Mercedes zieht die Reißleine und beerdigt seine Luxusstrategie

Ola Källenius’ Luxus- und Elektro-Offensive endet im Desaster. Kosten explodieren, Gewinne brechen ein und mit den günstigeren Modellreihen sind auch die Kunden verschwunden. Jetzt kippt der Konzern klammheimlich seine Strategie und will den Wert des Bodenkontakts wieder entdeckt haben.

picture alliance / Anadolu | Hwawon Ceci Lee

Es ist nicht bekannt, ob Mercedes-CEO Ola Källenius engere Beziehungen zu Militär und Landwirtschaft hat. Die von ihm 2022 dem biederen schwäbischen Premiumauto-Konzern übergestülpte „Nur-noch-Luxus-Strategie“ – und auch „electric-only“ – ähnelt sehr stark Redewendungen aus dem Militärwesen des späten 19. Jahrhunderts.

Deren bekannteste lautet: „Rein in die Kartoffel, raus aus den Kartoffeln!“ Ihren Ursprung hatte diese Redewendung in widersprüchlichen militärischen Befehlen. Soldaten wurde bei Manövern zunächst befohlen, sich in einem Kartoffelacker zu verstecken, um sich zu tarnen. Kurz darauf mussten sie den Acker aber wieder verlassen, um Flurschäden zu vermeiden.

Ganz wie bei Mercedes im November 2025. Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz verabschiedet sich von seiner Luxusstrategie, die er erst 2022 plakativ verkündet hat. Die Beerdigung fand, anders als die Geburt, in aller Stille statt. Mercedes Benz hat jetzt das Wort LUXUS aus seinen Marketing-Ankündigungen gestrichen. Zwar glaubt der Volksmund, dass alles am Luxus hängt, aber offenbar nicht so bei Mercedes: Die Kunden zogen nicht mit.

Vorprogrammierter Absturz
Mercedes erodiert elektrisch durch Luxusstrategie
Deshalb läuft es unter den deutschen Autobauern für Mercedes-Benz aktuell am schlechtesten. Die Kosten steigen immens, der Absatz sinkt, die Verluste nehmen zu, die Gewinne gehen gegen Null. Zusammengefasst ist da ein Desaster für den stolzen Premium-Autobauer.

Der Grund für die Misere ist die seit 2022 von CEO Ola Källenius vorgegebene Luxusstrategie. Eine Marschrichtung, die auch intern von Beginn an für Unverständnis und Befremden sorgte. Der seit 2019 amtierende Mercedes-Chef hatte seit 2022 unter dem Credo „Marge vor Menge“ den Plan verfolgt, den Autobauer noch mehr auf Profit zu trimmen. Der biedere Stuttgarter Konzern sollte laut Källenius alle gängigen, aber die für die traditionelle Mercedes-Kundschaft erschwinglichen Modellreihen durch hochpreisige und margenträchtige Luxusmodelle ersetzen. Das geschah dann auch, Smart wurde hälftig an Kapitaleigner Geely aus China verkauft, A- und B-Klasse „gekippt“, der Rest der Palette „veredelt“.

Dieser Umbau der Modellpalette erforderte hohe Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen. Vorleistungen, die im Nachhinein nicht erwirtschaftet werden konnten.

Der Umbau zum reinen Luxusauto-Konzern ging gründlich schief. Källenius’ Luxusambitionen scheiterten am Markt. Im ersten Dreivierteljahr 2025 sank der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mercedes ist der einzige deutsche Autobauer, der dieses Jahr in allen wichtigen Märkten mit rückläufigen Absätzen kämpft.

Ola Källenius hat den Mercedes-Konzern mit luxury and electric völlig in die falsche Richtung manövriert. Jetzt wurde die strategische Reißleine gezogen. Der Autobauer will künftig wieder Premiumfahrzeuge in allen Preisklassen anbieten. Diese Pläne existieren seit Sommer, nun sollen sie umgesetzt werden. Als Krönung wird ein neues Einstiegsmodell entwickelt. Man wolle zurück zu früheren Werten, heißt es – mit traditionellem Pkw-Design und dem Slogan „Welcome Home“.

Und das alles zu einem Zeitpunkt, wo Oliver Zipse, CEO vom Erzrivalen BMW aus München, zum Manager des Jahres gekürt werden wird. Als Trost kann sich Mercedes, um beim bäuerlichen Eingangs-Sprachgebrauch zu bleiben, an den dicksten Kartoffeln erfreuen.

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Kommentare ( 113 )

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jensberndt
24 Tage her

Die aus meiner Sicht ausgereiftesten Autos (außer den Klassikern W124 und Oldtimern – ich will hier keine Diskussion über den besten W aller Zeiten vom Zaune brechen!) sind aus meiner Sicht die in den Zehnerjahren gebauten Autos, in meiner Familie 4 Stück: Kein Rost mehr wie in der Dekade zuvor, leistungsfähige Antriebsstränge mit wirtschaftlichen Verbräuchen, keine überbordende Elektronik, cooles Design und vor allem Langlebigkeit. Damit war 2019/20 Schluss – und das fällt in die Verantwortung dieses blutleeren Krämers aus Schweden. Man kann über Günter Zetsche sicher geteilter Meinung sein, aber eines muss man ihm ehrlich zubilligen: Der Mann hatte noch… Mehr

Milton Friedman
25 Tage her

„Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ – Karl M. Selbst wenn man ihn absägt, der Schaden bleibt und sehr wahrscheinlich werden Nachfolger die selben Flusen im Kopf haben. Das Problem sitzt tiefer. Alte „Blue Chips“ wie MB ziehen das Mittelmaß gerade zu magisch an, Familien-Dynastien hausen in den Wasserköpfen der Großkonzerne. Mit zunehmendem Alter dieser Firmen, gibt es Zöglinge, die schon mit 18 wussten, dass das Trainee-Programm irgendwann mindestens in einer „Executive-Ebene“ endet, obligatorisches St. Gallen Studium inklusive. Es sind Edel-Hängematten für Mittelmäßige aus Gutem Hause. Und wessen Sein derart aussieht, überrascht nicht wenn sein Bewusstsein ihm weis macht, das Volk… Mehr

Last edited 25 Tage her by Milton Friedman
puke_on_IM-ERIKA
25 Tage her

Warum man die markentreuen und E-Klase affinen Taxifahrer so dermaßen vor den Kopf gestoßen hat, ist nur mit massiver Verblödung und Kundenverachtung zu erklären.
Symptomatisch für Dummland-erst alles kurz und klein schlagen – man weiß ja immer alles besser , was Generationen vorher mühsam aufgebaut haben.
Runter kommen sie immer!

Klartexter
25 Tage her

Leider werden solche überbezahlten Versager nicht von einem Aufsichtsrat kontrolliert, der ein wenig Ahnung vom Geschäft hat. Schaut man sich die Zusammensetzung an, versteht man das Versagen desselben. Neben den obligatorischen Quotenfrauen sitzen hier keine ausgewiesenen Fachleute. Ergebnis: Kontrollverlust!

Last edited 25 Tage her by Klartexter
Donostia
25 Tage her

Ist das wie in der Politik? Zur Verantwortung wird der Schwede nicht gezogen. Warum schmeißt man solche Leute nicht hochgradig raus?

Kassandra
25 Tage her

„Das Beste oder nichts“ – das haben sie jedenfalls dem Gottlieb Daimler aus Werbezwecken vor Zeiten in den Mund gelegt: https://www.youtube.com/watch?v=oWSw-RFGf-4
Und so ein Herr Huber kommt jetzt auch noch daher und bereut die „autofreundliche Politik“ ohne die der Erfolg Deutschlands niemals möglich geworden wäre: https://www.welt.de/politik/deutschland/article691ded9b76d3bd8e531d06ef/csu-ex-vorsitzender-huber-bereut-auto-politik-und-zollt-letzte-generation-aktivisten-respekt.html
Informieren die sich alle nur über msm und örr und dort zugelassene „Experten“, vielleicht gar noch in den Kirchen und kommen dadurch zu solchen Ansichten? Unglaublich!

Or
25 Tage her

Man staunt über die Robustheit von Daimler-Benz.

Nach den närrischen Umbauversionen eines Reuters – Technologiekonzern -, danach eines Schremp – Weltkonzern -, dann der Wokenes-Kurs von diesem komischen Schnorres-Träger, und nun die Fokussierung weg vom Verbrenner, hin zum Luxus – bei einem Konzern mit einem so großen Nutzfahrzeugbereich – ist man ehrlich erstaunt, daß‘es die Firma noch gibt.

Last edited 25 Tage her by Or
Kaesebroetchen
25 Tage her
Antworten an  Or

Ja, das sagen auch viele, langjährige Mitarbeiter. Ganz erstaunlich, dass es bei so viel Inkompetenz und opportunistischem Hofschranzentum diese Firma noch gibt.

Logiker
26 Tage her

Im Osten Deutschlands stand der Russe nicht vor der Tür – der war 50 Jahre drin !

Und trotzdem haben die Ossis keine Angst vor DEM Russen.

Im Westen steht der Russe seit 80 Jahren vor der Tür und die Wessis haben eine Heidenangst vor DEM Russen.

Finde den Fehler !

Last edited 26 Tage her by Logiker
Or
25 Tage her
Antworten an  Logiker

Ich wohne im Westen und hab vor DEM Russen keine Angst.

Kassandra
25 Tage her
Antworten an  Or

Ja. Zumal wenn man mitliest, was Putin oder Lawrow wirklich erklären. Mir machen auch die Angst, die schon hier sind und Tag für Tag in den Polizeiberichten erwähnt werden müssen – wenn auch lange nicht ausreichend und der Realität entsprechend!

Wolfgang Richter
25 Tage her
Antworten an  Kassandra

Ich habe zunehmend „Angst“ vor denen, die mir nach zuletzt „Corona“, „Klima“, vormals „Waldsterben“ und „Ozonloch“ nun verkaufen wollen, daß ich vorm „Russen“ Angst zu haben habe, um zu begründen, warum es keinen Weg gibt, die zunehmende Enteignung des Bürgen und „Wehrerziehung“ seines Nachwuchses zuzulassen.

Logiker
24 Tage her
Antworten an  Wolfgang Richter

Die Frage ist, wie man „die“ möglichst schnell los wird.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
24 Tage her
Antworten an  Logiker

Jaja, die lieben Russen. Da schwelgt der Ossi in nostalgischen Erinnerungen an das wohlige Gefühl des russischen Stiefels in seinem Genick.

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/1953-06-17-protest-sed-212820

jensberndt
24 Tage her

Das war kein wohliges Gefühl, das war die Besatzungsmacht. Von Anfang an. Mit den Geschichten meiner beiden Großmütter bin ich groß geworden, auch über den Sommer 1953. Schon vergessen? Und Besatzungsmacht war es die ganze Zeit, sie wurde nur „die Freunde“ genannt – aber das war die pure Ironie. Aber im Gegensatz zu den Amerikanern haben die Russen eins nie geschafft: uns zu russifizieren. Allerdings haben wir in dieser Zeit eins gelernt: Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen der russischen Führung und den einfachen Russen. Und weil wir nie wieder diese Besatzungsmacht in unserem Land haben wollen, deswegen wollen wir… Mehr

Micci
26 Tage her

„Mercedes zieht die Reißleine …“

Ihr hättet die Reißleine ziehen sollen, als die Grünen anfingen, die Säulen unseres Wohlstandes umzutreten.

Aber dazu wart ihr damals ja zu feige.
Und es heute zu tun, wo alles erkennbar den Bach runtergeht, ist immer noch nicht mutig, sondern verzweifelt.

Und soweit ich weiß, gehört den Mutigen die Zukunft. Nicht den Verzweifelten!

Wißt ihr übrigens, wer nie feige war? Hier ein kleiner, höchst unvollständiger Beginn einer Aufzählung:

TE, AchGut, ef, JF, PI, Der kleine Akif, M. Klonovsky, Reitschuster, ALLE AfD-Engagierten …

Gerne fortsetzen und bitte gut merken: mit jenen lässt sich Deutschland wieder aufbauen.

Or
25 Tage her
Antworten an  Micci

Exakt. Ihr hättet nur ein einziges prominentes Werk, ein Stammwerk von heute auf morgen dicht machen, und die Fertigung aus der EU, nach Amerika oder China verlagern müssen.
Und der ganze „Greendeal“-Zinnober wäre von Anfang an gestoppt gewesen.

Aber so. Appeasement hat noch nie funktioniert.

Kassandra
25 Tage her
Antworten an  Or

Die sind doch lange in China – und sonstwo auf der Welt. Dass die Chinesen wie zuvor keine S-Klassen in Vollstausstattung mehr ordern liegt daran, dass sie mit einem deutschen Auto nach den Auftritten Baerbocks in China nicht ihr Gesicht verlieren wollen! Vordem hat man sie wegen des neuen Autos aus Deutschland dort bewundert! Qin Gang, chinesischer Außenminister, gab Baerbock damals in Peking den Hinweis hinsichtlich chinesischer wie deutscher weiser Männer wie Konfuzius und Laotse sowie Kant und Hegel mit auf den Weg – aber wurde der Ausschnitt aus der damaligen PK in Peking in Deutschland jemals gezeigt? https://twitter.com/CGMeifangZhang/status/1646923199844868096  … Mehr

schmittgen
26 Tage her

Man kann jetzt nur hoffen, dass die ach so schlauen und feigen CEO’s der deutschen Großindustrie, die diesem Klima-Irrsinn seit Jahren hinterher laufen wie die Kinder von Hameln, den grünen Spinnern in Berlin (um das Wort Gangster zu vermeiden) nun ordentlich den Marsch blasen.
Aber dazu haben sie vermutlich nicht die Eier, die feinen Herren. Nun denn. Dann sauft’s eben ab.
Gute Reise, Deutschland