. Diese Regulierungsgesetze wurden von all diesen linken Unternehemen schon vorab seit Jahren freiwillig umgesetzt. Die Leute haben halt kein Bock, dass sie mundtot gemacht werden, weshalb viele auf Telegram, Odysee oder andere Netzwerke ausweichen. Vor Jahren gab es noch keine Alternativen. Mittlerweile schon. Auch wenn Odysee noch nicht so intensiv genutzt wird, aber die Plattform ist technisch mit YT ebenbürtig. Ist ja jetzt mal egal, ob man Meta, Google-Dienste oder Twitter nimmt. Überall gibt es dieselbe Zensur. Meistens schon von ganz normalen Meinungen. Anfangs wurd… Mehr

alter weisser Mann
1 Jahr her

„….die Menschen erhofften sich einen Schub für die Demokratie… “
Solche Phrasen kommen sonst aus der Politik, wie viele Menschen haben denn bei Alltagsveränderungen tatsächlich immerzu sowas wie „Schub für die Demokratie“ im Sinn? Zumal ja durchaus Erfahrungen bestehen, dass irgendwelche etwaigen Erwartungen regemäßig enttäuscht werden.

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Kein Mitleid mit Facebook. Das ist Marktwirtschaft: die Konkurrenz wirkt. Egal, ob Tiktok, Telegram, Snap oder etwas anderes: Hauptsache kein Monopol.

Prometheus
1 Jahr her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Kartelle sind genauso scheiße. Google, Amazon, Meta und Twitter kontrollieren diesen gesamten (a)Socialmedia-Bereich, sind alle links/woke und setzen freiwillig Zensur durch. Und jegliche neue Konkurrenz wird durch von der EU erlassene Hate-Speech Gesetze direkt klein gehalten, da auch diese die Zensur umsetzen müssen, da sie sonst zu Tode verklagt und finanziell ruiniert werden.

Ralf Poehling
1 Jahr her

Das Problem ist offensichtlich: Wer als Unternehmen in den unfreien Teil der Welt expandiert, steckt sich mit der dort vorherrschenden Unfreiheit unweigerlich an. Es sei denn, er ignoriert die dort vorherrschende Regulierungswut einfach und prügelt sein Angebot einfach unreguliert in das Netz rein. Am Anfang des Internets ist das ja auch so gewesen und niemand hat es mokiert, weil es global nur wenig Nutzer gab und da deshalb kein Verantwortlicher im unfreien Teil der Welt genauer hingeschaut hat. Aber mit der Popularität eines Systems kommen natürlich auch immer mehr Kritiker und *****löcher mit missbräuchlicher Absicht dazu. Aber die kann man… Mehr

Halfrunt
1 Jahr her

In welcher Zukunft wird es eine VR geben mit Avatare ohne Füße und Grafik die schlechter ist als auf einen C64. Ich denke die Porno Branche wird uns wieder mal zeigen wo der Hammer hängt bei VR.
Meta ist eine schlechte Kopie von Second Life

Netzrebell
1 Jahr her

Je früher dieser widerwärtige Zensurbetrieb von der Bildfläche verschwindet, umso besser! Ein weltweites Wahrheitsministerium braucht kein Mensch!

Waldorf
1 Jahr her

Facebook ist toll, wenn man auf die Katzen, Urlaubs und Essensphotos seiner Nachbarn und von irgendjemandem steht, obwohl auch nicht mehr dafür. Das Segment haben Instagram und Tiktok übernommen, Chats bieten alle Messengerdienste an, von WhatsApp bis Telegram und der FB Nanny/Moderationslevel ist zwischenzeitlich unerträglich. Ich wüßte heute nicht mehr, wozu man sich den FB Hausregeln unterwerfen müßte, welchen Vorteil das noch bietet. Dass mit den persönlichen Daten schwunghaft Werbe/Handel betrieben wird, ohne dass der User was davon hätte, ist klar. Die Privatsphäre wird strukturell missachtet bzw. ignoriert, sogar die Geräte der Nutzer ausgespäht (früher zumindest, ob’s wirklich abgestellt wurde…)… Mehr

Thorsten Maverick
1 Jahr her

Auf Facebook und Twitter wurden so viele gute und interessante Leute gesperrt. Vieles läuft jetzt halt über Telegram. Da ist die Zensur noch nicht so schlimm. Viele Politiker, insbesondere linke, sperren und blocken jeden, der versucht, rationale Argumente vorzubringen. Dazu hat Facebook viele gute Sachen wieder abgeschafft. Vieles funktioniert nicht gut. Insbesondere ist die Suche nicht besonders clever. Dating scheint es hier auch noch nicht zu geben.

Carlotta
1 Jahr her

‚What goes up must come down‘ – Börsenweisheit von André Kostolany. Trifft besonders zu, wenn sich Unternehmen ‚regierungskonform‘ zeigen und hierbei seine Nutzer Bezahler auf der anderen Seite der politischen Überzeugungen zensiert, zumindest irritiert. Das Internet vergisst nichts, sollte ZUCKERBERG eigentlich wissen.

T. Ruebsal
1 Jahr her

Mein Nachbar und einige seiner Verwandten haben Brieftauben und die kommunizieren nur über ihre fliegenden Lieblinge. Dauert etwas länger als bei Zuckerberg, aber macht Spaß und kostet nur etwas Futter. Und unsere Innenfaeser oder Haldenwang kommen garantiert nicht hinterher 😉