Bei Illner: Neue Sanktionen gegen Russland, aber kein Friede in Sicht

Europa und die Vereinigten Staaten von Amerika wollen durch neue Sanktionen die russische Wirtschaft treffen. Für die Landesverteidigung soll die Ukraine einen Kredit von der EU erhalten, der durch russische Reparationen gedeckt ist. Zum Thema Ukraine sitzen die immergleichen Politiker und Experten am Tisch. Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Es ist Herbst in Deutschland und Stürme fegen über das Land. Im politischen Berlin fegt gerade ein Sturm über Friedrich Merz wegen seiner Aussagen über das deutsche Stadtbild. Eigentlich ist die tagelange Diskussion um die Aussagen des Bundeskanzlers ein zwingendes Thema für die donnerstägliche Illner-Runde. Doch Illner und ihre Redaktion lassen die Empörung um Merz links liegen und widmen sich lieber zum tausendsten Mal dem Krieg in der Ukraine. Große Veränderungen, die zu besprechen wären, gibt es nicht.

Für den Zuseher ist der Talk daher eine Verschwendung seiner Sendezeit. Auch weil Illner und ihre Redaktion es tunlichst vermeiden, interessante neue Gesprächspartner in ihre Sendung zu holen. Zum Thema Ukraine sitzen die immergleichen Politiker und Experten am Tisch wie die Wochen zuvor. Immer dasselbe Thema mit den immergleichen Gästen ist auf die Dauer kein vernünftiges Sendekonzept. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den Auftrag, für ein breites und vielfältiges politisches Programm zu sorgen. Der Talk bei Illner sorgt nur allzu selten für ein solches Programm. Die Verantwortlichen vom ZDF sollten das Sendekonzept daher künftig überarbeiten, wenn sie ihrem Auftrag gerecht werden wollen.

Trump will russisches Ölgeschäft sanktionieren

Sanktionen sind in der internationalen Politik ein gern verwendetes Instrument. Sie zu beschließen, geht meistens sehr schnell, und sie täuschen Handlungswillen vor. Große Wirkung haben Sanktionen in den seltensten Fällen. Das sozialistische Kuba und das kommunistische Nordkorea sind seit Jahrzehnten von Sanktionen betroffen und existieren immer noch. Seit dem Beginn des russischen Angriffs in der Ukraine haben die EU und andere westliche Staaten diverse Sanktionen gegen Russland verhängt. Bis jetzt konnte Russland damit bestens umgehen und die Sanktionen haben der russischen Wirtschaft nur wenig geschadet.

Ukraine-Unterstützung
Die EU scheitert an der Nutzung russischen Vermögens – vorerst
In dieser Woche hat US-Präsident Donald Trump verkündet, dass die USA das russische Ölgeschäft stärker sanktionieren wollen. Der ukrainische Vertreter bei der UN, Andrij Melnyk, lobt Trump dafür. „Donald Trump hat die Zuckerbrot-Politik beendet und die Peitsche rausgeholt“, erklärt der ehemalige ukrainische Botschafter. CDU-Außenpolitiker und Dauergast bei Illner, Norbert Röttgen, sieht die Entscheidung von Trump ebenfalls positiv. Er sagt: „Trump hat einen Kurswechsel vorgenommen.“ Röttgen ist ein vehementer Verfechter von Sanktionen und befürwortet den Kurswechsel des amerikanischen Präsidenten deshalb. „Das Öl-Geschäft ist das Zentrum der russischen Wirtschaft“, weist Röttgen hin.

Nur ist dieses Zentrum schwer zu treffen. Die Russen verstehen es trotz der westlichen Sanktionen, ihr Öl an den Mann zu bringen. Über Schattenflotten und den Verkauf von Öl über Drittstaaten konnte die russische Führung die aktuellen Sanktionen umgehen. Es ist noch nicht klar, wie die neuen Sanktionen wirken sollen, wenn sie umgehende Maßnahmen weiterhin möglich sein werden.

CNN-Journalist Fred Pleitgen ist deshalb eher skeptisch eingestellt. „Die Umsetzung der Sanktionen ist schwierig“, gibt er zu bedenken. Pleitgen glaubt auch nicht an einen langen Atem in Washington. „Die Sanktionen könnten nicht von langer Dauer sein“, mutmaßt der Kriegsreporter. Damit könnte er richtig liegen. Bislang scheiterten die Sanktionen des Westens vor allem an fehlendem Willen zur Umsetzung. Die westlichen Länder kauften über Umwege weiter die russischen Rohstoffe ein. Ob damit bald Schluss sein wird, ist unwahrscheinlich.

Europäische Kredite für Kiew, gedeckt durch russische Reparationen?

Wer einen Schaden verursacht, der hat auch die Kosten der Schadensbehebung zu tragen. Was im Zivilrecht so geregelt ist, das ist auch im Völkerrecht so geregelt. Auf dem Papier ist die russische Föderation deshalb verpflichtet, nach Kriegsende Reparationen an die Ukraine zu bezahlen. Diesen Umstand möchte sich die Europäische Union zunutze machen, um der Ukraine möglichst schnell mit Krediten helfen zu können. Die EU möchte eingefrorenes Vermögen der Russen beleihen, um der Ukraine einen zinslosen Kredit auszahlen zu können. Gedeckt ist der Kredit durch die Reparationsforderungen der Ukraine gegenüber Russland. „Die Ukraine wäre der EU sehr dankbar“, erklärt Andrij Melnyk.

Der Steuerbürger wird es zahlen
Der Bundesregierung fehlt die Übersicht bei den Ukraine-Hilfen
Auch Norbert Röttgen ist angetan von der Idee. „Die ukrainische Verteidigung wäre auf Jahrzehnte finanziell gesichert“, meint er. Allerdings ist es noch ein weiter Weg bis zu einer konkreten Umsetzung. Denn es bleibt das Problem, dass die Russen ihre Reparationszahlungen anerkennen müssen. „Vermögen der russischen Zentralbank darf man nicht an die Ukraine geben“, weiß der Jurist Reinhard Merkel. Damit stellt sich die Frage, wie es sich nach dem Ende des Krieges verhält? Die Russen werden wahrscheinlich Reparationen verweigern, was zur Folge hätte, dass man auf das eingefrorene Vermögen der russischen Zentralbank zurückgreifen müsste, was man nicht darf. Es wird mutmaßlich zu Gerichtsentscheidungen kommen, um die Frage der Kreditrückzahlungen zu klären.

Bis zu einer finalen juristischen Entscheidung dürfte der europäische Steuerzahler für die Kredite der Ukraine haften. „Der rechtlich gangbare Weg muss noch gefunden werden”, meint CDU-Mann Norbert Röttgen dazu. Die europäischen Länder sind wegen der angespannten finanziellen Lage dazu gezwungen, der Ukraine auf unorthodoxe Art und Weise Geld zukommen zu lassen. „Alle großen europäischen Volkswirtschaften außer Deutschland haben ein Problem mit Verschuldung“, sagt Röttgen. Eine ziemlich gewagte Aussage für einen Politiker, dessen Partei für die größte Verschuldung in der deutschen Geschichte verantwortlich ist.

Auch Deutschland hat wegen zu vieler Schulden kein Geld mehr für die Ukraine. Im nächsten Jahr beträgt die Neuverschuldung der Bundesrepublik wahrscheinlich um die sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Der deutschen Politik kommt der Finanzierungsplan der EU für die Ukraine daher sehr gelegen. Für den geneigten Zuseher bleibt zu hoffen, dass Illner von ihrem Ukraine-Fetisch ablässt und andere Themen ihren Weg in die Sendung finden.

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Kommentare ( 43 )

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43 Comments
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Homer J. Simpson
23 Tage her

Zunächst: Es gibt kein valides Beispiel für die erfolgreiche Funktion von Sanktionen, zumeist trifft es nur die Unternehmen und Bürger der Sanktionierer. Also der ominöse Schuß von hinten durchs Knie ins Auge und dann in die Brust. Und für die Ukraine gibt es nur die Option, die Gebitsabtretungen an Moskau zu akzeptieren (man schaue sich zu dem Verständnis die ganze Geschichte ab Lenin an) und den Westen dazu zu bewegen, die NATO-Osterweiterung endlich zu stoppen (und rückgängig zu machen) und bei der Gelegenheit das Angriffs- bzw. Verteidigungsbündnis endlich aufzulösen und abzuwickeln, denn es ist ein Relikt aus der Zeit und… Mehr

Zum alten Fritz
23 Tage her

Kredite? Da kann laut gelacht werden. Das ist alles verbranntes Geld. Verschwunden in einem großen schwarzen Loch. Mit besten Wissen und ohne Gewissen durch die amtierende Politik blanko überwiesen.

ralf12
23 Tage her

Ach Gott, ne „Auf dem Papier ist die russische Föderation deshalb verpflichtet, nach Kriegsende Reparationen an die Ukraine zu zahlen“ Haben die USA eigentlich jemals Reparationen an Vietnam oder einen anderen der unzähligen mit Krieg überzogenen Staaten bezahlt? Dann geht es munter weiter:“wegen der angespannten finanziellen Lage dazu gezwungen, der Ukraine auf unorthodoxe Art und Weise Geld zukommen zu lassen.“ Nein! Wir sind nicht gezwungen der Ukraine Geld zukommen zu lassen. Weder auf unorthodoxe Weise noch anders herum. Die Ukraine geht uns einen Schei… an. Wann bekommt das mal einer dieser Nullchecker in EU und Bundesregierung mit.

H.H.
23 Tage her

Für den Westen ist die wahre Ursache des Ukrainekriegs der böse Putin.
So böse kann Putin aber auch nicht sein, denn der Westen geht ja davon aus, dass Putin einen Diebstahl von 120 Mrd.Euro achselzuckend hinnimmt.

Elmar
23 Tage her

Die Sanktionen aus Brüssel werden zusehends alberner. Zum Beispiel haben die dämlichen Eurokraten in einem früheren Sanktionspaket ein Exportverbot für Kloschüsseln nach Russland beschlossen. Fortsetzung von dem Unsinn folgt immer weiter. Dabei braucht kein Russe eine Kloschüssel aus der EU um auf die Sanktionen aus Brüssel zu scheißen.

BKF
23 Tage her

Gripen aus Schweden“ Die Gripen hätten den Vorteil, daß sie auch als Trägersystem für Taurus geeignet sind. Taurus ist keine kein deutsche Angelegenheit, es ist eine Projekt von Deutschland und Schweden. Auf dem Weg könnte Merz jetzt doch noch die Marschflugkörper in den Krieg bekommen über ein kleines Dreieckgeschäft, die Tägerflugzeuge will ja Schweden liefern (Saab Gripen), dann könnte Schweden auch Taurus liefern und Deutschland die gelieferten Taurus in Schweden ersetzen – et voila schon hat ja nicht Deutschland die Taurus in den Krieg geliefert und ist fein raus und trotzdem sind die ‚V-Waffen‘ im krieg angekommen.

BKF
23 Tage her

Große Wirkung haben Sanktionen in den seltensten Fällen.“ Manchmal schon. Ohne die Sanktionen gegen Japan durch die USA hätte es keinen Pazifikkrieg gegeben, so sah Japan im Endeffekt trotz aller angebotenen Konzessionen an die USA (zBsp Teilrückzug aus China ) nur noch die Möglichkeit zum Angriff und es kam zu Pearl Harbor. Ähnliches Spiel der USA mit Stalins UdSSR, auch dort Sanktionsdrohung gegen die UdSSR, wenn weiter Rohstoffgeschäfte und Handel mit dem Reich getrieben wird. Sanktionen bzw angedrohte Sanktionen durch die USA haben also schon große Weltgeschichte geschrieben.

Barbarossa
23 Tage her
Antworten an  BKF

Im Falle Japan war aber die wirtschaftliche Existenz des Landes gefaehrdet, und man kann argumentieren, dass es damals kaum eine andere Alternative gab als die militaerische. Dies entsprach ganz dem Kalkuel der USA, die ja auf dem Umweg ueber Japan in den Krieg gegen Deutschland eintreten wollten. Wie immer ganz klar aus sehr selbstsuechtigen Machtinteressen. Jedoch haben die USA gegenueber Stalins UdSSR niemals mit Sanktionen gedroht. Diese Behauptung ist schlicht falsch und daher ist es auch der daraus abgeleitete Schluss.

Nibelung
23 Tage her

Das ganze hat nur einen einzigen Nachteil mit eventuell katastrophalen Folgen, denn wer den größten Atomwaffenbesitzer würgt, bekommt am Ende seine letzte Macht zu spüren und ist dann kein Sieg, sondern Vorbereitung zum eigenen Untergang.

mediainfo
23 Tage her

Glücklicherweise muss ich mir das nicht angucken. Meine Hoffnung gilt Trump und dass es ihm gelingt, einen Kompromiss auszuhandeln, der den Ukraine-Konflikt beendet. Diese kriegseuphorischen* Sendungen und Artikel in vielen Medien finde ich grauenhaft.
*Ich weiß, es ist nur „Putin“ der an allem schuld ist. „Wir“ müssen das tun, wollen es nicht.

Last edited 23 Tage her by mediainfo
BKF
23 Tage her
Antworten an  mediainfo

„Meine Hoffnung gilt Trump und dass es ihm gelingt, einen Kompromiss auszuhandeln, der den Ukraine-Konflikt beendet.“ Sind Sie US-Bürger? Trump ist Präsident der USA und wird deshalb das tun, was im geostrategischen Interesse der USA liegt, das muß aber überhaupt nichts mit den nationalen Interessen Deutschlands zu tun haben. Mich interessiert daher eher was die Regierung Deutschlands tut und welche eigenen nationalen Interessen Sie bekundet für die überschaubare Zukunft und wie sie gedenkt diese umzusetzen, ohne einfach nur im Kielwasser der US-Interessen weiterzusegeln.

Last edited 23 Tage her by BKF
Jenny
23 Tage her

„Bis zu einer finalen juristischen Entscheidung dürfte der europäische Steuerzahler für die Kredite der Ukraine haften. „Der rechtlich gangbare Weg muss noch gefunden werden”, meint CDU-Mann Norbert Röttgen dazu.“
Schwindelerregend hohe Inflation, 25% Kaufkraftverlust, immer mehr Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Rechnungen zu bezalhen. Und dieser CDU- Typ schwadroniert davon, wie man noch mehr nicht erwirtschaftetes Geld „auf unkonventionelle Art und Weise“ erschleichen und in der Ukraine verpulvern kann?
Wer jetzt noch CDU wählt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Privat
23 Tage her
Antworten an  Jenny

Nur noch die AFD wählen, damit es für uns alle besser wird.
Oder Deutschland endet in dem von Idioten provozierten Krieg mit Russland.