Angriffe auf die Landwirtschaft weltweit – Bauern wehren sich

Überall protestieren Landwirte. Dies fällt in diesem Jahr besonders ins Gewicht, weil viele Wahlen anstehen: etwa in den USA, in der EU und in Indien. Die weltweiten Proteste haben zwar verschiedene Gründe; aber ein wesentliches Ziel eint fast alle Regierungen: Sie haben es auf das Land der Bauern abgesehen.

IMAGO / ABACAPRESS
Auch in Spanien demonstrieren Bauern und Viehzüchter, Alicante, Spanien, 16. Februar 2024

In Deutschland, in Frankreich, der Niederlande, Italien und Spanien, nahezu in der gesamten EU: Überall rollen Traktoren, protestierende Bauern auch in Griechenland, Portugal, Lettand. Angeschlossen haben sich wie in Deutschland häufig Spediteure, Handwerker und selbständige Unternehmer.

Die massiven Proteste zuletzt in Brüssel konnte die EU nicht ignorieren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen traf sich mit der Landwirtschaft; sie will im Juni wiedergewählt werden. In Frankreich hat die Regierung von Präsident Emmanuel Macron mehr Geld für die Landwirte versprochen, von der EU vorgesehene drastische Einschränkungen vom Tisch gewischt und will auch das Handelsabkommen Mercosur der EU mit lateinamerikanischen Ländern nicht mehr.

Landwirte, Spediteure und Handwerker
Proteste gegen den übergriffigen EU-Apparat – nicht nur in Brüssel
Nicht nur in der EU: Weltweit protestieren Landwirte. Überall wehren sie sich gegen unheilvolle Tendenzen. Einen Überblick über weltweite Bauernrevolten bringt Bloomberg in einem Rundumschlag und beschreibt die Lage der Landwirte in aller Welt. Überall werde die Landwirtschaft zu einem wichtigen Schlachtfeld, so das Resümee Bloombergs. Dies fällt in diesem Jahr besonders ins Gewicht, weil viele wichtige Wahlen anstehen: in den USA, in der EU, in Indien und vielen anderen Ländern.

Auch in der Schweiz und Rumänien gibt es Proteste. In Polen haben sich die Landwirte an vorderster Front gegen die Getreidelieferungen aus der Ukraine gewehrt und die Regierung an den Verhandlungstisch zurückgedrängt.

In den USA machen Landwirte ihrem Ärger Luft, weil sie von großen Unternehmen ausgepresst werden. In Indien kämpfen Bauern seit Jahren ums Überleben und protestieren gegen unzumutbare Bedingungen. Nach Schätzungen des Beratungsunternehmens Verisk Maplecroft habe Indien in den letzten drei Jahren weltweit den größten Anteil an den Bauernprotesten gehabt.

In dieser Woche hatten sie zu einem »Marsch nach Delhi« aufgerufen und wichtige Zufahrtsstraßen in der indischen Hauptstadt blockiert. Polizei und Militär gingen mit Schlagstock und Wasserwerfer gegen protestierende Bauern vor. Sie fordern für wichtige Produkte einen Mindestpreis; Bauern hatten bereits einen Teil ihrer Ernte vernichtet, weil sie zu wenig Geld bekommen. Führende Vertreter der Landwirte hatten erklärt, dass Gespräche über den Erlass von Krediten und garantierte Preise zu keiner Einigung geführt hätten.

Französische Zustände in Deutschland?
Frankreich: Die Bauernproteste gehen trotz der Zugeständnisse weiter
Premierminister Narendra Modi versucht, die Millionen an Kleinbauern mit Bargeld und Subventionen zu besänftigen. Er will im Sommer wiedergewählt werden. Keine weiteren Versprechungen, sondern Taten fordern dagegen Bauernvertreter. In Indien ist die Selbstmordrate von Bauern hoch. In hiesigen Medien wird die Ursache je nach Couleur mal dem Klimawandel zugerechnet, mal den Pestiziden oder auch Monsanto, dem Hersteller des Pflanzenschutzmittels Glyphosat.

Heftige Proteste auch in den Niederlanden; dort ist es schon sogar so weit, dass das lebenswichtige Element Stickstoff als Luftverschmutzung erklärt wird. Dort ist das Narrativ schon so weit vorgedrungen, dass von einer »Stickstoffverschmutzung« geredet wird, und ein eigenes Ministerium für Stickstoff installiert wurde. Erbitterte Proteste der Bauern, aber auch der Stadtbevölkerung haben allerdings bereits politische Kräfteverhältnisse verschoben und verhalfen der Freiheitspartei von Geert Wilders zum Wahlsieg.

Die Landwirtschaft nehme zwar nur einen geringen Anteil am Bruttoinlandsprodukt ein – in der EU weniger als 2 Prozent, und in den USA ein Prozent. Aber sie sei von größerer Bedeutung in einer Zeit, in der sich die Wähler Sorgen um die Lebensmittelversorgung machten und die Preise eine wichtige Rolle spielen, so Bloomberg. Die Sicherstellung erschwinglicher Nahrungsmittel für die wachsende Bevölkerung sei von entscheidender Bedeutung. In Neuseeland schlug die neue Regierung der National Party sogar vor, dass dass das grüne Projekt einer Emissionssteuer für Landwirte auf das Jahr 2030 verschoben werden soll. Dort sollten die Bauern als erste in der Welt eine Emissionssteuer bezahlen.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
In den USA hat Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit Iowa den größten Maiserzeuger der USA erobert. Der nationale Parteitag der Republikaner, auf dem der Kandidat offiziell bestimmt wird, findet in Wisconsin statt, einer Hochburg der Milchwirtschaft. Vor acht Jahren, so erinnert Bloomberg, gab die Unterstützung Wisconsins den Ausschlag für die Präsidentschaft Trumps. Dessen konsequenter Einsatz für die Landwirtschaft sei ein wichtiger Teil seiner Beliebtheit gewesen. Noch kein Präsidentschaftskandidat oder späterer Präsident habe so viel über Landwirte gesprochen wie Donald Trump, zitiert Bloomberg einen Bauern, der einen Milchviehbetrieb in Wisconsin führt. »Ich weiß, er ist ein Großstadtmensch, aber irgendwie wusste er, dass die Landwirtschaft für das Land wirklich wichtig ist«, so der Bauer.

Die französischen Bauern allerdings sind skeptisch, ob die Politik auch nach den Wahlen ihre Versprechen einhält. »Die politischen Parteien versuchen, sich unserer Bewegung anzuschließen, aber sie machen nur mit, wenn Wahlen anstehen«, so laut Bloomberg Bauer Amaury Babault. »Aber wir Bauern trauen ihnen nicht. In Frankreich brauchen die Menschen die Bauern. Die Politiker? Da bin ich mir nicht so sicher.« Doch: »Wer Elend sät, erntet Zorn« heißt es auf französischen Plakaten.

Die weltweiten Proteste haben zwar verschiedene Gründe; aber ein wesentliches Ziel eint fast alle Angreifer: Sie haben es auf das Land der Bauern abgesehen.

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Kommentare ( 29 )

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Eat more possum
9 Monate her

Stickstoffverschmutzung? Na so was!
„Reine, trockene Luft hat in bodennahen Schichten der Atmosphäre etwa folgende Zusammensetzung (in Volumen-%): 78% Stickstoff, 20,94% Sauerstoff, 0,93% Argon, 0,04% Kohlenstoffdioxid. Weitere Edelgase und Bestandteile nehmen zusammen deutlich weniger als 1% ein (Global Monitoring Laboratory)“ . Quelle hlnug.de

Nibelung
9 Monate her

Die Bauern kämpfen in Wahrheit nur zum Schein gegen das rot-grüne Etablishment, denn in Wirklichkeit steckt die Wallstreet dahinger, die im Auftrag der größten Kapitalseigner sich deren Land aneignen will um sich darüber alles flächendeckend unter den Nagel zu reißen. Als Beleg kann man ja noch die Entwicklung bei Gates betrachten, der als Vorreiter sich schon riesige Flächen zugelegt hat, damit er dann auch in punkto Ernährung alles steuern kann und niemand mehr die Chance hat, gegen seine Entscheidungen auf eigenem Land Einspruch zu erheben. Das kam anfangs relativ subtil daher und nun wollen sie es mit Hilfe der Grünen… Mehr

Enrico Stiller
9 Monate her

In Sri Lanka bewirkte vor einigen Jahren eine durchgeknallte grüne Ideologin, dass Kunstdünger verboten wurde. Das Resultat war eine Hungersnot, und die jetzigen wirtschaftlichen Probleme des Landes sind letztlich zum Teil darauf zurückzuführen.
Diese inkompetenten Spinner schrecken vor nichts zurück. Sie kommen mir vor wie hyperaktive 10jährige, die sich am liebsten an den Steuerknuppel von Flugzeugen setzen und losfliegen wollen.

Manfred_Hbg
9 Monate her

Zitat: „Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen traf sich mit der Landwirtschaft; sie will im Juni wiedergewählt werden“

> „will im Juni wiedergewählt werdn“? Wieso wiedergewählt ?

Mal abgesehen davon, dass hier mit Blick auf Flinten-Uschi meine
persönliche Meinung ist, „bloß nicht, sie soll schnellstend verschwinden und dabei gerne auch Typen wie Webwr gleich mitnehmen“, so überlege und frage ich mich auch grad, ist Ursela überhaupt in ihr Amt gewählt worden oder wurde sie nicht doch dreistfrech politisch durch Macron in ihr Amt gehievt?

Sonny
9 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Die wurde wohl eher von merkel ins Amt gehievt mit freundlicher Unterstützung von macron. Gewählt wurde sie definitiv nicht.

Edwin
9 Monate her
Antworten an  Sonny

….. als Zugeständnis für Madame Lagarde für das wesentlich wichtigere Amt der EZB-Präsidentin. Ein politischer Kuhhandel und völlig undemokratisch.

Evero
9 Monate her

Parteien, die den Mittelstand der Volkswirtschaft und Gesellschaft, das Rückgrat von Demokratie und Volkswirtschaft, schädigen, sind Feinde des Staates und der Verfassung.
Als da sind: Grüne, SPD, FDP, CDU/CSU und Linkspartei. Sie alle dienen fremden Herren.

bfwied
9 Monate her
Antworten an  Evero

Ich denke, es ist viel einfacher: Die sozialistische Utopie geistert schon seit über 100 Jahren in den Köpfen der Heißsporne herum. Die Jünger sind die Jugendlichen und dort stehengebliebene Erwachsene. In ihren Anfängen war es einfach nur die Überwindung der dekadent gewordenen Adelsherrschaft, dehnte sich aus auf die Unternehmer, die „Kapitalisten“, heute sind es die Leistungsträger schlechthin, was als privilegiert und ungerecht gilt, wie sich mir gegenüber ein Sozialist erklärte, dem die bessere Entlohnung ein Dorn im Auge war. In diese Rubrik fällt auch, dass akademische Titel nicht mehr aufgeführt werden sollen in Ausweisen! Es ist einfach das Dagegensein, der… Mehr

Evero
9 Monate her

Es ist ja keine demokratische Wahl. Der Kommissionspräsident wird von den Regierungschefs ernannt.
Von der Ley(ch)en hat zwar schon viele Leichen im Keller aber die teilfaschistischen Regierungen der EU-Staaten wissen das ja zu schätzen. Demokratie ist in Europa nur Fassade. Die wichtigen Entscheidungen über die Menschen in der EU werden woanders getroffen.

Evero
9 Monate her

Die wenigen deutschen bäuerlichen Betriebe sollten sich das gängige US-Modell des Farmers anschauen, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Zukunft aussieht.
In den USA sind die Farmer die Lohnsklaven der Banken und Konzerne. Dazu kommt in Europa eben noch die überbordende Reglementierung und Bürokratie der EU hinzu.

Donostia
9 Monate her

Frau von der Leyen kann nicht wieder gewählt werden, weil sie gar nicht gewählt wurde. Sie wurde eingesetzt.

Michael W.
9 Monate her

Der Großvater von Donald Trump stammt aus der Weinbauregion Pfalz, aus Kallstadt. Der wusste noch, dass Landwirtschaft wichtig ist. Sowas gibt man unbewusst an Kinder und Enkel weiter.

monsalvat
9 Monate her

Brüssel muß weg. Ein Wasserkopf, der ein Haufen Geld kostet. Dann alle nutzlosen Steuern weg (CO₂-Abgaben, Stilllegung von Ackerflächen und den ganzen anderen Quatsch). Last die Bauern ihre Arbeit machen!

Hairbert
9 Monate her
Antworten an  monsalvat

Dem kann ich als freiheitsliebender Demokrat nur zustimmen: Wenn sie uns für ihre (zu großen Teilen steuerfreie!) Überbezahlung wenigstens in Ruhe lassen würden. Aber offensichtlich dienen sie anderen Herren als den Bürgern Europas.
Also weg mit den teuren Verrätern und Unterdrückern.