Tesla geht schweren Gang – Schlechte Nachrichten für Elon Musk

Die schlechten Nachrichten für Elon Musk mehren sich: Der erhoffte E-Auto-Boom bleibt aus, die Lagerbestände wachsen, Sixt will Tesla-Modelle aus der Flotte werfen und der Cybertruck erhält in Europa keine Zulassung.

IMAGO / Fotografie73

Es hat den Anschein, als ob Elon Musk und seine Autofirma Tesla einem ähnlichen Schicksal entgegentreibt wie René Benko mit seiner Signa Gruppe. Ähnlichkeiten gibt es: Beide nennen Schulden in Milliardenhöhe ihr Eigen, der eine bei Kapitaleignern, der andere bei Kreditgebern. Unterschiede bestehen darin, dass der eine es mit Auto-MOBILEN zu tun hat, der andere mit Im-MOBILIEN, gern Schiffchen fährt, auf die Jagd geht und seiner Frau hin und wieder in der Getreidegasse oder auf den Ramblas die Einkaufstüten trägt. Was der andere nicht tut, bei Werksbesuchen lieber in den Büros seiner Fabriken nächtigt oder zur Sommerzeit auf deren Dächern.

Der E-Auto-Boom bleibt aus

Trotz intensiver Bemühungen seitens der Politik, mit Finanzspritzen nachzuhelfen, bleiben die meisten Autofahrer dem Verbrenner treu. Das hat vor allem einen Grund: die hohen Preise für neue Stromer. Die „wahre“ Kern-Nachfrage nach Elektroautos kam im Herbst weltweit – Ausnahme China – nach dem Wegfall von Kaufsubventionen deutlicher zum Vorschein – und die war sehr schwach. Erheblich schwächer jedenfalls als in den Expansionsplänen von Elon Musk vorgesehen, der die Welt im Jahr 2030 mit 20 Millionen seiner Elektro-Teslas beglücken wollte. Die Fertigstellung von Giga-Mexiko (Werk 6) wurde auf Eis gelegt.

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Bei VW ist die Nachfrage bei E-Auto-Käufern nach Wegfall der Subventionen eingebrochen. Der Konzern stoppte einen beachtlichen Teil seiner gesamten E-Auto-Produktion, in Zwickau werden Zeitverträge nicht mehr verlängert, die dritte Schicht wurde komplett gestrichen, in anderen Werken die Produktion reduziert. In seinem Werk in Emden will der VW-Konzern doch länger Autos mit Verbrennermotoren bauen. Das Werk sollte der erste Standort werden, in dem nur Elektro-Autos produziert werden sollten. Doch kaum jemand will die E-Autos kaufen. Sie füllen die Autohalden.

Ungeachtet dessen befindet sich der VW-Konzern unverdrossen in einem Übergang ins elektrische Zeitalter. Der VW Golf ist bereits Geschichte – zumindest in der Verbrennerversion. Auch vom Polo, einer weiteren Ikone, will VW sich trennen. So soll 2030 auch Schluss für den VW Polo sein. Noch wird der Polo in einem Werk in Spanien produziert. Doch wie die Financial Times berichtet, soll dort künftig ein E-Kleinwagen in Serie gehen, dessen Preis bei 20.000 Euro liegen soll. Ob dieses kompakte E-Auto von VW dann ID.1 oder E-Polo heißen wird, steht derzeit aber noch nicht fest.

Einer der weltweit größten Autobauer, Honda, zog ebenfalls die Reißleine. Der Konzern hat den Rückzug aus der Produktion kleiner E-Autos – da wo Tesla und VW hinwollen – angekündigt. Devise: keine billigen E-Autos mehr. Grundsätzlich waren japanische Autobauer beim E-Auto-Hypes eher vorsichtig. Toyota, der größte Autohersteller der Welt, machte eher kleine Schritte auf dem Weg zur totalen Elektrifizierung seiner Modellpalette. Dass man sich schnell übernehmen kann, zeigt nun Honda. Wie die Europazentrale von Honda gegenüber dem Magazin Electrive bestätigt, ist das kompakte E-Auto Honda E ab sofort nicht mehr bestellbar. Das war aber auch schon vorher der Fall, denn im Oktober 2023 wurden laut Kraftfahrbundesamt in Deutschland nur zwei Honda E neu zugelassen – im gesamten Jahr 2023 waren es nur 101 Einheiten.

Dass ein neues E-Auto teuer ist, dürfte inzwischen den meisten Autofahrern klar sein. Dementsprechend zurückhaltend ist auch die Nachfrage. Der Grund bei Honda ist einfach: Der Honda E, ein Kleinwagen mit einer Reichweite von 200 Kilometern, kostete fast 40.000 Euro. Kein Wunder also, dass kaum jemand sich einen solchen Stromer leisten kann oder will. In Zukunft will Honda laut Electrive vom Kleinwagen Abstand nehmen, und statt dessen den e:Ny1 setzen. Einen SUV, den es in der Basisversion für rund 48.000 Euro gibt.

Auch bei Tesla ist Ernüchterung eingekehrt: So kündigte Autovermieter Sixt an, Tesla-Modelle (SUV Y und Model 3) aus seiner Flotte zu werfen.

Cybertruck erhält für Europa keine Fahrerlaubnis

Nach Jahren des Wartens sind in den USA Ende November 2023 die ersten von Teslas Cybertrucks zu Markt gelassen und ausgeliefert worden; eine Million der automobilen Ungetüme sind angeblich vorbestellt. In Zukunft will Musk davon 250.000 pro Jahr bauen lassen. Und genau dieser stählerne Cybertruck, Teslas neuer SUV-Koloss, bei Fans Cyberbeast genannt, erhält für Deutschland/Europa – Stand heute – keine Fahrerlaubnis, weil er als Gefahrenfahrzeug im Straßenverkehr eingestuft wird. Kurz: ein Auto als Kampfansage. Kugelsicher, schneller als ein Porsche – und auch in naher Zukunft vermutlich nicht auf deutschen Straßen unterwegs (business Insider).

Keine Chance ohne Verbrenner
Spannungsabfall am Elektromobilmarkt – teure E-Autos werden Ladenhüter
Die Gründe dafür (Barend Wolf, Referatsleiter für Fahrzeugtechnik beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat; Spiegel): Im Falle eines Unfalls könnte die „unzerstörbare“ Karosserie des Fahrzeugs hohen Schaden an anderen Verkehrsteilnehmern anrichten. In den USA ist das gesetzlich kein Problem, wie Harvard-Verkehrsforscher David Zipper in einem Beitrag aufs Musks Plattform X (ehemals Twitter) anmerkte. „Ob Sie es glauben oder nicht, in den USA gibt es keine Fußgängerschutzvorschriften.“

Ein weiteres Problem für deutsche Fans: Der Ladeanschluss des Elektroautos soll mit europäischen Ladegeräten nicht kompatibel sein. Darüber hinaus ist der Cybertruck viel teurer als erwartet und nur für Fans ein Begehr- kein Nutzobjekt. Bei Musks Verkündung sollte das Auto eigentlich nur etwa 40.000 US-Dollar kosten (36.800 Euro), wird nun aber für etwas mehr als 60.000 US-Dollar in der Einfachversion verkauft (55.220 Euro). Offensichtlich will Musk damit die Graberde etwas erträglicher machen, denn seit der Cybertruck-Ankündigung 2019 gab es erhebliche Verzögerungen. Musk meinte, Tesla habe sich mit dem Modell „sein eigenes Grab geschaufelt“.

Das stählerne „Cyberbeast“ wiegt mehr als drei Tonnen und erfordert einen LKW-Führerschein. Aufgrund seiner scharfkantigen Optik wird „das Biest“ in den sozialen Netzwerken mit einem Panzer oder Jet verglichen. Die Auslieferung des Cybertrucks hat in USA zwar begonnen, doch der Elektro-LKW von Tesla ist in Europa nicht erhältlich. Denn der Pickup stößt auf Hindernisse, da für das in den USA konzipierte Fahrzeug in der EU – und damit auch in Deutschland – wahrscheinlich ein LKW-Führerschein der Klasse C1 erforderlich ist. Möglicherweise lohnt es sich für Tesla nicht, eine europataugliche Version des Cybertrucks zu bauen.

Teslas einseitige Ausrichtung auf E-Autos ist falsch

Und last but not least: Schenkt man Gerüchten über Ermittlungen der Marktforschungs- und Investigationsabteilung eines großen europäischen Autokonzerns Glauben, so haben die Lagerbestände unverkaufter Tesla-Neufahrzeuge inzwischen Giga-Dimensionen erreicht. Man munkelt von 400.000 Lagerfahrzeugen. Unterstellt man 30.000 US-Dollar Produktionskosten/Wertschöpfung pro Einheit, wäre das eine Kapitalbindung von 12 Milliarden US-Dollar – kein Pappenstiel.

Ceterum Censeo: Tesla geht einen schweren Gang. Die Strategie für die Autoindustrie kann nur heißen: E-Autos für Europa, Verbrenner für die Welt. Tesla liegt mit seiner einseitigen Ausrichtung nur auf Elektroautos (BEV) falsch. Auch andere müssen umsteuern. Während VW sich in Deutschland, Europa und auch China aufs E-Auto konzentriert, wissen Hersteller wie Toyota, dass ein großer Teil der Welt auch noch viele Jahre nach dem in der EU beschlossenen Verbrenner-Aus mit Diesel und Benziner fahren wird.

Auch hierzulande werden bereits zugelassene Verbrenner nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes über das Jahr 2035 hinaus weiterfahren dürfen. Und womöglich erleben diese dann aufgrund von E-Fuels einen zweiten Frühling. Oder die EU-Kommission erlebt Erleuchtung und verbietet nicht den Verbrennermotor, sondern nur schmutzigen fossilen Benzin- und Diesel-Treibstoff.


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Kommentare ( 47 )

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Rasparis
4 Monate her

Das Geschäftsmodell vom Musk basiert ja auch nicht auf dem Verkauf der „Tesla“- Gurken an sich, sondern auf Einnahmen aus CO2-Ausgleichszahlungen von Herstellern „konventioneller“ Pkw, die Musk pro abgesetzter Einheit kassiert.
Es ist also ein politisch-ideologisches Geschäft, das den Verkauf von Fahrzeugeinheiten und eine entsprechende Förderung durch den „Staat“ (zweifach, durch sog.CO2-Zertifikate und Subventionierung des unmittelbaren Fahrzeugverkaufes) bedingt.
M.a.W. „staatliche Planwirtschaft“.

Donostia
4 Monate her

Das E-Auto wird in der Masse sterben. Der Grund ist einfach. Irgendwann kann man nicht mehr subventionieren, weil kein Geld mehr da ist.

fatherted
4 Monate her

Kleines Detail zum Verbrennerverbot….wird in den ÖT nicht kolportiert….das „Verbot“ soll nochmals vom EU Parlament 2026 überprüft werden….ist also nicht endgültig….so wie es in den ÖR immer dargestellt wird. Trotz dieser Falschdarstellung im ÖR und der Politik kauft keiner E-Autos….naja…bei den Preisen kann das auch so gut wie keiner. Und als Dienstwagen schaffen ihn die meisten Firmen wieder ab….weil er nicht Alltagstauglich ist.

Albert Pflueger
4 Monate her

„Die Strategie für die Autoindustrie kann nur heißen: E-Autos für Europa, Verbrenner für die Welt.“ Die Strategie kann nur lauten, auf die Bedürfnisse des Kunden zu schauen. Den interessiert in erster Linie der Zweck eines Fahrzeugs: die Transportleistung. Selbstverständlich kommen auch Prestige, Komfort und ein Spaßfaktor hinzu („Vorsprung durch Technik“, „Freude am Fahren“). Der Preis und die Zuverlässigkeit, Wiederverkaufswert und Reparaturkosten sind von Bedeutung. Und nicht zuletzt: Die Möglichkeit, ein Fahrzeug gebraucht zu kaufen, in tauglichem Zustand. Auf all diesen Feldern versagen e-Mobile dramatisch, wenn die Umweltfreundlichkeit nicht mal gegeben ist, weil der Strom bei mieser Ladeinfrastruktur derzeit im Wesentlichen… Mehr

Teiresias
4 Monate her

Mit der Zerstörung der Wirtschaft wird der Aussenwert der Währung sinken.
Importe werden damit im Preis steigen.
Da das E-Auto deswegen perspektivisch wegen zu importierender Rohstoffe teurer wird, wird es im Massenmarkt niemals ankommen, selbst wenn die offensichtlichen technischen Probleme wie die mangelnde Wintertauglichkeit lösbar wären.
Der Weg in die Elektromobilität ist für unsere Autoindustrie der Weg zum Schaffott, und ich bin überzeugt, daß das politisch so gewollt ist.

Grumpler
4 Monate her

Und nochmals: Subventionen sind Belohnungen für Versagen und der Anreiz, das auch weiterhin zu tun. Bei E-Autos würde ich wenigstens so lange warten, bis die Batterien der neuen Generation von Teslas getauscht werden müssen, um dann zu sehen, was auf die Kunden zukommt. Vom Strompreis gar ncht zu reden (auch wenn es mittlerweile Supercharger in der Nähe gibt)!

Und dann erneut: Ich blicke aus dem Fenster und sehe Windräder auf einem Bergrücken. Sie drehen sich nicht! Mal wieder!

Last edited 4 Monate her by Grumpler
Peterson82
4 Monate her

keine Sorge, bis die kalendarische Degradation der Akkus in Erscheinung tritt, sind die Fahrzeuge längst verschwunden. Wir tun immer so als ob hier in Europa die Autos mit 20-30 Jahren noch massenhaft gefahren würden…tun sie aber nicht. Die gingen früher in den Afrika Export. Jetzt werden sie nach 20 Jahren einfach auseinandergeschraubt, der Stahl eingeschmolzen und ein neues Fahrzeug draus gemacht.

Ede
4 Monate her
Antworten an  Peterson82

Ein Lithium Akku verliert, je nach Temperatur und Ladezustand, zwischen 3 und 30% Kapazität. Man definiert das Lebensende wenn ca. 80% erreicht ist. Im ungünstigsten Fall kann das bedeuten, dass der Akku nur 1 Jahr hält. In Elektroautos wird dieser desaströse Fall dadurch abgewendet, indem die Elektronik eine wirklich vollständige Aufladung verhindert d h. theoretisch würde mehr reingehen wird aber zugunsten der Lebensdauer nicht zugelassen. Was wirklich „voll“ bedeutet, ist letztlich Definitionssache, ab 4,2V / Zelle beschleunigt sich die Selbstzerstörung dramatisch, man könnte auch bis 4,4V gehen wenn man den Akku nur ein paar Tage nutzen und das wegwerfen will.… Mehr

c0benzl
4 Monate her

E-Antrieb hat einfach technische-physikalische Grenzen. So bis zum Motorroller-Format klappt alles – Leistungsgewicht, Reichweite, Preis, Akku-Lebensdauer, nur Sommerbetrieb.

E-Bikes, Scooter, E-Skateboards, etc machen Spass und sind billig im Unterhalt.

Aber doch keine 2,5 Tonnen Karren! Akku viel zu gross, Leistungsgewicht inakzeptabel, bei Minusgraden womoeglich beschaedigt, Ladezeit, – lokation und benoetigte Ladestroeme.

Bauen und zum Laufen bringen kann man vieles. Nur ob es kommerziell Sinn macht, ist die Frage

Medienfluechtling
4 Monate her

Warum gibt es eigentlich kaum noch Fahrzeuge mit mehr als 2 Liter Hubraum? VW Bus, Mercedes, BMW,etc. keiner der alten Lastenträger baut mehr Motoren, mit welchen man Lasten bewegen kann.

Bernhardino
4 Monate her
Antworten an  Medienfluechtling

Hängt mit den Verbrauchs- und Abgasvorschriften der EU zusammen. Für die sind kleinvolumige Motoren notwendig, die dann mittels Aufladung auf halbwegs vernünftige Leistung kommen. Und die im Praxisbetrieb MEHR verbrauchen als wenn die Motoren vernünftig konzipiert wären.
Die EU ist mittlerweile die Wurzel allen Übels.

Michael Palusch
4 Monate her
Antworten an  Bernhardino

Nicht nur das. Die Motorlebensdauer sinkt durch die abnormale Leistung, bezogen auf den Hubraum, und durch die bis an die Grenzen ausgereizte Leichtbauweise des Motors rapide. Ich fahre ein Fahrzeug mit einem 2,5L Benzinmotor mit einer Leistung von 140PS jetzt bereits 550.000km und alles spricht dafür, dass hier noch lange nicht das Ende der Lebensdauer des Motors erreicht ist. Diese Laufleistung ist bei den „modernen“ Motoren, also denen mit <1400ccm bei gleicher Leistung die als besonders nachhaltig und ach so umweltfreundlich angepriesenen werden, schlicht utopisch. Und was den Mehrverbrauch betrifft, ist es wie bei den Hausstaubsaugern. Die darf es ja… Mehr

Last edited 4 Monate her by Michael Palusch
Sargas
4 Monate her

Außerdem mehren sich die Berichte, dass die Dinger schlichtweg nicht für den Winter taugen. So gestern hier bez. der neuen Flotte von 183 Gelenkbussen in Oslo …