Saarland: Anke Rehlinger (SPD) löst Merkelianer Tobias Hans (CDU) als Ministerpräsidenten ab

Die SPD hat die Wahl im Saarland gewonnen, die CDU erlebt einen Erdrutsch. Die SPD-Kandidatin Anke Rehlinger wird Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) ablösen. Die kleinen Parteien müssen voraussichtlich bis zum vorläufigen Endergebnis darum zittern, ob sie dem nächsten Landtag angehören.

IMAGO / BeckerBredel

Im Vergleich zu den ohnehin günstigen Prognosen hat die SPD nochmal zugelegt. Sie kommt laut ARD-Wahltagsprognose auf 43 Prozent. Ein deutlich zweistelliger Zuwachs. Ebenfalls deutlich zweistellig sind die Verluste der CDU. Sie kommt laut ARD nur noch auf 27,5 Prozent. Tobias Hans hat das Amt des Ministerpräsidenten 2018 von Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) geerbt, als diese nach Berlin gewechselt war.

Saarland-Wahl: SPD-Triumph, CDU-Desaster
Deutlich fällt auch der Niedergang der Linken aus. Sie hatten vor fünf Jahren noch 12,9 Prozent geholt und scheitern jetzt deutlich an der Fünfprozent-Hürde. Im Vorfeld der Wahl hatte es immer wieder heftigen Streit gegeben, an dessen Ende der Gründervater Oskar Lafontaine die Partei verließ. Die AfD wird ihr letztes Ergebnis von 6,2 Prozent eher unterlaufen und muss voraussichtlich bis zum vorläufigen Endergebnis zittern. Auch sie ist zerstritten und trat daher ohne Landesliste an.

Streit gab es auch bei den Grünen und auch sie müssen voraussichtlich bis zuletzt bangen. Wobei sie laut ARD eher reinkommen, während die FDP eher draußen bleibt. FDP und die Grünen waren bisher nicht im saarländischen Landtag vertreten. Auffällig an der Prognose ist auch das starke Abschneiden der ganz kleinen Parteien. Sie kommen zusammen auf über 10 Prozent.

Der Wahlkampf war eher von überregionalen Themen geprägt. Hans hatte sich in Sachen Corona als Hardliner positioniert. Seinen Landsleuten verpasste er eines der strengsten Regelwerke in Deutschland. Wer außerhalb des Ortes einkaufte, musste Strafen bezahlen. Er selbst fuhr in Urlaub.

+++Aktuelle Zahlen+++
Vorläufiges Ergebnis im Saarland: Grüne verpassen Einzug in den Landtag - um 23 Stimmen
Als der Wahlkampf ungünstig für Hans (44) lief, versuchte er sich als Spritpreisrebell: In einem Selfievideo warf er der Bundesregierung vor, sich an den Autofahrern zu bereichern und forderte Steuersenkungen. Dabei hatte der Merkelianer bis dahin Klimaschutz-Maßnahmen unterstützt und noch 2019 geklagt, die Maßnahmen wie CO2-Steuer reichten nicht weit genug. Nach dem Selfievideo ging der Unterschied zwischen SPD und CDU weiter auseinander.

Anke Rehlinger (45) gilt als geerdete Frau. Die ehemalige Kugelstoßerin gab sich im Wahlkampf als „echt“ und erwischte damit einen Nerv, denn der Studienabbrecher Hans konnte sich dieses Image nie erarbeiten – obwohl er es versuchte. Die Koalitionsfrage hängt davon ab, welche der kleinen Parteien in den Landtag einzieht und welche scheitert. Rehlinger sowie die FDP hatten im Vorfeld gesagt, dass sie eine Ampel bevorzugen würden.

Von 1999 an regierte die CDU im Saarland. Anfangs mit absoluter Mehrheit. Zuletzt regierte eine große Koalition, in der Rehlinger Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin war. Das Saarland wird von einer katholischen Arbeiterschaft geprägt. In den 50ern gab es zwei christdemokratische Parteien, die jeweils für sich stärker waren als die Sozialdemokraten.

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Kommentare ( 28 )

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Oneiroi
2 Jahre her

Wenn sie den Übergang noch sozialverträglich gestalten ist es perfekt und die Saarländen haben einen ruhigen Wechsel. Ein paar alte ü60 CDUler gehen in Rente, ein paar jüngere SPDler übernehmen und quartieren sich in deren Büros ein.
Medial würde ich das natürlich im Mainstream als „Wahlbeben“ verkaufen, dass alles ändern wird.:D Wenn die Schafe so „lauwarm“ abstimmen ist die nächsten 100 Jahre die Koalition im Saarland mit mehr oder weniger rotierendem CDU/SPD Personal gesetzt. Da brauchts ja noch nichtmal sonderlich Presseanweisungen aus Berlin.

Judith Panther
2 Jahre her

„…Auffällig an der Prognose ist auch das starke Abschneiden der ganz kleinen Parteien. Sie kommen zusammen auf über 10 Prozent….“
Auch bei der Wahl im September hatten sie ja ordentlich Stimmen geholt.
Jetzt habe ich fast die Hoffnung, daß die 10% ein Kristallisationskeim ist, eine Saat, die bei der nächsten BT-Wahl aufgeht, zusammen 25%, 10% davon für DIE BASIS?

eisenherz
2 Jahre her

Ich kann mir gut vorstellen, in der heutigen Zeit als Ministerpräsident in einem Bundesland gewählt zu werden, ob da sich die SPD und die gewählte Person wirklich über das Wahlergebnis freut, das wage ich zu bezweifeln. Zum einen übernimmt jeder Mandatsträger in dieser Position die schleichenden, aber unübersehbaren Zerstörungen von 16 Jahre Merkel. Als da sind die Kraftwerksabschaltungen mit allen Folgen, die total marode Infrastruktur wie Straßen, Brücken und die Bahn, die finanziellen Bürgschaften, welche zunehmend die EU auf die Geberländer, so auch auf Deutschland überträgt, die sog. Nehmerländer dauerhaft vor dem Staatsbankrott zu bewahren. Dann die Asyllüge mit den… Mehr

Ali Mente
2 Jahre her

Den Grünen fehlen nur 23 Stimmen! Da liegen doch bestimmt noch ein paar Säcke mit Briefwahlstimmen, die im Laufe der Nacht gefunden werden und morgen haben die auf einmal 23% . Solche unvorhersehbaren nächtlichen Veränderungen sind ja durchaus schon mal aufgetreten und für gut befunden worden!

Silverager
2 Jahre her

Butter bei die Fische.
In Wirklichkeit sieht das Wahlergebnis doch so aus:

Die größte Partei waren die Nichtwähler mit 37%
Die SPD-Wähler waren 27%
Die CDU-Wähler waren 18%
Die AfD-Wähler waren 4%
Die „Sonstigen“ (unter Einschluss der FDP u. Grünen) waren 14%
————————————————
Zusammen also ergibt das jetzt 100%

Das heißt also, etwas mehr als ein Viertel der Wahlberechtigen haben den „strahlenden Sieger“ SPD gewählt.
Toll, mit 27% gibt’s jetzt also eine „absolute Mehrheit“ !!!

Th. Radl
2 Jahre her

„Rehlinger sowie die FDP hatten im Vorfeld gesagt, dass sie eine Ampel bevorzugen würden.“ Manchmal muss man sich die guten Nachrichten zwischen den Zeilen suchen: z.B., wenn das vorläufige amtliche Endergebnis einen Witz erzählt! Was für ein herrlicher Treppenwitz! Mal überlegen: Ampel, das war doch Rot, gelb und grün? Fehlt doch eigentlich nur noch gelb und grün! Und wofür steht „Rot“ bei einer Ampel? Da wird der Titel des Parteiorgans zur Lüge! Vorwärts, wir lachen uns das schön! Ein richtig gelungener Witz! Was für ein Sieg für die Spezialdesolaten! Jetzt fehlt nur noch die Rückkehr an die Saar von Heiko… Mehr

misa
2 Jahre her

https://youtu.be/XeDQnA8yqIk
Er hinterlässt eine Lücke und mich mit Freude! Die Belästigung durch seine Fernsehpräsenz wird mir sicher nicht fehlen!

Th. Radl
2 Jahre her
Antworten an  misa

Ehrlich? Sie glauben, der hinterließe eine Lücke? Wenn ja, dann dürfte die heute aber schon von selbst zugerutscht sein.Für den Link ein herzliches Dankeschön! Aber: heißt „Arrivederci“ nicht „Auf Wiedersehen“ oder so ähnlich? Von mir aus kann der da bleiben, wo immer er hingehen mag. Wiedersehen ist nicht zwingend nötig…

Gaartz
2 Jahre her

Warum nochmal soll ich mich eigentlich aufregen, ob nun die SPD oder die CDU gewonnen hat? Ich sehe nämlich praktisch keinen Unterschied, zumindest keinen wesentlichen. Der Bundestag wird seit Jahren zu 89 % von dem beherrscht, was man in den USA zu Recht die „Uniparty“ nennen würde. Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass die europäische Chef-Globalistin Angela Merkel traurig gewesen wäre, als nicht „ihr“ Kandidat Laschet, sondern Olaf Scholz gewonnen hat. Warum? Weil sie wusste, dass niemand so zuverlässig ihre katastrophale Politik gegen Deutschland weiterführen würde wie eben dieser Olaf Scholz. Der einzige wirkliche Wahlkampf, der spätestens seit… Mehr

November Man
2 Jahre her

So lange die CDU nicht bereit ist mit der AfD zu reden, so lange werden sie weiterhin solche krachende Niederlagen erleiden. Die extrem linken Sozialisten und die totalitären Grünen wirds freuen.  

StefanB
2 Jahre her

Erdrutsch? – Nur die übliche Verschiebung im ökosozialistischen Einheitsparteienblock, bei der die Wähler a) meinen, sie hätten mal wieder eine Blockpartei abwatschen müssen, b) sich streng an vom Establishment gesetzte Tabus halten. Alles im gewohnten Rahmen also.