Kubicki und Reichinnek bei Maischberger: Ist es Liebe?

Wolfgang Kubicki und Heidi Reichinnek bei Maischberger – sie reden viel, sie reden schnell, sie sagen wenig. Dalli-Dalli-Dampfplaudern auf Speed. Und sie mögen sich so sehr! Ein durchaus vielsagendes Duell. Von Michael Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Ist das Liebe, das da aus den Augen der beiden spricht? So wie sich die Linken-Fraktions-Chefin Heidi Reichinnek und der FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki gegenseitig die Komplimente um die Ohren hauen, mag man kaum glauben, dass sie überhaupt ernsthaft streiten. Dabei geben sie doch scheinbar alles. Scheinbar, nicht anscheinend.

Reichinnek spult sogar das komplette Wahlprogramm herunter, und Kubicki versucht nach Kräften, ihren sozialistischen Phantastereien ökonomische Argumente entgegenzusetzen. Doch er hat keine Chance. Will er wohl auch gar nicht. Weder inhaltlich noch vom Redetempo her kann er mithalten. Irgendwann verrät Reichinnek dann, dass Kubicki als ehemaliger Bundestagsvizepräsident ihr immer heimlich ihre Redezeit verlängert hat. Sie wirft ihm einen verträumten Blick zu.

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Die Zehn-Prozent-Linke und der Vier-Prozent-Liberale dürfen sich austoben, doch inhaltlich kommt wenig rüber. Kubicki wehrt sich gegen die Idee, dass auch Beamte in die Rente einzahlen. „Es hilft uns ja nicht weiter“, behauptet er. „Wir haben momentan zwei Systeme parallel. Wenn sie das vereinheitlichen wollen, wird es extrem teuer.“ Ein interessantes Argument für jemanden, der sonst ständig „weniger Bürokratie“ proklamiert.

Immerhin, bei der Entwicklungshilfe macht Kubicki einen Stich: „Deutschland ist das Land, was weltweit pro Kopf am meisten für die Entwicklungshilfe ausgibt.“ Man müsse sich fragen, „ob es Sinn macht, anderen Ländern zu helfen, denen es teilweise besser geht als uns – Indien, China“.

„Wie können wir dafür sorgen, dass die Menschen in diesem Land ein gutes Leben haben?“, fragt Reichinnek. „50 Prozent haben am Ende des Monats keinen Euro übrig, den sie auf die hohe Kante legen können.“ Das kann der gelernte Anwalt Kubicki mit seinen üppigen Nebeneinkünften und einem vermutlich vierstelligen Stundenhonorarsatz nicht nachvollziehen. „Die meisten Menschen haben ja ein relativ gutes Leben“, kontert er. Eine Steilvorlage für Reichinnek: „Dann reden Sie mit den falschen Menschen. Gehen Sie mal zur Tafel. Schauen Sie sich mal an, wie die Kinderarmut, die Altersarmut steigt. Das sind doch Fakten.“ Kubicki: „Das hat auch damit zu tun, dass wir immer mehr Menschen haben, die zu uns kommen und nicht in Arbeit gehen.“ Reichinnek: „Das ist nun wirklich eine Ablenkungsdebatte.“ Die Wattebäuschchen-Kanonen laufen heiß. Maischberger hakt ein: „Wer von Ihnen beiden redet eigentlich schneller?“ Gelächter im Publikum.

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Die Koalitionsgespräche sind natürlich ebenfalls Thema: „Ich glaube, dass es für beide (Union und SPD) nicht gut ausgehen wird“, orakelt Kubicki, „weil Friedrich Merz bereits als Kanzlerkandidat die gleichen Beliebtheitswerte hat wie Olaf Scholz nach dreieinhalb Jahren Ampel.“ Gordon Repinski (Politico) aus der Sitzrunde der „einordnenden“ Journalisten spricht gar von „einer toxischen Geschwisterbeziehung“ der Union. Die CSU sei bei den Themen Agrardiesel, Gastronomie-Mehrwertsteuer und Mütterrente knallhart. Markus Söder und Alexander Dobrindt würden das „völlig kompromisslos durchsetzen“. Und dann sitze der CDU-Generalsekretär Carsten „Linnemann da und sagt: Momentchen mal, wie iss’n das mit meiner Einfach-mal-machen-Koalition?“

Überhaupt, Söder. Auf den ist Kubicki gar nicht gut zu sprechen. Sind sich beide etwa zu ähnlich? Als Maischberger den bayerischen Ministerpräsidenten mit einem gehässigen Zitat („Lieber mit einem Bauchgrummeln gut regieren, als dass die Hyänen von links und rechts außen sich darüber freuen, dass die Demokratie scheitert“) einspielen lässt, platzt es aus dem Liberalen heraus: „Das sagt der Mensch, der uns drei Jahre erklärt hat, wie dumm wir seien, dass wir in der Ampel alles mitmachen würden. Also Markus Söder, dazu will ich mich auch nicht mehr äußern. Der Mann vertritt im Zweifel alles.“ Das sagt Kubicki, der – daran sei erinnert – im Jahr 2022 wochenlang lautstark gegen die Corona-Impfpflicht wetterte und dann im Bundestag eiskalt dafür stimmte.

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Lang und breit arbeiten sich die Gäste auch an Donald Trump ab. So recht einen Reim machen kann sich keiner auf den Mann und seine neuen Zölle. Aber eine klare Meinung haben sie schon. „Der Typ da in Amerika ist On the Loose, also außer Rand und Band“, sagt die ARD-Finanzfachangestellte Anja Kohl. Und Dagmar Rosenfeld (Pioneer) stöhnt: „Das ist ökonomischer Vandalismus. Er setzt die Axt auf Deutschland an.“ Repinski sieht es positiv: Ausgerechnet die Milliardäre, die Trump unterstützen, seien durch den Börsencrash „alle ärmer geworden“. Deshalb „steckt eine Chance drin eines sehr frühen Scheiterns dieses ökonomischen Ansatzes von Donald Trump“. Und Kohl sagt mit spürbarer Schadenfreude: „Wenn Tesla platt ist, ist Musk platt.“

Auch Schlagersänger Roland Kaiser darf sich heute politisch äußern. Friedrich Merz sei ein „sehr freundlicher Mann“, sagt er und ist auch „überzeugt, dass er ein sehr guter Kanzler wäre“. Dass die Gesellschaft immer respektloser wird und die Gewalt zunimmt, macht ihm Angst. Das Wort Migration fällt in diesem Zusammenhang nicht. Kaiser vermutet stattdessen: „Vielleicht denken wir zu viel an uns.“ Der Abend droht, ins Absurde abzudriften. Trump behaupte, es gebe nur Mann und Frau“, sagt Maischberger. „Das ist falsch“, kommentiert Kaiser inbrünstig, „es gibt mehr als das.“

Als Kind lebte Kaiser bei einer Pflegemutter, die als Putzfrau im SPD-Haus gearbeitet hat. Sie habe ihm immer gesagt: „Du hast auf dem Schoß von Willy Brandt gesessen. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber es klingt gut.“

Mit der Anekdote schlägt der Sänger immerhin einen schönen Bogen zu all den Aussagen, die Merz, Klingbeil & Co. aktuell so von sich geben: Man weiß nicht, ob es stimmt, und es klingt nicht einmal gut.

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Kommentare ( 31 )

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Dr. Rehmstack
10 Tage her

Es wird so unglaublich viel Blödsinn im deutschen Fernsehen verbreitet, dass es am einem schwer fällt, mit dem Kommentieren hinterher zu kommen. Beispiel: bei Lanz schwärmte EVP und EU Parlamentspräsident Weber von der wirtschaftlichen Kraft Europas (meinte natürlich seine EU) und Deutschland als Apotheke der Welt. Da kann man sich doch nur noch an den Kopf fassen, lebt der Mensch in den 1930 Jahren? Hat er noch nie was von Medikamentenengpässen gehört, von nicht überwachter Medikamentenproduktion in Indien und China, von Qualitätsmängel wie dem Sartane Skandal? Die leben inzwischen in ihrer eigenen Traumwelt, ….gemeinsam mit ihren Journalisten.

Last edited 10 Tage her by Dr. Rehmstack
Aegnor
10 Tage her

Zumindest bei dem Beamten in der Rentenversicherung ist es wert mal zu überlegen, was das eigentlich bedeutet. Wer zahlt dann die Rentenbeiträge? Die Beamten wohl kaum, da das eine direkte Lohnkürzung wäre. Also der Dienstherr aka der Steuerzahler. Das bringt also goar nix. Viel wichtiger und gerechter wäre die Höhe der Pensionen an die Höhe der Renten (bei vergleichbarem Arbeitseinkommen) anzupassen. Aus welchem Topf die Pensionen dann kommen ist dann zweitrangig. Aber ich befürchte dass wird nie kommen. Eine Krähe… Und wenn, dann wird es fürstliche, steuergeldfinanzierte „Betriebsrenten“ geben, die das wieder ausgleichen…

November Man
10 Tage her

Man kann diese Leute schon nicht mehr sehen und hören. Immer das gleiche fruchtlose Geschwätz. Da lädt man einen Vertreter einer Partei ein die nicht mal im Bundestag vertreten ist. Und man lädt auch noch eine Vertreterin einer linksextremistischen Gruppierung, ähnlich der kommunistischen SED, ein, die man eher als Splitterpartei vom äußersten linken, kommunistischen Rand einstufen kann. Anstatt man einen Vertreter der nach den aktuellen Umfragen mit 25% stärkste Partei in Deutschland, die AfD einlädt. Die undemokratische Ausschließeridis der AfD durch die extrem Linken geht also ungehemmt weiter. Die Shows von Maischberger, Miosga, Klamroth, Illner und Lanz sind schon lange… Mehr

humerd
10 Tage her

Heidi Reichinek ist das Prinzip der NGOs: junge Frauen, hübsch anzuschauen, reden viel und laut. Hat bei Luisa Neubauer und ihren FFF Jüngern gewirkt, dann bei den Klimaklebern, jetzt halt bei den Linken. 26% der Erstwähler finden Reichinek und ihre TikTok Filmchen gut. Platituden wie Mietpreisbremse, Kinderarmut ziehen immer, so wie halt das „Weltklima retten“ gezogen hat.

elly
10 Tage her

 sie reden viel, sie reden schnell, sie sagen wenig.“ 26% der Erstwähler gefällt Heidi Reichinnek.
Kinderarmut wirkt und ist doch eine Lüge. Einfach mal Bürgergeld mit ALLEN Zusatzleistungen ausrechnen , niemand muss in Armut leben.
https://www.dgb.de/service/ratgeber/buergergeld/
und hier sind nur die Zahlungen aufgezählt, dazu kommen noch Miete & Heizung, kostenlose Krankenversicherung, GEZ Befreiung und jede Menge weitere Vergünstigungen.
Altersarmut ist gewollt, die sogenannte „Mütterrente“ – also schließen einer Gerechtigkeitslücke, sorgt für einen Aufschrei, auch und gerade bei den Linken und Grünen. Kinder, die nach 1992 geboren wurden sind 3 Erziehungsjahre wert, Kinder die vor 1992 geboren wurden lediglich 2,5 Erziehungsjahre.

Kassandra
10 Tage her
Antworten an  elly

Reichinnek spiegelt Erstwähler.
Zumal zu viele in Schulen wenig anderes lernen als rhetorisch zu glänzen.

P. Pauquet
10 Tage her

Ja, ‚Dampfplauderer‘ ist das treffender Wort.

Ein Altersunterschied von mehr als einer Generation. … Alter kann weise und in sich ruhend bedeuten, aber auch wirr, dump und sogar zerstörerisch wirken. … Nach dem Motto „Nach mir die Sintflut!“.

Mit was haben wir es hier zu tun. Bei Kubicki selbstverständlich wohl wirr. … Reichinnek ist ein ganz anderer Fall. Sie hat ein Spielzeug gefunden und ist außerdem gefährlich. Ungute Kombination.

Sagen was ist
10 Tage her

Je lauter die Schreier von wegen „Protektionismus“, desto höher sind nicht selten deren eigene tatsächlichen Handelsbarrieren.
Diese „Handelspartner“ scheinen die reziproken Maßnahmen der
US Regierung entweder nicht zu verstehen und/oder nicht
ernst zu nehmen.
Wer nicht hören will muss fühlen.
So brutal einfach kann Politik sein.
Solange man den größeren Knüppel hat.

Last edited 10 Tage her by Sagen was ist
Kassandra
10 Tage her

Und Kohl sagt mit spürbarer Schadenfreude: „Wenn Tesla platt ist, ist Musk platt.“
.
Solche haben sie mehrere im Kader von AgitProp. Oder?
ARD-Finanzfachangestellte Anja Kohl.
Und von so jemanden lassen sich Menschen tatsächlich täglich besenden und nehmen das auch noch für bare Münze?
.
Fürs Protokoll: erneut eine Sendung ohne ein Mitglied der weiter aufstrebenden Partei der Alternativen.
Interessant, wie es einem Sender, der gemäß Rundfunkstaatsvertrag § 11 zur Ausgewogenheit im Programm verpflichtet ist, gelingt, vieles, das nicht ins politische Kalkül passt, einfach aus dem Blickfeld des Betrachters zu nehmen.

Radikaler Demokrat
10 Tage her
Antworten an  Kassandra

Tesla hat aktuell ein Eigenkapital von 73 Mrd. USD, daran ist Musk mit ca. 18% beteiligt, „Tesla platt“ würde Musk also rund 13 Mrd. USD kosten. Selbst wenn man die Marktkapitalisierung zu Grund legen würde – ca. 700 Mrd. USD Stand heute morgen, würde das Elon ein bisschen mehr weh tun, aber bei einem Vermögen von ca. 360 Mrd. USD lt. Forbes würde er auch das verschmerzen können.
Was mich wundert, ist der Hass auf Elon Musk, vor allem von denen, die ihn noch vor 2 Jahren in den Himmel gehoben haben. Kommt mir vor wie militante Ex-Raucher…

Kassandra
10 Tage her
Antworten an  Radikaler Demokrat

Seit Vance Rede in München wird das nach einer Betrachtung durch Raphael Bonelli überdeutlich. Sie umgehen mit dem Angriff auf die Person die Auseinandersetzung mit dem Inhalt – und der Inhalt dessen, was Musk mit DOGE in die Wege leitet ist ja, Missbrauch von Steuergeldern in Milliardenhöhe offen zu legen, die Beteiligten zu bestrafen und solches in Zukunft zu verhindern. Momentan scheinen sie bei DOGE sogar dabei zu überprüfen, wie es kommt, dass Kongressmitglieder während ihrer Amtszeit zu Multimillionären wurden – was die Gefahr, dass Musk sogar etwas angetan werden könnte, stark steigert – wiewohl weiter überprüft werden wird, auch… Mehr

Jenny
10 Tage her

„Wie können wir dafür sorgen, dass die Menschen in diesem Land ein gutes Leben haben?“, fragt Reichinnek. „50 Prozent haben am Ende des Monats keinen Euro übrig, den sie auf die hohe Kante legen können.“ Zum Beispiel hätten Ihre Partei dem Appel der AfD folgen können und den neu gewählten Bundestag einberufen können, um die Auflösung der Schuldenbremse zu verhindern. Da Sie das nicht getan haben, wird noch mehr wertloses Papier den Markt überschwemmen und die Preise werden noch weiter steigen und die Menschen sind noch weiter weg von einem „guten Leben“. Wären Sie der AfD gefolgt, hätten Sie die… Mehr

SB
10 Tage her

Nicht die Regierung hat für das „gute Leben“ zu sorgen, die Regierung hat die Rahmenbedingungen so zu halten, daß sich der Bürger aus eigenem Antrieb ein gutes Leben schaffen kann. Kollektivismus und Individualismus passen nicht zueinander. Da können sich die beiden noch so anflirten, das sollte eigentlich der unüberwindbare „Dealbreaker“ sein. Es sei denn, die FDP hat sich mittlerweile komplett entkernt. In dem Fall wünsche ich den beiden natürlich alls Gute, und Herrn Kubicki im Besonderen, daß Frau Reichinnek nicht einfach nur an der „demokratischen“ Umverteilung seines Privatvermögens interessiert ist.