Journalistin bei Maischberger: Wir sollen frieren für den Arbeitsplatz

Vier Monate Ukraine-Krieg und wie geht es weiter? Dazu diskutieren bei "Maischberger" dieses mal nur Journalisten und Politikwissenschaftler. Mehr als Durchhalteparolen haben sie nicht zu bieten - nicht einmal eine gescheite Diskussion.

Screenprint ARD / Maischberger

Ich denke, dass es besser ist, einen Arbeitsplatz zu halten und dafür zuhause zu frieren. Diesen Satz spricht die Chefredakteurin der Welt am Sonntag Dagmar Rosenfeld bei „Maischberger“ nicht aus. Sie setzt nur an dazu. Mittendrin unterbricht sie sich. Mildert ihre Wortwahl, lässt Dinge unausgesprochen und schwächt die Kraft ihrer Aussage ab – Frieren werde es ja nicht direkt werden. Rosenfeld möchte schon gerne ihre Meinung vertreten, aber nicht dafür zertreten werden. Zumal sich die Botschaft „Geh arbeiten, aber stell‘ keine Ansprüche“ nicht gut macht. Schon gar nicht, wenn man an diese Zielgruppe noch eine Welt am Sonntag verkaufen will.

Verzichten ist immer das Verzichten der anderen. Das ist das Credo dieser Tage in den Talkshows – auch wieder bei Maischberger. Dafür ist zum Beispiel Sven Plöger eingeladen. Früher hätte man ihn „Wetterfrosch“ genannt. Doch Plöger arbeitet für die ARD. Und daher hat er den Anspruch auf ein hohes Salär und darauf, die Welt retten zu wollen. Deswegen lässt er auch Bäume fällen, um darauf die Botschaft in die Welt zu setzen, dass wir schonenender mit natürlichen Ressourcen umgehen müssen. Mutmaßlich gegen eine Unkostenerstattung. Im Wesentlichen gehe es Plöger aber darum, das Klima zu retten. Denn die Welt sei ein Katastrophenfilm, der gerade erst begonnen habe. Wer das für unterkomplex hält, hat die Einführung verpasst. In der hat ihn Sandra Maischberger dazu gebracht, zu erzählen, dass er Metereologe geworden sei, weil er als Kind ein Vogel sein wollte.

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Die Botschafter des Sparens sind schon ein wenig skurril zusammengesetzt in dieser Ausgabe Maischberger. Außer Verzicht-Appellen haben die Gutverdiener nicht viel in die Sendung mitgebracht. Zumindest keine Perspektiven. Zum xten Mal wird der ewig gleiche deutsche Ukraine-Dialog aufgeführt. Wir brauchen Friedensverhandlungen, vertreten vom Politikwissenschaftler Christian Hacke, auf der einen Seite. Wir müssen Russland niederringen, vertreten von Daniela Schwarzer, auf der anderen Seite. Sie ist Europa-Chefin der Open Society Foundations, der Stiftung des Multimilliardärs George Soros.

Anlass für diesen Dialog war der G7-Gipfel. Rosenfeld versuchte das übliche „… ein wichtiges Zeichen …“-Geschwurbel zu etablieren. Doch da spielte Friedrich Küppersbusch nicht mit: Auf dem Gipfel habe ein rosa Elefant im Raum gestanden und das sei China. So haben die Regierungschefs ein Klimaschutzpaket beschlossen, das an Strafzahlungen gebunden sei. Wenn China da nicht mitmache, habe sich das Paket schon erledigt, sagt Küppersbusch.

Schwarzer hat in den USA an der Vorbereitung der Kandidatur Joe Bidens mitgearbeitet. Dass Maischberger Schwarzer auf die Aussage zu China anspricht, passt der Soros-Mitarbeiterin hörbar nicht. Sie wiegelt ab: Ja. „China ist die aufstrebende Macht.“ Aufstrebende Macht. Als ob es sich um ein kleineres Entwicklungsland handele, das ein paar Prozentpunkte im internationalen Vergleich gut gemacht habe. Doch China ist in diesem Vergleich Tabellenführer. Mit Abstand.

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Chinas Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt betrug laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr 18,6 Prozent. Auf Platz zwei folgen die USA mit 15,4 Prozent und auf Drei steht Indien mit 6,99 Prozent. Deutschland belegt den fünften Rang mit 3,32 Prozent. Das nächste Land aus der Europäischen Union (EU) ist dann Frankreich, das mit 2,3 Prozent den zehnten Platz einnimmt. Deutschland und Frankreich sind somit zusammen nicht so bedeutend wie Indien. Auch hier legt Küppersbusch den Finger in die Wunde: Es sei absurd, dass die EU auf russisches Öl verzichte, es dann aber von Indien raffiniert abnehme. So profitiere Russland durch den Verkauf des Rohöls, Indien durch die Veredelung – nur die EU müsse höhere Kosten und längere Vertriebswege in Kauf nehmen.

Küppersbusch gibt Steilvorlagen, von denen eine Talkmasterin nur träumen kann. Den Vorwurf, Kanzler Olaf Scholz (SPD) kommuniziere nicht genug, bügelt Küppersbusch ab. Das Gegenteil sei der Fall: „Bei Olaf Scholz ist man mittlerweile schon froh, dass er keine Baumärkte eröffnet.“ Und selbst im wichtigsten Talkshow-Genre, dem Preisen des Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), verweigert sich Küppersbusch: „Robert Habeck hat ein großes Talent darin, seine persönliche Lernkurve als Bundesautobahn zu verkaufen.“ Wer jetzt glaubt, Maischberger habe diese Vorlage aufgegriffen und in weiterführende Kritik an Habeck umgemünzt, schaut keine ARD. Stattdessen lässt sie Rosenfeld ran, die jene unendliche Liebe teilt, die deutsche Journalist:innen für Habeck empfinden. Auch hier bringt sie ihre Sätze nicht ordentlich zu Ende. Dafür ist Rosenfeld dann doch Printjournalistin genug, um solche Peinlichkeiten nicht verewigen zu lassen.

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Blieben noch die offenen Perspektiven. Der G7-Gipfel habe wenig Konkretes zu den dringenden Problemen beigetragen, sagt Schwarzer. Das seien Klimaschutz, die Pandemiebekämpfung und der Hunger. In der Reihenfolge zählt Schwarzer die Probleme auf. Zu Nahe bei den Leuten zu sein, kann man der Soros-Mitarbeiterin nun wirklich nicht vorwerfen. Und auch nicht zu nahe an der Realität. Zumindest nicht an der deutschen. Europa müsse wettbewerbsfähiger werden, in zukunftsfähige Technologien und wehrtüchtiger werden. Mit anderen Worten: Europa müsse genau das tun, woran Deutschland in den zurückliegenden 20 Jahren gescheitert ist.

Warum das notwendig ist? Die Biden-Unterstützerin Schwarzer rechnet damit, dass die Republikaner die Wahlen für Senat und Abgeordnetenhaus im Herbst gewinnen und dass der nächste Präsidentschafts-Kandidat der Republikaner Donald Trump oder ein anderer Hardliner sein werden. Da müsse dann Europa in der Lage sein, Aufgaben der Amerikaner zu übernehmen. Etwa im Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Wie eine richtige Perspektive wirkt das nicht. Aber es lässt erahnen, dass uns die Sparappelle auf lange Zeit nicht ausgehen werden.

Ok. Das passt jetzt nicht zum Thema, ist aber als Pointe so gut, dass es nicht unter den Tisch fallen sollte: Zu G7, Ukraine-Krieg und Energieversorgung hat Maischberger auch den RTL-Tanzjuroren Joachim Llambi befragt.

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Kommentare ( 74 )

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PetWet49
1 Jahr her

Maybrit Illner, Anne Will bis Plasberg Wer schaut sich diese kompetenzbefreiten Schwurbelsendungen des Staatsrotfunks denn noch an? Mittlerweile war die aktuelle Kamera zur DDR-Zeit noch realistischer. Die eingeladenen sorgfältig nach politischer Gesinnung ausgesuchten Akteure und ihre Sprüche machen einen nur noch sprachlos. Deshalb, keine Zeitverschwendung für diese ideologischen Realitätsverweigerer. Wirkliche Experten und Fachleute werden verschmäht, warum wohl? Wahrheit schmerzte immer schon!

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Frieren für den Arbeitsplatz? Da weiß jemand nicht, von was sie spricht. Bei Heizungsausfällen im großen Stil im kommenden Winter wird es unter den Senioren, Behinderten, Depressiven und Suchtkranken, vor allem wenn sie alleine leben, Tote geben. Von Zigtausenden eingefrorenen Leitungen nicht zu reden…

Helfen.heilen.80
1 Jahr her

Die sollen was für den Klimawandel tun und uns bis Weihnachten diese unsäglich geframten Talkshows ersparen. Dann wird soviel heisse Luft gespart, dass wir an Sylvester dafür endlich wieder wie normale Menschen den Jahreswechsl feiern können.

Last edited 1 Jahr her by Helfen.heilen.80
MajorTOm
1 Jahr her

An der Börse lacht man sich schlapp über Europa. Die Sanktionen haben das Angebot derart künstlich verknappt, dass einer der größten Lieferanten an Öl und Gas aus dem Rennen ist. Was passiert dadurch? Richtig – die Preise steigen, weil die Nachfrage natürlich noch immer dieselbe ist. Russland kann also auf Europa verzichten, denn die Preise sind derart hoch, dass auch nach der stark reduzierten Liefermenge noch immer ein dickes Plus bleibt. Jetzt kauft Indien das russische Öl mit dickem Freundschafts-Rabatt, raffiniert es selbst und verkauft es uns für das doppelte wie das, was der Russe dafür wollte. Und der Deutsch-Michel… Mehr

doktorcharlyspechtgesicht
1 Jahr her

Old Küppersbusch ist halt noch alte Schule und weiß wann ein Schwein ins Uhrwerk schaut so wie unsere G-7-Klappsmänner. Früher gab es noch mehr solche sarkastischen Medienleute die den gequirlten Unsinn der pol. Verlautbarungsindustrie gleich als solchen entlarven konnten.

Dr. Bomke
1 Jahr her

Sich über Blödiane, mediale Schreihälse und Hasardeure aller Farben zu ärgern, bringt nichts. Ich empfehle stattdessen: Konsum so weit wie möglich zurückfahren, keine Kinder in die Welt setzen, den ganzen Quatsch abperlen lassen, ein glückliches Leben leben, wie man es Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik zuschreibt.
Sich ärgern kostet Lebenserwartung!

Riffelblech
1 Jahr her

Es macht einen schon betroffen das immer die gleichen Klatschhanseln bei Maischberger eingeladen sind . Immer die gleichen Themen ,das gleiche Herumgeeiere der Hoch — und Höchstverdiener zu den drängenden Fragen der Bürger . Wir sollen sparen ,der Bundestag lässt die Klimaanlage durchlaufen,das Bundeskanzleramt wird um 600 mio vergrößert ,Deutschland verschenkt Geld in alle Welt . Wir sollen mal eben schlicht 200 Mrd zusätzliche Kosten ,Hilfen usw verkraften ohne zu sagen wer bei wissentlich herbeigeführter sinkender Wirtschaftskraft das zu bezahlen hat . Der Märchenbuchautor, die vermeintliche Völkerrechtlerin oder der BK ,die Dame mit dem strengen Haarschnitt und der sehr großen… Mehr

EinBuerger
1 Jahr her

Ich habe mir den ersten Teil der Sendung angesehen. Dabei ging es vor allem um den Ukrainekrieg und G7. Die Frau von der Welt hat noch das Narrativ „Hier Demokratien gegen Diktaturen“ vertreten. (Manichäischer Schwachsinn) Manche andere waren USA-kritisch, obwohl aktuell ein linker Präsident regiert. Ein „Experte“ vertrat so gar die These einer Mitschuld der USA und der NATO. Diese These teile ich nicht unbedingt. Dann wurde auch offen gesagt, dass es derzeit ein Embargo des Westens gegen Russland ist und der Rest der Welt gar nicht mitmacht. Und dass das Embargo (Öl, Gas, Gold, …) eventuell gar nichts bringt.… Mehr

Jan
1 Jahr her

Ob sich Maischberger und Rosenfeld schon mal überlegt haben, dass bei Energieknappheit auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten oder den Zeitungsdruckereien der Strom fehlen könnte? Diese Branchen sind ja sehr energieintensiv. Eventuell kühlt die Begeisterung für Habeck dann ziemlich ab.

Last edited 1 Jahr her by Jan
RMPetersen
1 Jahr her

Es ist in deutschen Interesse, schnellstmöglich wieder normale Handelsbeziehungn mit Russland zu bekommen. Deshalb muss Deutschland darauf drängen, dass die Kampfhandlungen beendet und Sicherheits-Lösungen für die Nachkriegszeit gefunden werden. Dass der ukrainische Präsident Gespräche mit dem Angreifer Russland frühestens im August führen will, wird nicht nur tausenden Urkainern das Leben kosten, sondern auch die deutsche Wirtschaft weiter ruinieren. Man kann die deutsche verfehlte Energiepolitik der letzten Jahrzehnte nicht ungeschehen machen. Sie basiert auf zuverlässigen und preisstabilen Erdgaslieferungen aus Russland. Dass die letzte Merkel-Regierung darauf hingewirkt hat, dass keine langfristigen Verträge mit Russland mehr geschlossen, sondern auf dem Spotmarkt gekauft wurde,… Mehr