Anleger vor G7-Gipfel abwartend und TecDax auf Allzeithoch

Apple unter Druck, Geopolitik stört, Nachhaltigkeit wird Mode, Fußball hat keinen Einfluss

© Spencer Platt/Getty Images

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Freitag kurz vor Beginn des G7-Gipfels in Kanada Vorsicht walten lassen. Der Dax verlor 0,35 Prozent auf 12 767 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies aber immer noch ein Plus von 0,3 Prozent.

Für den Dow Jones Index endete die Woche dagegen mit einem deutlichen Zugewinn von rund 2,8 Prozent. Die Aussicht auf eine unverändert robuste Konjunktur und steigende Gewinne, vor allem der Unternehmen der Technologiebranche, trieb die Kurse hoch.

Allerdings lief es am Freitag nicht bei allen Technologie-Aktien rund. Die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“ hatte am Morgen berichtet, dass Apple seine Zulieferer darauf eingestellt habe, dass für die neue iPhone-Generation rund 20 Prozent weniger Komponenten geordert würden als im Vorjahr, für das aktuelle Modell. Für die Papiere von Apple ging es daraufhin um mehr als ein Prozent nach unten.

Im Fokus der US-Börsianer stand aber, wie zuvor in Europa, das Treffen der sieben führenden Wirtschaftsmächte. Dieses sei eher ein Trump-gegen-G6-Treffen und dürfte den Fokus der Marktteilnehmer vollends auf die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und andere Länder verlagern, hieß es dazu von der BayernLB. US-Präsident Donald Trump isoliere sein Land in wichtigen Punkten wie dem Welthandel, dem Atom-Abkommen mit dem Iran, sowie dem Klimaschutz, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

Wohin uns die neuen Konfliktlinien in den Welthandelsbeziehungen führen? Noch weiß es niemand. Die Stimmung an den Börsen ist keineswegs schlecht, der DAX läuft noch seitwärts, der technologielastige TecDAX hat unter der Woche sogar ein neues Allzeithoch erreicht. In der deutschen Wirtschaft aber ist Verunsicherung zu spüren. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie waren im April den vierten Monat in Folge rückläufig, eine solche Negativserie gab es seit der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht.
Auch die Exportdaten werden schwächer. Woran es liegt? Manche Aufträge aus der Eurozone bleiben aus. Experten führen den sich zuspitzenden Handelsstreit als eine Ursache an, der auch innerhalb der EU zu einer Dämpfung führe.
Überdies kämpft die deutsche Automobilindustrie mit bürokratischen Hürden, die ihre Produktionsplanung erschweren. Ob sich das bereits statistisch relevant auswirkt, sei dahingestellt. Eines scheint inzwischen Fakt: In Europa läuft es konjunkturell eher verhalten, in den USA deutlich besser. Auch deshalb zeigt die Weltleitbörse, die Wall Street, bislang keine nachhaltige Schwäche. Im DAX aber könnte sich die konjunkturelle Delle bald widerspiegeln.​

Trotz der unruhigen Zeiten in der Weltpolitik sieht es mit dem globalen Wirtschaftswachstum gar nicht so übel aus. Laut Weltbank dürfte das globale Konjunkturplus 2018, bei 3,1 Prozent liegen. Getragen wird das Wachstum stark von den USA. Doch wann könnte der größten Volkswirtschaft denn die nächste Rezession drohen und den Rest der Welt mit nach unten ziehen? Laut Christopher Gannatti, Research- Chef Europa beim ETF-Anbieter WisdomTree, deuten aktuelle Zinsindikatoren auf die Möglichkeit eines Konjunktureinbruchs in den USA für 2020 hin. Ein verlässlicheres Rezessionssignal aus früheren Abschwungphasen ist für Gannatti die Differenz zwischen langen und kurzen Zinsen — die sogenannte Zinskurve. Liegen die zehnjährigen Renditen der US-Staatsanleihen deutlich unter den zweijährigen, ist das in der Regel ein schlechtes Signal. Noch ist es zwar nicht so weit, aber Gannatti erwartet, dass die Kurve bis Ende 2018 invertiert: „Eine Rezession in den USA wäre dann 2020 zu erwarten.“

Die europäische Nachhaltigkeitswoche war ein guter Anlass, öffentlich zu machen, inwieweit institutionelle Anleger in Deutschland Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage berücksichtigen. Wenig überraschend: Ökonomische Aspekte stehen – Gott sei Dank – im Vordergrund. Dies geht aus der Nachhaltigkeitsbericht 2017 von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, hervor, für die 203 Großanleger in Deutschland mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt fünf Billionen Euro, befragt wurden. Für drei Viertel der Befragten dominieren ökonomische, dann folgen soziale und ethische Kriterien (je 64 Prozent) sowie Governance-Kriterien (63 Prozent). Ökologische Kriterien bilden gar das Schlusslicht (58 Prozent). 70 Prozent der Investoren, die Gelder sowohl konventionell als auch nachhaltig angelegt haben, geben an, dass sich das nachhaltige Portfolio im Vergleich zum konventionellen Portfolio unter Rendite- und Risikoaspekten ähnlich oder sogar deutlich besser entwickelt hat. Das können auch Privatanleger leicht nachvollziehen. So ist etwa der F & C Responsible Global Equity (ISIN: LU 023 475 952 9) seit Jahren renditetechnisch in der Spitzengruppe der Weltaktienfonds zu finden.

Selbst bei Banken oder Universitäten ist die Fußball-WM in Russland derzeit ein heißes Eisen. Von Analysen zur Wahrscheinlichkeit, wer in Moskau den Titel holt, bis hin zur Entwicklung der Börsen seit Ende der letzten WM — alles, was irgendwie mit dem runden Leder zu tun hat, wird untersucht. Für Anleger das wohl wichtigste Ergebnis: Fußball-WM und Länderspiele haben laut einer Studie der Universität Kassel keinen Einfluss auf Börsenkurse. „Die Vermutung, Spielergebnisse von Nationalmannschaften würden über die nationale Stimmung auch die Kurse beeinflussen, ist hübsch, aber falsch“, erklärt Christian Klein, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Universität Kassel. Simpler Grund: Ein großer Teil des Handelsvolumens an den Börsen geht inzwischen von ausländischen und institutionellen Anlegern aus, die sich nicht von einem einzelnen Nationalteam beeinflussen lassen.


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Kommentare ( 5 )

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Kasper
5 Jahre her

Hallo Horst,
100 % Sicherheit wird es wohl kaum irgend geben und eine klare Antwort wie sich die Märkte entwickeln auch nicht. Ich würde an Deiner Stelle, falls du es noch nicht hast, deine Werte mit StopLoss absichern. Eine Immobilie auf dem Land ist absolut zu empfehlen. Aber in Ordnung ist die Welt hier auch nicht mehr. Sie ist jedoch um einiges ruhiger, insofern die bessere Wahl als das Leben in der Stadt.

Karli
5 Jahre her

Mein Tipp: nehmen sie ihr Geld und ziehen sie an den Wörthersee. Dort sind Immobilien noch bezahlbar und das politische Umfeld stimmt auch.

Hajo
5 Jahre her

Geld und Kurse sind wie ein scheues Reh und lassen sich nur schwer verfolgen, bzw. in der Entwicklung nachvollziehen, aber das ist auch nicht der Punkt der die Bürger derzeit bewegt, sondern es ist das Allzeithoch der Verbrechen durch illegal „Eingereiste“ und es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, daß wir diesen Zustand nur noch zur Kenntnis nehmen, in der Hoffnung nicht selbst Betroffener zu werden und unterstützen dadurch in dieser Haltung indirekt die Verantwortlichen, ohne auf die Idee zu kommen, diese abzuwählen und wenn man dann noch die Reaktionen der Sozialisten und Marxisten beobachtet, dann kann einem wahrlich… Mehr

pcn
5 Jahre her

In Aktionismus zu verfallen und Angst sind immer die falschen Ratgeber. Nach wie vor gilt: Börse hat viel mit Psychologie zu tun. Halten und verkaufen. So werde ich es auch weiterhin machen. Gespür entwickeln für Innovationen für die Zukunft. Nicht jedem Trend nachgeben. Eine Glaskugel hat auch die beste Consulting nicht. Die tun nur so. (Ironie aus!)

reiner
5 Jahre her

Ist folgendes richtig?…..ein dauerhafter Exportüberschuss veranlasst die Länder,die mehr importieren als exportieren zu immer mehr Schulden.
Unsere Exportüberschuss ist Lohndumping und Wechselkurse zu verdanken.
Trump hat also nicht nur unrecht aber die völlig normierte Presse hier im Lande schreiben immer den gleichen Mist.
Deutschland und die Schweiz sind Experten in Sachen Exportuberschüsse.