Coronademo in Berlin – woher kam die Gewalt gegen Polizisten?

Berlins Polizeipräsidentin Slowik suggerierte, die Corona-Demo vom 18. November in Berlin sei extrem gewalttätig gewesen. TE berichtete über konkrete Zahlen. Die Täter kommen offenbar aus einer dubiosen Gruppe.

picture alliance / Andreas Gora | Andreas Gora

Aus welcher Gruppe heraus wurden bei der Corona-Demonstration in Berlin Polizeibeamte verletzt? TE meldete am 17. Dezember, dass der Berliner Senat eine entsprechende Anfrage des parteilosen Abgeordneten Marcel Luthe beantwortet hatte. In der Antwort hieß es: „Im Rahmen des Einsatzes am 18. November 2020 wurden insgesamt 79 Dienstkräfte der Polizei Berlin verletzt. Hiervon wurden 78 Dienstkräfte im Zusammenhang mit der Versammlung „Antifaschistische Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft“ mit der zugewiesenen Versammlungsörtlichkeit Unter den Lindenstraße/Friedrichstraße/Brandenburger Tor/Yitzhak-Rabin-Straße durch Fremdeinwirkung verletzt.
Eine Dienstkraft wurde im Rahmen eines Verkehrsunfalles ohne direkten Versammlungsbezug leicht verletzt.“ Bei der „Antifaschistischen Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft“ handelte es sich um eine von 12 Gruppen, die an diesem Tag eine Demonstration im Regierungsviertel angemeldet hatte. Aus der Antwort des Senats gehen drei Dinge hervor:

  • Erstens war das zunächst von Politik und Medien angewandte Framing nicht mehr aufrecht zu erhalten, die gewalttätigen Übergriffe seien aus der Mitte der Demonstration und aus der Masse der Demonstranten gekommen. Vielmehr bestätigt die Antwort des Senats die Berichterstattung von TE von diesem Tag: die überwiegende Zahl der Demonstranten verhielt sich friedlich. Die eher geringen Übergriffe gegen Beamte gingen offenbar von einer Gruppe aus, die sich einen linken Anstrich gegeben hatte, und deren genaue Identität bis heute nicht feststeht.
  • Zweitens kam es demnach zu keinen Verletzungen im Bereich Schiffbauerdamm und Luisenstraße und unmittelbar vor dem Parlament in der Scheidemannstraße – also dort, wo sich an diesem Tag die überwiegende Mehrheit der Demonstranten versammelt hatte, um gegen das „Dritte Bevölkerungsschutzgesetz“ zu protestieren, das an diesem Tag verabschiedet wurde und gegen die Wasserwerfer eingesetzt wurden.
  • Drittens zeigt die Auflistung, dass der überwiegende Teil der Beamten leichte Verletzungen davongetragen hatte – Augenreizung, Knalltrauma – und bis auf fünf durch Demonstranten verletzte Polizisten alle ihren Dienst fortsetzen konnten. Im Vergleich zu Kundgebungen etwa am 1. Mai war das Gewaltpotential möglicherweise relativ gering für Berliner Verhältnisse.

Diese Einschätzung teilt die Polizeiführung nicht: „Das Potenzial und die Brutalität der Gewalt waren immens“, hatte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik unmittelbar nach der Demonstration behauptet, und suggeriert, es sei der größte Gewaltausbruch in Berlin „seit Jahrzehnten“ gewesen.

Der ideologische Charakter der betont links auftretenden Demonstranten-Gruppe, von der die Gewalt ausgegangen war, und ihre Einbindung in radikale Netzwerke ist dubios. Marcel Luthe schrieb mit Bezug auf die selbsternannte „Antifaschistische Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft“ es habe sich mutmaßlich um linke Demonstranten gehandelt – änderte die Formulierung dann aber nach einem Hinweis über den unklaren Charakter dieser Demonstranten in „abseitige Gruppe“. TE fragte bei der Polizei Berlin, wer als Anmelder dieser Gruppe aufgetreten war, und wie die Behörde sie einschätze. Eine Antwort erhielt TE bisher nicht – wird sie allerdings nachreichen. Die Agentur „Evangelisch.de“ hatte in ihrer Berichterstattung die „Antifaschistischen Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft“ als „linke Gegenkundgebung“ eingeordnet.

Screenprint: evangelisch.de

Mehrere journalistische Aktivisten hielten TE gestern auf Twitter vor, es habe im Bereich des Brandenburger Tors und der Umgebung überhaupt keine linke Gegendemonstration gegeben. Das trifft definitiv nicht zu. Auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor und teilweise Unter den Linden hatten sich linke Gruppen versammelt, unter anderem mit Transparenten wie „Impfen ist Liebe“ und „Gerade Denken – Kein Platz für rechte Propaganda“.

In ihrer Bildberichterstattung hatte dpa diese Demonstranten wiederum der Hauptdemonstration zugeordnet.

Von welchen einzelnen Personen genau die Gewalt gegen Beamte an diesem Tag ausgegangen war, muss noch aufgeklärt werden. Aber: weder ging die Gewalt von der Masse der Demonstranten aus, gegen die Wasserwerfer eingesetzt wurden, noch entspricht sie laut Auflistung des Senats den rhetorischen Übertreibungen und Schuldzuweisungen, die es unmittelbar nach der Demonstration gegeben hatte.

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Kommentare ( 5 )

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November Man
3 Jahre her

Auf Vorschlag und alleiniger Entscheidung des Berliner Innensenators Andreas Geisel wurde Slowik am 10. April 2018 zur neuen Polizeipräsidentin in Berlin ernannt.
Sie ist damit die offizielle Nachfolgerin des seit 2013 amtierenden Polizeipräsidenten Klaus Kandt, welcher zur politischen Neuausrichtung der Polizei Berlin ohne Ankündigung entlassen wurde.
Quelle; Wikipedia
Das sagt einem doch schon alles. Unsere Hauptstadt haben die Migranten, die Antifa und die extrem linksgrünradikalen Kräfte schon erobert und unter ihre Kontrolle gebracht.
Jetzt wird Widerstand gegen den Linksfaschismus zur ersten Bürgerpflicht.

Max Media
3 Jahre her

Alles. Wirklich alles, was aus dem Umkreis der rotrotgrünen Fraktion Berlin kommt, oder durch sie in Posten gehieft wurde ist für mich unglaubwürdig und
bekommt keinerlei Vertrauensvorschuss.
Eigentlich ein Fall für den Staatsschutz, der ist allerdings durch rotrotgrün im
Bund bereits durchsetzt und nicht mehr für die Aufgaben verfügbar.

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Die Berichterstattung unserer großen „Qualitäts-“ und Regierungsmedien sowie auch die des ARD/ZDF Staatsfunks ist doch vor allem ab ~2015 so gewaltig unglaubwürdig geworden, dass wenn man z.B. Artikel sieht wo schon mit großen Lettern in der Titelzeile negativ und abwertend über jene Menschen, Themen oder Parteien berichtet wird die sich nicht mit der Meinung und dem Vorgehen der linksgrünen Regierung und den Altparteien gleicht und deckt, dass man hier dann beim lesen der Titelzeile nicht so wie schon früher etwa 30% an medialer Glaubwürdigkeit von vornerein abzieht, sondern das man „heute“ seit 2015 von vornerein mindestens schon 75% von der… Mehr

Andreas aus E.
3 Jahre her

„evangelisch.de“ – soso, also „das multimediale Kompetenzzentrum für die Evangelische Kirche in Deutschland, ihre Gliedkirchen, Werke, Einrichtungen sowie für die evangelischen Freikirchen und alle interessierten Unternehmen und Organisationen“ – die kenne ich sonst als die, deren Werbesendungen im Deutschlandfunk mit „diskutieren Sie mit uns bei Facebook“, also Werbung in der Werbung, enden. Prominent auf deren Webseite gerade der auch schon im Deutschlandfunk beworbene Film „Das Neue Evangelium“ – mit „dem Aktivisten Yvan Sagnet, der sich für die Rechte der Geflüchteten und unter Sklaven-ähnlichen Bedingungen auf den Orangen- und Tomatenfeldern schuftenden Menschen einsetzt und gegen die »mafiösen Strukturen in der Agrarindustrie«… Mehr

CIVIS
3 Jahre her

Richtig:
Man kann sie nicht zwingen (-und Politik und Justiz wollen ja auch gar nicht-) ihr Framing und ihre Fakes einzustellen, …aber man kann sie nötigen und zwingen, immer offensichtlicher, durchschaubarer und panischer zu reagieren und zu lügen !