Stuttgart: Wieder schwere Auseinandersetzung – Zweifel an Polizei-Aussagen

Nur mit massivem Polizeiaufgebot konnte in der Nacht auf Sonntag verhindert werden, dass es wieder zu Ausschreitungen und Plünderungen kam. Die Polizei spricht von einem friedlichen Verlauf. Allerdings mehren sich Zweifel an der Richtigkeit der Darstellung der Krawalle durch die Polizei.

imago Images/Arnulf Hettrich

In Stuttgart gab es in der Nacht zum Sonntag zum zweiten Mal in Folge schwere Auseinandersetzungen und Krawalle. Wieder bewarfen Täter aus
Dutzenden „kleiner Gruppen“, wie es in den Meldungen von Polizei und dpa beschönigend lautet, Beamte und Autos der Polizei mit Steinen. Nur mit einem massivem Aufgebot konnten weitere Krawalle verhindert und erstickt werden: So war die Polizei an diesem Wochenende mit einem Großaufgebot in der Innenstadt unterwegs.

Antifa in Stuttgart
Stuttgart: Brutale Ausschreitungen - Antifa als Rädelsführer?
Laut Einsatzleiter Carsten Höfler seien einige hundert Beamte, mehr als sonst und berittene Kräfte, im Einsatz gewesen. In der Fußgängerzone patrouillierten Einsatzwagen und berittene Polizei, die Polizei führte zahlreiche Kontrollen und Leibesvisitationen durch. Vor allem nach Drogen und Waffen sollen die Besucherinnen und Besucher des Schlossgartens in Stuttgart durchsucht worden sein. Nach Angaben der Stuttgarter Zeitung wurden zwei Personen festgenommen. Insgesamt sei der Abend aber friedlich verlaufen, gab Einsatzleiter Höfler zu Protokoll und sprach um 23 Uhr von „einer durchaus normalen Samstagnacht in Stuttgart“. Intensive Personenkontrollen an diesen Orten, die für Kriminalität bekannt seien, gehörten zur Routine, stellte er fest.

Was heute alles friedlich genannt wird

Offensichtlich sollen sich die Stuttgarter an diese Zustände gewöhnen; anders ist die Polizei-Bemerkung „friedlich verlaufen“  und „normal“ nicht zu deuten.

Ausschreitungen hatten Vorgeschichte
Gewalt in Stuttgart: Ministerpräsident Kretschmann tut nur überrascht
Zweifel an den Aussagen der Polizei gibt es seit vergangenem Wochenende. Am letzten Sonntag trat die Stuttgarter Polizeiführung gemeinsam mit dem Oberbürgermeister vor die Fernsehkameras. Polizeipräsident Franz Lutz sagte: „Ich kann aus der momentanen Sicht der Dinge eine linkspolitische oder überhaupt eine politische Motivation für diese Gewalttaten ausschließen.“ Es war die Rede von einer „Party- und Eventszene“. Polizeibeamte, die dort Samstagnacht im Einsatz waren, behaupten nun: Linksextreme hätten sich unter die Menschenmenge gemischt und die Gewalt gezielt eskaliert.

„Mich hat es an den G20-Gipfel in Hamburg erinnert“, sagt ein Polizist, der an dem Abend mit Flaschen und Pflastersteinen beworfen wurde. „Meine Kollegen und ich sind uns ziemlich sicher, dass die Antifa mit dabei war. Sonst wäre das nicht so eskaliert.“

Normal? Einkaufswagen voller Steine in Stuttgart

Der Grund für diese Vermutung: „Wir haben einen Einkaufswagen voller Steine und anderer Wurfgeschosse gesehen. Und es flogen Flaschen, die mit Lackfarbe gefüllt waren. So etwas hat kein normaler Partygänger dabei.“ Auch schwarz vermummte Personen mit Brechstangen seien aufgefallen. Jürgen Engel, stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, teilt diese Einschätzung. In Göppingen ist er als Kreisvorsitzender für die Bereitschaftspolizei zuständig, von der rund 30 Beamte die Stuttgarter Krawallnacht von Anfang an miterlebt haben.

Der Gewerkschafter: Linksautonome haben Krawalle in Stuttgart unterstützt und angeheizt Mit ihnen hat Engel danach ausführlich über deren Erlebnisse und Beobachtungen gesprochen, berichteten die Badischen Neuesten Nachrichten aus Karlsruhe. „Nach allem, was mir die Kollegen berichtet haben und was man auf den Videos sieht, ist davon auszugehen, dass die Ausschreitungen zwar innerhalb der sogenannten Eventszene begonnen haben, aber dann von Linksautonomen unterstützt und angeheizt worden sind“, bekräftigt der Gewerkschafter die Schilderungen des anderen Polizisten.

Es ist nicht, was ist, sondern wie es heißt
Newspeak nach Stuttgarter Krawallen
Das ist nicht ungefährlich. Am vergangenen Wochenende war ein Tondokument bekannt geworden, in dem wohl per Polizeifunk ein Beamter die Kollegen über „kriegsähnliche“ Zustände informierte und an einer Stelle sichtlich aufgeregt von „Kanaken“ sprach. Gegen diesen Beamten werde wegen „Rassismus-Verdachts“ Untersuchungen geführt, so die Stuttgarter Zeitung. Die Täter der Krawallnacht dagegen dürften weitgehend straffrei ausgehen, die meisten der bis zu 500 Randalierer ohne spürbare Strafen des Staates davonkommen. Diese Befürchtung äußerte der Richter Thorsten Schleif vom Amtsgericht Dinslaken (Nordrhein-Westfalen). Der Rechtsstaat werde sich ähnlich schwertun wie nach den massenhaften sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/2016. Schleif: „Auf 661 Strafanzeigen sexuell belästigter Frauen folgten drei überführte Straftäter – und das drei Jahre später.“

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Kommentare ( 228 )

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Contra Merkl
3 Jahre her

Nachdem die Polizei ja in Corona Vollmontur Wohnblöcke und Sammelunterkünfte bewacht, internationale Partygäste und Eventmanager mit Hundertschaften betreut, sind bestimmt auch bald wieder die Schwimmbäder dran, wenn diese jetzt vermehrt wieder öffnen. Dann geht dort die Party schon am Nachmittag los. Hoffentlich haben die Landesregierungen schon passende Shorts für die Herren und Badeanzüge für die Damen in Polizeidesign bestellt. Nicht das die Schwimmbäder wieder komplett geräumt werden müssen, weil Kleingruppen kein Benehmen haben. Ach so, man kann ja die sich nicht benehmen, einfach rauswerfen, so wie das früher geregelt wurde. Dann kommt ja gleich wieder die Rassismuskeule. Aus dem Grund… Mehr

Jan Boellermann
3 Jahre her

Ganz so entspannt wie getan wird, war die Lage wohl nicht.
Zumindest nicht für ein Focus online Team was vor Ort war.

https://www.focus.de/politik/deutschland/wochenende-nach-randalen-ich-wurde-von-stuttgart-poeblern-bedroht-trotz-praesenz-fuehlte-ich-mich-von-polizei-allein-gelassen_id_12148910.html

Zwischenzeitlich soll es 33 bzw. 37 Tatverdächtige geben. Mehr als die Hälfte mit Migrationshintergrund. Man spricht jetzt verklausuliert von der Wut abgehängter Randgruppen.

https://www.suedkurier.de/baden-wuerttemberg/eine-woche-nach-dem-gewaltexzess-in-stuttgart-die-lage-ist-noch-lange-nicht-entspannt;art417930,10549574

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ausschreitungen-in-stuttgart-strobl-relativiert-eigene-aussage-ueber-linksextreme-randalierer.004a378e-0f67-4075-98f2-3b5b3d49c5ca.html

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110977/4636532

Um was für ein Klientel es sich bei den 33 bzw. 37 Tatverdächtigen nun genau handelt, wird wieder bewußt verschwiegen. Genaue Details, wie noch in der ersten Kurzmeldung will man wohl vermeiden, unter den Teppich kehren.

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.krawalle-in-stuttgart-viele-randalierer-waren-betrunken.afb21270-6c25-41e6-aae8-9eeb31e34abf.html

JB

Gjergj Kastrioti
3 Jahre her

Diese Beschönigungen sind unglaublich! Jeder von der Polizei weiß, dass er auf verlorenem Posten steht, wenn so „deeskalierend“ und unterwürfig weiter gemacht wird. Diesen randalierenden Terroristen ist nur mit brachialer Gewalt zu begegnen, dann haben sie Respekt, so haben sie das in ihren tribalistischen Steinzeit-Gesellschaften gelernt. Gummigeschosse sollten zunächst sicher auch schon mal wirken, wenn nicht, muss man auch scharfe Schüsse in die Beine von plündernden Gewalttätern ins Auge fassen, dann dürfte der Spuk schnell vorbei sein.

Karl Schmidt
3 Jahre her

Wären solche Zustände nicht normal und dürften die Polizisten, die auch an diesem Abend ihr Leben riskieren mussten, die Wahrheit sagen und dabei die Zuwanderung nicht als Bereicherung bejubeln, dann wäre es ja nicht mehr Merkels Deutschland. Und das wollen wir ja alle nicht erleben.

eviamara
3 Jahre her

Wohin schlagen Sie denn eine Auswanderung vor? Mir wurde gerade an diesem Wochenende von schlechten Erfahrungen in Dänemark und Tschechien erzählt.
Wo könnte ein Reservat sein?

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  eviamara

Überall, wo zu viele „Fremde“ auftauchen, wird es nicht gut ausgehen.
Auch, wenn man den festen Willen hat, sich zu integrieren und ein anderer zu werden.

martin ruehle
3 Jahre her
Antworten an  eviamara

Henryk M Broder schlägt heute im „Broders Spiegel“ Island als Rückzugsort vor.
Allerdings erwähnt er auch, dass man bei der Planung dauerhafter Sesshaftigkeit berücksichtigen müsse, die isländische Sprache zu erlernen – ohne Isländisch nix Eyjafjallajökull …
Gerissen der Isländer ;-))

kasimir
3 Jahre her
Antworten an  martin ruehle

Ja, Island ist wunderschön und die Leute haben einen hohen Standard, was Lebensqualität und Bildung betrifft. Aber insgesamt zu wenig Sonne, da leiden dort ja auch viele darunter (Depressionen). Habe mich mal mit einem Isländer unterhalten, er hat gesagt, daß die Leute fast alle im Winter mal für mind. 3 Wochen nach Südostasien fliegen, um Sonne zu tanken und die Senioren oft in Spanien oder Portugal überwintern. Aber Island hat natürlich landschaftlich viel zu bieten, so wie Nord-Norwegen (Lofoten) auch, aber leben würde ich dort nicht wollen….

kasimir
3 Jahre her
Antworten an  eviamara

Wir sind im Süden Österreichs, bisher alles gut hier :-)) Ansonsten gefällt uns sehr Slowenien (Architektur und Mentalität haben sich seit der k.u.k.- Monarchie nicht sehr verändert), dort besonders die Adria-Küste (Koper, Portoroz), wunderschöne, sanierte Städte und kultivierte, dezente Menschen. Kroatien könnte ich mir auch gut vorstellen, aber da geht es seit ein paar Jahren auch heftig mit dem Tourismus ab und hoffentlich sind die Kroaten klug genug und verhindern, daß es wie in Italien (Rimmini) zu extrem wird. Tschechien hat mich noch nie so interessiert, da würde mir nur Prag gefallen, aber leben würde ich dort nicht wollen, Wetter… Mehr

Riffelblech
3 Jahre her

Wie notwendig Polizei zu sein scheint kann man ja an der Taz Journalistin erkennen . Erst ist die Polizei Packund am Besten auf dem Müll aufgehoben , wenn es aber an das eigene Fell geht , braucht diese Dame die Polizei zum eigenen Schutz . Verständlich wäre doch jetzt wenn diePolizei meinte , nein ,besorgen sie sich einen privaten Wachdienst und bezahlten gefälligst aus eigener Tasche . Und genau sowieso sein Stuttgart kommen . Erst wenn der Mob sich an die „ Oberen Etagen „ aus der Politik heranmacht und dort „entglast“ wird es plötzlich keine Partyszene mehr sein .… Mehr

TE2020
3 Jahre her

„Wir haben einen Einkaufswagen voller Steine und anderer Wurfgeschosse gesehen. Und es flogen Flaschen, die mit Lackfarbe gefüllt waren. So etwas hat kein normaler Partygänger dabei.“ {Ironie} Guter Tipp, ich habe mich immer schon gefragt, wie man der Polizei mal ein richtig schönes Geschenk machen kann.{/off} Und außerdem: Kommt eben drauf an, wie man Party definiert. It’s a devil’s party. Denke, denke, denke… könnte auch sein, dass die Parteigänger meinen, genau, jetzt fällt’s mir wieder ein…. das sind einfach nur Leute einer Partei, einer Gruppierung, und von der großen Party viele kleine, also Gruppen. Zum Beispiel ist jede Wahl, z.B.… Mehr

bfwied
3 Jahre her

So kommt es, wenn man ein Ideologen-Idealbild vor seinem Kopf trägt anstatt die Wirklichkeit zu sehen. Diese Diskrepanz offenzulegen, das wäre die Aufgabe der Journalisten, aber leider sind die ebenfalls glühende Anhänger der Fata Morgana. All diese Leute sind beseelt von einer „besseren“ Welt. Wer diese undefinierte Welt glaubt erreichen zu können, verfügt allerdings nicht im Entferntesten über die Qualitäten, die notwendig sind, um einen Staat prosperieren zu lassen – man sieht, wie ganz im Gegenteil der Staat den Bach runtergeht, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Seit ein paar Tagen wird das schlechtere Abschneiden v. a. der islamischen Schüler, u. a. der… Mehr

Peter Pascht
3 Jahre her

Stuttgart ist bereits überall. Apartheid in Deutschland und EU-Länder: In vielen Betrieben der Hotellerie, Touristik-Branche und Gastronomie arbeiten ausschließlich Arbeitskräfte aus dem billiglohn Ausland. Habe ich selber erlebt in Touristikorten in Deutschland, Schweiz , Österreich. Apartheid in Zell am See: Ganz Hotels zu denen man als weißer Europäer gar keinen Zugang hat, die vorab auch nicht buchbar waren durch weiße Europäer. Darf man das als „Apartheid“ werten? Oder gilt das nur für Schwarze? Oder gilt es nicht, weil es „Weiße“ sind die da rassistisch diskriminiert werden? Einheimische die sich da bewerben haben keine Chance einen Job zu bekommen. Ist das… Mehr

kuenze
3 Jahre her

Gibt es für die langfristig Denkenden eigentlich eine juristische Definition der Grenze, ab welcher bei Staatsversagen und Unvermögen oder Unwillen der Polizei, Leben und Eigentum zu schützen, Selbstverteidigung und Bürgerwehr erlaubt sind? Hobbes und Locke für den Alltag, sozusagen.