Nachdem der Euro erst im Januar auf ein Zweijahrestief gestürzt ist, setzt sich dieser Abwärtstrend weiter fort. Die Parität zum US-Dollar rückt immer näher. Während die US-Zollpolitik für den kurzfristigen Abverkauf verantwortlich ist, sind es übergeordnet vor allem die schwache Konjunktur und die unvorteilhafte Geldpolitik in der Eurozone.

In der Nacht auf Montag brach der Euro auf 1,0141 US-Dollar ein und notierte somit den tiefsten Kursstand seit November 2022. Damit wurde sogar das im Januar verzeichnete Rekordtief von 1,022 Dollar unterboten. Zwar hat sich der Euro zwischenzeitlich leicht erholt, doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der Abwärtstrend weiter anhalten könnte. Besonders erschreckend ist, wie stark der Euro in den vergangenen Monaten gefallen ist – noch im November, lag dieser bei 1,09 Dollar.
Dieser Rückgang ist jedoch keineswegs ein neues Phänomen. Seit der globalen Finanzkrise befindet sich der Euro in einem stetigen Verfall. Noch 2008 entsprach 1 Euro rund 1,50 Dollar – ein Verlust von mehr als 30 Prozent wurde seitdem verzeichnet.
Eskaliert der Handelskonflikt mit den USA? Alles nur Schall und Rauch
Dennoch stellt sich die Frage, was denn explizit der Grund dafür war, dass der Euro nun ein neues lokales Tief erreicht hat?
Ein wesentlicher Treiber ist ganz klar, die zunehmende Furcht vor einem eskalierenden Handelskrieg mit den USA, der Investoren nervös macht. Nachdem die US-Regierung Zölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko verhängte und auch Europa mit weiteren Drohungen konfrontierte, startete der Euro schwach in die neue Woche.
Während Trump letzte Woche signalisierte, bereit zu sein, mit Kanada und Mexiko zu verhandeln und deren Zölle vorübergehend auszusetzen, übte er gleichzeitig scharfe Kritik an der negativen Handelsbilanz der USA mit der EU. „Die EU-Länder nutzen uns wirklich aus“, erklärte er in Washington, und fügte hinzu, dass er kurz davorstehe, auch Waren aus der Europäischen Union mit Zöllen zu belegen: „Ich habe keinen Zeitplan, aber es wird sehr bald sein.“
Bereits bei seiner Amtseinführung hatte Trump angekündigt, europäische Produkte mit Zöllen von 20 Prozent zu belegen – ein Maß, das die europäische Wirtschaft hart treffen würde. Die Gemeinschaftswährung würde unter dieser Last stark zusammenbrechen. Der Grund: Derart hohe Zölle würden die Exporte aus der EU in die USA verteuern und damit die Nachfrage nach europäischen Produkten senken.
Leere Drohungen: Zollpolitik ist nichts anderes als Mittel zum Zweck
Wie immer treiben die Emotionen, ganz besonders die Angst den Markt. Noch sind keine Zölle gegen die EU verhängt und ob es jemals zu langfristigen Zöllen auf EU-Exporte kommt, ist fraglich. Es wird immer deutlicher, dass Trump die Zollpolitik einzig und allein als Mittel zum Zweck nutzt, um seine politischen Forderungen durchzusetzen.
So dienten beispielsweise die gegen Mexiko verhängten Zölle vor allem als Druckmittel, um eine strengere Sicherung der Grenze zu erzwingen und sowohl die irreguläre Migration als auch den Zustrom von Rauschmitteln wie Fentanyl in die USA einzudämmen. In Gesprächen mit Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum vereinbarte Trump, dass rund 10.000 mexikanische Soldaten an der Grenze zu den USA stationiert werden um die Grenze zu sichern. Im Gegenzug löste der US-Präsident die Zölle wieder auf.
Wären die Zölle längerfristig geblieben, hätte dies vermutlich zu einer massiven Rezession in Mexiko geführt. Das IW Köln prognostizierte für dieses Szenario einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts Mexikos um fast 3 Prozent bis 2026. Eine Wirtschaftskrise in diesem Ausmaß, wäre ein zusätzlicher Push-Faktor, der die Migration von Mexikanern in die USA weiter beschleunigt hätte. Genau das möchte Trump jedoch vermeiden. Anzunehmen ist, daher dass langfristige Zölle überhaupt nicht seine Intention waren.
Auch die derzeitige Angst vor US-Zöllen auf europäische Waren erscheint daher nahezu unbegründet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit, wird es nie zu Zöllen gegen die EU kommen. Daher dürfte die aktuelle Panik am Markt, langfristig kaum Auswirkungen auf den Wert des Euros haben. Vielmehr spielen Faktoren wie die schwächelnde konjunkturelle Lage in Deutschland, eine ungünstige Geldpolitik der EZB und hohe Energiepreise eine entscheidende Rolle bei den aktuellen Abwärtsbewegungen.
Vornehmlich die Konjunkturflaute belastet die Gemeinschaftswährung
Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone setzt die Gemeinschaftswährung massiv unter Druck. Aufgrund des fehlenden wirtschaftlichen Aufschwungs ziehen Investoren ihr Kapital aus der Eurozone ab und lenken es in wirtschaftlich stabilere Regionen wie die USA.
Besonders Deutschland, als wirtschaftliches Zugpferd der EU, steckt in einer tiefen Krise. Mit einem Anteil von knapp 25 Prozent am gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU hat die deutsche Wirtschaftsentwicklung direkte Auswirkungen auf die gesamte Eurozone.
Das BIP, welches als zentraler Indikator für das Wirtschaftswachstum gilt, verzeichnet bereits seit Jahren eine negative Entwicklung. 2023 und 2024 schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent bzw. 0,3 Prozent und auch für 2025 zeichnet sich ein düsteres Bild ab: Laut Prognosen des Handelsblatt Research Institute (HRI) dürfte Deutschlands Wirtschaft erneut um 0,1 Prozent schrumpfen. Somit würde sich Deutschland das dritte Jahr in folge in einer Rezession befinden. Eine Wirtschaftskrise in diesem Ausmaß, hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben.
Das wirtschaftliche Fiasko, dass die Ampelregierung verursacht hat, ist der Hauptgrund für den lang anhaltenden Abschwung. Besonders der rigorose Klimakurs beschleunigte die Deindustrialisierung Deutschlands in einem erschreckenden Tempo. Laut Bundes-Klimaschutzgesetz muss die deutsche Industrie bis spätestens 2045 vollständig klimaneutral sein – eine Vorgabe, die in der Realität kaum umsetzbar ist. Der erzwungene Umbau hin zu einer angeblich klimafreundlichen Produktion erstickt das Wirtschaftswachstum, statt es zu fördern.
Besonders betroffen ist die Schlüsselbranche Deutschlands: Die Automobilindustrie. Strenge Flottengrenzwerte und die forcierte Umstellung vom Verbrenner auf die E-Mobilität setzen Autobauern und Zulieferern zu. Da sich E-Autos schlecht verkaufen, kommt es zu massiven Umsatzeinbußen in der Branche.
Doch nicht nur die Umstellung der Industrie treibt die Wirtschaft in den Abgrund – auch die explodierenden Energiekosten untergraben die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Bis 2045 soll auch die Energieversorgung klimaneutral gestaltet werden. Das Problem: Energiequellen wie Solar-, und Windkraft sind von Wetterbedingungen abhängig und liefern keine konstante Stromversorgung. Bleibt der Wind aus oder verdecken Wolken die Sonne, bricht die Stromproduktion ein. Die Folge sind exorbitante Strompreise, da die Nachfrage das Angebot übersteigt und teure Gas-, bzw. Kohlekraftwerke als Reserve einspringen müssen, um die Energieversorgung aufrechtzuerhalten.
Ein maßgeblicher Bremsklotz für das deutsche Wirtschaftswachstum sind obendrein, die anhaltend hohen Gaspreise. Die Entscheidung der Ampelkoalition, im Zuge des Ukraine-Konflikts 2022 auf russische Gaslieferungen zu verzichten, ließ die Energiekosten explodieren. Seitdem ist kaum Erholung eingetreten.
Zwischen 2015 und 2017 lag der Gaspreis für industrielle Abnehmer in Deutschland noch bei durchschnittlich 2,7 Cent pro kWh. Doch bis Juli 2022 vervierfachte dieser sich und blieb seither auf einem ähnlich hohen Niveau. Selbst zum 1. April 2024 zahlten Industriekunden in Deutschland noch immer rund 7,75 Cent pro kWh.
Schwache Konjunktur zwingt EZB Maßnahmen zu ergreifen: Parität zum US-Dollar rückt näher
Die Konjunkturkrise, die den Euro bereits schwächt, zwingt die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer lockeren Geldpolitik mit niedrigeren Zinsen. Dies wiederum macht den Euro für Anleger noch unattraktiver. Durch die Zinssenkungen der EZB sinken nämlich gleichzeitig auch die Zinsen auf Spar- und Festgeldkonten. Anleger ziehen ihr Geld darum zunehmend aus Europa ab, um es in den lukrativeren US-Markt oder risikoreichere Anlagen wie Immobilien zu verlagern. Diese Umverteilung wird sich in diesem Jahr wohl noch mehr verstärken, da die EZB für dieses Jahr weitgehende Zinssenkungen angekündigt hat.
Nachdem die EZB bereits im vergangenen Jahr vier Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte vollzogen hat, folgte am 30. Januar 2025 eine weitere Senkung um 25 Basispunkte. Der Markt rechnet derzeit damit, dass die Leitzinsen im Laufe des Jahres insgesamt um 75 weitere Basispunkte sinken werden. Auch wenn die Wirtschaft davon profitieren wird, da u.a. Kredite günstiger werden, wird der Euro dadurch weiter an Wert verlieren. Die Parität zum US-Dollar rückt immer näher.
Zahlreiche Analysten halten es für durchaus realistisch, dass der Euro im Jahr 2025 erneut auf die Parität zum US-Dollar fällt – ein Kursniveau, das zuletzt 2022 während der Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts erreicht wurde. Dies hätte gravierende Folgen, insbesondere für Unternehmen und Verbraucher, die mit deutlich höheren Importkosten konfrontiert wären.
Immer mehr Marktbeobachter warnen, dass dieses Szenario schon bald eintreten könnte. Capital Economics prognostiziert, dass der Euro bis Ende 2025 den Gleichstand mit dem Dollar erreicht. Auch die Analysten der ING teilen diese Einschätzung und erwarten, dass die Gemeinschaftswährung in etwa einem Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Fazit: Der Euro im freien Fall
Der jüngste Einbruch des Euro gegenüber dem US-Dollar hat wenig mit der Zollpolitik der USA zu tun. Viel mehr sind es die fundamentalen wirtschaftlichen Schwächen der Eurozone. Zwar sorgen Trumps Zollankündigungen für kurzfristige Marktverwerfungen, doch die eigentlichen Ursachen des Euro-Verfalls liegen in der anhaltenden Konjunkturflaute und den hohen Energiepreisen, ausgelöst durch die Klimahysterie. Gleichzeitig schwächt die lockere Geldpolitik der EZB die Attraktivität des Euro weiter, da niedrigere Zinsen Kapitalabflüsse begünstigen. Sollte dieser Trend anhalten, droht dem Euro schon bald die Parität zum US-Dollar.
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„… doch die eigentlichen Ursachen des Euro-Verfalls liegen in der anhaltenden Konjunkturflaute und den hohen Energiepreisen, ausgelöst durch die Klimahysterie.“ Ich hätte es gut gefunden, hier auch „Ross und Reiter“ zu nennen, nämlich Angela Merkel und Rot-Grün. Die haben die Stabilitätskriterien aufgeweicht und aus der Wirtschaftslokomotive der EU – Deutschland – den Bremsklotz der EU gemacht. Das dirty floating des Euro ist der Versuch, die deutsche Exportwirtschaft durch niedrige Zinsen und eine Verbilligung des Euro wieder in Schwung zu bekommen, was scheitern wird, da die Ursachen nicht bekämpft werden. Was in Schwung kommen wird – nicht zuletzt aufgrund steigender Importpreise… Mehr
Da muss man etwas diversifizieren. US-Dollar, Schweizer Franken, Kryptos, Aktien, Rohstoffe, REITS, sind eine gute Mischung und ist auch mit kleinem Geldbeutel machbar. Aber nicht alle Eier in einen Korb. Währungen werten immer phasenweise ab, Inflation hebt die Preise.
Das VerarmungsProgramm für europäische Bürger gewinnt an Fahrt.
Nun ist es aus mit der europäischen Melk Kuh D. Man sollte eben nicht die Kuh, die die Milch gibt, schlachten. Aber wir haben ja jetzt Hafermilch schöne neue Welt.
„Die EU-Länder nutzen uns wirklich aus“ Die „EU“ exportiert zu viel in die USA. Dann müssen die USA selbst herstellen. Das ist Aufgabe der USA. Und die Republikaner versuchen ja schon, die Unternehmen in die USA zu ziehen. Oder die USA könnten mehr in die EU exportieren, wenn sie denn dürften. Mit Chlorhähnchen wurde ja das Handelsabkommen mit den USA gestürzt. Das wäre dann aber die Verantwortung von UvdL. Aber die Dame verhandelt ja nicht. Ukraine: Lieber Krieg als Verhandlungen. Die Ukraine-Toten haben immerhin die Energiewende unterstützt. Ist doch schön, wenn andere für unsere Energiewende sterben. Sie merken, ich habe… Mehr
Langfristig ist natürlich vor allem die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend für die Stärke einer Währung. Bei Euro-Dollar sind es aber vor allem die Zinsen. Die EZB muss die Zinsen senken, weil sonst Frankreich kollabiert. Die FED steht bzgl. Staatsschulden zwar auch unter Druck, aber die boomende Wirtschaft hält sie zurück, um eine Überhitzung und explodierende Inflation zu vermeiden. Der Zinsunterschied drückt den Euro nach unten. Die EZB hat ja schon die Zinsen vor zwei Jahren überhaupt nur widerstrebend angehoben, weil man es wegen der US Zinsanhebungen einfach musste. Sonst wäre der Euro komplett in den Keller gerauscht und die Inflation galoppiert.… Mehr