Wohnungen fehlen, aber gebaut wird nicht

Immer größere Nachfrage trifft auf schwindendes Angebot. Den Elefanten im öffentlich-rechtlichen Studio benennt Talkgast Erdal Balci: „Wir haben zwei Millionen hereingelassen, die Zuwanderung ist ausgeartet, das Land am Ende.“ Den brachte Klara Geywitz von der Zuwanderungspartei SPD gleich mit „Ukraine“ zum Schweigen, und das Thema war vom Tisch.

Screenprint: ARD/hart aber fair

„Menschen suchen ein Zuhause: Wer ist schuld an der Wohnungsnot?“ lautete die Frage bei Hart aber fair, und wir lernten sehr schnell: Klara Geywitz ist es nicht. Schließlich hat der Kanzler der Wohnungssuchenden extra ein eigenes Ministerium gegründet und Klara Geywitz an dessen Spitze gestellt, weil die sich doch einst beim Paarlauf um die SPD-Spitze mit ihm zusammen angetreten war.

Auch wenn daraus nichts wurde – Saskia Esken gewann den Tanz – bekam Klara Geywitz eben diesen Job. Hier plädiert sie nun dafür, sich „ehrlich zu machen“ (spezialdemokratische Spezialität) und dazu gehört auch, dass statt der 400.000 jährlich versprochenen Sozialwohnungen in diesem Jahr vielleicht die Hälfte gebaut wurden, weil auch kaum eine Firma noch bauen will.

Das hat viel mit den Vorschriften zu tun, die Regierung und Behörden anscheinend im Stundentakt erlassen. Gerhard Matzig, Architektur-Journalist bei der Süddeutschen Zeitung kennt allein 3.700 Normen, die beim Bau zu beachten sind, mit dem Ergebnis, „dass wir den besten Schallschutz der Welt haben“, was aber die Wohnungsnot kaum lindern dürfte. Und Bauunternehmer Dirk Salewski erinnert sich noch an die 90er Jahre, als die Wärmeschutzverordnung auf eine Din-A-4 Seite passte, heute braucht er dafür einen ganzen Ordner.

Wärmewende als Ende der Marktwirtschaft
Sie sprechen von "Heizungs-Förderung", tatsächlich geht es um eine neue Zwangsabgabe
Dirk Salewski aus dem Raum Dortmund kam mit der ortsüblichen Direktheit gleich auf den nächsten entscheidenden Punkt: „37 Cent von jedem Euro auf dem Bau landen direkt beim Staat.“ Das Bauen überreguliert, Bauherren ausgequetscht wie die Zitronen. Es fehlen Millionen Wohnungen, aber derzeit wird gar nicht mehr gebaut (Salewski).

Und dann kommt noch der Habeck daher und will ab Januar 2024 das Heizen mit Wärmepumpen revolutionieren, obwohl auch in zehn Jahren nicht genügend Ökostrom dafür bereit ist. Diesen Unfug hatte Geywitz mit dem Grünen gemeinsam vorgestellt, wenn auch niemand von ihr Notiz genommen hatte, aber das sei notwendig und sie ist auch gegen eine Verschiebung des Gesetzes, denn „der Klimawandel ist Realität geworden, das kann man jeden Sommer sehen“.

Mit dieser Weltfremdheit paart sich hervorragend die Überheblichkeit, die in rotgrünen Kreisen epidemisch ist. Salewski, auch stolzer Vorsitzender im Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) weiß zu berichten, dass 88 Fachverbände ihre Gedanken und Kenntnisse zum Habeckschen Heizplan beigesteuert hätten, aber nicht ein einziger davon fand sich im Gesetzentwurf berücksichtigt.

Erdal Balci, ein sympathischer Kaufmann und Familienvater aus dem Hannoverschen, sucht mit seiner Familie seit über sechs Jahren ein bezahlbares Haus oder Grundstück und findet keins, denn die Preisvorstellungen der Verkäufer haben sich längst verselbstständigt. Nun, nach dem Zinsanstieg hat er die Suche aufgegeben. Wobei der SZ-Journalist ihn und uns darauf hinwies, er habe für 5% sein Haus finanziert, seine Eltern ihres noch für 9 Prozent. Der Preis ist also das Problem, nicht der Zins.

Und der Preis steigt. Dessen Ursache für den Immobilienkaufmann aus Dortmund kein Wunder ist. Größere Nachfrage trifft auf schwindendes Angebot. Den Elefanten im öffentlich-rechtlichen Studio benennt dann Erdal Balci: „Wir haben zwei Millionen hereingelassen, die Zuwanderung ist ausgeartet, das Land am Ende.“ Den hat Klara Geywitz von der Zuwanderungspartei SPD gleich mit „Ukraine“ zum Schweigen gebracht, und das Thema war vom Tisch.

Caren Lay von der Partei mit der größten Baukompetenz (Mauer, Platte, Gefängnisse), der „Linke“, will börsennotierte Baukonzerne aus dem Wohnungsmarkt vertreiben, denn die seien die Preistreiber, aber irgendwie wurde sie nicht richtig ernst genommen.

PR oder tatsächlich?
Vor dem Flüchtlingsgipfel: FDP will Sachleistungen statt Geld für Asylbewerber
Die Redaktion spielte dann noch den lange verblichenen Sozialdemokraten Vogel ein, der annodunnemals angeregt hatte, Gemeinden sollten Wohnungseigentümer werden, was nun wieder auf großen Konsens stieß, wobei mit keinem Wort erwähnt wurde, dass das rotgrüne Berlin froh war, seine (verwahrlosten Wohnungen) mit Dank an einen börsennotierten Wohnungsbaukonzern verscherbeln zu können.

So stehen als Lösungen im Raum: Mehr „Förderung” – Geywitz stolz: Sie habe dreimal so vielen Menschen zweimal so viel Wohngeld verschafft –, nochmal „Förderung”: Grunderwerbssteuer für Erstbauer sollte erlassen werden (wenn Lindner mitmacht) und Extra-„Förderung” für Heizungsopfer. Wer von der Hausbank keinen Kredit mehr bekommt, kriegt den eben von der KfW.

Und ansonsten bauen wir eben weiter „für Bedürftige und für Millionäre. Dazwischen ist Ebbe“, so Bauunternehmer Salewski. Zynischer Beifall von den Rängen. Wozu brauchen wir dann aber Klara Geywitz? Na für ihre vielen Ideen neben der „Förderung”. Von Recycling-Material zum Dämmen (billiger!) über neue Fertighaussiedlungen mit Hochhausbeimischung, so dass die Älteren dann ihr Haus freigeben und in eine Wohnung ziehen können, ohne ihre Umgebung zu verlassen. Alles weitere regeln dann die 10.000 Gemeinden in 16 Bundesländern mit ihren eigenen Regeln und Bauvorschriften.

Erdal Balci ist inzwischen heilfroh, dass er kein Haus gefunden hat und noch Mieter ist. So wird nicht von einer immobilen Immobilie festgehalten.

Fußnote: „Förderung” ist Subventionierung aus Steuermitteln, wie „Sondervermögen“ Schulden auf Steuermittel der Nettosteuerzahler.


Lesen Sie Stephan Paetow täglich auf
https://www.spaet-nachrichten.de/

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 94 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

94 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Dellson
11 Monate her

Leute lasst euch doch nicht für dumm verkaufen und polarisieren. WER hat denn für diese Probleme gesorgt? Die gleichen Leute die jetzt diese Probleme verallgemeinern wollen! Immer dasselbe Spiel, Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren! Man beklagt den CO2 Anstieg in Deutschland, Wohnungsmangel, Kitamangel, Lehrermangel und Fachkräftemangel aber gleichzeitig hat man ungefragt, überhöht, über der Maßen entgegen EU Standard und Länderbereitschaft aus devoten Ideologiegründen ungeprüft, 3 -4 Mio. überwiegend ungebildete, fertig in ihrem Herkunftsland sozialisierte Menschen, mit und ohne Papiere aus 5tsd.Km entfernten Ländern und Urlaubsländern hier ohne Papiere reingelassen aber nicht mehr raus! Zur Steigerung des CO2 Abdrucks und zur Anklage der eigenen… Mehr

Waldorf
11 Monate her

Es ist eigentlich fürchterlich simple: es gibt keine Energiewende auf Haiti ! Oder Heizwende oder Ernährungswende oder Verkehrswende oder oder und Haiti ist nur Symbol für „armes Land“. Die gesamte Klima-Öko-Umwelt-Bio- woke-Weltrettungs-endlos-Erzählung existiert und kann dieses auch nur in sehr reichen Ländern der sog. ersten Welt, dem Teil der Welt, mit dem höchsten BIP, der höchsten Wertschöpfung in Industrie und pro Kopf. Wohlstand ist der Ast, auf dem das gesamte, politische „Klima-Narrativ“ sitzt. Und schon lange vor „Habeck“ wurde durch unsere Politik und Schröder/Fischer/Trittin und dann sehr lange unter Merkel damit begonnen, Wohlstand unter der Klima-Kriegsflagge neu umzuverteilen und in… Mehr

Anti-Merkel
11 Monate her

Das Problem der Bauvorschriften lässt sich inzwischen einfach umgehen. Wer ein einmaliges Naturschutzgebiet trockenlegen will, um einen Palast zu bauen, muss nur auf den Formularen angeben, dass er ein Windrad baut (das zufällig gross genug ist um auch noch unter dem Propeller einen Palast eingebaut zu haben), dann kommen die Genehmigungen ganz von selbst. Und Fördergelder noch dazu.

Waldilein
11 Monate her

die Ausländer werden immer mehr unter der deutschen Bevölkerung verteilt. Die arabischen Ausländer und der Rest von Afrika hat hier nichts zu suchen. Wählt AFD, die etablierten versagen seit Jahrzehnten.

Elki
11 Monate her

Da haben Sie sich viel angetan, Herr Paetow, und sachlich ja auch wirklich gut interpretiert, aber ich lese meist auch noch die anderen, alternativen, deutschsprachigen Medien und Blogs.
Es gibt so viele andere Themen, daß TE diesen immergleichen und einseitig linkslastigen politischen „Talkshows“ der ÖRR jede Woche mehrmals eine Bühne bietet, sehe ich kritisch.

Martin Muehl
11 Monate her

in München wird gebaut
ich wohne in München, und hier wird an -gefühlt- allen Ecken gebaut.
Wer soll die Mieten in diesen Wohnkomplexen bezahlen? 3Tsd und mehr?
Darum sinken die Immobilienpreise.

AnSi
11 Monate her

Alles halb so schlimm! Mir wurde erst heute wieder von einem strammen Altparteienwähler versichert, es liegt NUR an den gestiegenen Zinsen, dass nicht gebaut wird! Der Rest ist nicht nennenswert. Na dann ist doch alles gut! Warum die Wohnungsbaukonzerne, die ja wohl nicht mit privatem Geld bauen und an den Zinsen so hängen allerdings nicht bauen, konnte er nicht erklären. Irgendwie haben alle die Pipi Langstrumpf-Mentalität „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ in Gagaland. Ausreden in Massen (gerne Ukraine, Klima). Nur nie die Wahrheit: Zuwanderer oder irre Vorgaben.

Thomas
11 Monate her

„Erdal Balci, ein sympathischer Kaufmann und Familienvater aus dem Hannoverschen, sucht mit seiner Familie seit über sechs Jahren ein bezahlbares Haus oder Grundstück und findet keins, denn die Preisvorstellungen der Verkäufer haben sich längst verselbstständigt. “
Warum sucht er nicht in der Türkei?

Last edited 11 Monate her by Thomas
Philokteta
11 Monate her
Antworten an  Thomas

Na ja, man muß ja nun nicht alle ablehnen, die hier arbeiten und sich eingefügt haben. Ich habe die Sendung nicht gesehen und weiß auch nicht, ob Herr Balci schon seit Jahrzehnten hier ist. Gleichwohl sind auch diese Mitbürger von der bereits ausgeuferten neuen Migration seit 2015 betroffen.

Der-Michel
11 Monate her

Eines der Probleme, die im globalen Süden für viele Probleme verantwortlich ist, ist der Siedlungsbau in ehemals nicht bewohnten Gegenden. Dies ist notwendig weil der vorhandene Platz in sicheren Gebieten, kein Hochwasser, keine Erdrutsche etc., mittlerweile komplett zugebaut ist. Aber auch da holt Deutschland auf. Auch wir siedeln immer mehr in Gebieten, die eigentlich für jegliche Bebauung ungeeignet ist. Der Trend verstärkt sich immer mehr.

Wir werden mit dieser Art Wohnungsbau immer mehr Probleme bekommen.

Philokteta
11 Monate her
Antworten an  Der-Michel

Ganz genau. Und geschieht dann in diesen Gebieten eine Naturkatastrophe und Menschen kommen zu Schaden, ist es wieder der Klimawandel.

Der Ketzer
11 Monate her

Was offensichtlich gerne übersehen wird:
Der angebliche Fachkräftemangel hat seine Ursachen teilweise ebenfalls in der Wohnungsnot, denn die „Mobilität“ der Fachkräfte wird erheblich eingeschränkt, wenn in der Nähe eines potentiellen Arbeitsplatzes kein bezahlbarer Wohnraum zu finden ist.
Der Radius, in dem Bewerber einen Arbeitsplatz suchen, bleibt zudem beschränkt, wenn der Arbeitsplatz ausgehend vom aktuellen Wohnort nicht in annehmbarer Zeit und zu annehmbaren Kosten erreichbar ist. Dies gilt insbesondere für Berufseinsteiger und Bewerber für Jobs in unteren bis mittleren Einkommensgruppen.
Auch hier sieht man, wie weit sich die Politik vom realen Leben entfernt hat.

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Der Ketzer

Es ist ein „Narrativ“ – wie das Klima. Und mit diesem „Narrativ“ begründen Sie die Einreise des Prekariats aus aller Welt, wo aus Millionen bereits alimentieren Anwesenden nicht mal welche gefunden werden können, die zum Spargel stechen, Erdbeeren ernten oder auf einem Gurkenflieger einzusetzen sind – die holt man jeweils obenauf dazu aus Osteuropa. . Hätten wir tatsächlich Fachkräftemangel, wäre hier doch schon längst alles zusammengebrochen – so lange, wie uns die „Geschichte“, beständig aufgewärmt, schon und immer wieder erzählt wird. Aber alle plappern sie munter nach – ohne sich Gedanken über den Hintergrund zu machen. 2022 waren es „Ukrainer“,… Mehr

Last edited 11 Monate her by Kassandra
Thomas
11 Monate her
Antworten an  Kassandra

Ohne Einwanderung wäre Deutschland ein Paradies.
Viel Platz für Mensch und Natur.
Aus den jetzt angepeilten 90 Millionen Menschen kann man mehr Profit ziehen als aus 70 Millionen Deutschen.
Und nur darum geht es.
Profit.