Die SPD wünscht ein schönes Jom Kippur – mit dem Felsendom als Motiv

Die SPD begeht einen Fauxpas, als sie ihre Glückwünsche zum jüdischen Feiertag mit einem Foto des muslimischen Felsendoms bebildert. Die Selbstanklage des Presseleiters passt zum Tag der Sühne – schön wäre es, versänke die SPD auch bei anderen Anlässen nur halb so tief in den Staub.

Screenshot: SPD Hessen

Das mit dem Nahostkonflikt ist für einige gar nicht so einfach. Besonders nicht für die Genossen von der SPD. Ex-Außenminister Heiko Maas hat ja einmal behauptet, wegen des Holocausts in die Politik gegangen zu sein, hatte aber andererseits keine Probleme, sich zum Advokaten des palästinensischen Flüchtlingswerkes UNRWA aufzuschwingen, das nicht nur Verbindungen zur Hamas unterhält, sondern insbesondere wegen eines Skandals um antisemitische Schulbücher aufflog. Und dann war da noch der andere Ex-Außenminister, der allerdings heute in Bellevue sitzt und Glückwunschtelegramme an eben jenes Regime an Teheran schickte, das den „Zionistenstaat“ am liebsten vom Erdboden tilgen will.

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Nichts Neues also, dass die Sozialdemokraten mit ihrem Hang zum Moralismus und Sozialkitsch sich nicht so ganz entscheiden können, wem sie eigentlich die Stange halten wollen. Da können Fehler passieren, wenn man mit den Fotos durcheinanderkommt: Was war jetzt noch einmal ein jüdisches, was ein muslimisches Symbol? Die Frage musste sich auch der eine oder andere SPDler stellen, der mit der Aufgabe betreut wurde, die Glückwünsche zum Versöhnungstag (Jom Kippur) vorzubereiten. Immerhin handelt es sich um den höchsten jüdischen Feiertag.

Was ist also ein typisches Motiv, das man mit Jerusalem verbindet? Richtig, der Felsendom! Dass der zwar aus einer Zeit stammt, als nicht nur das Judentum, sondern auch das Christentum bereits auf dem Rückzug im Heiligen Land war, schien in der SPD niemand zu bemerken. So prangte also in den sozialen Netzwerken der Jom-Kippur-Gruß mit der Moschee groß unter dem Logo der SPD Hessen. Das Zeichen des muslimischen Triumphs über Judentum und Christentum in der heiligen Stadt, wo Mohammed seine Himmelsreise begann.

Der SPD Hessen fiel die kleine Verwechslung auf – nachdem die sozialen Netzwerke voll des Hohns waren. Auch britische Journalisten entdeckten den Fauxpas. Der Twitteraccount warf sich darauf in den Sand. Ganze zehn Tweets packte der Landesverband zusammen, betonte, dass man sich entschuldigte – obwohl man sich eigentlich gar nicht entschuldigen könne. Zitat: „Wo genau in der Pressestelle, für die ich die Verantwortung trage, die Prüf- und Kontrollmechanismen nicht funktioniert haben, die Vorfälle wie diesen eigentlich verhindern sollen, ist für die öffentliche Diskussion belanglos. Gewiss ist nur: Uns ist etwas unterirdisch Dummes passiert, für das wir zu Recht hart kritisiert werden.“

Der Presseleiter nahm dabei am Tag der Sühne den ganzen Spott einem Sündenbock gleich auf sich und sparte nicht mit Selbstbezichtigung, nannte sogar explizit seinen eigenen Namen am Ende, um die Landtagsfraktion und die übrigen Genossen nicht in den falschen Verdacht zu bringen. Reue und Umkehr, an diesem symbolträchtigen Tag! Was wünschte man sich, die SPD würde bei noch größeren Fehlleistungen nur halb so sehr in den Staub versinken …

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Kommentare ( 42 )

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Andreas aus E.
1 Jahr her

Besonders schlimm finde ich, daß nicht korrekt gegendert wurde. Wo bleiben die Judin_xe? Gratuliert wird nur den als weiblich oder männlich gelesenen… Ernsthaft: Ich kann mir vorstellen, daß in der Werbeabteilung der Sozen genau dieses Detail derart heftig debattiert wurde, daß Kleinigkeiten wie das Motiv (da sah man wohl nur die beiden „Friedens“tauben) unbeachtet blieben. Und sollten die bei der SPD sowas wie Qualitätssicherung haben: In der SPD gibt es Mohammedaner noch und nöcher, und die werden, falls es mal Ärger geben sollte, stets – wie alle Politiker auch abseits der Sozialdemokratie – den Schwarzen Peter einem Partei“Freund“ zuschanzen können.… Mehr

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Es geht eben nichts über eine solide Halbbildung.

Prometheus
1 Jahr her

Ein bewusst erzeugter Eklat…Das ist keine Dummheit. Zum Glück gab es wieder den Aufschrei der Empörten. Zum Glück wurden nun wieder alle daran erinnert, dass man absolut gar nichts gegen Juden sagen darf. Zum Glück wissen wir wieder, dass wir die bösen Diskriminierer sind. Und zum Glück wurde das kollektive schlechte Gewissen aktiviert.

Weiss
1 Jahr her
Antworten an  Prometheus

Bei mir in „Little Beirut“ ( Kiez in Berlin ) gibt es neben vielen Arabern auch ein Geschäft eines palästinensischen Inhabers, wo ich Wandbilder mit der oben im Artikel gezeigten Moschee kaufen kann. Ich bin dort schon öfters gewesen und habe dort auch eingekauft. Der palästinensische Inhaber ist ein sehr stolzer Mann, den ich auch respektiere. Wie haben uns schon öfters ausgetauscht. Es gibt dort auch neben Pali-Fahnen Poster mit der Moschee im Sortiment. Für die Araber ist das ein hochheiliger Ort, den ich persönlich niemals betreten würde. Komisch, dass die SPD-Leute das nicht gewußt haben und wenn sie es… Mehr

Atheist46
1 Jahr her

„Ich entschuldige mich“ bedeutet für Menschen, die des Deutschen noch mächtig sind, soviel wie „ich spreche mich von Schuld frei“. Das kann man machen, wenn man tatsächlich frei von Schuld ist, z.B., wenn man wegen eines Zugausfalls zu spät zu einem Termin gekommen ist. In allen anderen Fällen – wie eben auch in diesem hier – kann man um Verzeihung bitten und hoffen, dass sie gewährt wird. Das erfordert ein mehr oder weniger großes Maß an Demut – Demut, die denjenigen, die auf diese Weise „sich entschuldigen“, weitestgehend abhanden gekommen ist, genau so, wie das Verständnis von Sprache. Eigentlich wird… Mehr

Marco Mahlmann
1 Jahr her

Solche Fehler passieren nicht einfach so. Beide möglichen Gründe dafür überzeugen: völlige Unbildung oder bewußte Unterwerfungsgeste unter den Islam.
Wäre der SPD jedoch das Judentum wichtig, hätten sich die Leute damit beschäftigt, und dann wäre ganz selbstverständlich ein jüdisches Symbol verwendet worden.

Fieselsteinchen
1 Jahr her
Antworten an  Marco Mahlmann

Sowohl – als auch! Völlige Verdummung, da man vielleicht das Stichwort „Jerusalem“ in die Google-Suchzeile eingegeben hat. Überzeugt von sich selbst, passt ja. Von jüdischen Feiertagen hat man sowieso keine Ahnung (Wann, Wie, warum?). In der SPD sitzen genug Islam-U-Boote herum, denen passt dieser, nein, Fehler ist das nicht, exakt in den Kram. „Juden, ab ins Meer!“ – dann kann man schon mit der AlAqsa einen Gruß hinterherwerfen. Wer hat denn das Ding gestaltet? Von alleine hat es sich nicht gemacht! Vielleicht ist es zu peinlich, den Namen des Layouters zu nennen, irgendwas mit Mo oder Ib am Anfang? So… Mehr

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Naja, was erwarten wir von der Partei eines ungelernten Kevin Kühnert, die Fotos von Helmut Schmidt abhängt und über die Willy Brandt mal sagte: „Wir können über alles diskutieren, aber bitte nicht darüber, wer in der Familie der Vater ist.“ Eine Arbeiterpartei ohne Arbeiter ist halt nur noch: eine Partei.

Dr_Dolittle
1 Jahr her

Wenn dann nächstes Mal die Glückwunschkarte zum Fastenbrechen mit dem Petersdom bebildert wird ist die Symmetrie wieder hergestellt. Außer daß man darauf wahrscheinlich wie auf eine Karikatur etwas heftiger reagiert als die Israelis jetzt.

Esteban
1 Jahr her

Im Laufe der vergangenen 4000 Jahre dürfte das jüdische Volk gelernt haben, so einiges einzustecken. Von daher bleibt es eine Peinlichkeit, und nicht mehr. Jedenfalls möchte ich nicht in der Haut der hessischen SPD stecken, hätte sie umgekehrt den Muslimen zum Ramadan mit einem Bild der Menora, dem siebenarmigen Leuchter des Judentums gratuliert.

Mausi
1 Jahr her

Mit dem Wissen von Heute….wäre das nicht passiert.
Ich war in Urlaub mit meinem todkranken Gespons.
„Das“ liess sich nicht vorhersehen.

Nur gut, dass es mit den wirklich wesentlichen Themen wie Migration, Energiewende, Krieg, Klima, Pandemie, Organisation von Wahlen und und und hervorragend klappt.

Und wie gut, dass (der Assistent von) Herr(n) Steinmeier für die Glückwünsche an den Iran nicht zu einer bebilderten Karte gegriffen hat.

Last edited 1 Jahr her by Mausi
Helmut Kogelberger
1 Jahr her

Das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Truppe sich für auserwählt hält, Bund und Länder zu regieren.
Es ist ein intellektuelles Prekariat mit einem durch nichts zu rechtfertigenden überbordenden Selbstbewußtsein.

Turnvater
1 Jahr her
Antworten an  Helmut Kogelberger

Das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Truppe sich für auserwählt hält, Bund und Länder zu regieren.“

Sie halten sich nicht nur für auserwählt, sondern werden auch gewählt.